Markus Veith
Mitglied
Vergiss es, Junge, ich sage nichts zu deinem Text.
Warum? Weil er mir nichts sagt. Er unterhält sich nicht mit mir. Ich habe keine Lust beim Lesen auf einen Sinn zu warten, der sich mir erst offenbart, wenn ich genügend Bierblumen gepflückt habe.
Schreib was du willst, aber verlange nicht von mir, es verstehen zu müssen, geschweige denn es gut zu finden. Für Lyrik gibt es sicherlich die ein oder andere Technik. Aber im Grunde kannst du machen, was du willst: Dein Erfolg ist nichts als Wohlgefallen.
Reime sind Pinguinkacke. Sie lassen Blumen blühen, damit sie von präpubertären Einhörnern zertrampelt werden. Ich brauche Struktur, keine Adjektive. Ganze Sätze. Subjekt-Prädikat-Objekt. Nenner unter Zählern. Sinn statt Senf. Achten vor dem Loch. Punkt statt Semikolon. Paff-Paff-Paff-Paff! Tut mir echt leid, mein Freund, aber ich kann Lyrik einfach nicht ausstehen. Ich denke mir zu viel dabei. Oder zu wenig. Oder gar nichts. Jedenfalls nicht das, was du dir möglicherweise dabei gedacht hast. Will ich auch gar nicht.
Ich habe keine Lust mehr, in Nordstadtkneipen herumzulungern und Metapherrästel von Möchte-gern-literarischen Rebus-Zeichnern zu lösen.
Ja, ja, ich weiß, du schreibst ja bloß, weil es dir Spaß macht. Du willst den Ruhm ohne Bestseller. Scheiße! Gleich sagst du mir noch, dass man dich zwingt intellektuell zu sein.
Hey, fang jetzt bloss nicht an, mir den Sinn deiner Lyrik zu erklären. Lyrik ist meistens Un-Sinn. Gedankenverdreherei. Stimmungsgemauschel. Wortdrechselei. Absatzgestaltung, die sich anhört, als huste der Tresenpoet seinen Hirntumor aufs Papier. Deine Lyrik eingeschlossen, und sowas lasse ich mir nicht ins Gehirn drücken. Kein Mensch redet so! Würdest du es tun, dürfte man dich bald nur sehen, wenn man sich an Besuchszeiten hält.
Okay, ein Rat zur Güte. Weißt du, deinen Zeilen fehlt einfach die gewisse Stärke. Ehrlichkeit. Immer auf die Fresse, Mann! Verbalsprügel! Es gibt nur eine Realität! Und sie kotzt Blut, merk es dir. Schreib aus dem Bauch und nicht aus dem Kopf. Und wenn deine Zeilen nach Blähungen klingen, dann soll das eben so sein.
Gut, schön, du hast nicht den Anspruch stark zu sein. Endlich jemand, der Schwäche zeigt, was? Zügellocker Einhörner schubsen, hm? Herz-Schmerz-Tintensymphonie in Reim-Moll. Vergeigen und -trompeten. Herrje! Auch wenn du den Liebesakt als ‚Verschmelzung' metaphierst: Ein Mann und einen Frau bleiben ein Mann und eine Frau. Sie ficken, Herrgott nochmal! Das Wort ist längst legitimiert. Es kommt in jedem zweiten Text vor. Verkauf mir ein Gedicht wenigstens als Minnegesang deines persönlichen Wahnsinns!
Wie du es schaffen sollst, so zu schreiben? Na, schau dich um, setz dich hin und fang an. Schreibe über den Typen, der blass, mit offenen Hosenstall und um zwei Kilo leichter von der Damentoilette kommt. Über das Mädel, dass den Eingang versperrt, weil es Gratis-Karten aussucht, statt den Stapel mitzunehmen. Denk dir aus, woher sie den Knutschfleck unterm Auge statt am Arm hat, warum der Wirt besoffen ist oder der Kaffeetrinker gähnt. Mensch, was weiß ich, denk dir aus, warum morgen Sonntag ist. Schreib um dein, aber bloss nicht von deinem Leben.
Und entscheide dich um Gottes Willen für Prosa. Ich kann Lyrik nicht ausstehen. Und wehe, ich erwische dich, wenn du das eine im anderen versteckst. Ich polier' dir die Fresse. Und darüber wirst du dann schreiben können, das schwöre ich dir.
Warum? Weil er mir nichts sagt. Er unterhält sich nicht mit mir. Ich habe keine Lust beim Lesen auf einen Sinn zu warten, der sich mir erst offenbart, wenn ich genügend Bierblumen gepflückt habe.
Schreib was du willst, aber verlange nicht von mir, es verstehen zu müssen, geschweige denn es gut zu finden. Für Lyrik gibt es sicherlich die ein oder andere Technik. Aber im Grunde kannst du machen, was du willst: Dein Erfolg ist nichts als Wohlgefallen.
Reime sind Pinguinkacke. Sie lassen Blumen blühen, damit sie von präpubertären Einhörnern zertrampelt werden. Ich brauche Struktur, keine Adjektive. Ganze Sätze. Subjekt-Prädikat-Objekt. Nenner unter Zählern. Sinn statt Senf. Achten vor dem Loch. Punkt statt Semikolon. Paff-Paff-Paff-Paff! Tut mir echt leid, mein Freund, aber ich kann Lyrik einfach nicht ausstehen. Ich denke mir zu viel dabei. Oder zu wenig. Oder gar nichts. Jedenfalls nicht das, was du dir möglicherweise dabei gedacht hast. Will ich auch gar nicht.
Ich habe keine Lust mehr, in Nordstadtkneipen herumzulungern und Metapherrästel von Möchte-gern-literarischen Rebus-Zeichnern zu lösen.
Ja, ja, ich weiß, du schreibst ja bloß, weil es dir Spaß macht. Du willst den Ruhm ohne Bestseller. Scheiße! Gleich sagst du mir noch, dass man dich zwingt intellektuell zu sein.
Hey, fang jetzt bloss nicht an, mir den Sinn deiner Lyrik zu erklären. Lyrik ist meistens Un-Sinn. Gedankenverdreherei. Stimmungsgemauschel. Wortdrechselei. Absatzgestaltung, die sich anhört, als huste der Tresenpoet seinen Hirntumor aufs Papier. Deine Lyrik eingeschlossen, und sowas lasse ich mir nicht ins Gehirn drücken. Kein Mensch redet so! Würdest du es tun, dürfte man dich bald nur sehen, wenn man sich an Besuchszeiten hält.
Okay, ein Rat zur Güte. Weißt du, deinen Zeilen fehlt einfach die gewisse Stärke. Ehrlichkeit. Immer auf die Fresse, Mann! Verbalsprügel! Es gibt nur eine Realität! Und sie kotzt Blut, merk es dir. Schreib aus dem Bauch und nicht aus dem Kopf. Und wenn deine Zeilen nach Blähungen klingen, dann soll das eben so sein.
Gut, schön, du hast nicht den Anspruch stark zu sein. Endlich jemand, der Schwäche zeigt, was? Zügellocker Einhörner schubsen, hm? Herz-Schmerz-Tintensymphonie in Reim-Moll. Vergeigen und -trompeten. Herrje! Auch wenn du den Liebesakt als ‚Verschmelzung' metaphierst: Ein Mann und einen Frau bleiben ein Mann und eine Frau. Sie ficken, Herrgott nochmal! Das Wort ist längst legitimiert. Es kommt in jedem zweiten Text vor. Verkauf mir ein Gedicht wenigstens als Minnegesang deines persönlichen Wahnsinns!
Wie du es schaffen sollst, so zu schreiben? Na, schau dich um, setz dich hin und fang an. Schreibe über den Typen, der blass, mit offenen Hosenstall und um zwei Kilo leichter von der Damentoilette kommt. Über das Mädel, dass den Eingang versperrt, weil es Gratis-Karten aussucht, statt den Stapel mitzunehmen. Denk dir aus, woher sie den Knutschfleck unterm Auge statt am Arm hat, warum der Wirt besoffen ist oder der Kaffeetrinker gähnt. Mensch, was weiß ich, denk dir aus, warum morgen Sonntag ist. Schreib um dein, aber bloss nicht von deinem Leben.
Und entscheide dich um Gottes Willen für Prosa. Ich kann Lyrik nicht ausstehen. Und wehe, ich erwische dich, wenn du das eine im anderen versteckst. Ich polier' dir die Fresse. Und darüber wirst du dann schreiben können, das schwöre ich dir.