Jonny*, vergib mir...

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Anonym

Gast
Ich wollte es nicht, Jonny*! Ich wollte dir nie Schaden zufügen, und doch habe ich dir geschadet. Auf eine andere Art. Ich konnte dich nicht hassen, nie, also liebte ich dich eben. Ich wollte nie, dass du es siehst, damit ich dir nicht doch irgendwann damit Schaden zufüge.
(Motto: Was geht es dich an, dass ich dich liebe?)
Ich habe es immer geleugnet, auf einer Art. Ich war eine miserable Lügnerin, aber du hast es mir angesehen. Und das ist das, was mir zu schaffen macht! Hättest du es nie gesehen, wäre alles anders gekommen!
Vielleicht sagst du ja jetzt auch, dass du es in dir fühlen konntest, aber auch das macht mir zu schaffen! Hätte ich dich Hassen sollen? Und wie hätte ich es dir demonstrieren können, wenn meine Augen dich anstrahlten?
Ich hätte mir meine Augen aus dem Leib reißen sollen, damit du die Wahrheit meiner Gefühle darin nicht erblicken konntest...
Ich hätte mir meine Zunge abschneiden sollen, damit du nicht an den feinen Nuancen meiner Stimmlage meine Gefühle heraus hören konntest...
Ich hätte mein Gesicht hinter einer eisernen Maske verstecken sollen, damit mein Lächeln mich nicht verraten konnte...
Ich hätte mein Leben verschenken sollen, damit meine Liebe nicht dein Begehren steigerte...

Was soll ich sagen? Da war es zu spät?
Jonny*, das Verrückte an der ganzen Geschichte ist, dass ich jetzt nicht einmal aufhören kann, dich zu lieben, demnach müsste ich dir sagen, dass es noch zu früh für uns beide war. Aber frage mich nicht, warum ich dich noch liebe. Vielleicht, weil wir so vieles gemeinsam durchlebt haben, oder weil ich fühle, dass du mich auch noch liebst. Ich kann dir sagen: in der Hinsicht warst auch du ein miserabler Lügner. Aber Schwamm drüber; ich verzeihe dir alles! Auch, dass du vor fünf Jahren dein Leben verschenkt hast, um nicht mit deinem Begehren diese ewige Liebe zu zerstören...
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Klingt nach einer recht kruden Geschichte verwirrender Gefühle, vielleicht hab ich den Text deshalb mit Interesse gelesen. Ich habe (angelehnt an eigene Erfahrungen) eine gewisse Vorstellung davon, was du (bzw. die ICH des Textes) fühlst / fühltest – aber nicht, weil dies dem Text entnehmbar wäre. Zu viel Kopf. Was womöglich mit dem anscheinend vorhandenen zeitlichen Abstand zu tun hat. Es klingt, als sei in dem Moment, als dieser Text geschrieben wurde, all das, was im Text steht, schon lange nicht mehr gewesen. So bleibt von der "kruden Geschichte verwirrender Gefühle" nur die "krude Geschichte" übrig. Schade.
 

Anonym

Gast
Hallo Jon,

es tut mir leid, wenn ich eventuell Kritik an deiner Kritik übe. Ich muss dir Recht geben, dass es in der Geschichte einen zeitlichen Break gibt.
Aber auch noch so "krude" Geschichten können eine Botschaft überbringen, können eine Prämisse haben. Solche Geschichten lesen sich vielleicht etwas schwerer als `Lala-Geschichten´, haben aber den Vorteil, besser im Gedächtnis zu bleiben.
In den Zeilen ist mehr auszumachen, als dieser zeitliche Break, denn die Schuldgefühle des `ichs´ der "kruden" Geschichte sind nicht bis zum Ende zu lesen. Dieses `ich´ in der Geschichte wird sozusagen während ihres Denkvorganges von ihren Schuldgefühlen befreit. (Weil sie fühlt, dass Jonny* sie liebt.)
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Hallo A.

(abgesehen davon, das "Botschaft" nicht identisch mit "Prämisse" ist, und wenn dieses "Lehrbuch" das millionenmal wiederholt, also abgesehn davon, weil das nichts mit dem Text hier zu tun hat: ) natürlich können krude Geschichten Botschaften haben. Kann auch sein, dass du diese in die Zeilen hineingeschrieben zu haben glaubst. Herauslesen ("ausmachen" wie du sagst) konnte ich sie nicht. Sicher auch deshalb, weil ich einfach nicht durchschaut habe, was genau denn da eigentlich passiert ist. Ich sehe zwar, dass da Schuldgefühle sind, weiß aber nicht, wieso. Und (ich glaube) nicht nur ich bin so gestrickt dass ich erst über das "Dahinter" nachdenken kann, wenn ich eine ungefähre Vorstellung von dem habe, "WOhinter" es ist. Oder anders: Man kann nur hinter eine Oberfläche gucken, wenn man (ungefähr) weiß, wo die Oberfläche ist.
Ich nahm – und da schlägt das Nicht-Vorhanden-Sein der Geschichte besonders hart zu – außerdem an, dass "sie" die ganze Zeit wusste, dass Jonny sie liebte, denn es klingt so. Kein Wunder, dass deine "Botschaft" (die eigentlich keine "Botschaft" ist sondern schlicht und ergreifend nur "Inhalt", aber auch da mag das besagte "Lehrbuch" etwas sehr großzügig gewesen sein, Herr {sorry, hab den Namen vergessen} hat es offenbar nicht so mit der Semantik und definiert sich die Worte gern mal nach Bedarf zurecht) nicht (bei mir) ankommt.

Hier also die geänderte Kritik:
Wenn das der Inhalt ist – dass sie es nicht wusste, es sich jetzt erst zusammenreimt (ein hoooochinteressantes menschliches Phänomen!) –, dann ist der "abgekühlte Zustand" in Sachen Emotion sogar genau passend. Dann müsstest du nicht die Emotionalität ändern sondern nur dieses "im Nachhinein" klar erkennbar machen. Was – nur mal so angemerkt – viel einfacher ist.



PS: Sorry, dass ich bei "Prämisse = Botschaft" mal querschlage – ich geh jedesmal aus dem Stand an die Decke, wenn ich das höre/lese! Nimm es nicht als Kritik an dir oder dem Text. Ich habe anhand einiger Passagen aus diesem "Lehrbuch" und angesichst dessen, was für verheerende Folgen dieser Schw…n auf weniger talentierte und gutgläubige Schreibwillige hat, dieses Buch hassen gelernt. Dabei habe ich es noch nicht mal in der Hand gehabt. Und  – steinigt mich, sachlich gesehen habt ihr Recht – ich werde es auch nicht freiwillig in die Hand nehmen. SO stabil ist mein Blutdruck dann doch nicht …
 



 
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