Jungenträume

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MarenS

Mitglied
Jungenträume

Wir waren Indianerherzen, wild,
hart gegen uns selbst und gerecht.
Häuptlingsschmuck aus Raben- und Taubenfedern
trugen wir stolz, wie die Bögen aus Haselnussstecken.

Sehen und nicht gesehen werden hieß die Devise
und so robbten wir durch die hohen Gräser
des Ackerrandes, vorbei an Nachbars Garten.

Die Pfeile nie gerade und doch trafen sie ihr Ziel,
die Knie zerschunden wie die Hände, das Gesicht
meisterlich beherrscht, das Herz klopfend,
so erforschten wir die Wildnis.

Verdammt, warum bekam ich dann Brüste?


23.März 2009
MarenS
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Maren!

Das Gedicht hat sicherlich keinen hohen literarischen Anspruch, aber das war wahrscheinlich auch gar nicht deine Intention.
Sprachlich finde ich es in Ordnung, es ist dem Thema angepasst.
Es löst auf jeden Fall eine angenehme Art von Wehmut aus und darum finde ich es gut.
Dein lyr.ich sollte sich wegen den Brüsten keine Gedanken machen, sondern froh sein, dass es dabei war, denn üblicherweise dürfen Mädchen hier nicht mitspielen.

Danke für die schöne Jugenderinnerung!

Liebe Grüße
Manfred
 
B

bluefin

Gast
wer dichtet, um "hohen literarischen anprüchen" zu genügen, hat schon verloren.

diese paar zeilen hier sind nicht "angepasst", sondern sie kommen aus einer Mitte heraus, die man entweder hat oder nicht. nach ihr suchen darf man erst gar nicht.

wer mit krummen pfeilen nichts trifft, schießt mit gerade gehobelten erst recht am ziel vorbei. indianer wissen das, die meisten bleichgesichter nicht - die halten sogar wehlaut für lustig.

ich glaub nicht, dass man froh sein kann, (immer noch) selbstzweifel haben zu müssen. aber vielleicht sieht man das nur unter wasser so.

ganz großes kleines kino, @maren.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

MarenS

Mitglied
Vielen Dank fürs Lesen und Antworten, Franke. Es handelt sich hier, wie du schon schriebst, um einen Rückblick, eine Art Zeitfenster.
Das lyr. ich war allerdings nicht nur geduldet sondern einer der Häuptlinge der Bande! Das erliest sich, dachte ich.

Schön, dass ich bei dir mit meinen Zeilen Erinnerungen wecken konnte.

Grüße von Maren
 
Liebe Maren,
tragikomisch deine Zeilen! Mir gefallen sie dennoch oder gerade deswegen. Allerdings könntest du, wenn du möchtest, aus der Prosa sicherlich durch Kürzung noch ein wenig mehr literarische lyrische Qualität herausholen.
Herzliche Grüße
Karl
 

revilo

Mitglied
Hallo Maren,
ein wunderschönes Gedicht mit einem erstaunlichen Ende.Klare, einfache und direkte Sprache.Gerne gelesen von revilo
 
B

Beba

Gast
Den positiven Reaktionen schließe ich mich gern an. Gefällt mir gut, und der Stil ist in meinen Augen dem Inhalt absolut angemessen. Sehr schön auch das Ende, witzig und doch melancholisch.

Ciao,
Bernd
 

MarenS

Mitglied
Für Karl:

Danke für deine Worte! Ja, man könnte sicher noch durch Kürzung mehr herausholen, ich fürchte nur ich mag nicht (oder zumindest nicht sehr). Es ist die Erinnerung an eine Zeit, die aufstieg und in die Tasten purzelte und im Moment möchte ich sie nur festhalten. Doch wer weiß, vielleicht ändere ich meine Meinung bald, das ist gut möglich. Deshalb schon jetzt ein liebes "Danke" für den Denkanstoß.
Tragikomisch? Ja! Bitte stelle dir bildlich einen stolzen Indianerhäuptling vor, der seine Männer durchs Unterholz führt und dann plötzlich feststellt, dass auf seiner blanken, stolzen Brust Erhebungen wachsen! Gräßlich!

Liebe Grüße von Maren

P.S.: Ich muss heute noch über mein eigenes entsetztes Gesicht lachen und empfinde gleichzeitig leise Wehmut.
 

MarenS

Mitglied
Für revilo und Bernd:

Danke euch beiden für eure Worte! Es freut mich, dass meine Zeilen gefielen.
Es ist so oder so nicht leicht aus den Kinderschuhen zu wachsen, wenn man dabei auch noch in ein anderes Geschlecht geschubst wird als man es zu DEM Zeitpunkt möchte, ist das einfach fies. Aber die Natur lässt sich nun einmal nicht bestechen. (...und das empfand ich schon wenige Jahre später als sehr gut so!)
 
H

Heidrun D.

Gast
Inhaltlich gefällt mir das Gedicht gut.

Leider "verdirbst" du es m. E. mit der Schlusszeile.

Hier fehlt ein voller Vokal, beispielsweise:

Die Pfeile nie gerade und doch trafen sie ihr Ziel,
die Knie zerschunden wie die Hände, das Gesicht
meisterlich beherrscht, das Herz klopfend,
so erforschten wir die Wildnis.

Verdammt, warum bekam ich [strike]dann[/strike] Busen?

Liebe Grüße
Heidrun
 
B

bluefin

Gast
hallo maren,

es heißt der busen, aber die brüste. "ich bekomme busen" ist grammatikalisch genauso falsch wie "ich bekomme bauch" oder "ich bekomme beule". ohne artikel geht's nur im plural.

übrigens: der "busen" meint nicht "die brüste", sondern das tal dazwischen.

"dann", weil das mädchen nicht während des indianerspiels zur frau wurde, wie du uns erzählst, sondern "danach" (ich hab dieses zeitenfolgliche "dann" zuvor wohl überinterpretiert im sinne von "denn dann").

lg

bluefin
 

MarenS

Mitglied
Für Heidrun:

Auch dir meinen Dank für das Lesen und Kommentieren.
Ich möchte nicht Busen schreiben, nein, es waren Brüste, die da wuchsen.
Die Anmahnung eines vollen Vokals verstehe ich nicht. Magst du es mir erklären?

Grüße von Maren
 
H

Heidrun D.

Gast
Deinem Text mangelt es, nach meinem Sprachgefühl, an einer stimmmigen Satzmelodie. Ein dunkler (voller Vokal) zum Ende hin hätte die Sache aber "retten" können.

Und was ein Busen ist, würde ich einfach einmal nachgoogeln, wenn du es als Frau nicht selber weißt *lächel.

Dir liebe Grüße
Heidrun
 
I

Ivor Joseph

Gast
Hallo Maren,
ein schönes Gedicht, gefällt mir sehr gut.
Den Schrecken oder sogar Melancholie kann ich allerdings nicht vollständig nachempfinden, denn irgendwie mischt sich das bei mir Optimismus ein. Na ja , falsche Zielgruppe eben...

Liebe Tschüsse, Ivor
 

MarenS

Mitglied
Für Heidrun:

Ich schrieb nicht, dass ich nicht wüsste, was ein Busen sei. Danke für die Erklärung des dunklen Vokals.

Grüße von Maren
 

MarenS

Mitglied
Für Ivor:

Danke für deine freundlichen Worte. Der Schrecken bestand darin, dass man mit Brüsten nicht mehr mit nacktem Oberkörper als Indianerhäuptling durch Gras robben kann.

Grüße von Maren
 
Liebe Maren,
da habe ich dir wohl doch recht vorschnell empfohlen, dein Gedicht ein wenig zu straffen, sprich zu verdichten.
Es war gar nicht so einfach. Hier mein Vorschlag, der sicherlich noch verbesserungswürdig ist.

Indianerherzen, wild, gerecht,
hart gegen uns selbst,
Häuptlingsschmuck aus Raben- und Taubenfedern,
und Bögen aus Haselnussstecken.
Die krummen Pfeile trafen dennoch ihr Ziel.

Sehen und nicht gesehen werden
durch hohes Gras vorbei an Nachbars Garten,
Knie und Hände zerschunden, Herzklopfen
das Gesicht meisterlich beherrscht.
So eroberten wir die Wildnis.

Verdammt!
Dann bekam ich Brüste.
 

MarenS

Mitglied
Lieber Karl,

vielen Dank für deine Mühe und deinen interessanten Vorschlag. Ich habe noch ein bisschen daran herum gewurstelt. Was hältst du davon?

Jungenträume

Indianerherzen, wild, gerecht,
hart gegen uns selbst. Stolzer
Häuptlingsschmuck aus erbeuteten Federn,
die Bögen aus Haselnussstecken.
Krumme Pfeile fanden dennoch ihr Ziel.

Sehen und nicht gesehen werden,
durch hohes Gras vorbei an Nachbars Garten,
Knie und Hände zerschunden wie das
Gesicht, meisterlich beherrscht.
Herzklopfen. So eroberten wir die Wildnis.

Verdammt!
Warum bekam ich dann Brüste?

MarenS
 

MarenS

Mitglied
Jungenträume (überarbeitete Version)

Indianerherzen, wild, gerecht,
hart gegen uns selbst. Stolzer
Häuptlingsschmuck aus erbeuteten Federn,
die Bögen aus Haselnussstecken.
Krumme Pfeile fanden dennoch ihr Ziel.

Sehen und nicht gesehen werden,
durch hohes Gras vorbei an Nachbars Garten,
Knie und Hände zerschunden wie das
Gesicht, meisterlich beherrscht.
Herzklopfen. So eroberten wir die Wildnis.

Verdammt!
Warum bekam ich dann Brüste?


13. April 2009
MarenS



Jungenträume

Wir waren Indianerherzen, wild,
hart gegen uns selbst und gerecht.
Häuptlingsschmuck aus Raben- und Taubenfedern
trugen wir stolz, wie die Bögen aus Haselnussstecken.

Sehen und nicht gesehen werden hieß die Devise
und so robbten wir durch die hohen Gräser
des Ackerrandes, vorbei an Nachbars Garten.

Die Pfeile nie gerade und doch trafen sie ihr Ziel,
die Knie zerschunden wie die Hände, das Gesicht
meisterlich beherrscht, das Herz klopfend,
so erforschten wir die Wildnis.

Verdammt, warum bekam ich dann Brüste?


23.März 2009
MarenS
 



 
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