Kein döner Land

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Kein döner Land

Rolf ist richtig sauer. Jetzt sitzt er in diesem kleinen Hotel in diesem kleinen Ort und hat einen großen Hunger. Wäre ich doch noch die 30 Kilometer weiter gefahren bis zur nächsten Stadt, denkt Rolf. Aber Rolf ist den ganzen Tag Auto gefahren und richtig müde. Also hat er sich hier einquartiert.

Hunger. Im Hotelrestaurant, soweit Rolf dieses als solches bezeichnen wollte, ist die Küche bereits geschlossen. Als er das Lokal betritt, schaut ihn ein Mann hinter der Theke misanthrop an. Vor dem Tresen sitzen zwei Männer beim Bier. Einer der beiden artikuliert sich gerade laut.

Die Küche ist geschlossen, gottseidank. Das Lokal ist nichts für Rolf. Also versucht er sein Glück außerhalb des Hotels.

Links oder rechts gehen, das ist die Frage. Nach links, dort sind ein paar Schaufenster erleuchtet. Und da, ein Reklameschild. Imbiss. Na gut.

Der Imbiss hat noch geöffnet. Die Tür ziert ein schräg stehender, geriffelter Griff, so wie er in den 50er Jahren modern war. Wenn der Imbiss sich so lange gehalten hat, dann muss er gut sein, denkt Rolf.

Innen ist die Beleuchtung eher neon. Zwei Standtische und einige hölzernen Barhocker bieten dem Besucher ein unauffälliges, klosterähnliches Mobiliar an. Konzentration auf das Wesentliche ist hier das Gebot.

Eine rubens Thekenbedienung schaut ihn an. Kein Gruß, kein Kuss, ich gehe schon, das ist ihre Botschaft. Oder spricht aus ihren Augen noch etwas Anderes, Schelmisches, Lebenskluges? Rolf nimmt die Herausforderung einer möglichen neuen Lebenserfahrung offen an.

Guten Abend, ich nehme eine Currywurst mit Pommes.

Mit Mayo?

Mit Mayo? Mit Subjekt, Mayo Prädikat, Fragezeichen Objekt. Eine grammatologische Meisterleistung.

Rolf beschließt, der Bedienung einen Namen zu geben, um das Namenlose zu umreißen. Das Phantom der Pommes Bude. Nicht soo witzig, aber ein Name.

Rolf entscheidet sich für Pommes pur. Mayonnaise verdaut so schlecht, und es ist spät. Pommes verdauen auch nicht schnell, aber Rolf will es nicht übertreiben. Pommes ist erlaubt gegen den Hunger, Mayonnaise ist des Guten zuviel.So ist die Devise.

Rolf nimmt Platz auf einem der Barhocker. Am unteren Ende der Holzbeine ist ein umlaufender Metallring angebracht, auf dem die Gäste komfortabel die Füße abstellen können. Rolf hakt seine Absätze dort ein. Ah, das entspannt Fuß und Bein.

Sein Blick schweift umher. Ein Plakat mit Urlaubsmotiv verbreitet einen Hauch von Süden. Vernünftig gemacht, denkt Rolf. Sonne, Meer und Strand heben die Stimmung der Gäste. So etwas wird unterbewusst aufgenommen, positiv gespeichert, und beeinflusst die Entscheidung für einen weiteren Besuch.

Rolf, der Checker, ist nämlich Fachmann fürs Verkaufen. Er kennt sich aus mit Verkaufssignalen an das unterbewusste Käuferverhalten. OK, gecheckt.

Es üst angerichtet. Sugarsugar Baby bringt Curry mit Pommes. Hmm, lecker. Rolf isst das gerne, manchmal. Nicht zu oft, aber etwa alle 8-10 Tage. Rolf kommt nämlich aus dem Ruhrgebiet. Dort ist die Currywurst eine endemische Speise. Und das Ruhrgebiet, und somit seine Jugend, hat Rolf in angenehmer Erinnerung. Schön war die Zeit.

Jetzt steht die Wahrheit vor ihm. Die Lady begleitet den Service mit einer unerwarteten Wunschformel: Guten Appetit. Aber hallo - was ist das dann? Birgt dieses Wesen bisher unentdeckte Geheimnisse der Kommunikation? Das kann ja noch heiter werden.

Zurück zum Gericht. Die Pommes sind gelbbraun. Comme il faut. Und jetzt kommt die Hauptsache. Breit, krumig, mächtig geschnitten. Ein Abend zum Jubeln.

Pommes in den Hamburgerläden sind nämlich meistens dünn. Deshalb geht Rolf auch dort nicht hin. Pommes in normalo Läden sind mittelstark geschnitten. Das geht so, aber sie bereiten kein Fest des Lukullus. Und nun das hier! Breit geschnittene Pommes ala Hollandaise! Die bekommt Rolf sonst nur in Kattwijk, oder in Venlo. Ausnahmsweise noch in Bottrop, aber das ist alles weit weg von wo er gerade wohnt.

Bevor Rolf der in mittelgroße Scheiben geschnittenen Wurst weitere Aufmerksamkeit schenkt, widmet sich sein Meer von Quanten den Pommes. Erstmal pusten, das ist oberstes Gesetz. Pust, pust, pust. Es ist natürlich noch zu früh, um hinein zu beißen. Aber Rolf ist ungeduldig. Also nimmt er ein gut geratenes Kartoffelstück auf die Gabel, pustet noch einmal, und probiert. Parfetto. Besser kannst du Pommes nicht machen. Rolf wirft einen dankbaren Blick zu Madame Pommpadour.

Rolf ist immer dankbar. Dankbar zu sein ist seine Überzeugung. Bedanke dich bei der Welt, und die Welt meint es gut mit dir. Auch im Kleinen, beim Pommes Essen.

Also, bedankt! Pommes, klasse. Jetzt ein Blick auf die Currywurst. Die Scheiben sind ok geschnitten, vielleicht etwas zu breit.

Die Currypulverschicht ist angemessen dicht aufgestäubt. Gut, man spart nicht am Gewürz. Das Gewürz ist auch nicht zu dick aufgetragen. Also nicht achtlos darüber gekippt, als ob der Gewürzkipper beim Schüttvorgang mit seinen Gedanken bei wasweißgott für einem Thema gewesen wäre, nur nicht beim Gast und seinem Bedürfnis nach einer ausgewogenen Gewürz Zutat.

Wie schmeckt die Wurst? Ach, etwas zu weich. Gatschert. Schade. Rolf pflegt in solchen Fällen einer zu weichen Wurst, diese gehörig in der Currysoße zu wenden. Dadurch nimmt Rolf der Weichwurst den ihm unangenehmen Geschmack des zu weichen, zerkleinerten Fleisches.

In der Regel handelt es sich wohl um Schweinefleisch. Rolf vermeidet ohnehin, beim Currywurst Essen an die Verwendung der unaussprechlichen Körperteile des Schweines zu denken. Wie heißt es: Was nicht zum Fleisch taugt, wird verwurstet. Na und, was taugt nicht zum Fleisch? Diese Frage vermeidet Rolf bewusst.

Zurück zum Mahl. Rolf hat die weichen Currywurststücke umsichtig eingetauscht, sodass diese ihm genießbar werden. Die Pommes verzehrt Rolf wie ein Literat ein Gedicht genießt. Wunderbar, schmackhaft. Pommeslein, du schmeckst so fein. Für den späten Abend hat Rolf noch einen guten Schuss Humor im Blut.

So, das war gut. Rolf zahlt. Zufrieden verlässt er den Imbiss. Rechts erkennt er nun noch einen Dönerladen. Dieser ist aber bereits geschlossen.

Mann, da habe ich heute doch noch Glück gehabt. Still dankt Rolf dem Himmel.
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
I'm amused ...

..., hätte aber gar nicht gedacht, dass man den banalen Vorgang "Verzehr einer Currywurst" in Form einer Kurzgeschichte so plastisch der Nachwelt hinterlassen kann.

Aber ich lerne dazu, und nach doppeltem Lesen kann ich Dir ein dickes Lob ausstellen. Noch ein paar kleine "Holpersteine", die aber in den besten Schreiberfamilien vokommen. Alles in allem aber eine gut nachvollziehbare und scharf beobachtete Aufnahme der realen Wurstverzehrwelt mit teilweise recht witzigen Passagen, Ideen und Wortspielen.

Hunger habe ich jetzt übrigens auch bekommen!

Gruß Ironbiber
 
Kein döner Land

Rolf ist richtig sauer. Jetzt sitzt er in diesem kleinen Hotel in diesem kleinen Ort und hat einen großen Hunger. Wäre ich doch noch die 30 Kilometer weiter gefahren bis zur nächsten Stadt, denkt Rolf. Aber Rolf ist den ganzen Tag Auto gefahren und richtig müde. Also hat er sich hier einquartiert.

Hunger. Im Hotelrestaurant, soweit Rolf dieses als solches bezeichnen wollte, ist die Küche bereits geschlossen. Als er das Lokal betritt, schaut ihn ein Mann hinter der Theke misanthrop an. Vor dem Tresen sitzen zwei Männer beim Bier. Einer der beiden artikuliert sich gerade laut.

Die Küche ist geschlossen, gottseidank. Das Lokal ist nichts für Rolf. Also versucht er sein Glück außerhalb des Hotels.

Links oder rechts gehen, das ist die Frage. Nach links, dort sind ein paar Schaufenster erleuchtet. Und da, ein Reklameschild. Imbiss. Na gut.

Der Imbiss hat noch geöffnet. Die Tür ziert ein schräg stehender, geriffelter Griff, so wie er in den 50er Jahren modern war. Wenn der Imbiss sich so lange gehalten hat, dann muss er gut sein, denkt Rolf.

Innen ist die Beleuchtung eher neon. Zwei Standtische und einige hölzernen Barhocker bieten dem Besucher ein unauffälliges, klosterähnliches Mobiliar an. Konzentration auf das Wesentliche ist hier das Gebot.

Eine rubens Thekenbedienung schaut ihn an. Kein Gruß, kein Kuss, ich gehe schon, das ist ihre Botschaft. Oder spricht aus ihren Augen noch etwas Anderes, Schelmisches, Lebenskluges? Rolf nimmt die Herausforderung einer möglichen neuen Lebenserfahrung offen an.

Guten Abend, ich nehme eine Currywurst mit Pommes.

Mit Mayo?

Mit Mayo? Mit Subjekt, Mayo Prädikat, Fragezeichen Objekt. Eine grammatologische Meisterleistung.

Rolf beschließt, der Bedienung einen Namen zu geben, um das Namenlose zu umreißen. Das Phantom der Pommes Bude. Nicht soo witzig, aber ein Name.

Rolf entscheidet sich für Pommes pur. Mayonnaise verdaut so schlecht, und es ist spät. Pommes verdauen auch nicht schnell, aber Rolf will es nicht übertreiben. Pommes ist erlaubt gegen den Hunger, Mayonnaise ist des Guten zuviel.So ist die Devise.

Rolf nimmt Platz auf einem der Barhocker. Am unteren Ende der Holzbeine ist ein umlaufender Metallring angebracht, auf dem die Gäste komfortabel die Füße abstellen können. Rolf hakt seine Absätze dort ein. Ah, das entspannt Fuß und Bein.

Sein Blick schweift umher. Ein Plakat mit Urlaubsmotiv verbreitet einen Hauch von Süden. Vernünftig gemacht, denkt Rolf. Sonne, Meer und Strand heben die Stimmung der Gäste. So etwas wird unterbewusst aufgenommen, positiv gespeichert, und beeinflusst die Entscheidung für einen weiteren Besuch.

Rolf, der Checker, ist nämlich Fachmann fürs Verkaufen. Er kennt sich aus mit Verkaufssignalen an das unterbewusste Käuferverhalten. OK, gecheckt.

Es üst angerichtet. Sugarsugar Baby bringt Curry mit Pommes. Hmm, lecker. Rolf isst das gerne, manchmal. Nicht zu oft, aber etwa alle 8-10 Tage. Rolf kommt nämlich aus dem Ruhrgebiet. Dort ist die Currywurst eine endemische Speise. Und das Ruhrgebiet, und somit seine Jugend, hat Rolf in angenehmer Erinnerung. Schön war die Zeit.

Jetzt steht die Wahrheit vor ihm. Die Lady begleitet den Service mit einer unerwarteten Wunschformel: Guten Appetit. Aber hallo - was ist das dann? Birgt dieses Wesen bisher unentdeckte Geheimnisse der Kommunikation? Das kann ja noch heiter werden.

Zurück zum Gericht. Die Pommes sind gelbbraun. Comme il faut. Und jetzt kommt die Hauptsache. Breit, krumig, mächtig geschnitten. Ein Abend zum Jubeln.

Pommes in den Hamburgerläden sind nämlich meistens dünn. Deshalb geht Rolf auch dort nicht hin. Pommes in normalo Läden sind mittelstark geschnitten. Das geht so, aber sie bereiten kein Fest des Lukullus. Und nun das hier! Breit geschnittene Pommes ala Hollandaise! Die bekommt Rolf sonst nur in Kattwijk, oder in Venlo. Ausnahmsweise noch in Bottrop, aber das ist alles weit weg von wo er gerade wohnt.

Bevor Rolf der in mittelgroße Scheiben geschnittenen Wurst weitere Aufmerksamkeit schenkt, widmet sich sein Meer von Quanten den Pommes. Erstmal pusten, das ist oberstes Gesetz. Pust, pust, pust. Es ist natürlich noch zu früh, um hinein zu beißen. Aber Rolf ist ungeduldig. Also nimmt er ein gut geratenes Kartoffelstück auf die Gabel, pustet noch einmal, und probiert. Parfetto. Besser kannst du Pommes nicht machen. Rolf wirft einen dankbaren Blick zu Madame Pommpadour.

Rolf ist immer dankbar. Dankbar zu sein ist seine Überzeugung. Bedanke dich bei der Welt, und die Welt meint es gut mit dir. Auch im Kleinen, beim Pommes Essen.

Also, bedankt! Pommes, klasse. Jetzt ein Blick auf die Currywurst. Die Scheiben sind ok geschnitten, vielleicht etwas zu breit.

Die Currypulverschicht ist angemessen dicht aufgestäubt. Gut, man spart nicht am Gewürz. Das Gewürz ist auch nicht zu dick aufgetragen. Also nicht achtlos darüber gekippt, als ob der Gewürzkipper beim Schüttvorgang mit seinen Gedanken bei wasweißgott für einem Thema gewesen wäre, nur nicht beim Gast und seinem Bedürfnis nach einer ausgewogenen Gewürz Zutat.

Wie schmeckt die Wurst? Ach, etwas zu weich. Gatschert. Schade. Rolf pflegt in solchen Fällen einer zu weichen Wurst, diese gehörig in der Currysoße zu wenden. Dadurch nimmt Rolf der Weichwurst den ihm unangenehmen Geschmack des zu weichen, zerkleinerten Fleisches.

In der Regel handelt es sich wohl um Schweinefleisch. Rolf vermeidet ohnehin, beim Currywurst Essen an die Verwendung der unaussprechlichen Körperteile des Schweines zu denken. Wie heißt es: Was nicht zum Fleisch taugt, wird verwurstet. Na und, was taugt nicht zum Fleisch? Diese Frage vermeidet Rolf bewusst.

Zurück zum Mahl. Rolf hat die weichen Currywurststücke umsichtig eingetaucht, sodass diese ihm genießbar werden. Die Pommes verzehrt Rolf wie ein Literat ein Gedicht genießt. Wunderbar, schmackhaft. Pommeslein, du schmeckst so fein. Für den späten Abend hat Rolf noch einen guten Schuss Humor im Blut.

So, das war gut. Rolf zahlt. Zufrieden verlässt er den Imbiss. Rechts erkennt er nun noch einen Dönerladen. Dieser ist aber bereits geschlossen.

Mann, da habe ich heute doch noch Glück gehabt. Still dankt Rolf dem Himmel.
 
Kein döner Land

Rolf ist richtig sauer. Jetzt sitzt er in diesem kleinen Hotel in diesem kleinen Ort und hat einen großen Hunger. Wäre ich doch noch die 30 Kilometer weiter gefahren bis zur nächsten Stadt, denkt Rolf. Aber Rolf ist den ganzen Tag Auto gefahren und richtig müde. Also hat er sich hier einquartiert.

Hunger. Im Hotelrestaurant, soweit Rolf dieses als solches bezeichnen wollte, ist die Küche bereits geschlossen. Als er das Lokal betritt, schaut ihn ein Mann hinter der Theke misanthrop an. Vor dem Tresen sitzen zwei Männer beim Bier. Einer der beiden artikuliert sich gerade laut.

Die Küche ist geschlossen, gottseidank. Das Lokal ist nichts für Rolf. Also versucht er sein Glück außerhalb des Hotels.

Links oder rechts gehen, das ist die Frage. Nach links, dort sind ein paar Schaufenster erleuchtet. Und da, ein Reklameschild. Imbiss. Na gut.

Der Imbiss hat noch geöffnet. Die Tür ziert ein schräg stehender, geriffelter Griff, so wie er in den 50er Jahren modern war. Wenn der Imbiss sich so lange gehalten hat, dann muss er gut sein, denkt Rolf.

Innen ist die Beleuchtung eher neon. Zwei Standtische und einige hölzernen Barhocker bieten dem Besucher ein unauffälliges, klosterähnliches Mobiliar an. Konzentration auf das Wesentliche ist hier das Gebot.

Eine rubens Thekenbedienung schaut ihn an. Kein Gruß, kein Kuss, ich gehe schon, das ist ihre Botschaft. Oder spricht aus ihren Augen noch etwas Anderes, Schelmisches, Lebenskluges? Rolf nimmt die Herausforderung einer möglichen neuen Lebenserfahrung offen an.

Guten Abend, ich nehme eine Currywurst mit Pommes.

Mit Mayo?

Mit Mayo? Mit Subjekt, Mayo Prädikat, Fragezeichen Objekt. Eine grammatologische Meisterleistung.

Rolf beschließt, der Bedienung einen Namen zu geben, um das Namenlose zu umreißen. Das Phantom der Pommes Bude. Nicht soo witzig, aber ein Name.

Rolf entscheidet sich für Pommes pur. Mayonnaise verdaut so schlecht, und es ist spät. Pommes verdauen auch nicht schnell, aber Rolf will es nicht übertreiben. Pommes ist erlaubt gegen den Hunger, Mayonnaise ist des Guten zuviel.So ist die Devise.

Rolf nimmt Platz auf einem der Barhocker. Am unteren Ende der Holzbeine ist ein umlaufender Metallring angebracht, auf dem die Gäste komfortabel die Füße abstellen können. Rolf hakt seine Absätze dort ein. Ah, das entspannt Fuß und Bein.

Sein Blick schweift umher. Ein Plakat mit Urlaubsmotiv verbreitet einen Hauch von Süden. Vernünftig gemacht, denkt Rolf. Sonne, Meer und Strand heben die Stimmung der Gäste. So etwas wird unterbewusst aufgenommen, positiv gespeichert, und beeinflusst die Entscheidung für einen weiteren Besuch.

Rolf, der Checker, ist nämlich Fachmann fürs Verkaufen. Er kennt sich aus mit Verkaufssignalen an das unterbewusste Käuferverhalten. OK, gecheckt.

Es üst angerichtet. Sugarsugar Baby bringt Curry mit Pommes. Hmm, lecker. Rolf isst das gerne, manchmal. Nicht zu oft, aber etwa alle 8-10 Tage. Rolf kommt nämlich aus dem Ruhrgebiet. Dort ist die Currywurst eine endemische Speise. Und das Ruhrgebiet, und somit seine Jugend, hat Rolf in angenehmer Erinnerung. Schön war die Zeit.

Jetzt steht die Wahrheit vor ihm. Die Lady begleitet den Service mit einer unerwarteten Wunschformel: Guten Appetit. Aber hallo - was ist das dann? Birgt dieses Wesen bisher unentdeckte Geheimnisse der Kommunikation? Das kann ja noch heiter werden.

Zurück zum Gericht. Die Pommes sind gelbbraun. Comme il faut. Und jetzt kommt die Hauptsache. Breit, krumig, mächtig geschnitten. Ein Abend zum Jubeln.

Pommes in den Hamburgerläden sind nämlich meistens dünn. Deshalb geht Rolf auch dort nicht hin. Pommes in normalo Läden sind mittelstark geschnitten. Das geht so, aber sie bereiten kein Fest des Lukullus. Und nun das hier! Breit geschnittene Pommes ala Hollandaise! Die bekommt Rolf sonst nur in Kattwijk, oder in Venlo. Ausnahmsweise noch in Bottrop, aber das ist alles weit weg von seinem derzeitigen Wohnort.

Bevor Rolf der in mittelgroße Scheiben geschnittenen Wurst weitere Aufmerksamkeit schenkt, widmet sich sein Meer von Quanten den Pommes. Erstmal pusten, das ist oberstes Gesetz. Pust, pust, pust. Es ist natürlich noch zu früh, um hinein zu beißen. Aber Rolf ist ungeduldig. Also nimmt er ein gut geratenes Kartoffelstück auf die Gabel, pustet noch einmal, und probiert. Parfetto. Besser kannst du Pommes nicht machen. Rolf wirft einen dankbaren Blick zu Madame Pommpadour.

Rolf ist immer dankbar. Dankbar zu sein ist seine Überzeugung. Bedanke dich bei der Welt, und die Welt meint es gut mit dir. Auch im Kleinen, beim Pommes Essen.

Also, bedankt! Pommes, klasse. Jetzt ein Blick auf die Currywurst. Die Scheiben sind ok geschnitten, vielleicht etwas zu breit.

Die Currypulverschicht ist angemessen dicht aufgestäubt. Gut, man spart nicht am Gewürz. Das Gewürz ist auch nicht zu dick aufgetragen. Also nicht achtlos darüber gekippt, als ob der Gewürzkipper beim Schüttvorgang mit seinen Gedanken bei wasweißgott für einem Thema gewesen wäre, nur nicht beim Gast und seinem Bedürfnis nach einer ausgewogenen Gewürz-Zutat.

Wie schmeckt die Wurst? Ach, etwas zu weich. Gatschert. Schade. Rolf pflegt in solchen Fällen einer zu weichen Wurst, diese gehörig in der Currysoße zu wenden. Dadurch nimmt Rolf der Weichwurst den ihm unangenehmen Geschmack des zu weichen, zerkleinerten Fleisches.

In der Regel handelt es sich wohl um Schweinefleisch. Rolf vermeidet ohnehin, beim Currywurst Essen an die Verwendung der unaussprechlichen Körperteile des Schweines zu denken. Wie heißt es: Was nicht zum Fleisch taugt, wird verwurstet. Na und, was taugt nicht zum Fleisch? Diese Frage vermeidet Rolf bewusst.

Zurück zum Mahl. Rolf hat die weichen Currywurststücke umsichtig eingetaucht, sodass diese ihm genießbar werden. Die Pommes verzehrt Rolf wie ein Literat ein Gedicht genießt. Wunderbar, schmackhaft. Pommeslein, du schmeckst so fein. Für den späten Abend hat Rolf noch einen guten Schuss Humor im Blut.

So, das war gut. Rolf zahlt. Zufrieden verlässt er den Imbiss. Rechts erkennt er nun noch einen Dönerladen. Dieser ist aber bereits geschlossen.

Mann, da habe ich heute doch noch Glück gehabt. Still dankt Rolf dem Himmel.
 



 
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