Konjunktiv bei Tage

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El Gazzo

Mitglied
konjunktiv bei tage

und läge der tag am rande des weges
ich höbe ihn auf

und befände sich der tag in schubläden
ich öffnete mir die kleinste

und hätte der tag griffe
ich drehte ihn mir zurecht

und würde der tag mein gegner
ich wüchse an ihm

und gäbe mir der tag ein versprechen
ich löste es ein am morgen

und erkrankte der tag an dunkelheit
ich rettete ihn - in der nacht

und schlüge der tag kapriolen
ich gratulierte ihm seinetwegen

und wäre der tag der einzige
ich genösse ihn traurig

und trüge der tag ein nachthemd
ich hätte ihn nur geträumt

doch da der tag mir fehlt
wende ich mich - dem Irrtum zu
 

Vera-Lena

Mitglied
Ich nicht

Hallo, El Gazzo,

Dein Ansatz gefällt mir, auch die Ausführung, nur der Schluß passt nicht so richtig dazu, denn wenn ich mir vorstelle, dass ich der Tag wäre, dann wollte ich nicht in der kleinsten Schublade liegen und auch nicht zurecht gedreht werden.
Ich schlage Dir als Schluss vor:

Aber der tag-war gar kein tag,
denn du kamst nicht darin vor.

oder Ähnliches.

Liebe Grüße Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
fehlende Tage

nun hast Du mich erneut zum Nachdenken gebracht. Ein fehlender Tag, was könnte das sein? Eigentlich nur ein Tag, an den man sich gerne erinnern möchte und der einem aus dem Gedächtnis entglitten ist.
In dem Falle wäre die Kosequenz:

doch da der Tag mir fehlt, muss ich ihn suchen.

Oder wenn Du doch das "Du" drin haben möchtest, das fand ich eigentlich ganz schön:

doch da der Tag mir fehlt
hilfst du mir ihn zu suchen?

Oder was verstehst Du unter einem fehlenden Tag? Ich verstehe das schon mit dem "Irrtum",aber so richtig leuchtet mir das nicht ein.

Liebe Grüße Vera-Lena
 

El Gazzo

Mitglied
hi Vera-Lena,

das Ganze im Telegrammstil:

Der Tag ist das Leben.
Der Konjunktiv verrät' den Suchenden aber auch den Wissenden.
Aber Konjunktiv bedeutet auch: (noch) keine Realisierung!
Daraus folgt die Konsequenz, eine falsche Einstellung zum Leben zu haben; gezwungen zu sein, sich im Irrtum zu stellen.

Liebe Grüße
El Gazzo
 

Vera-Lena

Mitglied
Erkenntnis

Hallo El Gazzo,

um Erkenntnis geht es also. Mhhhh....Danke schon einmal für den Aufschluss! Ich bin aber am Grübeln, ob der Tag wirklich in diesem Falle das passende Synonym ist. Das will ich aber nicht bekritteln, denn das kannst nur Du als Autor entscheiden.
Vielleicht bearbeitest Du dieses interssante Thema irgendwann noch einmal ganz neu, so dass auch ich es auf Anhieb verstehe.
Liebe Grüße Vera-Lena
 

Kinderherz

Mitglied
konjunktiv

Hallo el gazzo,
auf mich wirkt dein Werk stimmig. Es wirkt zwar nüchtern, aber treffsicher. Den Schluss hatte ich anfangs nicht verstanden. Jetzt meine ich das paradoxe daran zu sehen: Leben als Illusion. Um es nun zu verstehen sieht man sich die Illusion an - die ja keine Griffe hat.

Klasse!
 



 
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