Kontrollverlust

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Rhea_Gift

Mitglied
Kontrollverlust

Eine seltsame Stimmung
mich grad noch umweht,
als schon die Flut
über mir zusammenschlägt,
eine Welle von Trauer,
Wut und Schmerz,
wie ein Damm
zerspringt mein Herz -
das tosende Meer,
es wirft mich umher,
reißt mich hinfort
nach hier und dort,
ich verliere den Kopf
in den stürmischen Wogen,
alle Kontrolle davongeflogen,
von den schweren Kleidern
in die Tiefe gezogen
hat mich der Grund
schließlich aufgesogen,
das schwarze Dunkel
ist schon bereit,
hält mich umklammert
für eine Ewigkeit.

Irgendwann schlag ich
die Augen auf,
in üblichen Bahnen
geht der Sternenlauf,
ich liege bloß
an den Strand gespült -
und habe noch nie
solchen Frieden gefühlt.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Rhea,

Du siehst ja an den Bewertungen, das Dein Gedicht richtig gut ist.

Mir gefällt der Drive der ersten Strophe und die harmonische Auflösung in der zweiten.

Applaus!

lap,
der Frosch
 

Wachenbergia

Mitglied
Zunächst las ich nur die Worte. Wassermassen, wütende Winde, Gewalt der Elemente . . .

Dann

sehe ich allegorische Bilder: Wie die Elemente des Lebens einen Menschen beuteln. Auf & ab; Verzagen & Hoffnung; Schlucken & Ausspeien; ausgespieen werden; friedvolle Rückkehr aus den Tiefen . . .

Ein eindrückliches Bild.
 
M

megan

Gast
...eine umarmung ...

weil du elegant mit feiner feder malst, was andere nur rauh und brutal auszudrücken verstehen/sehen

kat
 

B.Wahr

Mitglied
Gut gestrandet...

Hallo Rhea,

das hast Du superschön gesagt. Man(n) fühlt sich förmlich mitgerissen, runtergezogen und gestrandet - mit neuer Einsicht!

Ganz liebe Grüße
B.Wahr
 

Rhea_Gift

Mitglied
Danke euch fürs Lob - es gibt so Momente, da erliegt man einer stürmischen Aufwühlung der inneren Oberfläche, aus der man erschöpft, aber gereinigt, erneuert, erleichtert -je nachdem - hervortritt... schön, daß euch das Bild dafür gefällt,

lg, Rhea
 
Hi Rhea,

gern wühle ich in älteren Gedichten. Hier habe ich eins gefunden, was mich sehr beeindruckt hat.

Dieser Albtraum, vom Wasser verschlungen zu werden, in die Tiefe gerissen, von Dunkelheit umklammert, ließ mein Herz schneller schlagen. Ohnmächtig den Naturgewalten ausgeliefert zu sein (seinen Gefühlen), keine Kontrolle mehr, Machtlosigkeit. Dann die Erleichterung, sich (über)-lebend am Strand wieder zu finden. Dankbarkeit...

So habe ich es jedenfall gefühlt. Danke dafür!

Lieber Gruß,
Estrella
 

Rhea_Gift

Mitglied
Schön, dass es dir gefällt - und die "olle Kamelle" immer noch erfreut - eine Kamelle, die für mich auch keinen einmaligen Zeitpunkt, kein Alter, sondern nur eine immer wieder kehrende Frage der Zeit kennt, die durchaus auch ins Allgemeine sich heben kann - und die hoffentlich immer bloß an den Strand gespült endet ;)

LG, Rhea
 
B

Beba

Gast
Schön, dass so etwas immer wieder mal nach vorn (oder oben?) gespült wird. Sonst hätte ich diesen Text wohl nicht gelesen. Mir gefällt er besonders, weil er den Leser mitzieht, mitreißt. Wie Naturgewalten eben, aber hinter diesen offensichtlichen Bildern steckt noch so viel Tiefe, die der Leser entdecken kann. Ein sehr schöner Text.

Ciao,
Bernd
 

Rhea_Gift

Mitglied
Danke! Tjaja, wer weiß wie viele Texte auch von anderen noch irgendwo schlummern - schön, dass dieser wieder hervorgespülte noch Lesefreude bereitet... bestätigt seinen Inhalt :)

LG, Rhea
 

Perry

Mitglied
Hallo Rhea,

irgendwie hat dieser Text ja einen ähnlichen, wenn auch umgekehrten Tenor, wie mein gerade gepostetes "Strandgut."
Lyrik ist wirklich zeitlos, wobei ich hoffe, dass du heute nicht mehr "Herz auf Schmerz" reimen würdest (lächel).
Gern gelesen!
LG
Manfred
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo,
ein rhea- Frühwerk hat da Estrella aus den tiefen Fluten
des tosenden LL-Ozeans an die Obrerfläche gefischt.
Hat "drive". Man fühlt die Beschleunigung durch
den gelungenen, verschachtelten Satzbau.
Es ist nicht meine Sprache, aber bin gerne
verspätet mitgestrudelt und wieder an Land
geworfen worden.
ralf
 

Rhea_Gift

Mitglied
@Ralf
Wie öden wäre das,hätten wir alle die gleiche Sprache, die gleiche Form... ;)
Dann gäbe es kaum sehr unterschiedliche und dadurch spannende Gedichte zu den gleichen Themen...

@Perry
keine Sörge, Herzschmerz - das würde ich denn doch derweil zu meiden suchen - in diesen Herzschmerzmeeresstrudel gehts noch halbwegs passend rein und ist ja auch echt ne olle Kamelle ;)

An alle - schön, dass es - immer noch - gefällt :)
Genau das zeigt, dass es doch recht gelungen ist, wenn es die Zeit positiv übersteht - mehr kann ihm und dem Autor nicht zur Ehre gereichen :)
Lieben Dank dafür!

LG, Rhea
 



 
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