Leben in der Vorstadt

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werman

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Leben in der Vorstadt war etwas Schönes. So nah an der Stadt und trotzdem in einer ganz anderen Welt. So ruhig und bewegungslos, dass man meinen konnte, unter einer riesigen Käseglocke zu leben, die einen von jeglichem Unheil beschützte. Nur ein leichter Wind versicherte einem, dass die Welt sich immer noch drehte und die Zeit nicht eingefroren war. Wenn einem dieses Windchen so durch die Haare strich, schien es, als würde es einen auf seinen Weg über die Baumwipfel hinweg mitnehmen wollen. Und so konnte man sich dem Wind anschliessen und sich nur so durch die stets freundlichen Wohnsiedlungen treiben lassen. Offene Fenster verwöhnten einen mit dem Duft von frisch zubereiteten Mahlzeiten und ohne überhaupt hineinschauen zu müssen, konnte man die Wärme und Innigkeit der dort wohnhaften Familien spüren. In den Gärten hörte man die Kinder im Einklang mit den Singvögeln lachen und wenn man genau hinsah, konnte man da hinten unter der grossen Linde einen ersten Kuss bestaunen, der den Küssenden die ganze Welt versprach. Und man liess sich weiter treiben, bis man beim Haus seines besten Freundes angelangte und ihm von draussen zurief, aber keine Antwort bekam und ihn dann in seinem Zimmer regungslos vor einer blutbespritzen Wand liegend fand.
Was für eine perfekte kleine Welt.
 

anbas

Mitglied
Moin Werman,

ich mag stimmungsvolle Texte. Dieser hier wirkt auf mich aber etwas zu distanciert. Die vielen "man" empfinde ich als störend.

Mein - konstruktiver ;) - Vorschlag wäre, im Laufe des Textes die Erzähl-Perspektive zu wechseln, so dass der Prot anfängt, von sich direkt zu erzählen. Diesen Wechsel könnte ich mir an folgender Stelle gut vorstellen:

Nur ein leichter Wind versicherte einem, dass die Welt sich immer noch drehte und die Zeit nicht eingefroren war. Wenn [blue]mir[/blue] dieses Windchen so durch die Haare strich, schien es, als würde es [blue]mich[/blue] auf seinen Weg über die Baumwipfel hinweg mitnehmen wollen. Und so konnte [blue]ich mich[/blue] dem Wind anschliessen und [blue]mich[/blue] nur so durch die stets freundlichen Wohnsiedlungen treiben lassen...
Aus meiner Sicht wird der Text dadurch lebendiger und nähert sich dem Leser mehr an.

Abgesehen davon kommt es an einigen Stellen zu gehäuften Wortwiederholungen (die Gefahr besteht auch, wenn Du meinen Vorschlag übernehmen solltest - statt zu viele "man" und "einem", wäre es dann "ich", "mich" und "mir"). Da würde ich auch noch etwas feilen.

So weit erst mal. Falls Du an dem Text arbeiten solltest, schaue ich ihn mir gerne noch mal an. Mit einer Wertung warte ich auch noch ab - im Moment würde ich 6 Punkte geben.

Liebe Grüße

Andreas
 



 
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