Lektion in Demut

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Lektion in Demut



Ich hab mich durch das feinste
Sieb, das ich fand, geschlagen.
Dort wartete das Kleinste,
und bat mich leise ums Ertragen.

Wie ein Gottgedanke schleicht es
einsam durch des Zweiflers Brust,
doch bei so viel Stolz verbrennt es
und verzehrt die Lebenslust.​
Auf der Zunge, tief im Rachen,
klebt der Münze Kleinigkeit
ich versuche noch ein Lachen,
zu laut und voll von Bitterkeit.​
Ein Schloss auf Sand wollt ich erhalten,
doch der rieselt durch die Uhr,
der vollen Stunde Schreckgestalten
finden leer die Hülle nur.​
In die Stille fragt es wieder,
das Filtrat aus dem Gesiebten,
und es singt mir leise Lieder
vom Mythos Gott, der den Geliebten​
aufhebt wenn er vor ihm kniet.
Nun küss ich still den Staub der Erde,
so, dass kein einz´ger Käfer flieht,
mit neuer, beugender Gebärde.



07/2004
 
K

Klopfstock

Gast
demut

ich hab mich
durch das feinste
sieb geschlagen -
dort wartete das kleinste
und bat mich leise
ums ertragen

nun küss ich still
den staub der erde
so daß kein einzger
käfer flieht
mit neuer beugender
gebärde


Hallo, liebe Freifrau,
für mich hätten die obigen Zeilen bereits gereicht.
Aber ist nur meine Meinung und muß nicht erheblich sein;)

Liebe Grüße
von Klopfstock:)
 
hallo Eve,
dein text ist lüssig zu lesen, doch auch ich finde warum auch immer, ist er etwas lang. mich irritierte die gestaltung. finde das tut dem text nicht gut.
lieben gruß heike
 
A

AndreasGaertner

Gast
Hallo liebe Freifrau...

Ich finde die Pfeilstruktur Deiner Strophen interessant und machte mir Gedanken darüber, in wie weit diese Form auf Inhaltliches hinweisen soll?

Meine erste Idee war, daß die Pfeilspitze, also die beiden Strophen ganz rechts den Höhepunkt Deines Arrangements beinhalten könnte?

Ist aber irgendwie nicht so...


Auf jeden Fall ein schönes Gedicht über das Abrieseln der Zeit und die Selbstauflösung.

Lieben Gruss

Andreas
 
S

Sandra

Gast
Liebe Eve,

die Struktur irritierte mich eher, gerade bei den letzten beiden Strophen, in denen der Satz übergreifend ist. Jedoch möchte ich dies nicht als Kritikpunkt sehen, vielleicht als Denkanstoß.
Die erste Strophe für mich auch die stärkste, jedoch nimmt es dem Ganzen nicht die Kraft, sondern die folgenden wirken erklärend.

Sehr poethisch (wie so oft bei dir :))

LG
Sandra
 
@ sandra & andreas

vielen dank euch beiden, fürs lesen (werten) und kommentieren.
der faden zieht sich so, das die erste strophe der punkt ist, an dem ein konflikt auftaucht, nämlich das kleinste und erbärmlichste, was ich so in mir fand. es folgt eine erzählung darüber, was mit diesem kleinsten in mir geschah. zuerst bringt es unruhe und furcht, wie zweifelnder gedanke an gott in der brust eines ungläubigen, mit all seinen beunruhigenden konsequenzen. ich will es verleugnen, aber ich bemerke, dass mich diese lüge leer macht.
hier kippt die geschichte in der mitte, darum auch der pfeil, lieber andreas. es ist eine beschreibung des weges, die eigentlich für alle dinge gelten könnte, an denen man wächst. man lebt in einem zustand, etwas geschieht und man wird verändert und vollendet nicht nur einen kreis, sondern beschreibt eine spirale und kommt an einem anderen ort wieder heraus, reifer.
die pfeilspitze ist die kippe vom leugnen zum erkennen.
 



 
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