Liebesbrief an eine ferne Geliebte

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Anonym

Gast
Mein Liebes, ich schreibe, obwohl der Brief nie sein Ziel erreicht. Trotzdem denke ich, dass du all meine Gedanken spürst. Es ist spät abends. Aber ...

Nein, heute ist nicht die Zeit einfach zu Bett zu gehen, zu schlafen, und dem kleinen Bruder Tod für eine Weile des Vergessens dankbar zu sein.

Nicht immer kann, darf, mag ich für eine Weile vergessen. Wenn ich auch, konträr dazu manchmal froh bin, mir zu ent-gehen. Dann, wenn die Sehnsucht zu groß ist und ich mich ihr nicht ausliefern kann. Denn immer bist du in mir, lebst du in mir, atmest du in mir. Immer bist du die Sehnsucht, der Wunsch, die Hoffnung. All die Jahre, die wir beide, alleine und doch untrennbar zusammen, durchleben.

Liebe lebt sich getrennt sehr nah, wenn man um sie und sich weiß. Es bedarf keiner Bestätigung. Es ist.

So einfach klingt dieses ‘ist’. Keine Fragen ob und wie. Keine Ungewißheit, keine Eifersucht, ausser der auf die Zeit, die uneinholbar vergeht.

Unendlich viele Nächte bin ich auf deiner Spur. Wie ein Raubtier, das einer Fährte folgt spüre ich den Atem unserer Liebe. Küsse, die deinen Atem trinken. Die sich in deinem Mund verlieren, auf unseren Seelen eingravieren: ich liebe dich! Spüre ich deinen Körper, der sich im Rhythmus der Leidenschaft in mich hineinzieht. Der mich nimmt, erobert, losläßt, um mir eigenes Fühlen zu schenken. Fühlen, das sich in Liebeslauten in deinem Mund ergießt, sich an deiner Schul-ter in Glückstränen mit unserem Schweiß vermischt.

Mit jedem Herzschlag will ich dich. Mit jedem Gedanken. Mit jedem Wechsel der Jahreszeiten erhoffe ich wieder den Sommer, der dich mir schenkte. Hoffe ich auf ein Wunder, das Gegenwart und Zukunft zur Vergangenheit werden lässt, zum Stillstand der Welt, der Zeit, die uns gehört.

Zikadengegeige holt vergängliche Stunden ein, untermalt sie. Ein Sommer, Liebe und du. Ein Sommer, der sich in kurzen Stunden verlief. Zu uns. Der an unserer Haut klebte, mit seinen Melodien, den Nachtbildern am sternübersäten Himmel. Sommerwind der durch Grashalme fuhr, unsere Haut kühlte, die sich schweißig aneinander drängte. Ein gelber Mond, der uns durch fliehende Wolken sah. Unersättliche Leidenschaften einer grenzenlosen Liebe. Worte, die wir auf unsere Haut malten, und sich wie Tätowierungen einbrannten.

So wie ich dich will, so willst du mich. Wo immer du bist, wo immer ich bin. Es ist kein Traum, sondern tiefste Gewissheit. Ein Wunder, das uns geschah und immer wieder geschieht, solange es uns gibt. Das uns tief zusammen schmiedet. Jeder lebt sich. Doch das aus uns geborene Wir ist etwas ganz Neues. Es erlebt sich täglich, will täglich seine Erfüllung, fragt nicht nach dem Warum, dem Wieso.

Wir haben uns Zwängen unterworfen, die schwerer zu ertragen sind als ein gewöhnlicher Alltag. Schwerer zu bestehen als Gewohnheiten, die wie Sträflingsketten an Menschen hängen.
Um Erfüllung zu wissen, sie nicht ausleben zu können, ausser in Tausenden von einsamen Nächten, Tausenden von unerfüllten Träumen, zeugt von lebendigem lebendig sein. Davon, dass nichts in die Abgründe des Vergessens fiel, in die Gräben des Aufgebens, in die Kloaken der Sinnlosigkeit. Es zeugt von Werten eins zu einer Million und mehr.

Dir zu begegnen und zu gehören, allein dazu bin ich auf die Welt gekommen. Mein Weg führte von Anbeginn an zu dir. Und dir erging es nicht anders. Wie anders hätten wir uns begegnen können unter dieser Welt von Menschen? Wie anders wäre diese Bedingungslosigkeit der Liebe in uns?

Ich darf nicht die einsamen Kämpfe vergessen, dieses Auf-begehren, mit der Sinnlosigkeit einer Trennung unsere Le-benszeit zu durchleben. Aber die Akzeptanz, die wir uns ge-genseitig bestätigten, die Lebensformen, die jeden von uns so machte, dass wir uns lieben konnten, das ist die Basis. Bestimmt wären wir im täglichen Miteinander nicht mehr die Menschen, als die wir uns begegnet sind. Wir hätten uns an-gepasst, dem Kleinkram des Lebens, der uns durch die Tren-nung so wunderbar erscheint, unser Opfer gezollt. Dies nur vielleicht und immer dann als Trost, wenn der Schmerz der Trennung zu groß ist. Die Gedankenschmiede funktioniert immer, aber sie ändert nichts an Wünschen und Wollen.
Aber nie, nie möchte ich auch nur einen Augenblick unseres Lebens missen. Wenn Liebe von Gott geschaffen wurde, dann hat er sie in unser Leben gelegt. Und die Augenblicke wirklichen Gehörens zu Höhepunkten gemacht, die mehr sind als der Alltag durchlebter Körperlichkeit.

Was auch kommt, wir haben Einmaliges. Etwas, das über allen Grenzen steht. Das den Unterschied zwischen Sein und Nichtsein überwindet, sosehr vom Leben durchtränkt ist, dass selbst der Tod nicht und nichts trennen kann.

Wir werden uns immer wieder begegnen, unsere Stufen der Liebe auch dann durchleben. Zuerst im Weiterleben des an-deren, dann in der Gemeinsamkeit des Todes. Und dann?
Ich muß es nicht wissen. Ich weiß, wir haben uns. Endlos in unserer Liebe.

Alles um mich herum ist Widerhall. „Ich liebe dich!“
Niemand weiß um dich. Und so kann ich überall mit dir sein, in dir sein, uns erleben. Wir gestalten eine Welt für uns.

Jetzt erst werde ich mich dem Schlaf ausliefern. Ihm und den Träumen, wenn sie kommen. Werde über Zeit und Raum hinweg dir nahe sein, dich fühlen, uns erleben. Und morgen... gibt es eine neue Welt für uns.
 
B

bonanza

Gast
ich hoffe, dass die geliebte den brief mit dem richtigen
herzschlag liest. mir war es zu viel geschwafel.

bon.
 

Elfi

Mitglied
Hi

deinen "Brief" fand ich klasse!
Möge deine Geliebte, sollte sie den Brief lesen, der Sehnsucht nach Dir standhalten, damit sich die Ewigkeit dieser Liebe erfüllt!
 
B

Burana

Gast
Hallo!
Dein Brief an sich gefällt mir gut. Ich hatte aber ab der Hälfte ungefähr Mühe, 'dabei' zu bleiben. Da hat er 'Längen', die den Lesefluss ausbremsen. Ich hoffe auch, dass die ferne Geliebte bis zum Schluss durchhält! So oder so... Liebe Grüße! Burana
 



 
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