Loslassen

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Kaso

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Loslassen
Herr Jehoda saß in seinem Sessel vor dem Fenster als Frau Meyer die Tür aufschloss. „ Guten Morgen“ rief sie gut gelaunt, wie jeden Dienstag. Seit beinahe zehn Jahre kam sie zum Putzen her, und Herr Jehoda saß immer in diesem Sessel und sprach kein Wort, nur manchmal gab er unverständliche Laute von sich, das war, wie ein unvorhergesehener Donnerschlag, jedes Mal zuckte sie zusammen. Es war im Grunde genommen immer das Gleiche, sie frage, wie er geschlafen hat, wie die Woche war, ohne eine Antwort zu erwarten und erzählte dabei von sich und der Nachbarschaft, während sie den Mob schwang, die Fenster oder das Bad putzte. Herr Jehoda war am Tage nicht aus seinem Sessel zu kriegen, er saß da, wie auf einem Thron, auch der moderne Pflegerollstuhl änderte nichts. Der stand verweist im Schlafzimmer, und dank Frau Meyer konnte sich keine Staubschicht bilden, denn sie nahm ihre Arbeit ernst. Bevor sie ging, steckte sie sich eine Praline in den Mund. Die Kristallschale stand auf dem kleinen Tisch neben dem Sessel, und so oft wie sie es auch probiert hatte, der alte Herr machte den Mund nicht auf, und so verschwand eine dieser köstlichen Leckereien in ihrem Mund. Da es so aussah als würde er lächeln, nahm sie das als Zustimmung hin, und es wurde ein lieb gewonnenes Ritual daraus. Immer bedankte sie sich höflich bei ihm. Im Stillen dankte sie auch dem Einkäufer dieses Hochgenusses, nie hatte sie versucht diese Pralinen zu erwerben. Erfreut und beschwingt verließ sie nach vollbrachter Arbeit das Haus.
In den zehn Jahren, in denen sie hier herkam, hatte sich einiges verändert. Damals war sie unzufrieden mit allem, ihre Ehe mit Peter empfand sie als langweilig und einengend, früh kamen die beiden Kinder Paul und Marie. Das Geld, was Peter als Gabelstapler-Fahrer verdiente, war zu wenig, immer öfter gab es hitzige Streitereien. Ihr Mann verließ dann Türen knallend das Haus, und sie weinte sich oft in den Schlaf. Innerlich hatte sie schon aufgegeben und wollte sich mit den Kindern auf und davon machen, als sie bei ihrem Lebensmittelhändler einen Zettel am schwarzen Brett fand, „Putzfrau gesucht, für einen älteren Herrn, einmal die Woche, für drei Stunden, gute Bezahlung“. Ohne lange zu überlegen nahm sie die Stelle an. In ihrem alten Beruf hatte sich so viel geändert, alles wurde auf Computer umgestellt, und schon damals bereitete ihr der Umgang damit Schwierigkeiten. Wenn sie ehrlich zu sich war, und das tat sie, hatte sie die Ehe und die Kinder als Alternative zum Beruf gewählt. Gleich am ersten Tag bei Herrn Jehoda lag auf dem kleinen Tisch ein Zettel, auf dem stand: \"Ansprüche machen das Leben schwer. Das glückliche Leben beginnt, wenn man sie aufgibt.\" Darauf nahm das Leben von Frau Meyer eine Wende. Den Spruch hatte sie damals aufgeschrieben und überall im Haus verteilt. Langsam veränderte sich ihre Sichtweise, sie konnte Peter so lassen wie er war, ihre Beziehung entspannte sich. Peter hatte sich im Laufe der Jahre immer wieder beruflich verbessern können. Sie selber besuchte Fortbildungen und arbeitete jetzt drei Tage in der Woche bei einem Immobilienmakler. Paul und Marie hatten sich gut entwickelt, Paul lebte seit neustem mit seiner Freundin in einer eigenen Wohnung und Marie wollte studieren. Heute dachte Frau Meyer zum ersten Mal daran, ihre Stelle bei Herrn Jehoda zu kündigen. Nicht weil anderer Leute Haushalt putzen unter ihrem Niveau lag, vielmehr ein Gefühl des Überflüssig-Seins beschlich sie in den letzten Wochen immer wieder. Jetzt wo sie darüber nachdachte, kam sie sich eher so vor, als müsse sie Platz machen für andere. Obwohl es ihr nicht leicht viel, sprach sie in der nächsten Woche mit Herr Jehoda darüber, der sagte nichts und schaute weiterhin aus dem Fenster, doch war ihr so, als würde der Anflug eines Lächelns in seinen Augen sichtbar. Die Kündigung legte sie auf den Tisch und im darauf folgenden Monat auch den Schlüssel. Auf dem Weg nach Hause fiel ihr ein, dass sie die letzten Male gar keine Praline gegessen hatte. Die Zeit war reif für Veränderungen, und so ging Frau Meyer ihren glücklichen Weg ohne zu ahnen, dass Herr Jehoda und seine Pralinen sie in eine bessere Welt entlassen hatte.
 

claudianne

Mitglied
Hallo Kaso,

ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen. Was mich aber gestört hat ist die Struktur: Du solltest ein paar Absätze einfügen und evtl. Sätze kürzen. Auch sind mir noch ein paar Rechtschreibfehler aufgefallen.

Viele Grüße,
Claudia
 

Kaso

Mitglied
Hallo Claudia,

super das du was geschrieben hast. Mal sehen was ich hinbekomme und an Fehlern finde. Danke
Liebe Grüße
Kaso
 

Kaso

Mitglied
Loslassen
Herr Jehoda saß in seinem Sessel vor dem Fenster als Frau Meyer die Tür aufschloss. „ Guten Morgen“ rief sie gut gelaunt, wie jeden Dienstag. Seit beinahe zehn Jahre kam sie zum Putzen her. Herr Jehoda saß immer in diesem Sessel und sprach kein Wort. Nur manchmal gab er unverständliche Laute von sich, das war, wie ein unvorhergesehener Donnerschlag, jedes Mal zuckte sie zusammen. Es war im Grunde genommen immer das Gleiche. Sie frage, wie er geschlafen hat, wie die Woche war, ohne eine Antwort zu erwarten. Sie erzählte dabei von sich und der Nachbarschaft, während sie den Mob schwang, die Fenster oder das Bad putzte.
Herr Jehoda war am Tage nicht aus seinem Sessel zu kriegen. Er saß da, wie auf einem Thron, auch der moderne Pflegerollstuhl änderte nichts. Der stand verweist im Schlafzimmer, und dank Frau Meyer konnte sich keine Staubschicht bilden, denn sie nahm ihre Arbeit ernst.
Bevor sie ging, steckte sie sich eine Praline in den Mund. Die Kristallschale stand auf dem kleinen Tisch neben dem Sessel. So oft wie sie es auch probiert hatte, der alte Herr machte den Mund nicht auf, und so verschwand eine dieser köstlichen Leckereien in ihrem Mund. Da es so aussah als würde er lächeln, nahm sie das als Zustimmung hin. Es wurde ein lieb gewonnenes Ritual daraus. Immer bedankte sie sich höflich bei ihm. Im Stillen dankte sie auch dem Einkäufer dieses Hochgenusses, nie hatte sie versucht diese Pralinen zu erwerben. Erfreut und beschwingt verließ sie nach vollbrachter Arbeit das Haus.
In den zehn Jahren, in denen sie hier herkam, hatte sich einiges verändert. Damals war sie unzufrieden mit allem. Ihre Ehe mit Peter empfand sie als langweilig und einengend, früh kamen die beiden Kinder Paul und Marie. Das Geld, was Peter als Gabelstapler-Fahrer verdiente, war zu wenig, immer öfter gab es hitzige Streitereien. Ihr Mann verließ dann Türen knallend das Haus, und sie weinte sich oft in den Schlaf. Innerlich hatte sie schon aufgegeben und wollte sich mit den Kindern auf und davon machen. Bei ihrem Lebensmittelhändler fand sie einen Zettel am schwarzen Brett, „Putzfrau gesucht, für einen älteren Herrn, einmal die Woche, für drei Stunden, gute Bezahlung“. Ohne lange zu überlegen nahm sie die Stelle an.
In ihrem alten Beruf hatte sich so viel geändert, alles wurde auf Computer umgestellt, und schon damals bereitete ihr der Umgang damit Schwierigkeiten. Wenn sie ehrlich zu sich war, und das tat sie, hatte sie die Ehe und die Kinder als Alternative zum Beruf gewählt.
Gleich am ersten Tag bei Herrn Jehoda lag auf dem kleinen Tisch ein Zettel, auf dem stand: "Ansprüche machen das Leben schwer. Das glückliche Leben beginnt, wenn man sie aufgibt." Darauf nahm das Leben von Frau Meyer eine Wende. Den Spruch hatte sie damals aufgeschrieben und überall im Haus verteilt. Langsam veränderte sich ihre Sichtweise, sie konnte Peter so lassen wie er war, ihre Beziehung entspannte sich. Peter hatte sich im Laufe der Jahre immer wieder beruflich verbessern können. Sie selber besuchte Fortbildungen und arbeitete jetzt drei Tage in der Woche bei einem Immobilienmakler. Paul und Marie hatten sich gut entwickelt, Paul lebte seit neustem mit seiner Freundin in einer eigenen Wohnung und Marie wollte studieren.
Heute dachte Frau Meyer zum ersten Mal daran, ihre Stelle bei Herrn Jehoda zu kündigen. Nicht weil anderer Leute Haushalt putzen unter ihrem Niveau lag, vielmehr ein Gefühl des Überflüssig-Seins beschlich sie in den letzten Wochen immer wieder. Jetzt wo sie darüber nachdachte, kam sie sich eher so vor, als müsse sie Platz machen für andere. Obwohl es ihr nicht leicht viel, sprach sie in der nächsten Woche mit Herr Jehoda darüber. Der sagte nichts und schaute weiterhin aus dem Fenster, doch war ihr so, als würde der Anflug eines Lächelns in seinen Augen sichtbar. Die Kündigung legte sie auf den Tisch. Im darauf folgenden Monat auch den Schlüssel. Auf dem Weg nach Hause fiel ihr ein, dass sie die letzten Male gar keine Praline gegessen hatte. Die Zeit war reif für Veränderungen. Frau Meyer ging ihren glücklichen Weg ohne zu ahnen, dass Herr Jehoda und seine Pralinen sie in eine bessere Welt entlassen hatte.
 

claudianne

Mitglied
Hallo Kaso,

hier die Dinge, die mir und dem Duden-Korrektor aufgefallen sind:

„[]Guten Morgen“ rief sie gut gelaunt, wie jeden Dienstag.
Leerzeichen entfernen.

Bei ihrem Lebensmittelhändler fand sie einen Zettel am schwarzen Brett[...]
Schwarzen Brett

Ohne lange zu überlegen[KOMMA] nahm sie die Stelle an.
Langsam veränderte sich ihre Sichtweise, sie konnte Peter so lassen[KOMMA] wie er war, ihre Beziehung entspannte sich.
Frau Meyer ging ihren glücklichen Weg ohne zu ahnen, dass Herr Jehoda und seine Pralinen sie in eine bessere Welt entlassen hatte[n].
Grüße,
Claudia
 

Kaso

Mitglied
Loslassen
Herr Jehoda saß in seinem Sessel vor dem Fenster als Frau Meyer die Tür aufschloss. „Guten Morgen“ rief sie gut gelaunt, wie jeden Dienstag. Seit beinahe zehn Jahre kam sie zum Putzen her. Herr Jehoda saß immer in diesem Sessel und sprach kein Wort. Nur manchmal gab er unverständliche Laute von sich, das war, wie ein unvorhergesehener Donnerschlag, jedes Mal zuckte sie zusammen. Es war im Grunde genommen immer das Gleiche. Sie frage, wie er geschlafen hat, wie die Woche war, ohne eine Antwort zu erwarten. Sie erzählte dabei von sich und der Nachbarschaft, während sie den Mob schwang, die Fenster oder das Bad putzte.
Herr Jehoda war am Tage nicht aus seinem Sessel zu kriegen. Er saß da, wie auf einem Thron, auch der moderne Pflegerollstuhl änderte nichts. Der stand verweist im Schlafzimmer, und dank Frau Meyer konnte sich keine Staubschicht bilden, denn sie nahm ihre Arbeit ernst.
Bevor sie ging, steckte sie sich eine Praline in den Mund. Die Kristallschale stand auf dem kleinen Tisch neben dem Sessel. So oft wie sie es auch probiert hatte, der alte Herr machte den Mund nicht auf, und so verschwand eine dieser köstlichen Leckereien in ihrem Mund. Da es so aussah als würde er lächeln, nahm sie das als Zustimmung hin. Es wurde ein lieb gewonnenes Ritual daraus. Immer bedankte sie sich höflich bei ihm. Im Stillen dankte sie auch dem Einkäufer dieses Hochgenusses, nie hatte sie versucht diese Pralinen zu erwerben. Erfreut und beschwingt verließ sie nach vollbrachter Arbeit das Haus.
In den zehn Jahren, in denen sie hier herkam, hatte sich einiges verändert. Damals war sie unzufrieden mit allem. Ihre Ehe mit Peter empfand sie als langweilig und einengend, früh kamen die beiden Kinder Paul und Marie. Das Geld, was Peter als Gabelstapler-Fahrer verdiente, war zu wenig, immer öfter gab es hitzige Streitereien. Ihr Mann verließ dann Türen knallend das Haus, und sie weinte sich oft in den Schlaf. Innerlich hatte sie schon aufgegeben und wollte sich mit den Kindern auf und davon machen. Bei ihrem Lebensmittelhändler fand sie einen Zettel am schwarzen Brett, „Putzfrau gesucht, für einen älteren Herrn, einmal die Woche, für drei Stunden, gute Bezahlung“. Ohne lange zu überlegen nahm sie die Stelle an.
In ihrem alten Beruf hatte sich so viel geändert, alles wurde auf Computer umgestellt, und schon damals bereitete ihr der Umgang damit Schwierigkeiten. Wenn sie ehrlich zu sich war, und das tat sie, hatte sie die Ehe und die Kinder als Alternative zum Beruf gewählt.
Gleich am ersten Tag bei Herrn Jehoda lag auf dem kleinen Tisch ein Zettel, auf dem stand: "Ansprüche machen das Leben schwer. Das glückliche Leben beginnt, wenn man sie aufgibt." Darauf nahm das Leben von Frau Meyer eine Wende. Den Spruch hatte sie damals aufgeschrieben und überall im Haus verteilt. Langsam veränderte sich ihre Sichtweise, sie konnte Peter so lassen wie er war, ihre Beziehung entspannte sich. Peter hatte sich im Laufe der Jahre immer wieder beruflich verbessern können. Sie selber besuchte Fortbildungen und arbeitete jetzt drei Tage in der Woche bei einem Immobilienmakler. Paul und Marie hatten sich gut entwickelt, Paul lebte seit neustem mit seiner Freundin in einer eigenen Wohnung und Marie wollte studieren.
Heute dachte Frau Meyer zum ersten Mal daran, ihre Stelle bei Herrn Jehoda zu kündigen. Nicht weil anderer Leute Haushalt putzen unter ihrem Niveau lag, vielmehr ein Gefühl des Überflüssig-Seins beschlich sie in den letzten Wochen immer wieder. Jetzt wo sie darüber nachdachte, kam sie sich eher so vor, als müsse sie Platz machen für andere. Obwohl es ihr nicht leicht viel, sprach sie in der nächsten Woche mit Herr Jehoda darüber. Der sagte nichts und schaute weiterhin aus dem Fenster, doch war ihr so, als würde der Anflug eines Lächelns in seinen Augen sichtbar. Die Kündigung legte sie auf den Tisch. Im darauf folgenden Monat auch den Schlüssel. Auf dem Weg nach Hause fiel ihr ein, dass sie die letzten Male gar keine Praline gegessen hatte. Die Zeit war reif für Veränderungen. Frau Meyer ging ihren glücklichen Weg ohne zu ahnen, dass Herr Jehoda und seine Pralinen sie in eine bessere Welt entlassen hatten.
 

Kaso

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Herr Jehoda saß in seinem Sessel vor dem Fenster als Frau Meyer die Tür aufschloss. „Guten Morgen“ rief sie gut gelaunt, wie jeden Dienstag. Seit beinahe zehn Jahre kam sie zum Putzen her. Herr Jehoda saß immer in diesem Sessel und sprach kein Wort. Nur manchmal gab er unverständliche Laute von sich, das war, wie ein unvorhergesehener Donnerschlag, jedes Mal zuckte sie zusammen. Es war im Grunde genommen immer das Gleiche. Sie frage, wie er geschlafen hat, wie die Woche war, ohne eine Antwort zu erwarten. Sie erzählte dabei von sich und der Nachbarschaft, während sie den Mob schwang, die Fenster oder das Bad putzte.

Herr Jehoda war am Tage nicht aus seinem Sessel zu kriegen. Er saß da, wie auf einem Thron, auch der moderne
Pflegerollstuhl änderte nichts. Der stand verweist im Schlafzimmer, und dank Frau Meyer konnte sich keine Staubschicht bilden, denn sie nahm ihre Arbeit ernst.

Bevor sie ging, steckte sie sich eine Praline in den Mund. Die Kristallschale stand auf dem kleinen Tisch neben dem Sessel. So oft wie sie es auch probiert hatte, der alte Herr machte den Mund nicht auf, und so verschwand eine dieser köstlichen Leckereien in ihrem Mund. Da es so aussah als würde er lächeln, nahm sie das als Zustimmung hin. Es wurde ein lieb gewonnenes Ritual daraus. Immer bedankte sie sich höflich bei ihm. Im Stillen dankte sie auch dem Einkäufer dieses Hochgenusses, nie hatte sie versucht diese Pralinen zu erwerben. Erfreut und beschwingt verließ sie nach vollbrachter Arbeit das Haus.

In den zehn Jahren, in denen sie hier herkam, hatte sich
einiges verändert. Damals war sie unzufrieden mit allem. Ihre Ehe mit Peter empfand sie als langweilig und einengend, früh kamen die beiden Kinder Paul und Marie. Das Geld, was Peter als Gabelstapler-Fahrer verdiente, war zu wenig, immer öfter gab es hitzige Streitereien. Ihr Mann verließ dann Türen knallend das Haus, und sie weinte sich oft in den Schlaf. Innerlich hatte sie schon aufgegeben und wollte sich mit den Kindern auf und davon machen. Bei ihrem Lebensmittelhändler fand sie einen Zettel am Schwarzen Brett, „Putzfrau gesucht, für einen älteren Herrn, einmal die Woche, für drei Stunden, gute Bezahlung“. Ohne lange zu überlegen nahm sie die Stelle an.

In ihrem alten Beruf hatte sich so viel geändert, alles wurde auf Computer umgestellt, und schon damals bereitete ihr der Umgang damit Schwierigkeiten. Wenn sie ehrlich zu sich war, und das tat sie, hatte sie die Ehe und die Kinder als Alter-native zum Beruf gewählt.

Gleich am ersten Tag bei Herrn Jehoda lag auf dem kleinen Tisch ein Zettel, auf dem stand:

"Ansprüche machen das Leben schwer.
Das glückliche Leben beginnt, wenn man sie aufgibt“.

Darauf nahm das Leben von Frau Meyer eine Wende. Den Spruch hatte sie damals aufgeschrieben und überall im Haus verteilt. Langsam veränderte sich ihre Sichtweise, sie konnte Peter so lassen, wie er war, ihre Beziehung entspannte sich. Peter hatte sich im Laufe der Jahre immer wieder beruflich verbessern können. Sie selber besuchte Fortbildungen und arbeitete jetzt drei Tage in der Woche bei einem Immobilienmakler. Paul und Marie hatten sich gut entwickelt, Paul lebte seit neustem mit seiner Freundin in einer eigenen Wohnung und Marie wollte studieren.

Heute dachte Frau Meyer zum ersten Mal daran, ihre Stelle bei Herrn Jehoda zu kündigen. Nicht weil anderer Leute Haushalt putzen unter ihrem Niveau lag, vielmehr ein Gefühl des Über-flüssig-Seins beschlich sie in den letzten Wochen immer wie-der. Jetzt wo sie darüber nachdachte, kam sie sich eher so vor, als müsse sie Platz machen für andere.

Obwohl es ihr nicht leicht viel, sprach sie in der nächsten Woche mit Herr Jehoda darüber. Der sagte nichts und schaute weiterhin aus dem Fenster, doch war ihr so, als würde der Anflug eines Lächelns in seinen Augen sichtbar. Die Kündigung legte sie auf den Tisch. Im darauf folgenden Monat auch den Schlüssel.

Auf dem Weg nach Hause fiel ihr ein, dass sie die letzten Male gar keine Praline gegessen hatte. Die Zeit war reif für Veränderungen. Frau Meyer ging ihren glücklichen Weg ohne zu ahnen, dass Herr Jehoda und seine Pralinen sie in eine bessere Welt entlassen hatten.
 
S

Steky

Gast
Grundsätzlich finde ich die Geschichte nicht schlecht, aber ich denke du solltest an der Kommasetzung arbeiten.

"Herr Jehoda saß in seinem Sessel vor dem Fenster KOMMA als Frau Meyer die Tür aufschlos"

"Nur manchmal gab er unverständliche Laute von sich, das war, wie ein unvorhergesehener Donnerschlag, jedes Mal zuckte sie zusammen."

Hier solltest du das Komma vor "wie ein unvorhergesehener Donnerschlag" entfernen, und eswürde sich auch besser anhören, wenn du schreiben würdest: "... Laute von sich, UND das war..."

Am besten du jagst deine Geschichte durch das Duden-Rechtschreibprogramm - das ist zwar mühsam, weil man den ganzen Text nicht auf einmal durchlassen kann, aber es rentiert sich. Ich mache das auch so, auch wenn es - vorallem bei längeren Geschichten - sehr mühsam ist. Wünsche dir weiterhin viel Glück beim Schreiben. LG
 

Kaso

Mitglied
Loslassen

Herr Jehoda saß in seinem Sessel vor dem Fenster, als Frau Meyer die Tür aufschloss. „Guten Morgen“ rief sie gut gelaunt, wie jeden Dienstag. Seit beinahe zehn Jahre kam sie zum Putzen her. Herr Jehoda saß immer in diesem Sessel und sprach kein Wort. Nur manchmal gab er unverständliche Laute von sich, und das war wie ein unvorhergesehener Donnerschlag, jedes Mal zuckte sie zusammen. Es war im Grunde genommen immer das Gleiche. Sie frage, wie er geschlafen hat, wie die Woche war, ohne eine Antwort zu erwarten. Sie erzählte dabei von sich und der Nachbarschaft, während sie den Mob schwang, die Fenster oder das Bad putzte.

Herr Jehoda war am Tage nicht aus seinem Sessel zu kriegen. Er saß da, wie auf einem Thron, auch der moderne Pflegerollstuhl änderte nichts. Der stand verweist im Schlafzimmer, und dank Frau Meyer konnte sich keine Staubschicht bilden, denn sie nahm ihre Arbeit ernst.

Bevor sie ging, steckte sie sich eine Praline in den Mund. Die Kristallschale stand auf dem kleinen Tisch neben dem Sessel. So oft wie sie es auch probiert hatte, der alte Herr machte den Mund nicht auf, und so verschwand eine dieser köstlichen Leckereien in ihrem Mund. Da es so aussah als würde er lächeln, nahm sie das als Zustimmung hin. Es wurde ein lieb gewonnenes Ritual daraus. Immer bedankte sie sich höflich bei ihm. Im Stillen dankte sie auch dem Einkäufer dieses Hochgenusses, nie hatte sie versucht diese Pralinen zu erwerben. Erfreut und beschwingt verließ sie nach vollbrachter Arbeit das Haus.

In den zehn Jahren, in denen sie hier herkam, hatte sich einiges verändert. Damals war sie unzufrieden mit allem. Ihre Ehe mit Peter empfand sie als langweilig und einengend, früh kamen die beiden Kinder Paul und Marie. Das Geld, was Peter als Gabelstapler-Fahrer verdiente, war zu wenig, immer öfter gab es hitzige Streitereien. Ihr Mann verließ dann Türen knallend das Haus, und sie weinte sich oft in den Schlaf. Innerlich hatte sie schon aufgegeben und wollte sich mit den Kindern auf und davon machen. Bei ihrem Lebensmittelhändler fand sie einen Zettel am Schwarzen Brett, „Putzfrau gesucht, für einen älteren Herrn, einmal die Woche, für drei Stunden, gute Bezahlung“. Ohne lange zu überlegen, nahm sie die Stelle an.

In ihrem alten Beruf hatte sich so viel geändert, alles wurde auf Computer umgestellt, und schon damals bereitete ihr der Umgang damit Schwierigkeiten. Wenn sie ehrlich zu sich war, und das tat sie, hatte sie die Ehe und die Kinder als Alternative zum Beruf gewählt.

Gleich am ersten Tag bei Herrn Jehoda lag auf dem kleinen Tisch ein Zettel, auf dem stand:

"Ansprüche machen das Leben schwer.
Das glückliche Leben beginnt, wenn man sie aufgibt“.

Darauf nahm das Leben von Frau Meyer eine Wende. Den Spruch hatte sie damals aufgeschrieben und überall im Haus verteilt. Langsam veränderte sich ihre Sichtweise, sie konnte Peter so lassen, wie er war, ihre Beziehung entspannte sich. Peter hatte sich im Laufe der Jahre immer wieder beruflich verbessern können. Sie selber besuchte Fortbildungen und arbeitete jetzt drei Tage in der Woche bei einem Immobilienmakler. Paul und Marie hatten sich gut entwickelt, Paul lebte seit neustem mit seiner Freundin in einer eigenen Wohnung und Marie wollte studieren.

Heute dachte Frau Meyer zum ersten Mal daran, ihre Stelle bei Herrn Jehoda zu kündigen. Nicht weil anderer Leute Haushalt putzen unter ihrem Niveau lag, vielmehr ein Gefühl des Überflüssig-Seins beschlich sie in den letzten Wochen immer wieder. Jetzt wo sie darüber nachdachte, kam sie sich eher so vor, als müsse sie Platz machen für andere.

Obwohl es ihr nicht leicht viel, sprach sie in der nächsten Woche mit Herr Jehoda darüber. Der sagte nichts und schaute weiterhin aus dem Fenster, doch war ihr so, als würde der Anflug eines Lächelns in seinen Augen sichtbar. Die Kündigung legte sie auf den Tisch. Im darauf folgenden Monat auch den Schlüssel.

Auf dem Weg nach Hause fiel ihr ein, dass sie die letzten Male gar keine Praline gegessen hatte. Die Zeit war reif für Veränderungen. Frau Meyer ging ihren glücklichen Weg ohne zu ahnen, dass Herr Jehoda und seine Pralinen sie in eine bessere Welt entlassen hatten.
 



 
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