Hallo Anonymus.
Also ist es eine nächtliche "Beruhigungsansprache" eines Vaters an sein neugeborenes Kind.
Das eröffnet dem Leser - so er darauf eingestellt ist - eine etwas andere Wahrnehmungs- und Verständnisebene.
So können die Worte eher als "Melodie" (Lullaby) an das Kind denn als Gedicht über das Kind erkannt werden. Dadurch holst Du den Leser näher heran.
Die sehr persönliche Empfindungsebene lässt sich meist nur sehr schwer im Gedicht vermitteln.
Nur wenn der Leser wirklich kraft der über die Worte hinausgehenden Stilmittel der Sprache da hineingezogen wird, kann er die Magie, die der Autor festzuhalten versucht, erfassen.
Wie schön du bist, willkommen im Leben,
was du brauchst, was ich kann, will ich dir geben.
Wie sprachlos ich bin, wenn ich dich so seh,
so wunderbar einzig vom Kopf bis zum Zeh.
Der Einstieg ins Gedicht ist sperrig, weil hier die Sprachlosigkeit des "frisch gebackenen" Elternteils so mutwillig aufgebrochen erscheint. Da wäre vielleicht das Ausloten der Sprachlosigkeit, ihrer somatischen Begleiterscheinungen (Herzklopfen, die sich ausbreitende Zaghaftigkeit in der Bewegung, das Leise Sein?) eine alternative Bildebene.
Das Ringen um die vermeintlich richtigen Worte ("wunderbar, einzig, schön") ist spürbar.
Das tragende Thema des Gedichtes sehe ich eher in der Annäherung, der Überwindung der Unsicherheit, der Akklimatisierung, des Lernens der Zeichen, des Umgangs mit der bedingungslosen Bedürftigkeit, etc.
Ich hoffe, Dir mit der Erklärung meinen Kritikpunkt etwas durchschaubarer gemacht zu haben, falls Du wirklich an ehrlichem Feedback interessiert bist.
Es ist und bleibt ja immer Deine Entscheidung, ein Gedicht so zu gestalten, wie Du es für richtig erachtest.
Grüße von Elke