Mein letzter Tag

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gueko

Mitglied
Mein letzter Tag

Ich träumte von Gott. Er sagte zu mir, ich hätte nur noch einen Tag zu leben. Ich ging gleich am Morgen zum Gärtner und kaufte einen Apfelbaum. Der Klassiker. Macht wohl jeder, der das erfährt. Mir fehlte die Zeit, um über eigene Ideen nachzudenken. Ich pflanzte den Baum in meinem Garten und wässerte ihn gut ein. Ich ging zu meiner Frau. Ich sagte ihr, dass ich sie liebe und umarmte sie. Meine Frau sah mich fragend an, schüttelte ihren Kopf und bügelte mein weißes Hemd. Dann ging ich zu meinen Kindern. Ich erklärte ihnen, ich sei immer für sie da, würde sie immer lieben, sie könnten immer mit mir reden, auch wenn ich einmal nicht da wäre. Meine Kinder sahen mich fragend an, lächelten, liefen in den Garten, pflückten Blumen und schnitten Reisig. Ich schrieb meinen sieben besten Freunden eine Nachricht. Ich riet ihnen, sich mehr um ihre Familien zu kümmern, mehr auf ihre Gesundheit zu achten, mehr Sport zu betreiben und sich öfter mit ihren Freunden zu treffen. Alle sieben antworteten mit dem gleichen Text. Es tue ihnen Leid, ich solle nicht verallgemeinern und es akzeptieren. Ich wunderte mich und erwachte. Ich sah Gott, sah, dass er von mir träumte und sah seinen Traum. Darin sagte er mir, ich hätte nur noch einen Tag zu leben. Dann erwachte Gott.
 

anbas

Mitglied
Hallo Gueko,

der Text hat was. Für mein Empfinden sind da aber zu viele "Ichs" - vor allem auch an den Satzanfängen.

Gruß

Andreas
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo gueko,

eine schöne kleine miniatur.richtig: zuviele ichs, zumindest für diesen textaufbau. würdest du den text anders gliedern, nicht als fließtext, sondern quasi als thesen (oder ähnliches), fände ich die wiederholung als stilittel sogar sehr gut. sonst hilft manchmal schon eine andere satzstellung, damit es nicht so "stört".

trotzdem, idee & text gut, ende sehr gut, könnte aber noch besser sein.

liebe grüße
nofrank
 

gueko

Mitglied
Mein letzter Tag

Ich träumte von Gott. Er sagte, ich hätte nur noch einen Tag zu leben. Am Morgen ging ich zum Gärtner und kaufte einen Apfelbaum. Der Klassiker für Eintagslebende. Jetzt fehlte die Zeit, um über eigene Ideen nachzudenken. Den Baum pflanzte ich in meinen Garten und wässerte ihn gut ein. Ich ging zu meiner Frau, sagte ihr, dass ich sie liebe und umarmte sie. Meine Frau sah mich fragend an, schüttelte den Kopf und bügelte ein weißes, kragenloses Hemd. Danach ging ich zu meinen Kindern und erklärte ihnen, ich sei immer für sie da, würde sie immer lieben, sie könnten immer mit mir reden, auch wenn ich einmal nicht da wäre. Meine Kinder sahen mich fragend an, lächelten, liefen in den Garten, pflückten Blumen, schnitten Reisig und banden einen Kranz. Meine sieben besten Freunde lud ich zusammen und empfahl ihnen, sie sollten mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen, mehr auf ihre Gesundheit achten, mehr Sport betreiben und öfter ihre Freunde kontaktieren – das Leben wäre zu kurz, um nur zu arbeiten. Die sieben sahen mich fragend an, einer begann einen Nachruf zu schreiben und sechs zimmerten einen Sarg. Ich erschrak, erwachte und erkannte Gott. Ich sah, dass er von mir träumte und sah seinen Traum. Er sagte, ich hätte nur noch einen Tag zu leben. Dann erwachte Gott.
 

gueko

Mitglied
@ anbas & @ nofrank
Ich lies mir Zeit mit dem überarbeiten, auch um ein wenig Distanz zum Text zu bekommen - einige ICHs habe ich vom Satzanfang weggebracht. Es scheint mir jetzt abgerundeter auch der Satz mit den Freunden - was meint ihr?
gueko
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hi gueko,

ja, der text ist als text jetzt deutlich besser. nach wie vor viele ichs, aber das ist der erzählperspektive geschuldet und liest sich durch die verbesserungen nicht mehr so störend. auch der neue detailreichtum tut dem text gut. großartig nach wie vor ist der satz:
Jetzt fehlte die Zeit, um über eigene Ideen nachzudenken.

die "russische puppe" (von der mir wikipedia gerade berichtet, dass sie matrjoschka heißt und nicht babuschka) am ende ist sowieso gelungen.


alles in allem eine sehr gelungene überarbeitung, das warten hat sich gelohnt.

schönes wochenende
nofrank
 

anbas

Mitglied
Hallo gueko,

ich schließe mich nofrank an: Eine sehr gelungene Überarbeitung. (Im Moment ;)) habe ich nichts weiter anzumerken.

Liebe Grüße

Andreas
 
K

KaGeb

Gast
tolle Idee, gueko. Ich selbst "arbeite" auch gern mit Träumen, aber Deiner ist wirklich gut :)

Gruß, KaGeb
 

Eve

Mitglied
Hallo gueko,

mir gefällt dein Text auch richtig gut ... und am Ende, muss man sich doch tatsächlich kurz mal sortieren, wer da was träumt. Ein gelungener Effekt!

Viele Grüße,
Eve
 

anbas

Mitglied
Hallo gueko,

ich bin's noch mal. An diesem Satz würde ich noch etwas feilen:
Die sieben sahen mich fragend an, einer begann einen Nachruf zu schreiben und sechs zimmerten einen Sarg.
Nach meinem Lesegefühl könnte der Übergang beim Komma noch fließender sein - ich zumindest komme an dieser Stelle immer wieder ins Stocken. Außerdem sind in ihm meiner Meinung nach zu viele "einer/einen" enthalten. Eine Idee wäre:
Die sieben sahen mich fragend an. Einer begann damit / daraufhin, einen Nachruf zu schreiben, und sechs einen Sarg zu zimmeren.
Damit wäre allerdings noch nicht das Problem mit den "einer/einen" gelöst.

LG

Andreas
 

gueko

Mitglied
@anbas
Was hälst du von
Die sieben sahen mich fragend an. Doch dann begannen sechs einen Sarg zu zimmern und der Siebte einen Nachruf zu schreiben.
Danke an der Stelle für die vielen positiven und die auch immer hilfreichen Rückmeldungen.
gueko
 



 
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