Meinungsverschiedenheit

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H

HFleiss

Gast
Meinungsverschiedenheit

Wirst sehen, wenn unser siebentes Jahr
Gekommen geh ich zu Fuß nach Amsterdam
Über Stege Wiesen und Kreuzwege den
Heiligen Sebastian um Pfeile anflehn.
Ich bind mir nen Zopf trage am Rucksack
Schwer laufe mir Blasen an Füßen und Händen
Verdurst an deinen Gutenwegsprüchen.
Du stehst am Fenster und winkst scheinheilig
Du hast dein Golgatha schon hinter dir
Sagst du genüsslich. Du lachender Thomas.
Ich lieb nen ungläubigen Wortklauberich.
 

Carlo Ihde

Mitglied
Ich sehe da ganz viel Potential. Versuch doch mal diesen text als den Beginn einer literarischen "Ouvertüre) zu sehen. Vielleicht kannst du einen 5 bis 6 Seiten langen, inneren Monolog daraus entwickeln. Du müsstest Handlung erleben lassen, die Reise nach Amsterdam, die religiöse Komponente, die Veränderungen, die Blasen an den Füßen, die Heimkehr und der Wortklauberich, der vielleicht loszugehen gezwungen sein wird, obwohl er sich für "Fertig" hielt, im Sinne von Vollendet.

Solche Monologe haben Tradition. Sie machen aus komplexen Gedichten ( im Sinne der Länge von Schiller'schen Balladen) nahezu Theater-Texte. Bei Elfriede Jelinek findet man solche Monologe, die nur auf der Theaterbühne ihre einzig mögliche Aufführungsweise finden konnten.


Jedenfalls hat dein Gedicht in mir solche Gedanken wach gerufen.
 
H

HFleiss

Gast
Schön, dass der Text diese waghalsigen Analogien zur Jelinek hervorgerufen hat, ich rechnete eher mit lauthalsigem Gähnen in dieser müden Lupe. Hanna
 
B

Beba

Gast
Gefällt mir, der Text. Ich stimme Carlo durchaus zu, dass hier Potential für mehr drin wäre. Aber auch so finde ich ihn gut, auch rhythmisch, besonders das Ineinanderfließen der Sätze hat was Eigenes.

Ciao,
Berni
 
H

HFleiss

Gast
Wie soll ich das verstehen, der Text hat mehr Potential? Hanna
 
B

Beba

Gast
Hallo,

mit mehr Potential meine ich, dass das Thema und das, was du in dem Text ansprichst, zu einem etwas umfangreicheren Text taugen würde. Dann würden vielleicht auch deine Gedanken dem Leser deutlicher, wobei der jetzige Text sehr konzentriert ist.

Ist halt meine Ansicht. Dennoch gefällt er mir.

Ciao,
Beba
 
H

HFleiss

Gast
Beba, die Kunst besteht nicht darin, viele Worte abzusondern. Eher darin, mit wenigen Worten sehr viel zu sagen. Aber dass da noch Potential ist,
dass du das feststellst, gefällt mir. Hanna
 



 
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