Moderne Erziehung und zeitgemäße Moral
Ich sitze vor dem Fernseher, sehe mir dir Tagesschau an, mein achtjähriger Sohn kommt von draußen herein, nimmt sich die Cola-Flasche, in der noch ein guter Rest ist, vom Wohnzimmertisch und trinkt sie aus, was ich, da ich die Tagesschau gucke, nur nebenher registriere.
„Die Mama hat mir verboten, die Cola zu trinken“, meint er. „Aber ich sage ihr einfach, du hättest sie getrunken.“
Nach einer kurzen Pause fährt er fort: „Wenn du ihr sagst, dass ich sie getrunken habe, dann wird sie mit dir schimpfen, weil du nicht auch mich aufgepasst hast. Sag also lieber nichts.“
Ich denke über die richtige, pädagogisch fundierte Reaktion nach. Der Junge spielt nicht nur seine Eltern gegeneinander aus und nutzt taktisch geschickt meine Konfliktscheu, sondern er weiß auch, dass er Pluspunkte durch seine raffinierte Argumentation sammelt, zieht also meinen väterlichen Stolz in sein Kalkül ein, ja vielleicht auch den der Mutter, falls der Vater ihr den Vorfall doch erzählt.
Eine schwierige Situation. Früher wäre klar gewesen: Es besteht ein Vorbot, welches er vermutlich erst gar nicht übertreten hätte, wenn aber doch, dann hätte er einfach für den kurzfristigen Lustgewinn die Strafe riskiert. Vielleicht hätte er auch der Mutter in Abwesenheit des Vaters sein Vergehen gestanden, um durch demonstrative Reue die Strafe zu vermeiden. Das moderne Kind übertritt nicht nur das Verbot der Mutter, sondern es bindet den Vater auch noch in die Lüge ein, versucht ihn dahingehend zu erpressen, dass er die Lüge mitträgt.
Als Vater, der auf der Höhe der Zeit sein will, frage ich mich: Was trägt mehr, die moralische Verwerflichkeit des Handelns und die Auflehnung gegen die elterliche Autorität, die man bestrafen muss, damit das Kind sich künftig an gegebene Normen anpassen kann oder die Raffinesse des Kindes, die es für das künftige Berufsleben unter Haien und Wölfen qualifiziert und die man daher nicht durch Strafe unterdrücken sollte.
Meine Frau kommt herein. blickt auf den Wohnzimmertisch und fragt: „Wer hat die Cola getrunken?“
Mein Sohn schaut mir in die Augen und lächelt.
Ich sitze vor dem Fernseher, sehe mir dir Tagesschau an, mein achtjähriger Sohn kommt von draußen herein, nimmt sich die Cola-Flasche, in der noch ein guter Rest ist, vom Wohnzimmertisch und trinkt sie aus, was ich, da ich die Tagesschau gucke, nur nebenher registriere.
„Die Mama hat mir verboten, die Cola zu trinken“, meint er. „Aber ich sage ihr einfach, du hättest sie getrunken.“
Nach einer kurzen Pause fährt er fort: „Wenn du ihr sagst, dass ich sie getrunken habe, dann wird sie mit dir schimpfen, weil du nicht auch mich aufgepasst hast. Sag also lieber nichts.“
Ich denke über die richtige, pädagogisch fundierte Reaktion nach. Der Junge spielt nicht nur seine Eltern gegeneinander aus und nutzt taktisch geschickt meine Konfliktscheu, sondern er weiß auch, dass er Pluspunkte durch seine raffinierte Argumentation sammelt, zieht also meinen väterlichen Stolz in sein Kalkül ein, ja vielleicht auch den der Mutter, falls der Vater ihr den Vorfall doch erzählt.
Eine schwierige Situation. Früher wäre klar gewesen: Es besteht ein Vorbot, welches er vermutlich erst gar nicht übertreten hätte, wenn aber doch, dann hätte er einfach für den kurzfristigen Lustgewinn die Strafe riskiert. Vielleicht hätte er auch der Mutter in Abwesenheit des Vaters sein Vergehen gestanden, um durch demonstrative Reue die Strafe zu vermeiden. Das moderne Kind übertritt nicht nur das Verbot der Mutter, sondern es bindet den Vater auch noch in die Lüge ein, versucht ihn dahingehend zu erpressen, dass er die Lüge mitträgt.
Als Vater, der auf der Höhe der Zeit sein will, frage ich mich: Was trägt mehr, die moralische Verwerflichkeit des Handelns und die Auflehnung gegen die elterliche Autorität, die man bestrafen muss, damit das Kind sich künftig an gegebene Normen anpassen kann oder die Raffinesse des Kindes, die es für das künftige Berufsleben unter Haien und Wölfen qualifiziert und die man daher nicht durch Strafe unterdrücken sollte.
Meine Frau kommt herein. blickt auf den Wohnzimmertisch und fragt: „Wer hat die Cola getrunken?“
Mein Sohn schaut mir in die Augen und lächelt.