Münchhausen und ich

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presque_rien

Mitglied
Hi Liesske,

Schade, dass dein Gedicht bisher unkommentiert blieb, ich finde es richtig gut! Die Wechselwirkung zwischen der Leichtigkeit im Rhytmus und in den Formulierungen und der melancholischen Thematik ist gut gelungen, und das Grundbild ist toll! Ich finde es super, dass das Gedicht so schoen kurz und auf den Punkt ist, und du dich auf dieses eine Bild konzentrierst, und nicht versuchst, darueber hinauszugehen.

Ich kann mich auch mit der Erfahrung, die du beschreibst, sehr gut identifizieren. :)

Das einzige, was mich stoert, sind die Rhytmusholper in der zweiten Strophe. Es ist schon klar, dass dieses Gedicht keinen zu starren Rhytmus haben sollte, damit die Leichtigkeit erhalten bleibt. Aber ein Bisschen wuerde ich an der zweiten Strophe vielleicht doch feilen. Ungefaehr so:
Ich selber
lag still,
und in mir war es Nacht,
da haben sich dort zwei, drei Verse entfacht,
so zog mein Gedicht
mich wieder ans Licht.

Ob Ihr's glaubt oder nicht!
Das ist natuerlich nicht ideal, ich wollte nur zeigen, wie es vom Rhytmus her fluessiger werden kann. Und es waere auch gut, das zweifache "in mir" zu vermeiden.

LG,
presque
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Liesske,
ein sehr eigenwilliges und interessantes Gedicht.
Die Einordnung von presque_rien kann ich nur unterstreichen, schönes Wechselspiel zwischen Leichtigkeit und Schwermut etc.
Und zum Änderungsvorschlag:
Insbesondere

ich selber
lag still


empfinde ich als Gewinn. Neben dem flüssigeren Rhythmus höre ich alsogleich mit zwei Ohren:
lag still
--> Lähmung, Stilllegung, Rückzug
--> Meditation, Nachsinnen, Nachhorchen, Selbstbetrachtung, Spiegelung, Vorstufen der Artikulation

lg wüstenrose
 

Liesske

Mitglied
Hallo presque und wüstenrose,

danke für Eure Rückmeldung.
Der Text ist schon vor längerer Zeit entstanden,
und ich bastele immer mal wieder an den Zeilen 2 und 3 des zweiten Teils herum.

Das 'lag still' hält jetzt den Rhythmus besser, aber was dann?
Das doppelte 'in mir' hatte ich glatt übersehen.

-------------------------
Also vielleicht so:

Ich selber
lag still
und gefangen von Nacht,
da hat sich in mir ein Vers entfacht
und es zog mein Gedicht
mich wieder ans Licht.

Ob Ihr's glaubt oder nicht.
--------------------------------------

LG
Frank
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Frank,
hier steuere ich noch eine Variante bei. Ob sie gut ist, weiß ich nicht so genau, aber dein Gedicht ist gut und du solltest weiter nach der Lösung für die zweite Strophe suchen, denn alle angedachten Versionen reichen noch nicht an den eleganten Schwung der ersten Strophe heran.

PS: Etwas entnervt habe ich soeben ganz einfach gestrichen, vielleicht hast du die passendere Idee für diese Stelle.

Ich selber
lag still
im Schoße der Nacht,
da hat sich ein Vers
[strike]ganz einfach[/strike] entfacht
und es zog mein Gedicht
mich wieder ans Licht.

Ob Ihr's glaubt oder nicht!


lg wüstenrose
 

presque_rien

Mitglied
Ich muss ehrlich zugeben, ich mag Varianten wie "gefangen von Nacht", "im Schoße der Nacht" oder "am Haken der Nacht" nicht so richtig - ich finde diese Bilder zu stark / aufdringlich fuer das Gedicht. "und in mir war es Nacht" sollte bleiben.
 

Trasla

Mitglied
Oh ist das schön!

Ich würde das hier
[red]und in mir war es Nacht,
da hat sich in mir ein Vers entfacht,[/red]
so ändern:
[blue]und in mir war Nacht
da hat sich
leuchtend
ein Vers entfacht[/blue]

Also das "es" in "in mir war es Nacht" finde ich unnötig und macht die Zeile nur länger, als sie sein muss. Außerdem wirkt das dann mehr wie eine Stimmung als wie eine Tageszeit.

Danach sollte das erneute "in mir" vermieden werden, und ich finde, der Vers darf ruhig ein kleines Licht in der Nacht sein, der Lyri danach ins große Licht des Tages zieht.
 

Liesske

Mitglied
Hallo Ihr Mitknobler,
ich habe jetzt das Gefühl, eine stimmige Variante für den hier diskutierten Teil 2 gefunden zu haben. Damit klingt das Ganze nun so:

Münchhausen
zog sich,
das ist ja bekannt,
am eigenen Zopf
mit der eigenen Hand
aus dem Sumpfe heraus.

Ei der Daus!

Ich selber
lag stumm
und voll ratloser Nacht,
da hat sich in mir ein Vers entfacht,
und es zog mein Gedicht
mich wieder ans Licht.

Ob Ihr's glaubt oder nicht!
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Frank,

ja wenn das einmal gelingt, dass das richtige Wort im richtigen Augenblick die Seele wieder erhellt, das ist schon eine große Sache.

Die Parallele zu Münchhausen gefällt mir, ebenso wie der leichte Ton dieses Textes.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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