Norbert Hilgers
Mitglied
Karl Weiler lag gerade auf seiner Gartenliege als ihn der Anruf aus dem Kreiskrankenhaus erreichte. Obwohl Karl wußte, daß es jeden Tag soweit sein würde ,traf es ihn doch überraschend. Er versuchte seine Gedanken so weit zu ordnen, das er nichts vergessen würde.
Sein ganzes Leben sollte eine neue Wendung bekommen. Viele Jahre hatten sie gespart um es sich überhaupt leisten zu können. Dann war es zweimal schief gegangen. Einmal nach fünf und dann schon zwei Monaten. Seine Frau und er waren schier verzweifelt an dem Gedanken daß es vielleicht zu spät werden könnte. Ab vierzig konnte es schon problematisch sein. Aber die Entwicklung verlief diesmal nach Auskunft der Ärzte optimal. Karl schämte sich nicht seiner Tränen als er die Einfahrt zum Besucherparkplatz des Krankenhauses hinauffuhr. Die Schwester an der Pforte winkte ihm kurz zu und er überhörte den kurzen Gruß den sie hinter ihm herrief. Vor der Abteilung wurde Karl vom Chefarzt Dr. Harms selbst abgefangen. ”Nun beruhigen Sie sich doch erst mal”, meinte er lächelnd. ” Bis jetzt ist die alles ohne Zwischenfälle verlaufen”. Karl griff nach der Hand des Arztes und drückte diese so kräftig das Harms sie ihm lachend entzog. ”Heben sie sich ihre Kräfte für die nächsten Wochen und Monate auf”, meinte er. In diesem Moment kam ein Ehepaar mit einer Babytrage vorbei. Karl sah nur den kleinen dunklen Haarschopf unter einem Berg von Kissen herausschauen. ”Ich möchte sie sehen”, platzte es Karl in der Aufregung heraus. ”Eigentlich darf ich es nicht erlauben”, meinte Harms.
Dann legte er seine Stirn in Falten und ergänzte in verschwörerischem Ton ”aber wenn sie es niemanden verraten !”. Er winkte und Karl folgte in ein abgelegenes Zimmer. Hier lagen in Regalen verschiedene Kittel und OP- Bekleidungen . Harms musterte sein Gegenüber und zog aus einem Fach einen grünen Umhang heraus. Nachdem Karl ihn angezogen hatte bekam er noch einen weißen Mundschutz und eine Haube mit der er dann gänzlich unkenntlich wurde. Er folgte dem Mediziner durch mehrere Flure, bis sie vor einem verglasten Raum zum stehen kamen. “Bis hier hin kann ich es gerade noch verantworten”, meinte Harms und wies mit einer Kopfbewegung zur Scheibe hin. “Welches ist es?”, fragte Karl aufgeregt. ” Das da, daß zweite von links”, entgegnete Harms. ”Sie ist wunderschön”, hauchte Karl bewegt. Mit Erfurcht ruhten seine Blicke auf dem Becken mit Nährstofflösung, in dem innerhalb der letzten Monate der Ersatz für seine durch übermäßiges Rauchen irreparabel geschädigte Lunge gewachsen war.
Sein ganzes Leben sollte eine neue Wendung bekommen. Viele Jahre hatten sie gespart um es sich überhaupt leisten zu können. Dann war es zweimal schief gegangen. Einmal nach fünf und dann schon zwei Monaten. Seine Frau und er waren schier verzweifelt an dem Gedanken daß es vielleicht zu spät werden könnte. Ab vierzig konnte es schon problematisch sein. Aber die Entwicklung verlief diesmal nach Auskunft der Ärzte optimal. Karl schämte sich nicht seiner Tränen als er die Einfahrt zum Besucherparkplatz des Krankenhauses hinauffuhr. Die Schwester an der Pforte winkte ihm kurz zu und er überhörte den kurzen Gruß den sie hinter ihm herrief. Vor der Abteilung wurde Karl vom Chefarzt Dr. Harms selbst abgefangen. ”Nun beruhigen Sie sich doch erst mal”, meinte er lächelnd. ” Bis jetzt ist die alles ohne Zwischenfälle verlaufen”. Karl griff nach der Hand des Arztes und drückte diese so kräftig das Harms sie ihm lachend entzog. ”Heben sie sich ihre Kräfte für die nächsten Wochen und Monate auf”, meinte er. In diesem Moment kam ein Ehepaar mit einer Babytrage vorbei. Karl sah nur den kleinen dunklen Haarschopf unter einem Berg von Kissen herausschauen. ”Ich möchte sie sehen”, platzte es Karl in der Aufregung heraus. ”Eigentlich darf ich es nicht erlauben”, meinte Harms.
Dann legte er seine Stirn in Falten und ergänzte in verschwörerischem Ton ”aber wenn sie es niemanden verraten !”. Er winkte und Karl folgte in ein abgelegenes Zimmer. Hier lagen in Regalen verschiedene Kittel und OP- Bekleidungen . Harms musterte sein Gegenüber und zog aus einem Fach einen grünen Umhang heraus. Nachdem Karl ihn angezogen hatte bekam er noch einen weißen Mundschutz und eine Haube mit der er dann gänzlich unkenntlich wurde. Er folgte dem Mediziner durch mehrere Flure, bis sie vor einem verglasten Raum zum stehen kamen. “Bis hier hin kann ich es gerade noch verantworten”, meinte Harms und wies mit einer Kopfbewegung zur Scheibe hin. “Welches ist es?”, fragte Karl aufgeregt. ” Das da, daß zweite von links”, entgegnete Harms. ”Sie ist wunderschön”, hauchte Karl bewegt. Mit Erfurcht ruhten seine Blicke auf dem Becken mit Nährstofflösung, in dem innerhalb der letzten Monate der Ersatz für seine durch übermäßiges Rauchen irreparabel geschädigte Lunge gewachsen war.