Neugeboren 20

Ruedipferd

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Als Conny später eintraf, schenkte er mir demonstrativ ein Paket Windeln und einen gelben Schnuller für Erwachsene. Ich musste ihn, wenn ich nichts trank, im Mund halten. Alle lachten über mich. Das hatte ich wieder davon, meinen Freiern gefügig zu sein. Im Laufe des Abends kamen einige SMS bei mir an. Jenny und Melanie und… natürlich auch Lieblingscousine Beatrix, erkundigten sich nach meiner Körpergröße. Ach du liebe Zeit, da stand mir wohl noch einiges zum Studienanfang bevor. Ich nahm es mit Humor. Etwas anderes machte auch keinen Sinn. Ein herrlicher Abend klang aus und markierte zugleich auch den Neuanfang. Conny gab mir sein Zuhältergeld bis auf den kleinen Teil, den er für Schnuller und Windeln ausgegeben hatte, zurück. Er freute sich schon auf die Besuche in München und hoffte, gemeinsam mit uns dort regelmäßig die Sau rauslassen zu können. Es wurde ein wehmütiger Abschied am frühen Morgen. Rene hatte sich von seinem Freier getrennt und fuhr mit mir nach Norderstedt zu seiner Mutter. Gegen Mittag standen wir wieder in Hamburg auf dem Flughafen. Natürlich waren wir nicht aus der Welt und ich hatte weiterhin Termine beim Doc. Außerdem sollten wir zum Transkidstreffen kommen und doch, wir ahnten beide, dass eine neue Zeit für uns anbrechen würde und es die alten Strukturen, wie wir sie nun gewohnt waren, bald nicht mehr geben konnte. „Mach‘s gut, mein Alter. Wir sehen uns. Im Frühjahr werden wir vollständig sein“, meinte Rene und drückte mich herzlich an sich. Ich küsste ihn und schaute mich nach dummen alten Weibern um, die uns wieder angiften würden. Aber niemand nahm von uns Notiz. Ich winkte und verschwand in der Abfertigungshalle. Zuhause bereiteten Andy, Jacob und ich uns auf den Studienbeginn vor. Wir mussten Koffer packen und Bücher sortieren. Lisa hatte genau wie Jacobs Mutter eine riesige Fresskiste zusammengestellt. Es sollte uns an nichts fehlen und das Schlimmste, was jungen Menschen in der Entwicklung passieren konnte, war, nicht genug zu essen zu bekommen, meinte die alte Lisa weise. Verhungern und verdursten würden wir sicher nicht. Vater hatte ein paar Kisten Bier spendiert, damit wir unsere Einweihungsparty zünftig feiern konnten. Wir sollten auch an unsere neuen Kommilitonen denken. Freunde waren sehr wichtig und bei Männern wurde dies nur durch die Bierfrage gelöst. Als Raubritter wusste mein Dad Bescheid. Beatrix und Hubertus schrieben Mails und wünschten uns Glück. Hubertus hatte sich in Philadelphia bereits gut eingelebt und träumte sogar schon auf Englisch. Einzig die Freundschaft zu uns stand noch zwischen seiner Rückkehr und einem neuen Leben in den Staaten, erklärte er und schickte massenhaft Fotos. Auch Beatrix meldete sich rundum zufrieden aus ihrem Internat in Bordeaux. Die Nonnen wären allesamt sehr nett und Keuschheitsgürtel gab es keine, stellte sie fest. In ihrer Klasse war sie die mit Abstand versauteste und alle Mädchen wollten die Geschichten von uns hören und hatten inzwischen Zugang zu unseren YouTube Videos. Na, herrlich, dachte ich. Jetzt wusste jede Frau in Frankreich, wie ich untenrum aussah. Irgendwann würde ich meine kleine Cousine doch mal eigenhändig übers Knie legen! Und sie war erst Dreizehn! Was wird in ein paar Jahren sein, wenn sie sich so weiterentwickelte, fragte ich auch Hubertus, der mich in dieser Hinsicht voll unterstützte. Wir wollten uns etwas Nettes für die kleine Demoiselle ausdenken. Am fünften September fuhren drei Familien und ein Pferdetransporter mit Gepäck und Bierkästen nach München. Unsere Mütter richteten uns ein, wir Männer setzten uns zusammen mit dem Bier zünftig auf die Dachterrasse. Ich musste Jenny per Skype durch die Wohnung führen. Sie wollte genau wissen, wo ich schlief und wie es bei uns aussah. Gottseidank verschwand unser Anhang am späten Abend. Wir drei lagen ausgepowert im Bett. Ich musste am nächsten Tag zu meinem neuen Hausarzt, den mir Doktor Steiner vermittelte. Ich brauchte natürlich regelmäßig meine Spritze. Jakob und Andy kamen mit und stellten sich für Notfälle auch gleich vor. Man wusste ja nie, ob man vor einer Klausur nicht plötzlich krank wurde… Danach nahmen wir unsere Uni unter die Lupe. Ich hatte meine Fakultät und auch die Vorlesungsräume im Studentenführer schnell gefunden. Es gab auch noch einiges im Sekretariat für uns zu erledigen. Die Mensa sowie natürlich die Sportstätten mussten zudem einer eingehenden Inspektion unterzogen werden. Zwischendurch kamen wir immer wieder mit anderen Neuen ins Gespräch, die genauso verwirrt über das riesige Gelände liefen wie wir. Die ersten Freundschaften und Bekanntschaften wurden geschlossen. Wobei wir in einer doch sehr exklusiven Wohngegend untergebracht waren und die anderen sich erheblich bescheidener begnügen mussten. Am Abend begannen wir mit einigen der Jungs und Mädels unseren ersten Kneipenbummel. Zwei Bier, dann hieß es stets LKW: Lokalwechsel. Nur so konnten wir die vielen Wirtschaften in einer angemessenen Zeit kennenlernen. Die meisten der Jungs erwiesen sich als heterosexuell. Andy zeigte mir dann im Internetführer eine Kneipe, die uns beide brennend interessierte, denn dort sollten sich auch schwule Studenten treffen. Jacob blieb mit seiner neuen Flamme gleich zurück. Sie hieß Maja, war Neunzehn und sah hinreißend aus. Für Jacob genau das richtige. Außerdem studierte sie Forstwirtschaft wie er, und das war bei den Mädchen nicht ganz so häufig. Das Fach wurde eher von Männern belegt. Majas Papa arbeitete allerdings als Förster in Oberbayern und diente ihr als großes Vorbild. Na bravo, die zwei hatten sich also gesucht und gefunden und Jacob war bereits am zweiten Tag in München voll unter der Haube. Andy und ich verabschiedeten uns von den beiden Liebenden und machten uns auf die Suche nach der Schwulenkneipe. Dank unserer Handynavis wurden wir schnell fündig. Die Lokalität lag etwas abseits, war aber trotzdem von unserer Wohnung gut in einer halben Stunde zu Fuß erreichbar. Es fuhren auch Busse, die wir noch erkunden mussten. Durstig wie immer, traten wir ein. Am Donnerstagabend war naturgemäß in allen Kneipen wenig los. Wir setzten uns an die Bar und bestellten zwei Wildensteiner. Einen Moment später stand das Gewünschte auf dem Tisch. Andy lächelte mich an. Ja, ich dachte genau dasselbe. Wir waren zu Hause! Die Wirtschaft sah nicht nach dem aus, was wir eigentlich zu finden gedachten. Eine ganz normale Einrichtung im bayerischen Stil empfing meine Augen, die mit wachem und interessiertem Blick umherschweiften. „Sucht ihr etwas?“, fragte der Wirt, ein leicht bebauchter Mittvierziger, dezent, seine schwule Ausrichtung kaschierend. Für uns brauchte er das nicht, wir hatten ihn eh durchschaut. „Wir sind hier eine etwas andere Kneipe. Das Publikum ist nicht das, was ihr vielleicht kennt. Seid ihr Studenten?“ Oh, der ging aber ‘ran. Ich nickte. „Ja, wir haben unsere Uni gerade in Beschlag und Augenschein genommen und schauen uns jetzt nach Feierabendaktivitäten um. Mein Kumpel hier“, ich zeigte auf Andy, der zufrieden an seinem Bier süffelte, „hat gezielt nach dieser Lokalität gesucht. Aber es ist wohl heute noch nicht viel los, bei euch.“ Er drehte sich um, nahm eine Flasche Korn und schenkte drei Gläser voll. Zwei standen flugs vor uns. „Prost, Jungs, ich bin Alois und begrüße euch in München!“ „Danke, was ein Service. Wir kommen aus Wildenstein, daher die Biersorte. Max, hier, ist Miteigentümer der Schnapsfabrik und der Bierbrauerei“, lachte Andy. Publicity konnte nicht schaden, er hatte Recht und unsere Ausrichtung war zu Hause hinreichend bekannt, vor allem dank Cousinchens Engagement im Internet. Alois schlug die Hände überm Kopf zusammen. Im nächsten Augenblick stand Wildensteiner Korn mit dem gräflichen Wappen auf dem Tresen. „Dann machen wir damit gleich weiter. Ich schenke eigentlich beide Sorten in der Hauptsache aus. Die meisten heimischen Studenten und Besucher, wollen unser eigenes Bier trinken. Seid ihr zusammen?“ Ich nickte lächelnd. „Eigentlich schon. Wir haben bereits in der Sandkiste gepoppt, aber wir sind Neuem sehr aufgeschlossen. Andy hat auch das Problem, das er mit Frauen gar nicht kann, im Gegensatz zu mir. Vielleicht findet sich ja hier im Laufe der nächsten Monate ein netter Begleiter für ihn.“ Alois musterte Andy von oben bis unten und blieb mit dem Blick gekonnt auf der wichtigsten Stelle haften. „Das will ich meinen, da werde auch ich wieder lecker. Am Samstag ist mehr los. Aber auch später, kommen noch einige Stammgäste. Am Tage verirren sich immer wieder Touristen hier herein und die Jungs wissen das natürlich. Man will unter sich bleiben, deshalb musste ich euch auch auf den Zehn fühlen. In den hinteren Räumen besteht die Möglichkeit für Techtelmechtel in der Dunkelheit. Ihr könnt euch auch in besondere, von den normalen Klos abgetrennte, Toiletten verziehen. Jeder, wie er es am liebsten mag. Einen kleinen SM- Spielplatz hab ich ebenfalls eingerichtet. Einmal im Monat feiern wir in geschlossener Gesellschaft, dann gibt’s einen Dresscode, ohne den ist kein Eintritt möglich. Ich geb‘ euch hier mal meinen Hausprospekt, nur für Gäste, wie euch.“ Das hörte sich aber sehr gut an. Ich wusste, wo ich mich in Zukunft abends herumtreiben würde. Andy sagte nichts und griff sich gleich den Werbezettel. Am Samstag nächste Woche gab es so eine Party. Wir sahen uns zustimmend an. „Da kannst du uns gleich auf die Liste setzten, Alois. Ich bin mehr der Macher und besitze auch entsprechende Kleidung und Max hier, wird wohl seine heißen offenen Höschen tragen wollen, wie ich ihn kenne.“ Er grinste breit. „Ach, Andy, was wäre das Leben doch langweilig, ohne dich.“ Alois meldete uns an. Es standen schon etliche Namen auf seinem Zettel. Ich war gespannt, wen wir alles kennen lernen würden. In eine normale Schwulenkneipe kamen auch ältere Leute und nicht nur Studenten in unserem Alter. Die Tür ging auf. Ein Pärchen trat ein. Er war wohl um die Fünfzig und sein Partner, sehr weiblich auftretend, etwas jünger. Sie begrüßten den Wirt per Handschlag. Dann blickten sie neugierig zu uns. „Das sind Max und Andy, zwei Studienanfänger. Und die zwei hier sind Tom und Tina, so werden sie von allen nur genannt. Sie sind verheiratet und kommen schon seit ewigen Zeiten hierher. Ich kümmere mich mal um die Getränke. Kennenlernen und quatschen müsst ihr selbst.“ Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Die beiden waren sympathische Leute, nicht ganz unsere Zielgruppe, aber das machte überhaupt nichts. Andy und ich lernten gerne Menschen kennen. „Was studiert ihr denn?“, fragte Tom. Andy antwortete, während sich Tina, der, frauentypisch, mit seinem Täschchen gleich zur Toilette stöckelte, mit seinem Ziel im Auge vor uns kurz entschuldigte. Er sah für sein Alter noch recht gut aus, es war kein Gramm Fett zu viel vorhanden, im Gegensatz zu seinem Partner, bei dem ein kleines Bäuchlein hervorstach. Gekonnt wippte der schmale Hintern, welcher in einer sehr engen hellblauen Jeans steckte. Ich fragte mich gleich, wo es solche Farben gab und wollte mich bei seiner Rückkehr sofort danach erkundigen. Das knappe weiße T-Shirt mit einem Strassaufnäher ließ eine unbehaarte oder zumindest voll rasierte Brust erahnen. Ich blickte ihr anerkennend hinterher. Tom lächelte. „Ja, meine Tina ist ein nettes Mädel, sie hat auch einige besondere Qualitäten. Aber ich denke, du passt nicht in ihr Schema. Sie steht auf ganze Kerle. Da muss ich eher auf deinen Freund achtgeben!“ Recht hatte er. „Ich wollte auch keine lesbische Beziehung mit ihr, sondern mir nur Anregungen in Sachen Mode und Schminken holen.“ Tina kehrte gerade zurück. Leicht geschminkt, schimmerten ihre Lippen silbrig und betonten einen sinnlichen Mund. Wie erwartet schob sie sich zwischen Andy und Tom, küsste ihren Mann und wandte sich dann dem Ziel ihres Interesses zu. Ich schmunzelte und blinkte mit meinen Augen zu Tom. Der verstand, wir tauschten die Plätze. Ein anregendes Gespräch schloss sich an. Irgendwann spürte ich das Bier in meiner Blase und stand auf. Dabei berührte ich versehentlich Toms Hand. Oder auch nicht? Er gefiel mir und ich war gespannt darauf, wie seine Männlichkeit gebaut sein würde. Tom kam mir hinterher. Tina und Andy flirteten ungeniert weiter miteinander, tauschten Nettigkeiten und Anzüglichkeiten. „Kennst du dich hier schon aus?“, fragte Tom. Ich drehte mich zu ihm und schüttelte den Kopf. Er fasste mich an die Hand und ließ mich nicht mehr los. „Hier sind die normalen Klos. Sie sind auch für Touristen gedacht und nur für biologische Geschlechter eingerichtet. Wir gehen durch diese Tür.“ Er schob mich zu einem Treppenaufgang, auf dem das Wort ‚Privat‘ stand.
Eine dunkelrote schwülstige Tapete empfing uns. Die Toiletten teilten sich ebenfalls für Männlein und Weiblein auf. „Möchtest du für die Mädchen oder für die Jungen?“ Natürlich ging ich in die Knabentoilette, ich war nun auch in meiner schwulen Rolle alles andere als weiblich. Das wäre ja noch schöner. Dann hätte ich mich ja nicht operieren lassen brauchen. Ich erschrak. Oh je, Tom ahnte noch nichts. Und mein Genital hing ziemlich unfertig an mir herunter. Es fehlte der letzte Schliff. Ich würde also Farbe bekennen müssen, dachte mir allerdings nicht mehr viel dabei. Denn, wenn Tom mit Tina konnte, würde er es mit mir auch nicht schwer haben. Ich begleitete ihn zu den Becken, nahm mein bestes Stück heraus. Er ließ mich auch einen Blick auf sich selbst werfen. „Zeig mal, der sieht aber komisch aus. Bist du Trans?“, fragte er. Hey, war das interessant. Endlich mal jemand, der mich nicht als Exoten betrachtete, sondern Ahnung hatte! „Ja, ich bin gerade operiert worden. Nächstes Jahr kommt eine Erektionshilfe ‘rein und aus den Schamlippen wird ein Hoden gebaut. Sie nähen Silikonbällchen hinein, dann bin ich vollständig. Andy ist aber ein normaler Kerl. Ich wurde schon als Kind behandelt, weil meine Eltern die Prägung und das Dilemma recht früh erkannten. Die OP und die Hormone sind erst ab der Volljährigkeit möglich. Meinst du, du kannst mit mir? Das ist nämlich unterschiedlich. Es gibt Leute, die sind stockschwul und da steht nichts, wenn sie mit mir zusammen sind.“ Tom streichelte zärtlich meinen Kleinen und nahm dann seinen heraus. Wir pressten uns aneinander, so dass sich beide berührten. Er zeigte Erregung. „Siehst du, er ist schon ganz heiß auf dich“, flüsterte er. Ich kniete mich mit offener Hose vor ihn und ließ mir eine wunderschöne feste Schlickstange schmecken. Einen Gummi fand ich in meiner Hosentasche. Die hatte ich gewohnheitsmäßig immer dabei. Man konnte ja nie wissen, auf wen man traf. Tom ließ sich verwöhnen und half dem Kondom seine Aufgabe zu erfüllen. „Komm, ich zeig dir etwas Schönes“, raunte er mir zu und führte mich in eine gegenüber der Toilette befindliche Nische. Eine Tür öffnete sich, dahinter war es dunkel, aber ich erkannte eine schwarze Liege in der Mitte. Tom schob mich gezielt und sicher durch die Dunkelheit und ich hörte, wie er einen Schlüssel umdrehte. Wir waren ungestört. Ohne Licht und ohne etwas sehen zu können, zogen wir unsere Kleider aus. Ich gehörte ihm und ließ mich willenlos nehmen. Wir keuchten und stöhnten in Ektase, bis ich fühlte, wie er sich in mir entleerte. Er wartete einen Augenblick, damit ich mich auf dem Bauch liegend reiben konnte und ihm schwitzend das Ende meiner eigenen Erregung signalisierte. Uff, das hatte ich für den heutigen Abend gar nicht erwartet, aber so spielte das Leben. Wer offen durch die Welt ging, fand auch schnell Anschluss. Wir lagen noch eine Weile schweigend und genießend aufeinander. „Ich glaube, wir müssen den anderen auch die Gelegenheit geben“, meinte er und knipste ein schummeriges Licht an. Der Raum war schwarz angemalt und nur die Kissen aus Latex waren in knalligem Rot gehalten. Wir suchten schnell unsere Sachen zusammen und zogen uns wieder an. In der Toilette wusch ich mir die Hände, entsorgte den Gummi und gab Tom einen dankbaren Kuss. Als wenn nichts gewesen wäre, standen wir ein paar Minuten später wieder in der Kneipe, setzten uns an unser Bier und begannen einen Smalltalk mit unseren Partnern. Nach und nach füllte sich das Lokal. Viele Männer saßen in den Nischen und auch die Barhocker belegten sich mit den knackigen Hintern schwuler Gäste. Einige blickten neugierig und wollüstig zu uns. Aha, sie nahmen uns Neuankömmlinge in Augenschein. Frischfleisch konnte man immer gebrauchen. Tina entschuldigte sich. Andy auch. Beide verschwanden in Richtung Klo. Was das hieß, brauchte mir niemand zu erklären. Andy würde in Kürze eine ebenso detaillierte Einweisung in die Örtlichkeiten erhalten, wie ich. Tina war ganz sein Geschmack. Bei ihr konnte er seine heterosexuelle Begierde ausleben, ohne vor einer biologischen Frau Angst haben zu müssen. Bei Tina war ein Versagen seinerseits unwahrscheinlich. Das wusste er ganz genau und hatte sich insgeheim wohl schon freudig sein Liebesspiel mit ihr ausgemalt. Es dauerte auch etwas länger, bis die beiden erschöpft wieder bei uns am Tisch saßen. Ich hatte immer mal wieder auf die Uhr geschaut. Morgen früh fand um zehn Uhr die Begrüßung der Erstsemester statt. Da bestand Anwesenheitspflicht, wir wurden namentlich aufgerufen. Es war zwei Uhr durch. Wenn wir einigermaßen ausgeruht im Audimax sein wollten, sollten wir uns langsam nach Hause begeben. Andy nickte, als ich mit ihm darüber sprach. Wir verabschiedeten uns von unseren neuen Bekannten und winkten Alois zu. Draußen standen einige Taxen. Ich hatte keine Lust mehr zu laufen. Das Studenten ein Taxi nahmen, kam auch in München nicht so häufig vor. Aber wir hatten Geld genug, dank unserem Zuhälter in Hamburg. Ich knuffte Andy. Jacob lag schon im Bett, als wir zu Hause eintrafen, doch er schlief noch nicht. Er stand vorwurfsvoll wie eine Mutter in seiner Zimmertür, als wir in die Wohnung kamen. „Eh, Leute, morgen früh erwarte ich einen detaillierten Bericht von euch. Aber wir haben um zehn Uhr Einführung, schon vergessen?“ „Reg dich ab, Mama, wir gehen jetzt schlafen und ich stell auch den Wecker. Es war geil, aber du als hetero willst sicher gar nichts über das Münchner Schwulenleben wissen. Hast du deine Kleine schon gevögelt?“ Jacob sah mich grinsend an, sagte „Arschloch!“, und verschwand wieder in seinem Bett. Um acht Uhr rasselte mein Wecker. Die Sonne schien. Mein erster Weg führte an den Kühlschrank. Eier und Toast waren reichlich vorhanden. Jacob wackelte in die Küche, griff sich die Kaffeekanne und schaffte es irgendwie tatsächlich die Kaffeemaschine in Gang zu bringen. Andy duschte. Ich deckte zusammen mit unserem zweiten Sklaven namens Jacob den Tisch. Seine Majestät kam herein, fragte nach dem Schinken und schimpfte, dass er sich diesen selbst noch aus dem Kühlschrank nehmen musste. Ich ging ebenfalls duschen, Jacob folgte. Irgendwie lief alles wie am Schnürchen. Morgen könnten wir mal auf der Dachterrasse decken, dachte ich. Als ich in der Küche saß, stand Andy am Herd und haute die Eier in die Pfanne. Mit dieser Arbeitsteilung konnten wir zufrieden sein. Pünktlich um halb zehn Uhr begann der Ernst des Lebens für die drei frisch gebackenen Studenten. Ja, man konnte nicht nur von Liebe und Sex existieren. Schade, dachte ich. Aber es würde sicher genügend Zeit bleiben, um alle unsere besonderen Bedürfnisse zu befriedigen. Ich las, während wir zur Uni spazierten, laut meine Mails vor. Hubertus, Conny und Rene wünschten uns Glück und reichlich Potenz. Beatrix schickte zur Bekräftigung ihrer Wünsche das Foto eines erigierten Schwanzes. So ein Luder! Im Audimax füllten sich die Plätze. Wir saßen gewohnheitsmäßig etwas weiter hinten. Der Dekan kam herein, begrüßte uns und nach und nach wurden wir mit einem lustig-ernsten Vortrag durch unser künftiges Studentenleben geführt. Trotz meiner guten Schulnoten machte ich mir einige Sorgen, wie die Prüfungen an einer Hochschule ablaufen würden. Vater und Mutter erwarteten gute Leistungen von mir, das war klar. Üblicherweise stellten die Grafen von Wildenstein auch stets die Elite der Universitätsabgänger und deshalb baute sich schon ein ziemlicher Druck bei mir auf. Während des Essens in der Mensa kam ein älterer Mann auf mich zu. Er stellte sich als Professor Moritz von Tannen vor und erzählte, mein Vater wäre einer seiner Studenten gewesen, als er noch an der Uni lehrte. Er sprach in sehr hohen Tönen von meinem alten Herrn, so dass ich mich fragte, ob der Herr Professor nicht vielleicht den falschen jungen Grafen von Wildenstein angesprochen hatte. Nein, das war natürlich nicht der Fall. Er wünschte mir alles Gute, ich solle meinen Vater grüßen und wenn ich mal Fragen und Probleme hätte, würde er mir sofort helfen. Gut, ich bedankte mich höflich. Andy und Jacob kratzbuckelten vor mir. Herr Graf hier, Herr Graf da. Irgendwann wurde mir ihr Eifer zu bunt und ich beendete den Blödsinn. Maja erschien am späten Nachmittag bei uns in der Wohnung. Sie nahm Jacob lächelnd den Staubsauger aus der Hand und half ihm sein Zimmer aufzuräumen. Wie machte der Typ das nur? Nun, vielleicht hätte ich Jenny, wenn sie denn hier wäre, auch dazu bringen können, den Haushalt zu übernehmen. Eigentlich könnten wir tatsächlich in Erwägung ziehen, sie im nächsten Jahr in München Tiermedizin studieren zu lassen. Maja hatte eine Freundin im Schlepptau, die sich sehr interessiert umsah. Ich musste die beiden aufklären. Jenny forderte leider ihren Tribut. Ich war so gut wie verlobt und Andy? , fragten sie. Ja, sie könnte es mal versuchen, aber der Erfolg war wohl mäßig. Andy stand ausschließlich auf Leute mit Schwanz und damit konnte sie natürlich nicht dienen. Traurig verabschiedete sie sich von uns. Nun, Maja hatte ihren Jacob fest an der Angel. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Für mich gab es in München keine Ausflüge in die Damenwelt. Das würde mir sehr schlecht bekommen. Jenny besaß überall Verbindungen und ließ ihre Spione für sie arbeiten. Vielleicht war Grit, so hieß die Unglückliche, auch schon so ein Teil dieser Untergrundorganisation gewesen, und ich tat gut daran, alle Versuche liebestoller Frauen abzuwehren. Mein Weg führte zu Alois in die Schwulenkneipe. Aber das war auch in Ordnung so. Dort würde ich genug Partner für einen One Night Stand oder auch für eine längere Beziehung finden und den Segen meiner Zukünftigen, hatte ich ja dafür. Die nächsten Wochen vergingen rasch. Ich musste viel lernen und saß oft bis mitten in der Nacht am PC. Am Wochenende amüsierten sich Andy und ich bei Alois. Der Dresscode Abend war supergeil verlaufen. Wir hatten viele Leute aus der Szene kennengelernt. Ich durfte als SM-Sub herhalten und mein Erfahrungsschatz auf dem Gebiet wuchs. Es waren auch ältere Studenten darunter, die wir hin und wieder zum Essen in der Mensa trafen. Schulisch versuchte ich Informationen zu sammeln und ließ mir von den alteingesessenen höheren Semestern gerne helfen. Mitte November stand unser Transkidstreffen in Hamburg an. Am Freitagabend flogen wir zu dritt los. Andy und Jacob wollten unbedingt mit. Letzterer riskierte sogar den ersten ‚Ehestreit‘, aber seine Geliebte lenkte ein, nachdem sie selbst eine schöne Abwechslung fürs einsame Weekend gefunden hatte. Wir geilten uns während des Flugs gegenseitig auf. Rene und Conny standen beide auf dem Airport. Das Begrüßungskomitee jubelte uns zu, als wir aus der Ankunftshalle kamen. Wir sollten erst am Samstagmittag beim Doc im Hotel sein und konnten uns auf diese geniale Weise zunächst mit unseren Freunden treffen. Conny wollte sich gleich um Jacob und Andy kümmern, wenn wir zwei anderen am nächsten Tag unabkömmlich wären. Ich sah Rene aus dem Augenwinkel an. Na, da hätte Maja ihren Jacob wohl besser nicht fliegen lassen sollen, dachten wir beide zur selben Zeit und grinsten. Andy würde sicher in der Bar bei Kurt unterkommen. Er machte schon während des Flugs leise Andeutungen, dass er wohl den Abend über bei Kurt etwas Taschengeld verdienen sollte. Es verhieß leicht verdientes Geld für ihn und seine Neigung. Kurt war so etwas wie ein Geheimtipp für gut betuchte Freier geworden und ließ uns nur zu gerne an seinem Verdienst teilhaben. Conny schubste mich zur Seite und erzählte mir beim Küssen, dass ich sofort ins Hotel fahren müsste. Dort wartete bereits jemand sehnsüchtig auf mich. Morgen früh um halb elf Uhr wollte Conny mit Rene kommen und uns in die Jugendherberge zu unseren Kids bringen. Er verriet mir nicht, wer der Geheimnisvolle war. Ich überlegte. Dimitri, sicher nicht. Oder doch? Ich sah immer noch recht jung aus und konnte mich in der Rolle eines Teenagers noch ziemlich gut bewegen. Ken hatte keine Zeit, er war in Kolumbien unabkömmlich. Sensei? Mein Herz schlug schneller. Wir hatten uns seit unserem Abschied nicht mehr gesehen und nur einmal erhielt ich eine Mail von ihm. Das war kurz nach der OP gewesen. Er wünschte mir gute Besserung und stellte mir ein Wiedersehen in Aussicht, vielleicht noch in diesem Jahr. Ich klopfte Conny auf die Schulter und nahm die S-Bahn ins Mercator. Frau Mayer, mit Y, lächelte wie immer. „Zimmer 324, wie geht es Ihnen, gut?“ „Danke, ja. Ich hoffe Ihnen auch“, erwiderte ich aufgeregt. Als ich anklopfte, öffnete tatsächlich mein verehrter Samuraimeister und nahm mich liebevoll in seine Arme. Wir küssten uns minutenlang, bis wir auf den mit japanischen Matten ausgelegten Fußboden sanken und er mir einen Tee in die Hand gab. Ich hatte nichts vergessen. Wir tauschten alle Höflichkeiten aus, die er mir beigebracht hatte. Ich erzählte von der Universität, er hörte schweigend und interessiert zu. „Meijo-Kun, mein Herz freut sich zu hören, wie gut es dir geht. Aber noch glücklicher bin ich darüber, dass du so fleißig lernst und deinem Vater Ehre machst. So gehört es sich für einen jungen Samurei. Das Wichtigste ist unsere Ehre.“ Ich sah ihm respektvoll in die Augen. „Ja, Sensei, ich will meinem Vater alle Ehre machen. Aber erlaube mir, auch dir dies zuteilwerden zu lassen, denn du bist wie ein zweiter Vater für mich. Ich kann dir gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich dich liebe und verehre.“ Ich verbeugte mich tief. Nichts war gespielt. Alles war echt. Ich liebte diesen Mann auf eine besondere Weise aus tiefstem Herzen. Er lächelte und schwieg. Wir tranken unseren Tee. „Möchtest du dich frisch machen?“, fragte er. Ja, ich mochte. Nach dem Duschen legte er mir meinen Kimono um, küsste mich zärtlich. Wir versanken. Ich gehörte ihm jetzt, wie ein junger Samuraischüler seinem Meister gehörte. Die Zeit war für uns stehen geblieben. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als das diese Nacht in die Ewigkeit eingehen würde. Er lag entspannt hinter mir, während ich mich in seine Arme kuschelte. „Woran denkst du?“, fragte er. „An die Samuraischüler, die früher genau wie ich jetzt, in den Armen ihrer Meister lagen. Ob sie sie auch immer so geliebt haben?“ „Das war so üblich. Wenn nicht, hat der Meister etwas falsch gemacht. Und, wie geht es dir mit mir? Mache ich mit meinem Schüler alles richtig?“ Ich drehte mich um und küsste ihn voller Liebe und Hingabe. „Da fragst du noch? Ich stelle mir gerade vor, wie ich an deiner Seite für meinen Herrn und Kaiser kämpfen würde, den Tod nicht fürchte und mit meinem Schwert alle Feinde besiege. Am Ende, verlieren wir alles wieder und müssen uns gemeinsam in unsere Schwerter stürzen. Mit dir zu sterben, wäre für mich eine Belohnung“, seufzte ich und meinte selbst das ernst. „Nun gut, dass wir heute unsere Schwerter nicht mehr im Kampf benutzen dürfen. Auch der rituelle Selbstmord ist inzwischen verboten. Ich denke, Meijo-Kun, wir zwei sollten besser das Leben und vor allem diese Nacht genießen. Du hast morgen Mittag eine Aufgabe zu erfüllen. Dann müssen wir uns wieder trennen und wissen nicht, wann wir uns wieder sehen können.“ Hach, das tat so gut. Auch wenn ich auf der Stelle ohne Bedenken für ihn in den Tod gegangen wäre, war auch mir das Leben lieber. Ja, wir sollten genießen, das jetzt und hier und nicht ans Morgen denken. Ich drückte mich an ihn, schlummerte ein und spürte, wie er irgendwann wieder Besitz von mir nahm. Unser Abschied wurde genauso feierlich und rituell, wie damals, auf dem Flughafen. Er blieb diesmal im Hotelzimmer. Conny wartete unten auf mich. Auf der Fahrt ins Jugendhotel zeigte ich ihm den prall gefüllten Umschlag. Er nahm sich einige Scheine aus und gab mir den Rest zurück. „Damit meine Ponys nicht vergessen, in welchen Stall sie gehören“, grinste er. An der S-Bahn Haltestelle stieg ich aus und traf Rene am Ausgang. Wir legten die Arme freundschaftlich um unsere Schultern. Es gab eine große freudige Begrüßung beim Doc. Frau Wagner war auch da und wollte wissen, wie es uns ging. Sie hatte bereits früh am Vormittag alle rechtlichen Probleme mit den Jungs durchgearbeitet. Was für ein schönes Gefühl, sie und den Doc wiederzusehen. Ohne die beiden, wären wir sicher nicht hier. Vor allem Doktor Reimers hatten wir unser jetziges Leben in unserem gefühlten Geschlecht zu verdanken. Wir saßen allerdings nur mit den Jungen in einer Runde. Die Einrichtung des Seminarraumes hatte sich seit dem letzten Jahr nicht verändert. Fünf Augenpaare schauten uns neugierig und sogar etwas neidisch an. Es waren einige abgesprungen, so dass sich die Gruppe verkleinert hatte. Für mich war das kein Problem, im Gegenteil. So konnten wir uns mit jedem sehr viel intensiver befassen.
 



 
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