Ostfriesische Idülle

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fenestra

Mitglied
Ostfriesische Idülle


In Ottos Leuchtturm kann man sich vermählen
am Leyhörn dann die Säbelschnäbler zählen
ein Zivi hilft, man ist da erst noch unbedarft

die Gülle stinkt verhalten meckern Himmelsziegen
die Siel-Acht lässt den Hammrich trocken liegen
schief hockt die kleine Kirche auf der Warft

in windgeformten Pappelblütenschleiern
thront eine Häuptlingsburg umringt von trüben Weihern
auf einem Teppich von Vergissmeinnicht

ein Rentner aus dem Ruhrpott mit vier Hunden
erwarb sie, hätt sie dem Verfall entwunden
doch selbst entwand er sich ihm leider nicht

Rohrweihen jagen ihren letzten Schatten
im gaukelnd Tiefflug über mistbestreute Matten
der Tierarzt eilt nach Ochtelbur zur Fleischbeschau

mit Sonnenwimpern säumt das alte Schilf die Gräben
die Esche krallt mit schwarzen Fingernägeln
bis auf den Deich herab das hohe Himmelsblau.


vera tutJ© 2005
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo fenestra,

schön diese vielsilbigen Wörter!:)

Diese barocke Fülle und Anschaulichkeit deines Textes begeistert mich auch.

Die letzte Strophe ist dann die Krönung, obgleich mir der Ruhrpott-Mensch, der sich dem eigenen Verfall nicht entwinden konnte auch sehr gut gefällt.

Feilst Du lange an so einem Text? Wie schnell ist so etwas geschrieben, 30 Minuten? Es klingt so erfrischend "hingeworfen"!

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

fenestra

Mitglied
Hallo, Vera-Lena,

danke, dass du an meinem kleinen Ausflug teilgenommen hast! :)

Wieviel Netto-Zeit ich brauche, ist schwer zu sagen. Ich sammle solche Bilder, wenn ich unterwegs bin. Abends schreibe ich dann Stichworte oder schon eine Rohfassung, je nachdem wie viel Muße ich dazu habe. Wenn eine Rohfassung fertig ist, drucke ich sie aus. Dann wird umgestellt (z.B. am nächsten Morgen beim Frühstück), es werden Reime hinzugefügt, usw.
Dieser Text hier war nach 24 Stunden fertig. Aber manchmal brauchts auch ein paar Tage oder es wird nie richtig fertig... ;)

Liebe Grüße
fenestra
 



 
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