Rhein-Novelle

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anonyma-b

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Während Sie diese Zeilen lesen, hatte Er - ich seinen Roman „Volker von Gunten“ von Robert Walser beendet und legte das Buch auf den Ecktisch am Fenster, wo sein Calvados stand, nahm sich einen Zigarillo und dachte dabei an seinen Jugendfreund Gunter, nicht der Titel erinnerte ihn an den Namen, sondern, dessen widersprüchliche-Lebenseinstellung, immer hilfsbereit, fast devot und doch ab und an risikobereit, ja draufgängerisch. „Werden uns heute Abend wohl im Bootshaus wiedersehen“ murmelte Erich in seinen Bart und zog genüsslich an der kleinen Havanna. Früh hatten sie zusammen das Rudern gelernt und jetzt im gestandenen Mannesalter treffen sie sich hin und wieder zu einer Tour.
Diese letzte gemeinsame Ruderfahrt liegt allerdings fast ein Jahr zurück und die Geschichte, die damals Gunter erzählte..
Es war ein schöner Herbstmorgen als sie sich trafen. Gunter war schon in Ruderkleidung, als Erich im Bootshaus eintraf:
„Hallo, pünktlich wie die Maurer“ scherzte Gunter, „können wohl unseren Riemenzweier nehmen, der Rhein ist ruhig!“ „Bis Uedesheim“? fragte Erich und lachte „da gibt es wenigstens gutes Bier“.

Nachdem er auch startbereit war, liefen beide zum Logbuch in der Halle, trugen sich ein und hievten das Boot auf den Bootswagen, fuhren nach unten ans Ufer zur Bridge. Nach dem Einsetzten zogen sie langsam an und fanden nach einer Weile ihren Rhythmus, jeder einen Riemen mit blauem Blatt. Gunter vor Erich auf Backbord und Erich Steuerbord, denn der Riemenzweier ist eine der schwierigsten Bootsgattungen, ohne Steuer, dabei sich wenn nötig nach hinten umdrehen und auf Fahrtrichtung achten, vor allem nicht das Gleichgewicht verlieren. Aber sie kannten die Strecke, obwohl stromaufwärts, hatten sie ihren gleichmäßigen Schlag gefunden, -wie früher- dachte Erich -nur nicht so schnell- und das Boot glitt seine Bahn, jeder in seinen Gedanken vertieft, Schlag für Schlag, nur nicht überziehen, sonst kommt man aus der Bahn, wie im Leben -meditierte er-.
Als sie nach ca. 1 Stunde anlegten gingen sie schnurstracks zur Rheinterrasse, beobachteten dabei die Himmelgeister Fähre, bestellten 2 Alt-Biere, schauten sich an und feixten. „Wie in alten Zeiten“, flachste Gunter, „aber ich habe heute dir viel zu erzählen“, Erich schaute ihn an, „Dir scheint es ja gut zu gehen, siehst blendend aus, ja, dann schieß mal los?“.
„Du weißt doch das ich nicht mehr Testfahrer bei Mercedes bin und nun betreue ich seit Jahren bei Zahn die Oldtimer und bin in letzter Zeit auch so etwas wie der Vertraute oder Privatsekretär und Chauffeur.“
„Du meinst doch nicht den Banker Dr. Zahn, der sich erschossen hat?“ „Ja, Dr. Hubert Zahn, der Broker und Investmenthändler und nach der Bankenkrise, als Lehmanns-Brother zusammenbrach, hatte er alles verloren! Gott sei Dank, Jahre vorher die Villa in Büderich seiner Frau überschrieben, aber dann“, -Gunter nahm einen Schluck von seinem Alt und guckte Richtung Fähre-, „ja dann kam es familiär zum Crash, denn die Dame, also seine Frau Dora hatte spitz gekriegt, dass er seit Jahren fremdging und das scheinbar nicht nur mit einer Frau. Kurzum, sie konnte und wollte ihm nicht verzeihen und schmiss ihn raus. Noch nicht mal seinen Porsche konnte er mitnehmen, denn sie hatte die Schlüssel! Auch zur Garage, wo die Oldies stehen. Erich schluckte und kratzte sich am Nacken, „meine Güte, ich glaub` es nicht, dieser Macho, und sie ist doch eine tolle Frau!“ „Ja du sagst es und gierig war er“.

„Zahn also mit Taxi in die Eifel, wo er sich tags darauf erschoss; wie der Bittner mit der Schrotflinte – durch den Mund. Ich war ja gerade in Büderich, als der Anruf von der Kripo kam, und sie kreidebleich zusammensackte, denn scheinbar liebte sie ihn noch immer, irgendwie. Also ich kam grade in die Vorhalle und da lag sie, halb ohnmächtig, ich hob Dora auf und trug sie in eines der hinteren Gästezimmer, rief den Hausarzt und alten Freund Dr. Maxeiner an und er kam auch ein paar Minuten später.“ „ Und was hast du in der Zwischenzeit gemacht?“ fragte Erich, „Was man halt so macht, ein Glas Wasser , kaltes Tuch auf die Stirn, dabei schaute sie mich müde und erschöpft an und sagte ganz leise, Danke“.
Dr. Maxeiner meinte, dass es besser wäre sie ins Schlafzimmer nach oben zu bringen, denn sie braucht paar Tage absolute Ruhe, organisch sei sie wohl gesund, hat auch kein Fieber, war seine knappe Auskunft. „Komme morgen wieder, sollte etwas sein, bitte um Anruf, meine Handy-Nr. hat sie ja“! „Aber ich weiß nicht wo?“ „Sie wird es ihnen schon sagen!“ Gunter erstaunt, aber….“Kein Aber nur etwas Tee und leichte Kost nach der Spritze, auf was Frau Zahn Appetit hat, am besten Toast mit etwas Butter“ und ließ die beiden allein.
Es dämmerte schon und Gunter holte aus dem Einbauschrank eine leichtere Bettdecke. Dora hatte sich etwas aufgerichtet, „Ich kann schon, sagte sie“ und er, „ich bringe sie nach oben.“ Sie stützte sich auf ihn, legte ihren linken Arm um seine kräftige Schulter und er sie halb tragend die Treppe hoch in das Schlafzimmer, half ihr das Kleid ablegen und deckte sie behutsam zu, telefonierte mit dem Hausmädchen, dass sie kommen sollte.
Dora lag wie ein gefallener Engel auf dem Bett, die Oberdecke zurückgeschlagen mit dem langen dunklen blonden Haar, bleich ihre Haut, wie Elfenbein und mit den kräftigen dunklen Augenbrauen, erinnerte sie ihn an Frida Kahlo und Gunter dachte einen Moment, Diego zu sein, - aber dich hätte ich anders geliebt, auf Händen würde ich dich tragen, deine unerfüllten Wünsche von deinen schönen blauen Augen ablesen, - träumte er. Dann hörte er Maria, das Hausmädchen rufen, leise schloss er die Tür zum Schlafzimmer und gab Anweisung, mit der Bitte, dass sie über Nacht bleiben sollte: „aber selbstverständlich Senor“ und rollte dabei mit ihren dunklen Augen, ´. „Komme morgen früh, nach dem Rechten sehen, ist das O.K Maria?“
„Si Senor“ und er ging zu seinem Wagen.
Am nächsten Tag war Gunter früh auf den Beinen hatte schlecht geschlafen, aber als er kam hatte Maria schon Kaffe fertig aufgebrüht. Er nahm sich eine Tasse, trank ein paar Schluck und sagte „Maria, Frau Zahn möchte bestimmt Tee, gehen sie bitte fragen, vielleicht hat sie auch etwas Appetit“.
Er hörte Maria ganz aufgeregt auf der Treppe: „Gunter Senor sie kleidet sich an und kommt gleich runter,“ rief sie, dabei rollte sie das „R“. „Die Senora will mit ihnen frühstücken!“.
Gunter stellte die Tasse hastig auf den Küchentisch und rannte nach oben, doch das Schlafzimmer stand offen und sie kam aus dem Bad, in einem hellen Leinenkleid ihm schon entgegen. „Mein Gott Frau Zahn, sie sollten…“. „Ach was, ich fühle mich so besser, als im Bett“ unterbrach sie ihn „aber der Doktor kommt doch gleich“ „Ja, dann kann er ja gleich mit uns frühstücken,“ „Sie sind wie auferstanden, meine – Liebe“ hatte er auf der Zunge, sagte aber holprig: „Gnädigste“ – „Wie Gnädigste, was soll denn so eine Redensart, Gunter, aber ja, mir geht es wieder besser, noch ein paar Schatten unter den Augen, die vergehen hoffentlich bald und im übrigen haben wir beide viel zu besprechen, lass uns auf der Terrasse frühstücken“. „Maria“ rief sie in die Küche, beide nahmen an der überdachten Sitzecke Platz, als das Telefon klingelte. Gunter lief rein und sie hörte ihn sagen, - dass es jetzt nicht möglich wäre, ich richte es ihr aus Herr Inspektor. - Sie stutzte obwohl es bei Gesprächen üblich war den Namen des Anrufers zu nennen, damit reagiert werden konnte. „Es war Inspektor Werner, er hat von der Gerichtsmedizin Bescheid bekommen, dass der Leichnam vom Chef noch nicht zur Beerdigung freigegeben ist. Er sagt, eventuell morgen.“ „Danke Gunter“ Frau Dora Zahn war in den Sesselkorb eingesunken, richtete sich aber schnell wieder grade, „Wer macht eigentlich die Beerdigung, kannst Du das in die Wege leiten, Gunter?“ „Aber natürlich, übrigens hat er doch ein Familiengrab am Nordfriedhof.“ Sie seufzt, „ach am liebsten würde ich wegfahren, nach Davos, aber wir müssen doch noch viel regeln.“
Die Beerdigung konnte dann in der folgenden Woche stattfinden, viele Menschen nahmen teil, aber nicht alle aus der feinen Gesellschaft, die man erwartet hätte. Von Kondulenzen hatte Dora Zahn verständlicher Weise Abstand genommen, wie am Tag vorher auch das mit Gunter besprochen. „Ich ertrage diese Scheinheiligkeit und das ganze Getue nicht“ und etwas später sagte sie am Abend „Meinst Du Gunter, ich könnte einen Roten trinken?“ und er „Einen bestimmt“ und holte 2 Gläser mit einer Flasche „Monte Puliciano Nobile“. Maria räumte den Tisch ab, Gunter goss schon ein, schaute dabei Dora etwas besorgt an: „Auch für morgen ist alles besprochen und geregelt Frau Zahn“. „Setz dich zu mir“ sagte Dora und er nahm neben ihr auf der Couch Platz, warf einen Blick auf das gegenüber an der Wand platzierte Bild, -Der hat es auch geschafft - und Dora „Wir haben jetzt alles vor uns, lieber Gunter, ich habe begriffen ein neues Leben, lass uns anstoßen und sag bitte Dora zu mir und lass das Sie“. Erstaunt hob er sein Glas zu ihrem „Weißt du noch Gunter, als du mich an jenem Tag nach oben brachtest und mich so lieb zudecktest“, „Das war doch selbstverständlich“, „Aber du hast einen Moment bei mir gesessen, bevor Dr. Maxeiner kam.“ „Das haben sie, – das hast du mitgekriegt, ich denke du warst“, - „Nein, mein Freund, nur noch benommen, wie in Trance und du sagtest, wie du zu mir stehst und Deine Liebe zu mir“, „Aber ich habe gar nicht gesprochen Dora, keine Silbe ist mir von den Lippen gekommen, es waren nur Gedanken“ – er schüttelte den Kopf- „Unmöglich“, - Dora hatte sich vorgebeugt, um ihm näher zu sein- „Es war so, wie sonst sollte ich es wissen, auf Händen getragen und meine Wünsche erfüllt“ Ihr Busen bebte und er sah in ihr ebenmäßiges Gesicht und in Gedanken -sie ist bestimmt 10 Jahre jünger als ich und der herrliche Mund alles Natur-, „Dann ist das übersinnlich Transzendent“. -Und sie-, „Das ist es, unsere Beziehung wird dadurch klarer und mir bewusst“.
Er musste sich erstmal fassen, obwohl Gunter nicht so schnell sprachlos wurde, höhte er sie sagen, während er dem Affen in dem Bild gegenüber betrachtete. „Lass uns nächste Woche fahren, „es muss ja nicht Davos sein“, -ach und dann nach Sils Maria zum alten Nietzsche, wäre auch nicht schlecht-. Er schaute zu ihr und wollte noch was sagen, als Maria hereinkam und fragte, ob die Herrschaften noch etwas benötigten, sonst würde sie gerne für heute Schluss machen. Dora und Gunter verneinten dankend, er sah ihr nach wie sie sich verabschiedete und dachte,
-wahrscheinlich Zigeunerblut in ihren jungen Adern -.
Gunter schaute Erich an: „Was sagst du nun?“ und Erich: „Wie im Roman“.
Als sie zurückruderten erinnerte sich Erich, dass er noch sagte „Viel Glück mein Lieber und bis zum nächsten Treffen, aber dann nicht mehr solange warten“.
Zur Mitgliederversammlung am Abend im Bootshaus traf er nun doch Gunter wieder. Nach freudiger Begrüßung nahm er ihn beiseite, „und, mein Ruderkamerad, wo seid ihr nun eigentlich hingefahren?, nach Davos?„
„Ganz andere Richtung Erich, nach Jerez und zu den Bianca Frontera“ sagte Gunter ganz lakonisch, und Erich leicht irritiert -, „Aber das liegt doch in Südspanien Gunter!?“
„Präziser in Andalusien und mit Maria!“
 
"JAKOB von Gunten", bitte. Im Übrigen grübele ich noch, wo in diesem Text evtl. ein Bezug zu Robert Walser vorhanden sein soll ...

Arno Abendschön
 
D

Dominik Klama

Gast
Vielleicht ja auch Reeto von Gunten ("die DRS3-Stimme") oder Volker von Törne.

Unsere Beziehung wird dadurch klarer und mir bewusst.
Und so weiter. Es gäbe da noch einiges im Text zu entdecken, was man verbessern könnte.

Und künftig vielleicht Leerzeilen zwischen den Absätzen, erleichtert die Lektüre längerer Prosatexte ungemein.


Kommt mir einigermaßen "von hinten mit der Faust ins Auge" vor. Very much Vorgeschichte. Wer ist "er", wer ist "ich", wer der Erzähler und warum muss man erst auf dem Rhein rudern, hoch schwierig und mit Altbier in Uedesheim, wenn es nachher um zwei Frauen geht?

Ich bin mal in Sils-Maria gewesen. Der alte Nietzsche war nicht da. Sonst war es schön. Der alte Nietzsche wäre bestmmt auch ohne Frau gewesen, höchstens behämmerte Schwester.
 

anonyma-b

Mitglied
Während Sie diese Zeilen lesen, hatte Er - ich seinen Roman „Jakob von Gunten“ von Robert Walser beendet und legte das Buch auf den Ecktisch am Fenster, wo sein Calvados stand, nahm sich einen Zigarillo und dachte dabei an seinen Jugendfreund Gunter, nicht der Titel erinnerte ihn an den Namen, sondern, dessen widersprüchliche-Lebenseinstellung, immer hilfsbereit, fast devot und doch ab und an risikobereit, ja draufgängerisch. „Werden uns heute Abend wohl im Bootshaus wiedersehen“ murmelte Erich in seinen Bart und zog genüsslich an der kleinen Havanna. Früh hatten sie zusammen das Rudern gelernt und jetzt im gestandenen Mannesalter treffen sie sich hin und wieder zu einer Tour.
Diese letzte gemeinsame Ruderfahrt liegt allerdings fast ein Jahr zurück und die Geschichte, die damals Gunter erzählte..
Es war ein schöner Herbstmorgen als sie sich trafen. Gunter war schon in Ruderkleidung, als Erich im Bootshaus eintraf:
„Hallo, pünktlich wie die Maurer“ scherzte Gunter, „können wohl unseren Riemenzweier nehmen, der Rhein ist ruhig!“ „Bis Uedesheim“? fragte Erich und lachte „da gibt es wenigstens gutes Bier“.

Nachdem er auch startbereit war, liefen beide zum Logbuch in der Halle, trugen sich ein und hievten das Boot auf den Bootswagen, fuhren nach unten ans Ufer zur Bridge. Nach dem Einsetzten zogen sie langsam an und fanden nach einer Weile ihren Rhythmus, jeder einen Riemen mit blauem Blatt. Gunter vor Erich auf Backbord und Erich Steuerbord, denn der Riemenzweier ist eine der schwierigsten Bootsgattungen, ohne Steuer, dabei sich wenn nötig nach hinten umdrehen und auf Fahrtrichtung achten, vor allem nicht das Gleichgewicht verlieren. Aber sie kannten die Strecke, obwohl stromaufwärts, hatten sie ihren gleichmäßigen Schlag gefunden, -wie früher- dachte Erich -nur nicht so schnell- und das Boot glitt seine Bahn, jeder in seinen Gedanken vertieft, Schlag für Schlag, nur nicht überziehen, sonst kommt man aus der Bahn, wie im Leben -meditierte er-.
Als sie nach ca. 1 Stunde anlegten gingen sie schnurstracks zur Rheinterrasse, beobachteten dabei die Himmelgeister Fähre, bestellten 2 Alt-Biere, schauten sich an und feixten. „Wie in alten Zeiten“, flachste Gunter, „aber ich habe heute dir viel zu erzählen“, Erich schaute ihn an, „Dir scheint es ja gut zu gehen, siehst blendend aus, ja, dann schieß mal los?“.
„Du weißt doch das ich nicht mehr Testfahrer bei Mercedes bin und nun betreue ich seit Jahren bei Zahn die Oldtimer und bin in letzter Zeit auch so etwas wie der Vertraute oder Privatsekretär und Chauffeur.“
„Du meinst doch nicht den Banker Dr. Zahn, der sich erschossen hat?“ „Ja, Dr. Hubert Zahn, der Broker und Investmenthändler und nach der Bankenkrise, als Lehmanns-Brother zusammenbrach, hatte er alles verloren! Gott sei Dank, Jahre vorher die Villa in Büderich seiner Frau überschrieben, aber dann“, -Gunter nahm einen Schluck von seinem Alt und guckte Richtung Fähre-, „ja dann kam es familiär zum Crash, denn die Dame, also seine Frau Dora hatte spitz gekriegt, dass er seit Jahren fremdging und das scheinbar nicht nur mit einer Frau. Kurzum, sie konnte und wollte ihm nicht verzeihen und schmiss ihn raus. Noch nicht mal seinen Porsche konnte er mitnehmen, denn sie hatte die Schlüssel! Auch zur Garage, wo die Oldies stehen. Erich schluckte und kratzte sich am Nacken, „meine Güte, ich glaub` es nicht, dieser Macho, und sie ist doch eine tolle Frau!“ „Ja du sagst es und gierig war er“.

„Zahn also mit Taxi in die Eifel, wo er sich tags darauf erschoss; wie der Bittner mit der Schrotflinte – durch den Mund. Ich war ja gerade in Büderich, als der Anruf von der Kripo kam, und sie kreidebleich zusammensackte, denn scheinbar liebte sie ihn noch immer, irgendwie. Also ich kam grade in die Vorhalle und da lag sie, halb ohnmächtig, ich hob Dora auf und trug sie in eines der hinteren Gästezimmer, rief den Hausarzt und alten Freund Dr. Maxeiner an und er kam auch ein paar Minuten später.“ „ Und was hast du in der Zwischenzeit gemacht?“ fragte Erich, „Was man halt so macht, ein Glas Wasser , kaltes Tuch auf die Stirn, dabei schaute sie mich müde und erschöpft an und sagte ganz leise, Danke“.
Dr. Maxeiner meinte, dass es besser wäre sie ins Schlafzimmer nach oben zu bringen, denn sie braucht paar Tage absolute Ruhe, organisch sei sie wohl gesund, hat auch kein Fieber, war seine knappe Auskunft. „Komme morgen wieder, sollte etwas sein, bitte um Anruf, meine Handy-Nr. hat sie ja“! „Aber ich weiß nicht wo?“ „Sie wird es ihnen schon sagen!“ Gunter erstaunt, aber….“Kein Aber nur etwas Tee und leichte Kost nach der Spritze, auf was Frau Zahn Appetit hat, am besten Toast mit etwas Butter“ und ließ die beiden allein.
Es dämmerte schon und Gunter holte aus dem Einbauschrank eine leichtere Bettdecke. Dora hatte sich etwas aufgerichtet, „Ich kann schon, sagte sie“ und er, „ich bringe sie nach oben.“ Sie stützte sich auf ihn, legte ihren linken Arm um seine kräftige Schulter und er sie halb tragend die Treppe hoch in das Schlafzimmer, half ihr das Kleid ablegen und deckte sie behutsam zu, telefonierte mit dem Hausmädchen, dass sie kommen sollte.
Dora lag wie ein gefallener Engel auf dem Bett, die Oberdecke zurückgeschlagen mit dem langen dunklen blonden Haar, bleich ihre Haut, wie Elfenbein und mit den kräftigen dunklen Augenbrauen, erinnerte sie ihn an Frida Kahlo und Gunter dachte einen Moment, Diego zu sein, - aber dich hätte ich anders geliebt, auf Händen würde ich dich tragen, deine unerfüllten Wünsche von deinen schönen blauen Augen ablesen, - träumte er. Dann hörte er Maria, das Hausmädchen rufen, leise schloss er die Tür zum Schlafzimmer und gab Anweisung, mit der Bitte, dass sie über Nacht bleiben sollte: „aber selbstverständlich Senor“ und rollte dabei mit ihren dunklen Augen, ´. „Komme morgen früh, nach dem Rechten sehen, ist das O.K Maria?“
„Si Senor“ und er ging zu seinem Wagen.
Am nächsten Tag war Gunter früh auf den Beinen hatte schlecht geschlafen, aber als er kam hatte Maria schon Kaffe fertig aufgebrüht. Er nahm sich eine Tasse, trank ein paar Schluck und sagte „Maria, Frau Zahn möchte bestimmt Tee, gehen sie bitte fragen, vielleicht hat sie auch etwas Appetit“.
Er hörte Maria ganz aufgeregt auf der Treppe: „Gunter Senor sie kleidet sich an und kommt gleich runter,“ rief sie, dabei rollte sie das „R“. „Die Senora will mit ihnen frühstücken!“.
Gunter stellte die Tasse hastig auf den Küchentisch und rannte nach oben, doch das Schlafzimmer stand offen und sie kam aus dem Bad, in einem hellen Leinenkleid ihm schon entgegen. „Mein Gott Frau Zahn, sie sollten…“. „Ach was, ich fühle mich so besser, als im Bett“ unterbrach sie ihn „aber der Doktor kommt doch gleich“ „Ja, dann kann er ja gleich mit uns frühstücken,“ „Sie sind wie auferstanden, meine – Liebe“ hatte er auf der Zunge, sagte aber holprig: „Gnädigste“ – „Wie Gnädigste, was soll denn so eine Redensart, Gunter, aber ja, mir geht es wieder besser, noch ein paar Schatten unter den Augen, die vergehen hoffentlich bald und im übrigen haben wir beide viel zu besprechen, lass uns auf der Terrasse frühstücken“. „Maria“ rief sie in die Küche, beide nahmen an der überdachten Sitzecke Platz, als das Telefon klingelte. Gunter lief rein und sie hörte ihn sagen, - dass es jetzt nicht möglich wäre, ich richte es ihr aus Herr Inspektor. - Sie stutzte obwohl es bei Gesprächen üblich war den Namen des Anrufers zu nennen, damit reagiert werden konnte. „Es war Inspektor Werner, er hat von der Gerichtsmedizin Bescheid bekommen, dass der Leichnam vom Chef noch nicht zur Beerdigung freigegeben ist. Er sagt, eventuell morgen.“ „Danke Gunter“ Frau Dora Zahn war in den Sesselkorb eingesunken, richtete sich aber schnell wieder grade, „Wer macht eigentlich die Beerdigung, kannst Du das in die Wege leiten, Gunter?“ „Aber natürlich, übrigens hat er doch ein Familiengrab am Nordfriedhof.“ Sie seufzt, „ach am liebsten würde ich wegfahren, nach Davos, aber wir müssen doch noch viel regeln.“
Die Beerdigung konnte dann in der folgenden Woche stattfinden, viele Menschen nahmen teil, aber nicht alle aus der feinen Gesellschaft, die man erwartet hätte. Von Kondulenzen hatte Dora Zahn verständlicher Weise Abstand genommen, wie am Tag vorher auch das mit Gunter besprochen. „Ich ertrage diese Scheinheiligkeit und das ganze Getue nicht“ und etwas später sagte sie am Abend „Meinst Du Gunter, ich könnte einen Roten trinken?“ und er „Einen bestimmt“ und holte 2 Gläser mit einer Flasche „Monte Puliciano Nobile“. Maria räumte den Tisch ab, Gunter goss schon ein, schaute dabei Dora etwas besorgt an: „Auch für morgen ist alles besprochen und geregelt Frau Zahn“. „Setz dich zu mir“ sagte Dora und er nahm neben ihr auf der Couch Platz, warf einen Blick auf das gegenüber an der Wand platzierte Bild, -Der hat es auch geschafft - und Dora „Wir haben jetzt alles vor uns, lieber Gunter, ich habe begriffen ein neues Leben, lass uns anstoßen und sag bitte Dora zu mir und lass das Sie“. Erstaunt hob er sein Glas zu ihrem „Weißt du noch Gunter, als du mich an jenem Tag nach oben brachtest und mich so lieb zudecktest“, „Das war doch selbstverständlich“, „Aber du hast einen Moment bei mir gesessen, bevor Dr. Maxeiner kam.“ „Das haben sie, – das hast du mitgekriegt, ich denke du warst“, - „Nein, mein Freund, nur noch benommen, wie in Trance und du sagtest, wie du zu mir stehst und Deine Liebe zu mir“, „Aber ich habe gar nicht gesprochen Dora, keine Silbe ist mir von den Lippen gekommen, es waren nur Gedanken“ – er schüttelte den Kopf- „Unmöglich“, - Dora hatte sich vorgebeugt, um ihm näher zu sein- „Es war so, wie sonst sollte ich es wissen, auf Händen getragen und meine Wünsche erfüllt“ Ihr Busen bebte und er sah in ihr ebenmäßiges Gesicht und in Gedanken -sie ist bestimmt 10 Jahre jünger als ich und der herrliche Mund alles Natur-, „Dann ist das übersinnlich Transzendent“. -Und sie-, „Das ist es, unsere Beziehung wird dadurch klarer und mir bewusst“.
Er musste sich erstmal fassen, obwohl Gunter nicht so schnell sprachlos wurde, höhte er sie sagen, während er dem Affen in dem Bild gegenüber betrachtete. „Lass uns nächste Woche fahren, „es muss ja nicht Davos sein“, -ach und dann nach Sils Maria zum alten Nietzsche, wäre auch nicht schlecht-. Er schaute zu ihr und wollte noch was sagen, als Maria hereinkam und fragte, ob die Herrschaften noch etwas benötigten, sonst würde sie gerne für heute Schluss machen. Dora und Gunter verneinten dankend, er sah ihr nach wie sie sich verabschiedete und dachte,
-wahrscheinlich Zigeunerblut in ihren jungen Adern -.
Gunter schaute Erich an: „Was sagst du nun?“ und Erich: „Wie im Roman“.
Als sie zurückruderten erinnerte sich Erich, dass er noch sagte „Viel Glück mein Lieber und bis zum nächsten Treffen, aber dann nicht mehr solange warten“.
Zur Mitgliederversammlung am Abend im Bootshaus traf er nun doch Gunter wieder. Nach freudiger Begrüßung nahm er ihn beiseite, „und, mein Ruderkamerad, wo seid ihr nun eigentlich hingefahren?, nach Davos?„
„Ganz andere Richtung Erich, nach Jerez und zu den Bianca Frontera“ sagte Gunter ganz lakonisch, und Erich leicht irritiert -, „Aber das liegt doch in Südspanien Gunter!?“
„Präziser in Andalusien und mit Maria!“
 



 
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