Ritalin

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flores

Mitglied
"Sie nehmen jetzt alle Ritalin." hört er sich klagen, in diesem jämmerlichen Tonfall, der nun zu ihm gehört, wie die Entfremdung. "Denn sie müssen funktionieren".

Immernoch sitzt sie mit ihm auf der Treppe und immernoch ist sie ratlos, sucht nach den richtigen Worten in der Dunkelheit. "Sie kämpfen eben. Auf dieser Welt müssen wir alle kämpfen und du bist da nicht anders, Hon."

"Sie sind blind, weißt du, verblendet von verstiegenen Idealen." bringt er noch hervor, beinahe unisono mit der Stille.

Natürlich, sie müsste allmählich wissen, mit der Situation umzugehen, aber sein Verfall, er schockiert sie von Nacht zu Nacht auf's Neue. "Komm' wieder ins Bett." versucht sie ihn diesmal aufzuheitern.

"Warum erscheint Pflichterfüllung auf einmal reizvoll? Sie nennen es Karriere und streben plötzlich nach diesem verdammten Sinn des Lebens." Gestern konnte er wenigstens noch zurücklächeln.

"Hon, du wirst mit deiner Pseudo-Intellektualität nie Erfolge feiern können. Pass' dich lieber mal an." Sie beißt sich auf die Lippen, schließt die Augen.

"Ich akzeptiere die ökonomischen Prinzipien, wenn du das meinst, denn alle drei besagen doch, knappe Güter sind wertzuschätzen und aus möglichst wenig sollte möglichst viel entstehen." Studierte Phrasen, wie die der 'Indifferenz'.

"Als wärst du Aurel, vereinfacht schön." fällt es von ihr ab, mit Erleichterung.

"Aber Planet Erde ist ein knappes Gut, ist endlich. Die gesamte Idee hingegen, basiert auf unendlichem Wachstum und das versteh' ich nicht. Ich will's gar nicht verstehen!" Seine schweren Lider zerkratzen seine verdorrten Augen.

"Ja, aber Hon, du vergisst, es sind doch nur Theorien, die..."

"Schmieren wir einfach die geplante Obsoleszens in den Kosnummotor und indoktrinieren uns zu einem höheren Verbrauch von allem. Massenhaft. Zum Wegwerfen. Unsere Existenz ist zum Wegwerfen..."

"Honey, bitte."

"Beim Streben nach Materiellem verstümmeln wir uns krankhaft, eine Pandemie Dinge anhäufen zu müssen, mehr, immer mehr. Wirtschaft meint nicht mehr Bedürfnisbefriedigung, nicht mehr den Einklang von Planet und Leben, sondern unendliches Wachstum auf Kosten des Planeten und durch die Verknechtung unseres Lebens - und jeder ist dafür!"

"Hon!"

"Wir definieren uns nicht mehr über unseren Charakter, sondern über den Krieg des >Mehrhabens<, die Doktrin der Konformität den selben Traum zu leben: Reichtum.
Ohne zu hinterfragen werden wir erfasst, in Registern, regis, lateinisch für Macht. Wir sind Eigentum der Mächtigen. Wir sind: Sklavennummern des Systems - und wir wollen das so. Das ist der Suizid des Individuums!"

"Honey! Bemerkst du denn nicht, was du zerstörst? Ich dachte >Wir<, das ist dir wichtig." >Wir<, das war mittlerweile für ihn, wie zwei dividiert durch nichts.

"Und als wäre das alles noch nicht genug entrechten wir uns. Die Abgabe der Freiheiten unter dem Deckmantel Sicherheit als gesellschaftliche Konvention, eine Legitimation für eine Diktatur! Ich kann nicht mehr." Er hörte ihre Tränen, aber es berührte ihn nicht mehr.

"Lucie, wofür lebst du?"
 

flores

Mitglied
"Sie nehmen jetzt alle Ritalin." hört er sich klagen, in diesem jämmerlichen Tonfall, der nun zu ihm gehört, wie die Entfremdung. "Denn sie müssen funktionieren".

Immernoch sitzt sie mit ihm auf der Treppe und immernoch ist sie ratlos, sucht nach den richtigen Worten in der Dunkelheit. "Sie kämpfen eben. Auf dieser Welt müssen wir alle kämpfen und du bist da nicht anders, Hon."

"Sie sind blind, weißt du, verblendet von verstiegenen Idealen." bringt er noch hervor, beinahe unisono mit der Stille.

Natürlich, sie müsste allmählich wissen, mit der Situation umzugehen, aber sein Verfall, er schockiert sie von Nacht zu Nacht auf's Neue. "Komm' wieder ins Bett." versucht sie ihn diesmal aufzuheitern.

"Warum erscheint Pflichterfüllung auf einmal reizvoll? Sie nennen es Karriere und streben plötzlich nach diesem verdammten Sinn des Lebens." Gestern konnte er wenigstens noch zurücklächeln.

"Hon, du wirst mit deiner Pseudo-Intellektualität nie Erfolge feiern können. Pass' dich lieber mal an." Sie beißt sich auf die Lippen, schließt die Augen.

"Ich akzeptiere die ökonomischen Prinzipien, wenn du das meinst, denn alle drei besagen doch, knappe Güter sind wertzuschätzen und aus möglichst wenig sollte möglichst viel entstehen." Studierte Phrasen, wie die der 'Indifferenz'.

"Als wärst du Aurel, vereinfacht schön." fällt es von ihr ab, mit Erleichterung.

"Aber Planet Erde ist ein knappes Gut, ist endlich. Die gesamte Idee hingegen, basiert auf unendlichem Wachstum und das versteh' ich nicht. Ich will's gar nicht verstehen!" Seine schweren Lider zerkratzen seine verdorrten Augen.

"Ja, aber Hon, du vergisst, es sind doch nur Theorien, die..."

"Schmieren wir einfach die geplante Obsoleszenz in den Konsummotor und indoktrinieren uns zu einem höheren Verbrauch von allem. Massenhaft. Zum Wegwerfen. Unsere Existenz ist zum Wegwerfen..."

"Honey, bitte."

"Beim Streben nach materiellem verstümmeln wir uns krankhaft, eine Pandemie Dinge anhäufen zu müssen, mehr, immer mehr. Wirtschaft meint nicht mehr Bedürfnisbefriedigung, nicht mehr den Einklang von Planet und Leben, sondern unendliches Wachstum auf Kosten des Planeten und durch die Verknechtung unseres Lebens - und jeder ist dafür!"

"Hon!"

"Wir definieren uns nicht mehr über unseren Charakter, sondern über den Krieg des >Mehrhabens<, die Doktrin der Konformität den selben Traum zu leben: Reichtum.
Ohne zu hinterfragen werden wir erfasst, in Registern, regis, lateinisch für Macht. Wir sind Eigentum der Mächtigen. Wir sind: Sklavennummern des Systems - und wir wollen das so. Das ist der Suizid des Individuums!"

"Honey! Bemerkst du denn nicht, was du zerstörst? Ich dachte >Wir<, das ist dir wichtig." >Wir<, das ist mittlerweile für ihn, wie zwei dividiert durch nichts.

"Und als wäre das alles noch nicht genug entrechten wir uns. Die Abgabe der Freiheiten unter dem Deckmantel Sicherheit als gesellschaftliche Konvention, eine Legitimation für eine Diktatur! Ich kann nicht mehr." Er hört ihre Tränen, aber es berührt ihn nicht mehr.

"Lucie, wofür lebst du?"
 
U

USch

Gast
Hallo flores,
eine ungewöhnlich originelle Darstellung des perversen Wachstumssystems in Form eines Dialoges mit vielleicht etwas vielen Fach-Fremdwörtern. Nur für kluge Leute :)
Aber die Fehler solltest du noch ausmerzen. Z.B.:
"Sie nehmen jetzt alle [red]Ritalin." hört[/red] er sich klagen ...
...jetzt alle [blue]Ritalin", hört[/blue]...
Wenn du weitere Hilfe brauchst, sag es.
LG USch
 



 
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