Schatten im Morgengrauen

dilln

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Schatten im Morgengrauen


Fengir war als erstes auf den Beinen. Er saß bereits am Feuer, als Garon wach wurde, und starrte in die Glut. Garon hatte schlecht geschlafen, die Aufregung war zu groß gewesen.

Der Morgen zeichnete sich schon klar am Himmel ab. Die Nebelschwaden verschwanden allmählich, während es heller wurde und die Sonne sich bereits am Horizont abzeichnete. Es würde ein guter Tag werden, klar und wolkenlos.
Langsam wurden auch die restlichen Elben ihrer kleinen Schar wach.
Numrodin hatte mit seinen Spähern das nahegelegene Lager der Orks die ganze Nacht beobachtet, sie hatten keine Wachen aufgestellt und rechneten nicht mit einem Angriff. Galeon, der Anführer ihres Trupps, hatte den Plan gefasst, sie am Morgen anzugreifen, wenn sie noch schlaftrunken und unvorsichtig waren.
Schnell war das ganze Lager der Elben auf den Beinen und versammelte sich, um den Angriff auf das Orklager einzuleiten.
Die Elben verfolgten die Gruppe der Orks schon eine ganze Weile, nach dem diese erstmals das Grenzgebiet des Elbenkönigreichs überfallen hatten. Das war ungewöhnlich für Orks, die sich sonst von den Elbenreichen fern hielten. Doch irgendetwas hatte sie verändert, eine unbekannte Macht, die nun die Gedanken und Handlungen der Orks kontrollierte. Garon hatte es gleich gespürt, als sie die orks wieder aus den Grenzmarken vertrieben hatten. Sie waren wilder geworden, furchteinflößender, und sie fürchteten sich nicht mehr vor den Elben.
Garon und Fengir gesellten sich zu den anderen. Das Orklager lag gleich hinter dem Hügel, wo sie ihr eigenes errichtet hatten, nur war ihres durch den Wald verborgen, während sich die Orks einfach mitten auf einer großen Lichtung am Fluss niedergelassen hatten, wo man sie schon von 3 Kilometern Entfernung sehen und hören konnte.
Galeon trat vor seine Krieger.
"Numrodin, versammele deine Bogenschützen und bringe sie in Position, sie leiten den Angriff ein."
Numrodin nickte und schritt mit seinen Bogenschützen davon.
"Der Rest versammelt sich am Waldrand und wartet auf mein Zeichen. Wir werden sie schnell und leise von 3 Seiten her angreifen, bevor die Orks wissen was los ist, sollten wir bereits mit ihnen fertig sein." Galeon sah in seiner vergoldeten Rüstung wahrlich wie ein Hauptmann aus.
Die Elbenkrieger schritten lautlos auf ihre Positionen. Nur Fengir und Garon blieben noch.
"Ich weiß nicht ob es so klug ist, sie einfach frontal anzugreifen. Die Orks haben sich verändert, sie werden sich nicht so leicht überraschen lassen, auch wenn es momentan nicht den Anschein macht als wären sie aufmerksam."Fengir hatte es also auch gespürt. Er war so ziemlich der einzige aus ihrem Trupp, der Galeon in fast allem wiedersprach, was auch der Grund war warum Galeon ihn nicht besonders leiden konnte.
"Soweit ich mich erinnern kann, bin ich hier der Hauptmann, nicht du Fengir. Also begib dich auf deine Position !"
Sein Tonfall lies klar keine Wiederrede zu.
"Wie du willst." sagte Fengir zähneknirschend und ging mit Garon davon.

Im Orklager regte sich nichts, die Orks schliefen noch tief und fest, anscheinend hatten sie die letzte Nacht wieder durchgezecht und feierten ihre Beute, die sie in den Grenzmarken gemacht hatten.
Fengir und Garon kauerten sich mit den anderen Elbenkriegern im Unterholz zusammen, bereit für den Angriff.
"Er macht einen Fehler." Sagte Fengir, und spähte hinunter auf die Lichtung.
"Er wird schon wissen was er tut, er weiß es immer." Erwiderte Garon.
"Ja, nur ist er blind für das was offensichtlich ist. Die Orks werden durch irgendeine seltsame Macht beschützt, ich spüre es. Ich glaube, wir begehen einen Fehler."
"Es wird schon alles gut gehen, warte es nur ab." Zumindest hoffte Garon das.

Ein lautes Hornsignal ertönte, Galeon hatte das Signal zum Angriff gegeben. Sofort wurde der Himmel durch die heran sausenden Pfeile der Elben verdunkelt, ein tödlicher hagel ging auf das Orklager nieder. Bevor die ersten ungetüme wussten, was um sie herum passierte, waren beriets viele der Orks tot. Die, welche der Pfeilhagel nicht erwischt hatte, rappelten sich auf, orientierungslos wie sie waren verstanden sie wohl kaum, was mit ihnen passierte.
Ein zweiter Pfeilhagel zischte heran, auch dieses Mal fanden sie ihre Ziele.
Jetzt kamen die Elbenkrieger aus dem Wald hervor geprescht, zielstrebig hielten sie auf das Lager zu.
Nun hatten die Orks wohl endlich begriffen, dass sie gerade angegriffen wurden. Doch statt planlos und ohne Disziplin aus dem Lager zu stolpern, und sich den Elbenkriegern entgegen zu stürzen (so wie sie es sonst immer taten), bildeten sie tatsächlich so etwas wie eine Verteidigungslinie, angepsornt durch die Peitsche eines riesigen Orks, der wohl ihr Anführer sein musste.
Die ersten Elben hatten den Rand des Lagers erreicht, die vorderste Reihe der Orks hatten den Klingen der Elben anscheinend nichts entgegen zu setzen. So schien es zumindest.
Als Fengir und Garon das Lager erreichten, hatten die Orks es geschafft, den Ansturm der Elben zu stoppen, und leisteten ihnen nun erbitterte Gegenwehr. Garon fällte den ersten Orks, der sich ihm entgegen stellte, mit einem gekonnten Schwerthieb. Neben ihm viel ein weiterer Ork, es war gut zu wissen, dass Fengir stets an seiner Seite war.
Der Angriff der Elben war nun endgültig zum stehen gekommen, die Orks hatten sich scheinbar von ihrem ersten Schrecken erholt. Entschlossen und wild wie sie waren, leisteten sie den Elben nun erbitterte Gegenwehr.
So viel schon bald der erste Elb, nur kurze Zeit später der nächste, und dann noch ein dritter. Immer mehr Elben vielen nun der Klingen der Orks zum Opfer, grunzend stießen sie die Angreifer zurück.
Damit hatte Garon nicht gerechnet. Er hatte fest an einen schnellen Sieg geglaubt, dass die Orks ihnen so zusetzen würden, hätte er nicht gedacht. Der nächste Ork hauchte vor ihm das Leben aus, doch für ihn trat bereits ein neuer auf seinen Platz, und Garons Arme wurden langsam schwer. Fengir erging es nicht anders, er blutete bereits aus einigen Wunden.
Die Elben gerieten nun langsam in Bedrängnis, doch so wie Garon Galeon kannte, würde dieser nicht zurück weichen, bis der Feind besiegt war. Doch ein Sieg wurde immer aussichtsloser, die Orks hatten die Elben bereits weit aus dem Lager heraus gedrängt.
Und dann spürte er es.
Ein Schatten lag über ihrem Schlachtfeld, etwas ihm gänzlich unbekanntes, etwas abgrundtief böses.
Die Orks schienen es auch zu spüren, mit lauten Schreien stürzten sie sich nun auf die Elben, das Blatt hatte sich endgültig gewendet.
Die ersten Elbenkrieger ergriffen bereits die Flucht, doch die Orks setzten ihnen nach, erbarmungslos schlachteten sie alle ab, die nicht schnell genug ihren Schwertern entkamen.
Garon und Fengir kämpften nun Rücken an Rücken. Einen nennenswerten Wiederstand leisteten die Elben nicht mehr, ihre Angriffslinie hatte sich aufgelöst.
Nur Galeon war noch mitten im Geschehen, er lieferte sich einen harten Kampf mit dem Orkhäuptling.
Gerade als Galeon die Oberhand zu gewinnen schien, tauchte hinter ihm ein schwarzer Nebel auf, so schwarz und undurchdringlich wie die Nacht, ein Schatten des Grauens.
Galeon wirbelte herum, doch da stieß bereits eien schwarze Klinge aus dem Schatten hervor, und durchstieß sein Herz.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf das Schattenwesen, welches sich sogleich wieder aufzulösen schien. Galeons lebloser Körper viel zu Boden, und als die Elben ihren toten Hauptmann sahen, verfielen sie in eine heillose Flucht.
Die Orks setzten ihnen nach und machten sie alle nieder, die, die schnell genug waren, flüchteten in die Wälder.
Letztlich waren nur noch Fengir und Garon übrig, die nun von Orks umzingelt waren.
Sie kämpften unerbitterlich, doch ihre Anstrengungen waren vergebens.
Fengir hieb einem Ork den Kopf ab, sein Blick wanderte noch einmal zu Garon. "Lebwohl" schien er zu flüstern, gerade als sich die Orks auf ihn stürzten und ihn bald unter sich begraben hatten.
Garon wollte schreien, doch dazu hatte er keine Zeit, die Orks setzten nun auch ihm zu.
Voller Wut ließ er sein Schwert kreisen, zog eine blutige Schneise um sich, und jeder Ork der ihm zu nahe kam,gab noch etwas mehr Blut hinzu.
Und plötzlich war er wieder da, der Schatten, Garon spürte wie er sich hinter ihm aufbaute.
Und die Orks wichen von Garon zurück, ehrfürchtig senkten sie ihre Häupter vor dem Schattenwesen.
Jetzt wusste Garon, warum sich die Orks verändert hatten. Sie hatten wohl einen neuen Anführer gefunden.
Bedrohlich baute sich der Schatten vor Garon auf.
"Was bist du?" rief Garon voller Zorn zu ihm hinauf. "Warum verbirgst du dich wie ein Feigling hinter Schatten? Komm und kämpfe mit mir!"
Garon machte sich bereit, dass Schwert zum Angriff erhoben.
Da packte ihn eine unsichtbare Macht mit eisernem Griff, dass Schwert viel ihm aus der Hand. Machtlos strampelte er mit den Beinen, als er in die Höhe gehoben wurde, er spürte, wie sich sein Hals zusammenschnürte.
"Dein Tod wird schnell und schmerzlos sein." sprach eine Stimme in seinem Kopf. "Doch deine Landsleute werde ich heimsuchen und sie alle meinem Willen unterjochen, und alle, die mir im Weg stehen, werde ich langsam und qualvoll vernichten."
Garon wollte schreien, doch er brachte kein Wort mehr heraus. Der Griff des Schattenwesens zog sich enger um seinen Hals.
Seine Gedanken schweiften zu seiner Heimat, zu seiner Schwester und zu seinen Eltern. Er musste sie warnen, doch er konnte sich dem Griff des Schattens nicht entziehen.
Die Orks johlten und kreischten um sie herum, doch von alle dem bekam Garon nichts mehr mit.

Seine Augen wurden schwer, er wollte nur noch schlafen, er war auf einmal so müde.
Dann wurde es dunkel.
 
K

Kli

Gast
Hallo dilln.
Erstmal vielen Dank für deine kurze, aber knackige Geschichte.
Ich persönlich empfinde es immer als äußerst schwierig eine High-End-Fantasygeschichte in der Länge einer Kurzgeschichte zu schreiben, da dieses Genre ja zum großen Teil von der Welt, die vom Autor kreiert wird, lebt.
Es ist äußerst problematisch in einer Zeit, in der so gut wie jeder Fantasy Autor mit J.R.R Tolkien verglichen wird noch von Elben und Orks zu sprechen. Aus meiner Sicht muss dieses Thema mit äußerster Vorsicht angesprochen werden, um nicht in altbekannte Klischees zu fallen und somit in der Masse an mittelmäßiger bis grauenhafter Fantasy unterzugehen.
Was ich dir an dieser Stelle positiv anrechne ist, dass du zwar sehr typische Namen des Fantasy-Genres gewählt hast, diese jedoch nicht den entsprechenden Stereotypen unterordnest.
Unter Fengrir stelle ich mir Beispielsweise einen Werwolf vor und Garon klingt für mich wie der gepanzerte Ritter in der weißen Rüstung. Insofern setzt du also mit deiner Namenswahl solide Akzente.
Leider Gottes ist das jedoch auch schon alles, was diese Geschichte von der Masse abheben könnte.
Die geringe Umfang von „Schatten im Morgengrauen“ verbietet es dir natürlich deine Welt zu etablieren und zu individualisieren, daran ist tatsächlich allein die Quantität, nicht die Qualität der Geschichte schuld. Es führt jedoch auch dazu, dass ich vor mir direkt Mittelerde, mit seinen wunderschönen Elben und abgrundtief hässlichen Orks sehe. Dem hättest du durch die Beschreibung der Äußerlichkeiten deiner Figuren entgegenwirken können ( in Anbetracht der Menge an Text reicht im Zweifelsfall auch nur eine Figur der jeweiligen Gattung).
Das Ende deiner Geschichte ist leider auch viel zu offensichtlich. Ich glaube kein Leser hätte nach den ersten Zweifeln Fengrirs über den Plan seines Hauptmannes noch ernsthaft an einen reibungslosen Sieg der Elfen geglaubt. Auch die Zurede Garons, alles werde ja gut werden, bestärkt den Leser in seiner Annahme nur. Das ist ein bisschen wie aus einem Horrorfilm:
„Hast du das auch gehört Schatz?“
„Das bildest du dir ein, aber wenn es dich beruhigt gehe ich eben nachsehen.“
Was wird wohl als nächstes passieren?
Hinzu kommen außerdem einige Logik-Fehler:
Der Hauptmann der Elben spricht von einem Angriff von drei Seiten. Kurz darauf werden Zweifel hinsichtlich eines Frontalangriffes geäußert und zu guter Letzt werden Pfeile erst nach dem Hornstoß abgefeuert, damit die Orks auch ja aufwachen.
Das erinnert wiederum an den gefangenen Protagonisten der Geschichte, der außerhalb des Lagers an einen Baum gefesselt wird, damit man ihn später schön leicht entkommen lassen kann.
Zum Abschluss würde ich gern noch einige sehr prägnante Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler nennen, die den Lesefluss meiner Meinung nach gestört haben:

"der Galeon in fast allem wiedersprach": „widersprechen“ kommt nicht von dem Wort „wieder“ im Sinne von „erneut“, sondern von „wider“ im Sinne von „Gegensatz“. Ein leider immer noch sehr verbreiteter Fehler und gerade wegen der Bekanntheit störend. Kommt soweit ich mich entsinne noch häufiger im Text vor.

"So viel schon bald der erste Elb“: „fiel“ kommt von „fallen“, nicht von „viel“ im Sinne einer Mengenangabe, also bitte auch im Präteritum mit f und nicht mit v schreiben. Kommt auch mehrmals vor.

",dass Schwert viel ihm aus der Hand.": Dieser Fehler ist mir nur einmal aufgefallen, also nicht sicher ob Flüchtigkeitsfehler oder nicht; „dass“ beschreibt kein Relativpronomen wie „der, die, das“ und ist auch kein Demonstrativpronomen wie „dieses“ hier.
Ob du nach einem Komma ein „das(s)“ mit einem oder mit zwei s schreiben musst erkennst du in aller Regel daran, ob sich das das(s) durch ein anderes Wort ersetzen lässt:

„Das Schwert, das ihm aus der Hand fiel.“
„Das Schwert, welches ihm aus der Hand fiel.“
oder aber
„Er wurde so hart getroffen, dass ihm sein Schwert aus der Hand fiel.“

Es gibt noch einige unnötige Wiederholungen wie:
"Damit hatte Garon nicht gerechnet. Er hatte fest an einen schnellen Sieg geglaubt, dass die Orks ihnen so zusetzen würden, hätte er nicht gedacht "(es reicht doch zu sagen, dass Garon nicht damit gerechnet hatte, oder dass er an einen schnellen Sieg geglaubt hatte, aber beides ist redundant).
Am besten den Text selbst einmal ordentlich durchforsten.

Trotz der bedienung vieler Klischees und des vorhersehbaren Endes ganz nett zum Lesen zwischendurch, mehr aber leider nicht.
 



 
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