Schnapsokalypse

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klaatu

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Schnapsokalypse

Mach es gut Hirn!
See you later alligator!
Das hier ist die Schnapsokalypse
und alle meine Entchen tanzen mit mir!

Hab Bock auf Besofficken,
doch ich finde meinen Penis nicht...
Also lass uns Einzeller austauschen
und anschließend in die Oper gehen.

Deine Nüchternheit ekelt mich an...!

Weißt Du was?
Ich hätte furchtbar gerne Euter...
Dann würde ich endlich mal
was Sinnvolles produzieren.

Wo meine Schuhe sind?
Die sind schon mal heimgelaufen!

Dir zuzuhören ist,
als müsste man ganz dringend kacken
und weit und breit ist kein Klo.

Du hast voll die Vogelaugen,
sag doch mal Piep!

Scheiß drauf! Wir bauen uns unsere eigene Sonne!
Wie die da oben - bloß noch heller!
"Alter, das ist der Mond!"

Plötzlich spielt mir eine Hand
zwischen den Beinen rum
- ich lasse es geschehen.
Ist ja schließlich meine eigene.


Weißt Du, an wen Du mich grade erinnerst?
An einen Typen, der mir irgendeinen Scheiß erzählt.

Lass uns eine Kneipe kaufen,
dann können wir für immer zusammenleben!

War ich eigentlich schon immer so?

Wenn wir morgen noch leben,
ist das alles hier nur noch Fake-News.

Hör mal, ich muss los...
Dabei würde ich gern bleiben
und der Welt weiter beim Drehen zusehen.

Schnarch gut! Du auch!
 

FunFunFun

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Der Autor, wohl ein Anhänger der frühen lyrischen Warhole-Tradition, rückt vordergründig die Trunkenheit als den Schöpfungsmythos alles Kreativen in den Fokus seiner Weltbetrachtung. In umgangssprachlicher Ausdrucksweise reiht der Autor Gedankenfragmente aneinander, die an die Bewusstseinsstromtechnik erinnern. Dabei werden die Einflüsse auf den Autor in seiner Sprache deutlich. "See you later Alligator" - Phrase der Jugendsprache ab den frühen 90ern. "Entchen tanzen" - Rückgriff auf Volks- und Kinderliedgut. "Deine Nüchternheit ... " ebenfalls typisches Element der Jugendsprache der heute Mitt-30er mit der Tendenz zur politisch linken Gesinnung. Ebenfalls deutet darauf "Alter", "kacken" und "Fake-News". Letzterer Begriff verschärft den Eindruck, dass die Person dem linken Mainstream angehört.
Doch betrachten wir nun den Text bzw. die einzelnen Gedankensprünge (hier in röm. Ziffern bezeichnet)

I Der Autor verabschiedet sich aus der Welt und zieht sich in seine "heile" Kinderwelt zurück, worauf die Anspielung auf das Kinderlied hindeutet. Vor dem linksgrünen Hintergrund des Autors wird hier völlig klar, der erste Vers symbolisiert den Wunsch aus der chaotischen Welt in die Geborgenheit der Kinderwelt zu entfliehen.

II Der Penis steht natürlich für die Weitergabe der Tradition an die nächste Generation. Der Autor vermag es nicht, aus seinem linken Weltbild auszubrechen und seine Kultur fortzupflanzen. Gleichzeitig wird hier die Kritik am Genderwahnsinn deutlich. Seine Ideologie hat ihn quasi entmannt. Die Oper ist somit pars pro toto für die konservative Werthaltung, nach der sich der Autor sehnt.

III Hier nun der Widerspruch. Der Autor steht vom Spiegel und beschimpft sich selbst, jetzt erwachen zu müssen, nicht mehr naiv zu sein, nicht mehr links zu sein.

IV Die Anklage gegen das linke System, welches nur destruktiv wirkt. Der Autor sehnt sich aber danach schöpferisch zu handeln, sei es auch noch so bedeutungsschwach.

V Die Schuhe als Sinnbild des Verlassens deuten an, dass der Autor sich selbst quasi bereits gedanklich vorausgelaufen ist. Interessant, der Autor kehrt heim d.h. er kommt ursprünglich aus einer konservativen Gesinnung und hat sich dann verirrt.

VI Der Autor spricht zu sich selbst. Er äußert ein unbefriedigtes Bedürfnis. Der Vorgang des Defäktierens steht dafür, dass der Autor die schwarz/ braune Masse der linken Ideologie aus seinem Körper spülen möchte.

VII Der Autor blickt in den Spiegel, in seine Augen - er sieht den wilden deutschen Adler doch traut sich nicht, auch nur einen Ton zu sagen, aus Angst vor seiner Umwelt.

IIX Wunderschön beschreibt er hier seine (neue?) Glaubensvorstellung. Er verehrt die Sonne über der Welt, die die immer scheint, auch in tiefer Nacht (Anspielung Mond).

IX Der Autor hat sich selbst bei den Eiern. Er ist hin und hergerissen - zwei Seelen kämpfen in seiner Brust, die helle rechte Seite und die dunkle linke Seite.

X Wieder Selbstzweifel - ein ständiges auf und ab.

XI Der Autor kann diesen inneren Kampf nur durch Alkohol unterdrücken. Für ihn die einzige Möglichkeit die eigene Einheit der Seele zu bewahren.
Schließlich "Hör mal ich muss los..." fasst er sich ein Herz und erlaubt seiner rechten Gesinnung nach außen zu treten. Für seine linken Freunde hat er nur noch ein "schnarcht gut" - also ein "schlaft weiter - ich bin erwacht" übrig. Mit den letzten Worten spricht er den Leser direkt an, auch dieser möge erwachen.

Alles in allem ein strakes Werk zu einem aktuellen Thema. Der Autor ist sozusagen von sich selbst rechtsentrückt. Er durchlebt den Rechtsruck der Gesellschaft an sich selbst und hat ihn letztlich als gut erkannt, seinen linken Irrweg eingesehen und kehrt nun um. Diese Kartharsis erlebt er wie im Rausch, was den Titel erklärt. Ich kann es mir bildlich vorstellen, wie der Autor vor einem Spiegel steht, sich grade eine Glatze geschoren hat und in sein Gesicht blickt. Es ist ein starker innerer Monolog, der an die frühen Werke eines Günther Grass erinnert.

Zugleich ist das Gedicht ein Weckruf an die Gemeinde und so sollte dieser Autor mit seiner sozialkritischen, pro-nationalen und pro-konservativen Haltung unbedingtes Vorbild sein.
 

klaatu

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Hallo FunFunFun!

Eins muss ich ja sagen: Ich mag es sehr, wenn ich Kommentare bekomme, die kunstvoller sind als der kommentierte Text. Dein Kommentar ist auf jeden Fall so ein Kandidat, zeigt er doch wunderbar, dass die politische Gesinnung beim Analysieren von Texten anscheinend eine größere Bedeutung hat als beim Schreiben... Ich könnte jetzt auf jeden deiner Punkte eingehen, du hast da ja eine Menge interessanten Bullshit geschrieben, aber mir fehlt die Zeit - und vor allem die Lust dazu.

Und weil das dein erster und bislang einziger Kommentar hier war, habe ich ohnehin eine Vermutung:

https://www.youtube.com/watch?v=TJL4Y3aGPuA

;)

k
 



 
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