Schreibsal

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Walther

Mitglied
Schreibsal


Ich mag es, wenn man mich erwandert!
Das sagt der Text, und er mäandert
Durch die Zeit und durch den Raum.
Ja, man sieht ihn dabei kaum.

Er dreht ganz ruhig seine Runden.
Im Strom des Lebens dümpeln Stunden,
Werden Tage, bilden Jahre.
Alles wächst. Das Gute, Wahre,

Vergeht mit dem, was je geschrieben
Versinkt in Wellen, klein gerieben,
Was gedacht und ausgesprochen.
Flüsse sind dahin gekrochen

Und haben sich ins Meer ergossen.
Der kleine Text ist so verflossen
In die See des Allgedachten,
Schwimmt mit seinen Hoffnungsfrachten,

Ganz ohne etwas zu bewegen,
Als wollte er damit belegen:
Ohne Sinn ist alles Dichten!
Wäre ihm nicht beizupflichten?
 
H

Heidrun D.

Gast
Ohne Sinn ist alles Dichten!
Wäre ihm nicht beizupflichten?
In gewisser Hinsicht schon.:)
Zumindest hat es keine Wirkung auf die Zeit, greift kaum in den Lauf der Geschichte ein und verändert wenig bis nichts.
Aber trotzdem ... :D;)
Eben dies hast du sehr schön in Worte gefasst.
Grüßle
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

wie gut, dass Du Deine These mit einem Fragezeichen versehen hast, denn ich kann Dir da nicht zustimmen.

Musik ist etwas, was die Macht hat, den Menschen am allertiefsten zu erreichen und vielleicht auch am stärksten zu bewegen.

Ein richtiges Wort zur richtigen Zeit kann die ganze Welt verändern.

Oft ist Dichtung auch mit Schönheit gepaart und dann bietet sie eine Nahrung für die Seele.

Speziell die Lyrik ist dafür tauglich, denn sie arbeitet nicht nur mit Worten, sondern auch noch mit dem Klang des gesprochenen Wortes.

Warum lernen Menschen Gedichte auswendig? "Gedichte sind Lebensmittel". Leider habe ich vergessen, wer das geagt hat, aber ich stimme dem zu.

"Schreibsal" erinnert an Mühsal und so hast Du es vielleicht auch gemeint. Manchmal ringt man sich des Nachts, weil es einem keine Ruhe lässt, einen Text ab und erst, wenn er fertig ist, kann man erlöst wieder einschlafen.

Interessant finde ich die unterschiedliche Betonung der Silbenanfänge in den Strophen. Ich denke, Du möchtest damit deutlich machen, dass es nun mal nicht so einfach ist, etwas Geschriebenes als etwas Gültiges hervorzubringen und dass es gilt, so mancherlei Hindernis zu überwinden.

Wie schön, dass Du Dich durch nichts entmutigen lässt und immer wieder nach neuen Wegen suchst, etwas auszudrücken !:)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
Lb. Heidrun,

das Dichten ist so etwas, wie sich selbst zu sagen, daß es nicht umsonst ist, etwas aufzuschreiben. Also ist der letzte Vers nicht ganz ernst gemeint. Oder doch?

Am Ende zeigen die beiden Einträge, daß dieses Gedicht selbst die Frage mit "Nein" beantwortet.

Danke für Eintrag und Wertung.

LG W.

Lb. Vera-Lena,

Dein geistreicher und feinfühliger Eintrag ist wieder besser als das ganze Gedicht. :) Du machst mich immer wieder fast betroffen mit Deinen Kommentaren, weil in ihnen eben die Weisheit eines Lebens, des Kümmerns und der Kümmernisse, steckt.

Letztlich ist der Sinn unserer Einträge, zweierlei zu erreichen:

* die Leser anzuregen
* selbst bessere Gedichte zu schreiben, die die Leser noch besser anregen

Und, so als Abfallprodukt, wollen wir manchmal die Welt ein wenig verbessern. Und da ist das Echo, eines wie Deines, unglaublich beruhigend und aufbauend.

Danke, vielen Dank!

LG W.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo walther,
was, wenn nicht die kunst, haben wir um
an den wahrheiten der welt nicht zu verzweifeln...

lg ralf
 



 
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