Schuldig

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Anonym

Gast
Schuldig

Schuldig!
Aufsteigende Wut
auf alles
und jeden
und mich.

Ich
mein Kläger
mein Richter
mein Peiniger
mein Henker.

Schuldig
im Sinne
aller Anklagen
dieser Welt.

Alleingelassen
von mir
vereinsamt
mein inneres Kind.

Atemluft
erstickt
in meinem Verlies.

Die Seele
ein verletzter Vogel
träumt vom freien Flug.

Lebensrückblicke
klar und deutlich
in Grauschleier verpackt.

Das Henkersmahl
der beste
Mutterkuchen der Welt.

Ein Vaterunser
formvollendet
auf dem letzten Gang.

Mein irres Lachen
rettet mich
in den Tod.
 

mitis

Mitglied
ich finde, dein gedicht hat was, das trifft.
ich kann es nicht genau sagen - aber zu mir kommts verbittert und verzweifelt und auch selbstquälerisch rüber.
irgendwie wollte ich mich erst innerlich davon distanzieren, und irgendwie klappte es aber auch nicht.
und das, obwohl ich beim lesen gerade in einer ganz anderen, viel freundlicheren stimmung war.
lg mitis
 

Anonym

Gast
Hallo mitis,

ich wollte Dir nicht Deine freundliche Stimmung versauen :D. Doch mich freut es, wenn Dich das Gedicht in seinen Bann gezogen hat.
Ja, es ist selbstquälerisch und hart - doch diese Seiten kennen, so glaube ich, viele Menschen von sich selber. Das heißt nicht, dass das gut ist. Doch "es ist, wie es ist ...".

Liebe Grüße
(und möglichst häufig eine freundliche Stimmung ;))
 

mitis

Mitglied
da hast du wohl recht, selbstquälerische stimmungen kennen wahrscheinlich fast alle. sie sind zwar irgendwie wirklich sinnlos, aber es ist auch schön, wenn sie dann wieder einmal vorbei sind. dann weiß man erst, was eine freundliche stimmung ist, und kann sie so richtig genießen. kein licht ohne schatten.
lg mitis
 

Walther

Mitglied
Hallo Unbekannte/r (eher ohne /r)!

Sehr ausdrucksvolle, sichere Sprache. Das gefällt. Aber das Gedicht bleibt, in der Verarbeitung des Themas und auch in seiner Darbietung, unter den Möglichkeiten, die ich in der Sprache vermute. Das habe ich so ähnlich anderweitig schon gelesen, und leider besser.

Schade eigentlich. Einige der Bilder wie z.B.
Das Henkersmahl
der beste
Mutterkuchen der Welt.
zeigen, daß es da noch viel zu erhoffen gäbe. Zeige es uns.

Sei also eingeladen, gemeinsam am Text zu arbeiten.

Gruß W.
 

Anonym

Gast
Hallo Walther,

jetzt bin ich schon ein paar Mal über den Text gegangen, finde aber nicht so richtig den Ansatz, wo ich überarbeiten sollte (vielleicht liegt es an meiner Überarbeitung :D). Kannst Du etwas konkreter werden, wo es aus Deiner Sicht ausbaufähig wäre?

Auf jeden Fall danke ich Dir für Deine Anmerkungen und die Einladung ;). Möglicherweise gelingt es ja, hier noch mehr herauszuholen.

Liebe Grüße

vom Unbekannten (mit "n" :D)
 

Walther

Mitglied
Hi Unterbekannte/r!

Einige der Strophen sind leider Plattitüden. Z.B.:
Schuldig!
Aufsteigende Wut
auf alles
und jeden
und mich.

Ich
mein Kläger
mein Richter
mein Peiniger
mein Henker.

Schuldig
im Sinne
aller Anklagen
dieser Welt
Das sind umbrochene Prosasätze, keine lyrische Verdichtung, einfach dahingeschrieben. Lyrik ist mehr als das, was da steht. Selbstverständlichkeiten zu inszenieren, das ist keine Dichtung.

Anders das
Alleingelassen
von mir
vereinsamt
mein inneres Kind.
und die Strophe, die ich oben bereits heraushob. Der Rest ist eigentlich überflüssig oder könnte auf eine Strophe "verdickt" werden.

So weit so gut. Wann wagst Du es?

Gruß W,
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
...die Plattitüden finde ich jetzt noch sauber vorgetragen. Der Rest erscheint mir zu gewollt.

De gustibus non est disputandum.

Gruss

J.
 



 
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