Sehnsucht

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Sehnsucht

Ihr Blick, er hat ihn im Herzen getroffen
Wer ist diese Frau? Darf er denn hoffen?

Nun ist sie fort, sie ist nicht mehr hier
Vor ihm ein leeres Blatt Papier
Er schwebt in den Erinnerungen
Träume haben ihn verschlungen
Er kann im Hier-und Jetzt nicht leben
Er will, er muss nach vorne streben
Er wartet auf ein Wiedersehn
Viel schneller müsst die Zeit vergehn
Dort das Telefon- unberührt
Hätte sie ihm zugehört?
Die Zeit verrinnt, die Zeit wird alt
Sein Ruf nach ihr, noch nicht verhallt

Da sitzt er nun, so greis und grau
Ganz ohne sie, diese eine Frau
Die Zeit, sie ist zu schnell vergangen
Ach, wär er ihr doch nachgegangen!

So leer war die Welt- und bald soll er sterben?
Den Brief schnell zur Post, er will endlich LEBEN!
 

Walther

Mitglied
Moin,

klares Problem, altes Thema für die Dichtung: Liebe, hach! Hach ja, das bedichte ich auch am liebsten. :)

Einige gute Ansätze, da läuft das Versmaß rund. Andere Teile aber bedürfen der dringenden Bearbeitung, und dafür gibt es die Schreibwerkstatt.

Alles Gute und viel Spaß beim Dichten!

Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Moin,

schlage vor, daß Du das Gedicht Dir selbst laut vorliest und die Holperer vermerkst. Meine Tipp:

* Verse eins und zwei: Wieviel Hebungen sollen es denn sein?
So ists:
Ihr Blick, er hat ihn im Herzen getroffen
Wer ist diese Frau? Darf er denn hoffen?
So klingts/swingts besser:
Ihr Blick, er hat im Herzen ihn getroffen:
Wer ist die Frau? Und darf er vielleicht hoffen?
Jetzt haben wir zweimal 5 Hebungen.

* Verse drei und vier:
So ists:
Nun ist sie fort, sie ist nicht mehr hier
Vor ihm ein leeres Blatt Papier
So klingts/swingts besser:
Nun ist sie fort, ist nicht mehr hier
Und vor ihm liegt leer ein Papier
Jetzt haben wir zweimal 4 Hebungen.

Der Rest der Verse im Mittelteil sollte dann so knitteln (vierhebiger Jambus), die letzten Verse sollten dann wieder fünfhebig (fünfhebiger Jambus) sein, damit ein rundes Gedicht draus wird. Sonst rumpelts und holperts und gerät damit ohne Not aus der Fasson. Und das wäre doch wirklich schade.

Bitte sieh mir die Korrekturen nach, es war nicht als Angriff gemeint und sollte nur helfen und nicht abqualifizieren. Dein Gedicht hat mich angerührt und zum Kommentar "verführt". Manchmal sollte man wohl besser gar nix sagen, damit man niemanden wehtut, denn Dichter sind im Allgemeinen sehr zart besaitet.

Danke für Deine Geduld und Dein Verständnis.

Gruß W.
 
Ich bin doch sehr dankbar, wenn man mir sagt wie man es besser machen kann, deshalb habe ich doch gefragt!
Also vielen Dank für die Mühe.
Allerdings hab ich´s nicht so sehr mit den "Hebungen" usw, denn für mich klingt das Gedicht, so wie ich es geschrieben habe, rhythmisch.
Für erfahrene Schreiber wie dich mag das vielleicht ganz einfach sein, etwas zu dichten, was dann auch von den "Hebungen" her stimmig ist, aber ich finde es hart etwas in irgendwelche Formen zu pressen...falls du verstehst was ich meine?
Deshalb ist mein Gedicht wohl auch etwas missglückt *g*
 

Walther

Mitglied
Hallo ASL,

Dein Nick ist mir zu lang, außerdem ist er eher eine Bezeichnung für uns alle hier - abwesende Ausnahmen ausgenommen -, also kurz ASL. :)

Zuerst: Dein Gedicht ist nicht verunglückt, ganz im Gegenteil. Es steckt viel drin, nur dran gearbeitet werden, damit's auch rauskommt, muß noch ein wenig. Im Übrigen: Selbst wenn man bei anderen das leichte Holpern anmerkt, heißt das noch lange nicht, daß man selbst davon frei wäre. Bei fremden Texten tut man es sich immer leichter, die eigenen kommen ja von innen auf das Blatt, da meint man, alles sei paletti. Was es manchmal wie ein Wunder ja auch ist. Das sind dann häufig die wenigen großen Würfe, die man so hat. Obwohl: Ich habe auch schon Gedichte gesehen, da hat sich der Autor 30 Jahre einen abgebrochen, und nun kommt der Text in einer Leichtigkeit daher, daß alles von Anfang wie vorgegeben scheint.

Die Formalien einhalten, das ist hart, sagst Du. OK, das will ich nicht in Abrede stellen. Aber wer die Form wählt, der muß ihr Regime danach auch anerkennen. So sind die Regeln des lyrischen Wortspiels.

Keiner zwingt Dich, Deine Texte rhythmisch und reimseitig durchzukomponieren. Dichtung heute ist fast ohne Begrenzungen möglich, sagen die meisten. Ob ihr das wirklich gut tut und gut getan hat, das bezweifle nicht nur ich. Das ganz nebenbei.

In den Foren "Ungereimtes" und "Experimentelles" finden sich Beiträge, die eher freie Formen haben. Allerdings zeigt sich, daß auch die ungereimten Werke in der Regel Metren haben, wenn sie gut sein sollen. Das gute Gedicht ist und bleibt eben ein Kind des Lieds.

Liebe Grüße W.
 



 
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