Anonym
Gast
Sitzt ein Jude im Zug
Was für ein herrlicher Tag!
Keine Wolke am Himmel, die Vöglein zwitscherten und es war nicht zu heiß, sondern angenehm warm.
Markus saß mit seinen Kumpels in einem Straßencafe, und gemeinsam beobachteten sie Passanten.
Über einige besonders interessante Exemplare wurden teilweise ziemlich derbe Witze gerissen, während der Anblick der ansehnlicheren, weiblichen meist schweigend genossen wurde.
Irgendwann fing einer der jungen Männer an, Witze zu erzählen, und nach ein paar Minuten war ein regelrechter Wettbewerb im Gange.
Die Runde war recht laut, aber da sich auch die anderen Gäste gut amüsierten, wurden Männer vom Personal des Cafes toleriert.
Als Markus an die Reihe kam, druckste er zunächst rum: „Ne, lasst mal. Ich konnte noch nie gut Witze erzählen.“
Das ließen seine Kumpels nicht gelten, und drängten ihn, er möge wenigstens einen Witz zum besten geben.
„Ach komm schon!“
„Nun hab dich nicht so!“
„Jeder kennt einen Witz, Alter!“
Markus legte den Kopf zur Seite und überlegte kurz, dann fiel ihm ein Witz ein, den ihm neulich sein Cousin erzählt hatte.
„Also gut. Hier ist einer: Sitzt ein Jude im Zug, und....“
Plötzlich spürte Markus einen Schlag gegen seine Schulter. Als er sich umdrehte, sah er in das zornige Gesicht eines jungen Mannes, der etwa im gleichen Alter wie Markus war.
„Hey, du Nazisack, ich will deine Scheiße hier nicht hören!“
Plötzlich begannen auch die anderen Gäste, auf Markus einzuschimpfen:
„Ja, Antisemitismus dulden wir hier nicht!“
„Wie können Sie nur!“
„Lesen Sie mal ein Geschichtsbuch!“
Von allen Seiten wurde auf Markus eingeredet, dem keine Gelegenheit zur Verteidigung gelassen wurde.
Eine Bedienung des Cafes, ihr Mund war ein O des Entsetzens, kämpfte sich durch die aufgebrachte Menge zu Markus durch und sagte: „Mein Herr, ich muss Sie leider bitten, jetzt zu gehen!“
„Ja, verschwinde, Nazi!“, tönte es aus der Menge.
Ein Blick zu seinen Freunden verriet ihm, dass er aus dieser Richtung keine Hilfe erwarten konnte.
Markus entschloss sich, das Weite zu suchen, bevor noch irgendeiner dieser selbsternannten Moralwächter auf die Idee käme, die Polizei zu rufen.
Deprimiert machte sich Markus auf den Heimweg, und fragte sich, wo eigentlich das Problem bei einem harmlosen Witz liegt.
Es gibt Schottenwitze, Amiwitze, Deutschenwitze und halt Judenwitze, und wo bitte ist da irgendein Problem, dachte er bei sich, als hinter ihm plötzlich jemand „Entschuldigung!“ rief.
„Ja, was gibt’s?“ fragte Markus, während er sich zu dem Fremden umdrehte.
„Guten Tag, der Herr. Ich war vorhin auch im Cafe.“
Na toll, jetzt gibt’s echt Ärger, dachte Markus.
Ein langer Bart, eine Schwarze Kutte und der typische Hut wiesen den Fremden als einen Mann jüdischen Glaubens aus.
„Wären Sie wohl so nett, mir den Witz zu von vorhin zu erzählen? Ich bin gespannt auf die Pointe.“
Markus, der mit einer ordentlichen Moralpredigt gerechnet hatte, wusste nicht genau, was er sagen sollte.
Der Fremde kam einen Schritt näher sah Markus erwartungsvoll an.
Als dieser sich wieder gefasst hatte, begann er, wenn auch ein bisschen nervös, zu erzählen:
>>Sitzt ein Jude im Zug und hat ordentlich Gepäck dabei. Auf einmal steht er auf und geht zu einem Mann im Abteil, den fragt er: „Entschuldigung, aber mögen Sie Juden?“
Der Mann sagt: „Aber natürlich! Sehr gern sogar!“
„Aha!“, sagt der Jude und geht zum nächsten, den er auch wieder fragt: „Was halten Sie von den Juden?“
Der Mann sagt: „Ich finde, die Juden sind gute Menschen und ich kann sie gut leiden.“
“Aha!“, sagt der Jude wieder und geht zum dritten Mann.
Diesen fragt er ebenfalls, was er von den Juden hält, doch dieser Antwortet: „Ich kann die Juden nicht leiden, und die sollen mich in Ruhe lassen!“
Darauf der Jude: „Sie scheinen ein ehrlicher Mensch zu sein! Könnten sie mal kurz auf mein Gepäck aufpassen? Ich muss auf die Toilette.“<<
Als Markus fertig war, sah er betreten zu seinen Füßen hinunter, als er meinte, ein Kichern zu hören. Als er aufsah, konnte er seine Überraschung kaum verbergen: der Fremde lachte in sich hinein und schien den Witz gar nicht so übel zu finden.
„Wissen Sie, mein Junge“, sagte der Fremde, „der war nicht schlecht, aber ich kenne da noch ein paar bessere!“
Die beiden Männer gingen zusammen zu einem anderen Cafe, wo sie sich noch ein paar Stunden gut unterhielten.
Was für ein herrlicher Tag!
Keine Wolke am Himmel, die Vöglein zwitscherten und es war nicht zu heiß, sondern angenehm warm.
Markus saß mit seinen Kumpels in einem Straßencafe, und gemeinsam beobachteten sie Passanten.
Über einige besonders interessante Exemplare wurden teilweise ziemlich derbe Witze gerissen, während der Anblick der ansehnlicheren, weiblichen meist schweigend genossen wurde.
Irgendwann fing einer der jungen Männer an, Witze zu erzählen, und nach ein paar Minuten war ein regelrechter Wettbewerb im Gange.
Die Runde war recht laut, aber da sich auch die anderen Gäste gut amüsierten, wurden Männer vom Personal des Cafes toleriert.
Als Markus an die Reihe kam, druckste er zunächst rum: „Ne, lasst mal. Ich konnte noch nie gut Witze erzählen.“
Das ließen seine Kumpels nicht gelten, und drängten ihn, er möge wenigstens einen Witz zum besten geben.
„Ach komm schon!“
„Nun hab dich nicht so!“
„Jeder kennt einen Witz, Alter!“
Markus legte den Kopf zur Seite und überlegte kurz, dann fiel ihm ein Witz ein, den ihm neulich sein Cousin erzählt hatte.
„Also gut. Hier ist einer: Sitzt ein Jude im Zug, und....“
Plötzlich spürte Markus einen Schlag gegen seine Schulter. Als er sich umdrehte, sah er in das zornige Gesicht eines jungen Mannes, der etwa im gleichen Alter wie Markus war.
„Hey, du Nazisack, ich will deine Scheiße hier nicht hören!“
Plötzlich begannen auch die anderen Gäste, auf Markus einzuschimpfen:
„Ja, Antisemitismus dulden wir hier nicht!“
„Wie können Sie nur!“
„Lesen Sie mal ein Geschichtsbuch!“
Von allen Seiten wurde auf Markus eingeredet, dem keine Gelegenheit zur Verteidigung gelassen wurde.
Eine Bedienung des Cafes, ihr Mund war ein O des Entsetzens, kämpfte sich durch die aufgebrachte Menge zu Markus durch und sagte: „Mein Herr, ich muss Sie leider bitten, jetzt zu gehen!“
„Ja, verschwinde, Nazi!“, tönte es aus der Menge.
Ein Blick zu seinen Freunden verriet ihm, dass er aus dieser Richtung keine Hilfe erwarten konnte.
Markus entschloss sich, das Weite zu suchen, bevor noch irgendeiner dieser selbsternannten Moralwächter auf die Idee käme, die Polizei zu rufen.
Deprimiert machte sich Markus auf den Heimweg, und fragte sich, wo eigentlich das Problem bei einem harmlosen Witz liegt.
Es gibt Schottenwitze, Amiwitze, Deutschenwitze und halt Judenwitze, und wo bitte ist da irgendein Problem, dachte er bei sich, als hinter ihm plötzlich jemand „Entschuldigung!“ rief.
„Ja, was gibt’s?“ fragte Markus, während er sich zu dem Fremden umdrehte.
„Guten Tag, der Herr. Ich war vorhin auch im Cafe.“
Na toll, jetzt gibt’s echt Ärger, dachte Markus.
Ein langer Bart, eine Schwarze Kutte und der typische Hut wiesen den Fremden als einen Mann jüdischen Glaubens aus.
„Wären Sie wohl so nett, mir den Witz zu von vorhin zu erzählen? Ich bin gespannt auf die Pointe.“
Markus, der mit einer ordentlichen Moralpredigt gerechnet hatte, wusste nicht genau, was er sagen sollte.
Der Fremde kam einen Schritt näher sah Markus erwartungsvoll an.
Als dieser sich wieder gefasst hatte, begann er, wenn auch ein bisschen nervös, zu erzählen:
>>Sitzt ein Jude im Zug und hat ordentlich Gepäck dabei. Auf einmal steht er auf und geht zu einem Mann im Abteil, den fragt er: „Entschuldigung, aber mögen Sie Juden?“
Der Mann sagt: „Aber natürlich! Sehr gern sogar!“
„Aha!“, sagt der Jude und geht zum nächsten, den er auch wieder fragt: „Was halten Sie von den Juden?“
Der Mann sagt: „Ich finde, die Juden sind gute Menschen und ich kann sie gut leiden.“
“Aha!“, sagt der Jude wieder und geht zum dritten Mann.
Diesen fragt er ebenfalls, was er von den Juden hält, doch dieser Antwortet: „Ich kann die Juden nicht leiden, und die sollen mich in Ruhe lassen!“
Darauf der Jude: „Sie scheinen ein ehrlicher Mensch zu sein! Könnten sie mal kurz auf mein Gepäck aufpassen? Ich muss auf die Toilette.“<<
Als Markus fertig war, sah er betreten zu seinen Füßen hinunter, als er meinte, ein Kichern zu hören. Als er aufsah, konnte er seine Überraschung kaum verbergen: der Fremde lachte in sich hinein und schien den Witz gar nicht so übel zu finden.
„Wissen Sie, mein Junge“, sagte der Fremde, „der war nicht schlecht, aber ich kenne da noch ein paar bessere!“
Die beiden Männer gingen zusammen zu einem anderen Cafe, wo sie sich noch ein paar Stunden gut unterhielten.