Sommersprossen in meinem Spiegelbild (gelöscht)

Woodjr

Mitglied
mmmmh

Da ist wieder der Schuss Satyre und Galgenhumor drin, den ich von Dir kenne. Aber irgendwie ist die Geschichte nicht rund, ich muss noch drüber nachdenken. Von der Idee, von den Gedanken und Gefühlen ist es transparent und irgendwie echt, aber ich denke, insgesamt ein Schnellschuss. Eine Bewertung kriege ich nicht hin, schwierig....
 
woodjr.

danke dir aber im gegenteil, kein schnellschuß,
ich arbeite lang an meinen storys und in dieser sah ich das problem zwischem sachlicher benennung, möglichst vorwürfe rauszulassen...bis hin, das sich die absoluten benennenswerten tugendensamt der emotionalen bindung herauskristaliesieren. bevor ich meine storys (auch meine gedichte sind kleine storys)in die lupe setzte starte ich testläufe mit ganz verschiedenen probanten. die unvorbereitet sind,auf das, was sie erwartet.
eine schwierige gradwanderung vielleicht. fällt dir ein wo sie nicht rund ist?
vielleicht hätte ich den stil auch weicher schreiben sollen oder sollte ihn gar auflösen. der inhalt ist es mir allemal wert.
problem ist vielleicht auch wenn an eine absolut gelungene story geschrieben hat ... ist ein erwartetes niveau erstellt, dem man nicht mit jedem werk gerecht werden kann.ich möchte schon vielseitig bleiben ...und mich weiter ausprobieren.
danke
 
F

fringilla

Gast
Hallo Heike!

Ich Teile das Problem von Woodjr: Es ist schwierig eine Bewertung zu finden.

Was Du uns von der Mutter mitteilen willst, das kriegst du gut rüber. Schnell spürt man trotz der "Unsäglichkeiten" seitens der Tochter die mütterliche Zuneigung - für Dein Projekt möglicherweise viel zu schnell. Die Abschließende Wendung zum offen Liebevollen ist gut eingeleitet und macht Spaß zu lesen. Insgesamt würde bei mir der Spannungsbogen günstiger Verlaufen, wenn die Geschichte kürzer ausfiele, oder vielleicht am Anfang die "Not" und der Ärger der Mutter plastischer in Erscheining treten würde. Und, Du weißt es, ich bin fan von kurzen, knappen Abschlüssen einer Geschichte.

Herzliche Grüße
Ralph
 
hallo fringilla,
ich weiß ehrlich nicht wie ich die story kürzer machen sollte. habe nun noch einmal dran gearbeitet. vielleicht war es ein fehler das ganze so trocken zu halten. mir persönlich gefällt sie jetzt sogar besser ist aber auch länger geworden. ich war schon sehr bedacht den spannungsbogen zu steigern und am ende noch die kurve zu bekommen. ich ging ziemlich lang mit dieser story schwanger und veröffentlichte sie auch nicht sogleich. es kann sein das mit etwas abstand auch noch mehr reife in die story kommt. ich denke ihr stil ist geschmackssache und für den Moment ist sie für mich o k.
dankedir mein freund, das du geantwortet hast.
heike
 
F

fringilla

Gast
Wow ... mit einem Handstreich ist die Geschichte gleich erheblich besser geworden. Wenn's nach mir geht, ist sie jetzt gut so. Sie hat nun von der ersten bis letzten Zeile meine ungeschmälerte Konzentration halten können. Allerdings würde sie auch nicht "leiden", wenn du die eine oder andere Situation noch herausstreichst ... will sagen: Für die Aussage bzw. Wirkung brauchst Du nicht alle der geschilderten Situationen.

Gruß
Ralph
 
schön, da freue ich mich aber riesig..!ich meine auch das die story flüssiger,leichter und runder geworden ist. ihr wart mir eine gute anregung.ich möchte alle szenen drin lassen...sie sind mir wichtig. wenn hier und da auch deutlich überzogen ... 70% sind wahrheit.
gute nacht
sagt heike
 
K

Karl Kessler

Gast
liebe Heike,

meines Erachtens bleibt die bisherige Kritik zu sehr am Formalen kleben.

Diese Geschichte lebt von der Macht extremer Emotionen und Bilder, die durch die urwüchsige Sprache direkt vermittelt werden. Die Liebe, die durch das Handeln der Protagonisten hindurchschimmert, verhindert, den ersten Teil als Satire zu sehen.

Wo ist mir Derartiges bisher begegnet? Mir kommen Erinnerungen an Dostojewski . . .

Gruß
Karl
 
S

Stoffel

Gast
liebe Heike,

Du weißt ja, ich liebe Deine kleinen Geschichten. Und wenn ich am Freitag wieder zu Dir komme, will ich ein Autogramm *knutsch*:)

allein der erste Satz hat mir einen Spontangedanken gebracht.

"Ich stand vor Dir. Kurz sahst du mich an und sagtest fast tonlos:
"Kannst du dir nicht mal was Hübscheres anziehen?! Ich sah an mir herab.
Ich war nackt."

Ok..das nur mal..so was anderes, nebenbei..nur so mal:)

"..Geld gabst du am Kiosk für Gummibärchen und anderen Schnickschnack aus und lebtest auf meine Kosten frei nach dem Motto "Freibier für alle". "

"Du hattest ja recht, aber musstest du ihr das so unverblümt sagen?"

"Die Lehrer deiner Schule atmeten sichtlich auf..."

Aus WELCHER Geldkasse hatte sie denn geklaut?

Tja, ist wieder ein "Glockenklag". Bissl was an Kommafehler is wohl drin, aber da will ausgerechnet ICH nich mosern*ggg*

Hab mich und meine Große ein wenig wiederentdeckt:)

lG
Sanne
 

Woodjr

Mitglied
gefühlsmäßig

Liebe Heike, habe mir deine Story nochmals durchgelesen und überdacht. Ich habe keine profunde Kritik daran, dafür kenne ich mich in der Materie auch zuwenig aus, damit ich mir das erlauben würde. Aber ich kann natürlich sagen, wie das Werk auf mich wirkt. Ich nehme meine Bemerkung mit dem "Schnellschuss" zurück, war sicher nicht angebracht. Nun zu meinem Eindruck:
Die Muttergefühle kommen sehr schön rüber, auch die Erzählung der einzelnen Momente und Aspekte ist spannend und gut aufgebaut. Was mich stört, ist die sprachliche Übertreibung, z.B. "k.o. geschlagen", "Hure", "Freier" etc. Dies paßt für mich nicht so richtig zu dem sonstigen Stil (meine ich). Es ist für die satyrischen Aspekte gut, aber hier stört es mich. Klarer kann ich es momentan nicht ausdrücken, sorry!
 
danke wood jr,

das ist ein sehr gutes und klares statemente ich kann eine menge damit anfangen.
ja, die gossensprache entspricht auch nicht meinem sprachstil. aber wohl dem der tochter, deretwegen es ja auch in der schule ärger gab.inzwischen habe ich die story übrarbeitet, vermutlich findest du nun mehr mehr ausgereiftheit. ich werde deine anregung auf jedenfall nochmal bedenken. und fachliches ist wirklich weniger wichtig als das emfinden des lesers. denn die meisten leute drausen lesen, wollen lesen weil sie emotional emfinden und nicht weil sie etwas fachlich bewerten wollen. vielen dank für deinen intensiven einsatz.
heike
 
S

Stoffel

Gast
guten Morgen Heike,

habe sie nun noch einmal geselen, nach Deiner Bearbeitung und mir gefällts jetzt so.
Nun, ich kenne Dich ja etwas besser...und lese dadurch sicher ein wenig anders, als andere. Ich denke mal..ist ein typischer "Glockenklang":)

Schönen Tag
lG
Sanne
 
dank der vielen gewonnen lupenfreunde und der geleisteten textarbeit ist mir ein schnelles wachstum möglich. machmal meine ich alles verändern zu müssen, aber sicher muß man irgendwann auch einen text einfach auf sich beruhen lassen. so mache ich es mit diesem werk.
danke, für das häufige hilfreiche in den hintern treten bezüglich auf meine texte.
bis bald sanne.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Korrekturvorschläge:

Diese hinreißende Geschichte verdient es, fehlerfrei zu sein.

Sommersprossen in meinem Spiegelbild

Mein Adrenalinspiegel steht auf Hochfrequenz(Komma) sobald du an der Türe läutest.
Habe ich dich etwa geboren(Komma) damit du mir Kummer bereitest?


Vor allen Leuten sagst du mir, wie furchtbar ich heute wieder gekleidet bin, während ich mich schön und jugendlich finde. Zuviel Ehrlichkeit kann schädlich wirken.
Ich führe dir deine Sommersprossen auch nicht täglich vor Augen, oder?
Ja, richtig, ich habe dir immer gesagt, du sollst ehrlich sein, frei sagen(Komma) was du denkst.
Nun bestrafst du mich durch dein Verhalten für meine Erziehungsfehler? Habe ich das verdient?
Als du damals meine Spardose geklaut hast, konntest du noch nicht einmal rechnen, doch das viele Geld gabst du am Kiosk für Gummibärchen und anderen Schnickschnack aus, lebtest auf meine Kosten frei nach dem Motto "Freibier für alle".
So etwa: „Freibier für alle“. Unseren Sommerurlaub mussten wir streichen. Aber welch ein Glück für dich, du hattest neue Freunde gewonnen.
Beim Schlafwandeln liefst du nachts auf der Strasse und suchtest mich(Komma) obwohl ich vor dir stand. Du erkanntest mich nicht mal, deine panischen, schrillen Schreie,(kein Komma) erschreckten die Nachbarschaft zutiefst. Sie schickte uns wegen Kindesmisshandlung (!!!) das Jugendamt auf den Hals.
Dem Nachbarn Jürgen,(kein Komma) fiel beim Essen vor Schreck die Gabel aus Mund und Hand, als er dich auf dem Dachfirst unseres Hauses balancieren sah. Seine Aufregung war nicht nötig, es war nur eine deiner typischen Mutproben.
Du warst die jüngste Raucherin in unserem Gebiet. Anfangs drehtest du dir Kippen aus Herbstlaub. Dein allergisches Husten hörte sich an wie das Bellen einer Bulldoge.
Später klautest du die Zigaretten im Supermarkt, ich musste dich dort abholen, die ganze Familie bekam Hausverbot, für zwei Jahre. In dieser Zeit wurden Papa und ich schlanker, logisch, denn der Fußweg zum nächsten Supermarkt betrug hin und zurück zehn Kilometer.
Dein Lehrer bestellte mich in die Schule,(kein Komma) wegen deiner Gossensprache, ich wusste vorher nicht(Komma) wie vielfältig dein Wortschatz auf diesem Gebiet war. Wie eine kahl geschorene Hure,(kein Komma) saß ich anschließend bei meiner besten Freundin und heulte Rotz und Wasser.
Unsere Mieterin zog aus, weil sie deine Frechheiten nicht mehr ertrug. Dauernd,(kein Komma) erklärtest du ihr(Komma) wie verfressen sie sei. "Du hattest ja recht, aber musstest du ihr das so unverblümt sagen?"
Dem Pastor zeigtest du den Stinkefinger, als du das „Vater Unser“ aufsagen solltest. Er rächte sich bitter, du wurdest nicht konfirmiert.
Die Lehrer deiner Schule atmeten sichtlich erleichtert auf, als du zur Berufsausbildung gingst. Beim Abschlussball machtest du dem Rektor seine Unfähigkeit als Schulleiter klar, während ich, neben dran stehend, mit hochrotem Kopf,[blue] versuchte stotternd einzulenken[/blue] (stotternd versuchte, einzulenken).
Dein dickster vergifteter Fisch war eine gerichtliche Vorladung. Du hattest das Auto eines Freundes für eine Spritztour geknackt und es schrottreif gefahren. Das kostete dich deinen Job und raubte uns die letzten Nerven. Dein Vater verzichtete darauf, Presbyter zu werden.
Für den Schaden musste wieder mein Erspartes dran glauben, diesmal so viel, dass ich mir kein neues Auto mehr leisten konnte. Na, wunderbar, seit (zusammen)dem habe ich Sportlerbeine und einen Knacka..... vom vielen Fahrradfahren.
Einen aufdringlichen Freier packtest du am Schlafittchen, verpasstest ihm eine schallende Ohrfeige, schleiftest ihn quer durch die Grillhütte und setztest ihn auf einem Tisch ab.
Mehr als dreihundert Leute schauten auf dem Dorffest zu.
Freundinnen gab es genug, sie fühlten sich sicher, wenn du dabei warst. Keine war so mutig wie du.
Deinen jüngeren Bruder konnte ich dir immer anvertrauen, einmal belästigte ein Besoffener ihn durch anrempeln. Du klärtest die Situation sofort, verpasstest dem Anrempeler einen Kinnhaken, er fiel k.o. zu Boden, seine gesamte Cliquè suchte eilig das Weite. Hurensöhne, riefst du spuckend hinterher.
Seit(zusammen)dem nannte man dich die Killerlady. Im weiten Umkreis unserer kleinen Stadt traute sich kein gleichaltriger Junge an dich ran.
Beim Einkaufen triebst du mich wie eine alte Eselin durch den Discount, ich soll mich beeilen, du bereutest zutiefst(Komma) dass du keine Peitsche dabei hattest.. Aber in deinem Blick lag der pure Schalk.
Im Kaufhaus sind wir prustend vor Lachen in die Tiefkühlung gefallen, als du die gerupften Hähnchen zum Verlieben schön fandest.
Wirst du immer deine Witze,(kein Komma) machen ?
Als ich letztes Jahr eine leichte Grippe hatte, kamst du jeden Mittag in deiner knappen Pause nach Hause, um zu schauen,[blue] ob bei mir o.k. alles war[/blue] (ob bei mir alles o.k. war).
Zu meinem fünfzigsten Geburtstag hast du sämtliche Einkäufe allein erledigt und die Kuchen gebacken.
Du decktest den Tisch, faltetest Servietten, holtest mir mein Kleid aus der Reinigung, schobst mich ins Bad vor den Spiegel, und drücktest mir eilig die Bürste in die Hand. „Beeil dich(Komma) Mama.“

Ich sah mein Gesicht und natürlich deines.
Hast du im Spiegelbild,(kein Komma) bemerkt(Komma) dass ich heimlich meine Falten zählte?

Werde ich jemals dein typisch freches Grinsen vergessen?
Kann ich auch noch in zwanzig Jahren das Funkeln in deinen Augen entdecken?
Und wie lang habe ich Freude an diesem Zartrosa deines Mundes, der wie eine Rose erblüht?
Jede deiner Bewegungen gleicht einem Spiel; die unbefangene Sinnlichkeit deines Körpers ist ein Genuss.
Ich ergötze mich an deiner natürlichen Schönheit mit den Sommersprossen auf der zierlichen Nase.

Wirst du immer so sein?

Habe ich dich geboren, damit ich in meinem Leben Frieden finde?
 
liebe christa

vielen herzlichen dank fürs lesen und für deine aufmerksamkeit. habe die schwächen verbessert.
ab heute 9.00 uhr bin ich für einige wochen nur selten in der lupe.. für dringende fälle halte ich telefonkontakt mit stoffel.
ganz liebe grüsse dir.
heike
 
N

no-name

Gast
Liebe Heike,

eine sehr emotionale Geschichte, die mich total in ihren Bann gezogen hat - für mich eins Deiner besten Werke!

Du beschreibst für mich wunderbar fesselnd genau die Gründe, warum ich niemals Kinder haben wollte und mir gleichzeitig vorstellen kann, was Frauen dazu bewegt, Kinder in die Welt zu setzen - aber das nur nebenbei unter uns "Pastorentöchtern"... ;-)

Fühl' Dich bitte lieb gedrückt!

no-name.
 
hallo no -name

,na du schöne, wie toll das du wieder da bist.
das schreiben dieser geschichte hat mir selbst sehr viel spaß gemacht und zu meiner freude ist sie inzwischen in einer anthologie festgehalten. ganz lieben gruß von heike die seit heute wieder etwas gesunder unter euch weilt.
 



 
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