Sternschnuppe

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Gregorius

Mitglied
Sternschnuppe


Ich sitz in einem leeren Raum,
kalt, erstarrt und ohne Traum.
Von Ferne hör ich Kinder lachen,
was kann sie bloß so glücklich machen?

Lichter in den Fenstern, draußen viel Schnee,
die Welt ist schön und tut doch bloß weh.
Je mehr Glück ich seh, umso mehr Schmerz,
je leiser es wird, desto mehr schreit mein Herz.

Mein Sehnen wird stärker, mein Denken zerbricht
an der Wahrheit und allem, was für sie spricht.
Jeden Tag verzeihe ich ein bisschen mehr dir
und jeden Tag verlier ich ein bisschen von mir.

Es drückt mich zu Boden, will aufstehen, will sehen,
ein letzter Versuch scheitert, kann einfach nicht stehen.
Im Liegen schau ich hinauf durch das Fenster,
durch meinen Kopf jagen düstere Gespenster.

Salzige Augen, saures Gefühl, bittere Tränen und Stille.
Ein verlorenes Leben spiegelt sich in meiner Pupille.
Es erstrahlt hell und real in gleißendem Licht!
Die Zeit scheint zu stehen, ich spüre mich nicht.

Plötzlich zuck’ ich zusammen und sehe das Licht,
nur ein Teil meines Traumes war es also nicht!
Es bewegt sich, es fliegt, es gleitet dahin,
es zerschneidet das Schwarze, es ist ein Gewinn!

Ich kann nicht anders, als vor Glück zu weinen,
nach so langer Zeit wieder Gefühl in den Beinen!
Stehen können, ein Halt im Strom des Lebens…
Ist vielleicht doch nicht alles vergebens..?

Ich trau mich nicht, mir zu glauben,
viel zu hoch hingen diese Trauben.
Dieses Gefühl hat immer nur zerstört,
es zu akzeptieren, habe ich aufgehört.

Und umso schneller mein Herz jetzt schlägt,
desto langsamer mein Körper sich bewegt.
Jeder Schritt scheint wie ein Schritt zurück
und trotzdem verspür ich ein fernes Glück.

Es treibt mich vorwärts, zeigt mir neue Wege,
durch ein Labyrinth aus Zweifeln, die ich hege.
Es gibt mir Geleit und wärmt mich ganz sacht
und flüstert, es käme ein Tag nach jeder Nacht.

Ich will das so hoffen, will dem Gefühl glauben,
so sehr mein Verstand versucht, es zu rauben.
Ich will nicht mehr fallen, mich nur fallen lassen,
ich will doch das Glück nicht noch mal verpassen.

So schreite ich weiter gemächlich dahin,
frage mich nicht mehr, wo ich jetzt bin.
Weiß nur, ich bin ganz woanders als eben,
möchte nicht mehr im ewigen Gestern leben.

Drum geh voran, kleines Licht, geh
Ich hoff, dass ich dich morgen noch seh!
Geh nicht zu schnell und gib mich nicht auf,
auch wenn ich noch ziemlich vorsichtig lauf.

Nimm mich mit und gib auf uns Acht,
das Feuer hast du doch längst entfacht…
Es vertreibt das Gestern mit allem Leiden
und wärmt die Zuversicht in uns beiden.

Und wenn dann ein neuer Tag anbricht,
schau’n wir gemeinsam ins Sonnenlicht,
sehen mutig dem Morgen entgegen
mein Licht und ich- auf allen Wegen.
 

Gregorius

Mitglied
Hallo!

Strophe 5 würde ich gern gegen folgendes "austauschen":

"Salzige Augen, saures Gefühl, bittere Tränen, Stille.
Ein verlorenes Leben spiegelt sich in meiner Pupille.
Es erstrahlt hell und real in gleißendem Schein!
Als könnt ich noch immer ein Teil davon sein."


LG

Gregorius
 

Walther

Mitglied
Guten Abend, Gregorius,

es liegt mir fern, Dein Gedicht, das viele gute Ansätze in sich trägt, zu "verreißen". Ganz besonders die erste Strophe gefällt mir sehr gut. Auch die letzten beiden Strophen sind gut gelungen, außer ein paar kleineren Holperern, die aber vernachlässigt werden können.

Allerdings darf ich ein paar Punkte anmerken, die dafür sprechen, Dein Werk in die Werkstatt zu verschieben:

(1) Wenn Du reimst und Versmaße verwendest, dann mußt Du Dich auf eines einlassen. Das Wechseln zwischen vier-, fünf- und sechshebigen Jamben stört doch sehr den Sprachfluß.

(2) Gedichte sind "dichte" Werke, langatmige Elogen wie dieser Text verlieren den Spannungsbogen und lassen die pointierte, zugespitzte Aussage vermissen, die die Lyrik auszeichnet. Dein Werk ließe sich bei gleichbleibender Aussage auf 3 bis 5 Strophen kürzen, mach einmal den Versuch, Du wirst staunen, welchen Drive Dein Werk dadurch gewinnt und wie gut es sich dann lesen läßt.

(3) Der Text enthält viele Redudanzen, die den Inhalt, einem "inneren" Licht (der Hoffnung vielleicht, dem Glauben?) zu folgen, nicht wirklich weiterbringen. Jeder Mensch sucht Sinn und Anleitung. Das ist etwas, das sich kurz, prägnant und originell formulieren läßt.

Kurz: In Deinem Werk stecken viele gute Ansätze, aber es ist noch nicht so fertig, um es in ein Forum zu stellen. Wenn Du möchtest, gebe ich Dir gerne ein paar Literaturtips zum Thema Versmaße im Besonderen und Lyrik im Allgemeinen. Grundsätzlich aber gilt: Von den Meistern durch Lesen lernen, das hilft am besten. Und immer wieder die eigenen Texte laut vorlesen und gelegentlich Hebungen und Senkungen über die Wörter setzen und nachzählen, ob das Versmaß im Gleichmaß taktet. Noch kürzer: In der Kürze liegt die Würze, besonders beim Gedicht.

Liebe Grüße und einen schönen Abend wünscht Dir

der W.
 



 
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