Stumme Freunde

hierophantus

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Es war ein schöner Sonntagmorgen, der seinem Namen alle Ehre machte. Die Sonne schien und brachte den weißen Schnee auf den Wegen zum Leuchten, dass es in den Augen wehtat, wenn man zu lange hinsah. Julian kam gerade von seinem all sonntäglichen Joggen, und freute sich über den schönen Tag mit seiner klaren Luft. Seine Füße versanken knöcheltief im Schnee und so zogen sich deutliche Spuren durch den Schnee, wo er gegangen war.
Plötzlich hörte er den Schnee hinter sich knirschen. Als er sich umdrehte, entdeckte er ein Mädchen mit rotem Haar, das ihn freundlich anlachte. Er lächelte zurück, dann schlenderte er weiter. Nach einer Weile bemerkte er, dass das Mädchen neben ihm ging und sich wie er nicht an dem leuchtenden Weiß satt sehen konnte. Auch nach einigen Abzweigungen blieb das Mädchen neben ihm, aber das störte ihn nicht. Auf einmal spürte er, wie es stehen blieb und ihn an der Schulter fasste. Als er sich umdrehte, bemerkte er, dass sie auf ein Stück Weg hinter ihnen wies, auf dem zwei Kohlmeisen einen spielerischen Tanz aufführten. Es sah schön aus in dem Schnee, wie sie hin und her sprangen, die Köpfe aneinander rieben, und durch die gefrorenen Blätter hüpften, dass diese hoch stoben und in der Sonne glitzerten. Dies alles geschah ohne jeden Laut, denn der Schnee schluckte alle Geräusche und hüllte die Welt in ein andächtiges Schweigen. Auch Julian und das Mädchen schwiegen, während sie ihren gemeinsamen Weg fortsetzten, in einem stummen Einverständnis, bis der Weg an einer Gabelung endete und sie einander zur Verabschiedung zunickten, bevor sie jeder in eine andere Richtung in den Schnee davon liefen.
Er und das Mädchen hatten kein einziges Wort gewechselt, aber dennoch war sich Julian sicher, dass sie eine Menge gemeinsam hatten. Es überraschte ihn, wie viel er über sie zu wissen glaubte, obwohl oder gerade weil sie kein einziges Wort gesprochen hatten.
Am nächsten Sonntag traf er das Mädchen wieder und auch dieses Mal sprachen sie nicht miteinander. Sie verbrachten den Heimweg gemeinsam, sahen den Vögeln zu und betrachteten Eiszapfen, die von den Bäumen hingen. So war es auch in der nächsten Woche und in der übernächsten. Doch irgendwann wurde Julian dieser eigenartigen Stille müde und sprach, als sie vor der Gabelung anhielten um sich zu verabschieden, das Mädchen an. ,,Wie heißt du eigentlich?", fragte er sie. Das Mädchen öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, doch dann schloss sie ihn wieder und zuckte mit den Schultern. Sie tippte sich ans Ohr und schüttelte traurig den Kopf. Da begriff Julian, dass das Mädchen taub und stumm war, aber er begriff zur selben Zeit, dass es ihm nichts ausmachte, fasste sie am Arm und zog sie mit sich, während er den zugeschneiten Weg entlanglief und von da an waren sie Freunde.
 

Aligator

Mitglied
Hallo hierophantus!


Ich mag deine Schneelandschaft (vielleicht, weil es keinen richtigen Winter gab?). Was mir am ersten Absatz so durch den Kopf ging: Kürzen. Vorschlag:
Es war ein [red]([/red]schöner[red])[/red] Sonntagmorgen, der seinem Namen alle Ehre machte. Die Sonne schien und brachte den weißen Schnee auf den Wegen zum Leuchten, dass es in den Augen wehtat[red](, [/red]wenn man zu lange hinsah[red])[/red]. Julian kam gerade vo[red]([/red]n seinem all sonntäglichen[red])m[/red] Joggen und freute sich über [red]([/red]den schönen Tag mit seiner[red])[/red] die klare Luft. Seine Füße versanken knöcheltief im Schnee und so zogen sich deutliche Spuren [red]([/red]durch den Schnee, wo er gegangen war[red])[/red].
Die Handlung deiner Geschichte fand ich dann eher voraussehbar. Vielleicht wäre es interessanter, wenn du das Mädchen ein wenig mehr beschreiben würdest, sonst ist sie zu blass.
Da [red]begriff[/red] Julian, dass das Mädchen taub und stumm war, aber er [red]begriff[/red] zur selben Zeit, dass es ihm nichts ausmachte, fasste sie am Arm und zog sie mit sich, während er den zugeschneiten Weg entlanglief und von da an waren sie Freunde.
Der letzte Satz geht gar nicht. Das kommt mir so vor wie eine Auflösung, die keine ist. Er zog die Arme mit sich und das war‘ s? Er akzeptiert ihre Behinderung und dafür bekommt er ihre Freundschaft? Das hasste bestimmt anders gemeint.

Liebe Grüße,
Aligator
 



 
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