Totentanz

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Totentanz

Auf dürren Feldern, blanke Knochen,
der Boden trocken, aufgebrochen
das Vieh verdurstet, Frucht verdorrt,
Die Dürre trieb den Menschen fort.
Kinder hungern, leerer Blick,
die Bäuche leer, vom Mangel dick.

Flüsse schwellen, Land versinkt,
das Wasser modrig, faul und stinkt.
Die Ernte wurde weggeschwemmt,
Naturgewalten ungehemmt.
Gesichter fahl und fieberkrank,
weil man vom faulen Wasser trank.

Leeres Land, nur noch Ruinen,
verkohlter Rest von Kriegsmaschinen.
Ölfelder brennen, fetter Rauch,
entlaubt von Napalm Baum und Strauch.
Kinder spielen nun auf Krücken,
der Kampf geführt auf ihrem Rücken.

Zwei Felder, Kokastrauch und Mohn
seit Jahren weiß man schon davon.
Versteckt im Busch liegt das Labor,
die Wache mit MP davor.
Auf dem Schulhof Fixbestecke,
Dealer steh’n an jeder Ecke.

Das Meer verseucht, voll Öl die Wogen,
der Tanker wurd’ hinabgezogen.
Dem Konzern ist das egal ...
... der Profit stimmt allemal.
Und sterben Tiere auch in Qualen
- die Versich’rung wird schon zahlen!

Banker, Börse und Konzerne,
der General in der Kaserne,
die Bosse aus der Industrie
alle schrei’n und jammern sie,
nicht sie sei’n an dem Elend Schuld
und die Welt trägt’s mit Geduld.

Und die Bonzen konferieren,
woll’n die Probleme diskutieren.
Erstell’n ein Absichtsprotokoll...
... und schaufeln sich die Taschen voll.
Globalisierung die Parole,
dem Kapital zum feisten Wohle.

Die Politik tönt unverdrossen,
man hätt’ natürlich jetzt beschlossen,
man tät’ jetzt etwas für die Not.
Gleichzeitig aber sie uns droht,
daß ohne CO2 Ausstoß
die Wirtschaft wär' bald arbeitslos.

Zusammen drehen sie das Rad,
weil jeder davon Vorteil hat.
Die Bonzen mit den Dealerbossen
haben längst geheim beschlossen,
welchen Krieg man finanziert,
weil Geld nun mal die Macht gebiert.

So sichert jeder seine Pfründe
und nennt dafür gewicht’ge Gründe,
wie Völkerrecht und Hilfskredite,
meint aber nur seine Rendite.
Sichert sich seinen Vorteil schnell,
mein Gott - was heißt schon kriminell?

Beim Festbankett zur „Dritten Welt“
da spenden sie dann etwas Geld.
Man sieht die Mächt’gen und die Schönen
dort für uns’re Armen löhnen.
Derweil man für die Presse lacht,
wird hintenrum Gewinn gemacht.

Und dann beim abendlichen Tanz
da strahlt die große Welt im Glanz.
Daß sie auf dem Vulkan sich dreh'n,
das will von ihnen keiner seh’n.
Tanz in den Abgrund - Schritt für Schritt
... und wir alle tanzen mit.
 
@ kuschelmuschel

Ja, das gefällt mir.
Da hat jemand einen garnicht kuscheligen aber sehr guten Tag gehabt.

Vielleicht hätte man das mittelalterliche Thema "Totentanz" noch etwas stärker im Text verankern können (statt nur zum Schluß), z.B. wie hinter den Pomaden und Schminken Totenschädel stecken, oder, daß die Gegenwart des Sichelmannes irgendwo zwischen den Profiteuren angedeutet wird.

Aber, ist auch so aussagenstark und gelungen (find ich).
 
@ Kuschelmuschel

Noch'n Beispiel, was mir so vorschwebte:
(flandrisches Volkslied)

1. Der Tod reit't auf einem kohlschwarzen Rappen,
Er hat eine undurchsichtige Kappen.
Wenn Landsknecht' in das Feld marschieren,
Läßt er sein Roß daneben galoppieren.
Flandern in Not!
|: In Flandern reitet der Tod! :|

2. Der Tod reit't auf einem lichten Schimmel,
Schön wie ein Cherubim vom Himmel,
Wenn Mädchen ihren Reigen schreiten,
Will er mit ihnen im Tanze gleiten.
|: Falalala, falalala. :|

3. Der Tod kann auch die Trommel rühren,
Du kannst den Wirbel im Herzen spüren.
Er trommelt lang, er trommelt laut,
Er schlägt auf eine Totenhaut.
Flandern in Not!
|: In Flandern reitet der Tod! :|

4. Als er den ersten Wirbel geschlagen,
Da hat's das Blut vom Herzen getragen.
Als er den zweiten Wirbel schlug,
Den Landsknecht man zu Grabe trug.
Flandern in Not!
|: In Flandern reitet der Tod! :|

5. Der dritte Wirbel ist so lang gegangen,
Bis der Landsknecht von Gott sein'n Segen empfangen.
Der dritte Wirbel ist leis und lind,
Als wiegt' eine Mutter in Schlaf ihr Kind.
Flandern in Not!
|: In Flandern reitet der Tod! :|

6. Der Tod kann Rappen und Schimmel reiten,
Der Tod kann lächelnd im Tanze schreiten.
Er trommelt laut, er trommelt fein:
Gestorben, gestorben, gestorben muß sein.
Flandern in Not!
|: In Flandern reitet der Tod! :|

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Dein Text, Kuschelmuschel, erinnert vom (Satz)Rhythmus her an H.Heine "Die schlesischen Weber", die ich pers. sehr gekonnt und aussagenstark finde, besonders:

"...Altdeutschland wir weben dein Leichentuch,
wir weben hinein den dreifachen Fluch,
wir weben, wir weben..."
 



 
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