Traumklang

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Traumklang

Kopfhörer auf. Musik an. Berauschen lassen.
Die Töne und Klänge zerren mich mit sich: Innerhalb weniger Sekunden verlangsamt sich mein Atem, mein Herz schlägt ruhiger gegen den Brustkorb und meine Muskeln finden berauschende Entspannung. Machtlos bin ich gegen den Impuls meiner Augen, sich völlig zu schließen, ich schaffe es gerade noch, den nach vorne fallenden Kopf aufzuhalten, bevor er meinen ganzen Körper mit sich reißt und auf den Tisch vor mir fällt. Drücke ihn zurück in eine halbwegs aufrechte Position, eine meditative Starre, die ich sicher beibehalten kann. Erst scheine ich nichts zu denken, spüre nur meinen Atem und das schlagende Herz - Boom-boom ... boom-boom ... Spüre nur ... Boooom-boooom ... gedankenlos ... boooom ... boooom ... booom ... ge-dan ... -ken ... -los... booooom-boooom ...
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, meine zotteligen, langen Haare flattern mir um die Wangen. Kira steht vor mir, ihre schlanken Hüften schwingen sich nach links und nach rechts, wie eine sich windende Schlange. Sie hat die Hände vor der Brust aufeinandergelegt, die Augen geschlossen und konzentriert sich nur auf ihren Körper. Sie bewegt ihn elegant , lässt ihn schwingen, als wäre sie eine Welle, die sich im Gleichschritt aufbäumt und wieder senkt, steigt und wieder fällt.
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, ich schaue mich um, entziehe mich Kiras fesselndem Bann und bemerke die zahlreichen Stammesgenossen, die einen großen Kreis um uns gebildet haben. Die Tiefstimmigen unter ihnen brummen den Anfang des alten Liedes, so wie es der Brauch will. Langgezogene, dunkle Töne, die über die Erde schallen. Dann ist es Zeit für die Trommeln, mehrere Männer treten vor und schlagen mit ihren Händen rhythmisch auf die vor ihnen aufgestellten Instrumente:
Da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... Als nächstes die Rasseln, die dunkelhäutigen Frauen ziehen die metallenen Klangstücke hervor und schütteln sie im Takt, tschztschztschz ... tschztschztschz ... Ich drehe mich wieder zu Kira, deren Augen weiterhin geschlossen sind und lasse mich von ihren schlangenhaften Bewegungen berauschen, folge ihren Hüftschwüngen im Takt der immer schneller werdenden Klangeskapade um uns herum. Mein Körper schmiegt sich fast wie von alleine in den Rhythmus ihres geschmeidigen Bauchtanzes ein, als habe ich nie etwas anderes gelernt. Ganz automatisch spiegle ich jede ihrer Bewegungen, aber behalte dabei neugierig die Augen offen, schaue ihr tief in die geschlossenen Lider und warte geduldig auf die verborgenen Lichter, die sich dahinter verbergen.
“Ahrommm... da-tra-dara-dara-dar-tra-darada... tschztschz-ahromm-dara-datra-tschz-ahromm-”
Die Melodien verschwimmen, verschnellern sich, reißen mich mit sich und werfen mich aus Kiras geduldigen, ständig gleichbleibenden Bewegungen. Ich kann ihr nicht mehr richtig folgen, die auftreibenden Töne bringen meinen Körper ins Wanken, erhitzen mein Gemüt und lassen mein Herz drohend gegen die Brust hämmern. Donnernde Blitze durchzucken meine Adern, ich kämpfe dagegen an, versuche, das Tempo zu verlangsamen und wieder in Kiras Fluss des Schwingens zu geraten, doch meine Muskeln verkrampfen sich und ich halte abrupt an. Plötzlich öffnen sich ihre Augen und brennendes Feuer ist darin zu sehen. Das ist kein Licht, das ich erbeten habe, es sind sengende Flammen, die sich in mich bohren, meine Haut zerfressen. Ich will schreien, will die quälenden Schmerzen vertreiben, aber selbst meine Stimme wird von ihrer gnadenlosen Hitze verschlungen.
Schlagartig öffne ich die Augen, ziehe blitzschnell die Kopfhörer ab und schmettere sie angsterfüllt gegen die Wand vor mir. Mein Herz rast, mein Atem hechelt und jede Ader meines Körpers zittert, wie ein nachklingendes Erdebeben. Ich schnappe nach Luft, beruhige die Anspannung in mir, so gut es geht und schaue auf die Überreste der zerstörten Kopfhörer. Diese Musik ist gefährlich. Diese Meditation ist gefährlich. Was ist gerade nur mit mir passiert? Ist das eins meiner früheren Leben gewesen? Ist es mir deshalb so furchtbar real und vertraut vorgekommen? Bin ich der zottelige, langhaarige Mann gewesen, der dieser schlangenartigen Frau namens Kira gegenübergestanden hat? Der diesem fantasiehaften Tanz gefolgt ist? Doch irgendetwas hat die Verbindung unterbrochen, den Fluss dieses Traumes... sind es die Dämonen gewesen, die sich die ganze Zeit in meinem Innern versteckt haben? Sind sie wach geworden, bereit, herausgelassen zu werden? Ist das die Verkörperung meiner Wut und Ängste, die ich so lange versucht habe, im Zaum zu halten? Welche Bedeutung kann das Feuer sonst gehabt haben?
Ich richte mich auf, gehe zum Kühlschrank und öffne ihn. Suche nach einer Sache, die ich vergessen habe, schließe ihn wieder und atme tief ein. Ich werde es noch einmal probieren müssen. Sonst werde ich nie erfahren, wie es weiter geht. Sonst werde ich nie erfahren, welchen Sinn das alles hat. Der Lehrmeister hat gesagt, aller Anfang ist schwer. Doch nicht heute. Vielleicht Morgen oder nächste Woche. Und Kopfhörer brauche ich auch neue. Aber alles nicht heute, heute ist genug passiert.
 

rothsten

Mitglied
Hallo adrianoeljero,

Beschreibungen musikalischer Ekstase scheinen hier gerade en vogue zu sein. :)

Dein Text ist kein schlechter, jedenfalls bedeutend besser als Deine anderen, die ich bisher gelesen habe. Es ist nicht leicht, Trance zu beschreiben. Es ist Dir recht gut gelungen, wenngleich ich mir etwas mehr Erklärung wünschte, wie Deinem Prot das absolute Fallenlassen gelingt. Er setzt den Hörer auf - und fällt. Das ist ein bissl dünn.

Dein Erzähler ist allwissend. Das merkt man daran, dass er weiß, dass Dein Prot z.B. neugierig in Kiras Augen schaut, ihren Bauchtanz verfolgt ...

Die Gefahr hierin ist immer, dass Du Deinem Leser keinen Raum zum eigenen Ausmalen lässt. Besonders in sehr kurzen Texten wirkt das schnell oberlehrerhaft.

Hier sind auch noch ein paar kleine Macken:

... mein Herz schlägt ruhiger gegen den Brustkorb und meine Muskeln finden berauschende Entspannung.
"Rausch" ist ein Zustand der Ekstase, Entspannung das Gegenteil. Widersprüchlich!

Kira steht vor mir, ihre schlanken Hüften schwingen sich nach links und nach rechts, wie eine sich windende Schlange.
Eine Schlange windet sich immer, wenn sie sich bewegt. Mir ist kein Tier bekannt, dessen Name sich so sehr von seiner Bewegung ableitet. Das Bild ist abgedroschen und überladen. Du beschreibst sie danach ja als Welle, später nochmal als schlangenhaft; das reicht, finde ich. ;-)

Ganz automatisch spiegle ich jede ihrer Bewegungen, aber behalte dabei neugierig die Augen offen, schaue ihr tief in die geschlossenen Lider und warte geduldig auf die verborgenen Lichter, die sich dahinter verbergen.
Ein nettes Bild, aber ich schriebe: "... schaue ihr tief [blue]durch[/blue] die geschlossenen Lider ..."

Röntgenstrahlen etc. sehen durch Wände usw.

Was ist gerade nur mit mir passiert? Ist das eins meiner früheren Leben gewesen? Ist es mir deshalb so furchtbar real und vertraut vorgekommen? Bin ich der zottelige, langhaarige Mann gewesen, der dieser schlangenartigen Frau namens Kira gegenübergestanden hat? Der diesem fantasiehaften Tanz gefolgt ist? Doch irgendetwas hat die Verbindung unterbrochen, den Fluss dieses Traumes... sind es die Dämonen gewesen, die sich die ganze Zeit in meinem Innern versteckt haben? Sind sie wach geworden, bereit, herausgelassen zu werden? Ist das die Verkörperung meiner Wut und Ängste, die ich so lange versucht habe, im Zaum zu halten? Welche Bedeutung kann das Feuer sonst gehabt haben?
Der Absatz gefällt mir gar nicht. Diese komplette Innenansicht gibt mir als Leser vor, wie ich den Traum zu deuten habe. Das macht mir keinen Spaß mehr, denn ich will ja meine eigenen Schlüsse ziehen.

Probier mal Folgendens:

Nach "Was ist gerade nur mit mir passiert" machst Du einfach mit "Ich richte mich auf, gehe zum Kühlschrank und öffne ihn." weiter. Den Rest dazwischen streichst Du.

Fehlte was? Oder gewönne Dein Text vielleicht sogar - mehr RAUM?

Manchmal ist weniger mehr, hier eindeutig. Meine Meinung.

lg
 
Traumklang

Kopfhörer auf. Musik an. Berauschen lassen.
Die Töne und Klänge zerren mich mit sich: Innerhalb weniger Sekunden verlangsamt sich mein Atem, mein Herz schlägt ruhiger gegen den Brustkorb und meine Muskeln finden berauschende Entspannung. Machtlos bin ich gegen den Impuls meiner Augen, sich völlig zu schließen, ich schaffe es gerade noch, den nach vorne fallenden Kopf aufzuhalten, bevor er meinen ganzen Körper mit sich reißt und auf den Tisch vor mir fällt. Drücke ihn zurück in eine halbwegs aufrechte Position, eine meditative Starre, die ich sicher beibehalten kann. Erst scheine ich nichts zu denken, spüre nur meinen Atem und das mit jeder Sekunde langsamer schlagende Herz - Boom-boom ... boom-boom ... Spüre nur ... Boooom-boooom ... gedankenlos ... boooom ... boooom ... booom ... ge-dan ... -ken ... -los... booooom-boooom ... Das in meine geschlossenen Augen dringende Licht verändert und windet sich, bis ein durcheinander wirbelnder Strom aus Rot, Gelb und Grün in meinem Kopf entsteht. Ich kann nicht mehr erkennen, was passiert, lasse die puzzlehaften Ströme der Farben einfach wirken, lasse mich von ihnen berieseln und schaue zu, wie sich allmählich ein Gemälde abzeichnet.
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, meine zotteligen, langen Haare flattern mir um die Wangen. Kira steht vor mir, ihre schlanken Hüften schwingen sich nach links und nach rechts, immer wieder und wieder. Sie hat die Hände vor der Brust aufeinandergelegt, die Augen geschlossen und konzentriert sich nur auf ihren Körper. Sie bewegt ihn elegant , lässt ihn schwingen, als wäre sie eine Welle, die sich im Gleichschritt aufbäumt und wieder senkt, steigt und wieder fällt.
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, ich schaue mich um, entziehe mich Kiras fesselndem Bann und bemerke die zahlreichen Stammesgenossen, die einen großen Kreis um uns gebildet haben. Die Tiefstimmigen unter ihnen brummen den Anfang des alten Liedes, so wie es der Brauch will. Langgezogene, dunkle Töne, die über die Erde schallen. Dann ist es Zeit für die Trommeln, mehrere Männer treten vor und schlagen mit ihren Händen rhythmisch auf die vor ihnen aufgestellten Instrumente:
Da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... Als nächstes die Rasseln, die dunkelhäutigen Frauen ziehen die metallenen Klangstücke hervor und schütteln sie im Takt, tschztschztschz ... tschztschztschz ... Ich drehe mich wieder zu Kira, deren Augen weiterhin geschlossen sind und lasse mich von ihren schlangenhaften Bewegungen berauschen, folge ihren Hüftschwüngen im Takt der immer schneller werdenden Klangeskapade um uns herum. Mein Körper schmiegt sich fast wie von alleine in den Rhythmus ihres geschmeidigen Bauchtanzes ein, als habe ich nie etwas anderes gelernt. Ganz automatisch spiegle ich jede ihrer Bewegungen, aber behalte dabei neugierig die Augen offen, schaue ihr tief durch die geschlossenen Lider und warte geduldig auf die verborgenen Lichter, die sich dahinter verbergen.
“Ahrommm... da-tra-dara-dara-dar-tra-darada... tschztschz-ahromm-dara-datra-tschz-ahromm-”
Die Melodien verschwimmen, verschnellern sich, reißen mich mit sich und werfen mich aus Kiras geduldigen, ständig gleichbleibenden Bewegungen. Ich kann ihr nicht mehr richtig folgen, die auftreibenden Töne bringen meinen Körper ins Wanken, erhitzen mein Gemüt und lassen mein Herz drohend gegen die Brust hämmern. Donnernde Blitze durchzucken meine Adern, ich kämpfe dagegen an, versuche, das Tempo zu verlangsamen und wieder in Kiras Fluss des Schwingens zu geraten, doch meine Muskeln verkrampfen sich und ich halte abrupt an. Plötzlich öffnen sich ihre Augen und brennendes Feuer ist darin zu sehen. Das ist kein Licht, das ich erbeten habe, es sind sengende Flammen, die sich in mich bohren, meine Haut zerfressen. Ich will schreien, will die quälenden Schmerzen vertreiben, aber selbst meine Stimme wird von ihrer gnadenlosen Hitze verschlungen.
Schlagartig öffne ich die Augen, ziehe blitzschnell die Kopfhörer ab und schmettere sie angsterfüllt gegen die Wand vor mir. Mein Herz rast, mein Atem hechelt und jede Ader meines Körpers zittert, wie ein nachklingendes Erdebeben. Ich schnappe nach Luft, beruhige die Anspannung in mir, so gut es geht und schaue auf die Überreste der zerstörten Kopfhörer. Diese Musik ist gefährlich. Diese Meditation ist gefährlich. Was ist gerade nur mit mir passiert?
Ich richte mich auf, gehe zum Kühlschrank und öffne ihn. Suche nach einer Sache, die ich vergessen habe, schließe ihn wieder und atme tief ein. Ich werde es noch einmal probieren müssen. Sonst werde ich nie erfahren, wie es weiter geht. Sonst werde ich nie erfahren, welchen Sinn das alles hat. Der Lehrmeister hat gesagt, aller Anfang ist schwer. Doch nicht heute. Vielleicht Morgen oder nächste Woche. Und Kopfhörer brauche ich auch neue. Aber alles nicht heute, heute ist genug passiert.
 
Danke rothsten für dein Kommentar. Ich habe deine Kritikpunkt überdacht und den Text an besagten Stellen ausgebessert, vielleicht mag er dadurch neue Macken bekommen haben, aber ein Laie, wie ich probiert da gerne noch aus :)

Was mich gewundert hat, ist, dass du sagtest, der Text hätte einen allwissenden Erzähler, aber ich sehe da nur einen Ich-Erzähler, der z. B. an der einen Stelle zugibt, dass er "neugierig" schaut. Die Intention war auch der Ich-Erzähler, falls ich das jetzt komplett falsch gemacht habe, weiß ich gerade nicht, wo und wie.

Und zum Anfang, der Widerspruch ist gewollt, das kam wohl nicht so gut rüber, merke ich gerade. Der Prot hört eine berauschen, langsamere Musik, die seinen Körper beruhigt, damit er in die "meditative Starre" kommt, eben in jene Trance, in der er das wiedererleben kann, was er vom unten genannten Lehrmeister suchen soll. Deswegen der Widerspruch zwischen Entspannung, um sich in den Zustand versetzen zu können und dann aufbäumende Ekstase, wie so oft in einem Traum, da wir ja einfach in Träume hineingeworfen werden, ohne zu wissen, oder uns darüber Gedanken zu machen, was eigentlich vorher passiert ist.

Zuletzt, zum Ende: Da pflichte ich dir bei, zu viel Innensicht, zu viel Erklärung. Ich hatte die gegeben, weil ich dachte, vielleicht versteht dann keiner, was hier eigentlich passiert ist und ich müsse diese Erklärung geben, damit der Leser ein bisschen weniger verwirrt ist. Aber dein Schluss gefällt mir besser und ich habe ihn übernommen, dankeschön.
 
Traumklang

Kopfhörer auf. Musik an. Berauschen lassen.
Die Töne und Klänge zerren mich mit sich: Innerhalb weniger Sekunden verlangsamt sich mein Atem, mein Herz schlägt ruhiger gegen den Brustkorb und meine Muskeln finden berauschende Entspannung. Machtlos bin ich gegen den Impuls meiner Augen, sich völlig zu schließen, ich schaffe es gerade noch, den nach vorne fallenden Kopf aufzuhalten, bevor er meinen ganzen Körper mit sich reißt und auf den Tisch vor mir fällt. Drücke ihn zurück in eine halbwegs aufrechte Position, eine meditative Starre, die ich sicher beibehalten kann. Erst scheine ich nichts zu denken, spüre nur meinen Atem und das mit jeder Sekunde langsamer schlagende Herz - Boom-boom ... boom-boom ... Spüre nur ... Boooom-boooom ... gedankenlos ... boooom ... boooom ... booom ... ge-dan ... -ken ... -los... booooom-boooom ... Das in meine geschlossenen Augen dringende Licht verändert und windet sich, bis ein durcheinander wirbelnder Strom aus Rot, Gelb und Grün in meinem Kopf entsteht. Ich kann nicht mehr erkennen, was passiert, lasse die puzzlehaften Ströme der Farben einfach wirken, lasse mich von ihnen berieseln und schaue zu, wie sich allmählich ein Bild abzeichnet.
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, meine zotteligen, langen Haare flattern mir um die Wangen. Kira steht vor mir, ihre schlanken Hüften schwingen sich nach links und nach rechts, immer wieder und wieder. Sie hat die Hände vor der Brust aufeinandergelegt, die Augen geschlossen und konzentriert sich nur auf ihren Körper. Sie bewegt ihn elegant , lässt ihn schwingen, als wäre sie eine Welle, die sich im Gleichschritt aufbäumt und wieder senkt, steigt und wieder fällt.
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, ich schaue mich um, entziehe mich Kiras fesselndem Bann und bemerke die zahlreichen Stammesgenossen, die einen großen Kreis um uns gebildet haben. Die Tiefstimmigen unter ihnen brummen den Anfang des alten Liedes, so wie es der Brauch will. Langgezogene, dunkle Töne, die über die Erde schallen. Dann ist es Zeit für die Trommeln, mehrere Männer treten vor und schlagen mit ihren Händen rhythmisch auf die vor ihnen aufgestellten Instrumente:
Da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... Als nächstes die Rasseln, die dunkelhäutigen Frauen ziehen die metallenen Klangstücke hervor und schütteln sie im Takt, tschztschztschz ... tschztschztschz ... Ich drehe mich wieder zu Kira, deren Augen weiterhin geschlossen sind und lasse mich von ihren schlangenhaften Bewegungen berauschen, folge ihren Hüftschwüngen im Takt der immer schneller werdenden Klangeskapade um uns herum. Mein Körper schmiegt sich fast wie von alleine in den Rhythmus ihres geschmeidigen Bauchtanzes ein, als habe ich nie etwas anderes gelernt. Ganz automatisch spiegle ich jede ihrer Bewegungen, aber behalte dabei neugierig die Augen offen, schaue ihr tief durch die geschlossenen Lider und warte geduldig auf die verborgenen Lichter, die sich dahinter verbergen.
“Ahrommm... da-tra-dara-dara-dar-tra-darada... tschztschz-ahromm-dara-datra-tschz-ahromm-”
Die Melodien verschwimmen, verschnellern sich, reißen mich mit sich und werfen mich aus Kiras geduldigen, ständig gleichbleibenden Bewegungen. Ich kann ihr nicht mehr richtig folgen, die auftreibenden Töne bringen meinen Körper ins Wanken, erhitzen mein Gemüt und lassen mein Herz drohend gegen die Brust hämmern. Donnernde Blitze durchzucken meine Adern, ich kämpfe dagegen an, versuche, das Tempo zu verlangsamen und wieder in Kiras Fluss des Schwingens zu geraten, doch meine Muskeln verkrampfen sich und ich halte abrupt an. Plötzlich öffnen sich ihre Augen und brennendes Feuer ist darin zu sehen. Das ist kein Licht, das ich erbeten habe, es sind sengende Flammen, die sich in mich bohren, meine Haut zerfressen. Ich will schreien, will die quälenden Schmerzen vertreiben, aber selbst meine Stimme wird von ihrer gnadenlosen Hitze verschlungen.
Schlagartig öffne ich die Augen, ziehe blitzschnell die Kopfhörer ab und schmettere sie angsterfüllt gegen die Wand vor mir. Mein Herz rast, mein Atem hechelt und jede Ader meines Körpers zittert, wie ein nachklingendes Erdebeben. Ich schnappe nach Luft, beruhige die Anspannung in mir, so gut es geht und schaue auf die Überreste der zerstörten Kopfhörer. Diese Musik ist gefährlich. Diese Meditation ist gefährlich. Was ist gerade nur mit mir passiert?
Ich richte mich auf, gehe zum Kühlschrank und öffne ihn. Suche nach einer Sache, die ich vergessen habe, schließe ihn wieder und atme tief ein. Ich werde es noch einmal probieren müssen. Sonst werde ich nie erfahren, wie es weiter geht. Sonst werde ich nie erfahren, welchen Sinn das alles hat. Der Lehrmeister hat gesagt, aller Anfang ist schwer. Doch nicht heute. Vielleicht Morgen oder nächste Woche. Und Kopfhörer brauche ich auch neue. Aber alles nicht heute, heute ist genug passiert.
 

rothsten

Mitglied
Gefällt mir besser. ;-)

Ich hatte die gegeben, weil ich dachte, vielleicht versteht dann keiner, was hier eigentlich passiert ist und ich müsse diese Erklärung geben, damit der Leser ein bisschen weniger verwirrt ist.
Halte Deinen Leser immer für mündig. Bedenke, dass in einem Literaturforum vor allem sehr geübte Leser unterwegs sind. Zuviel Erklärung schreckt die meisten hier eher ab, schätze ich. Ich finde einen Text fesselnder, wenn er mir ein eigenes Sichtfeld bietet.
 
S

steky

Gast
Hy, @adrianoeljero - was für ein Name! Den musste ich mir glatt kopieren :D

Zur Sache:
Kopfhörer auf. Musik an. Berauschen lassen.
Vorschlag:
"Kopfhörer auf. Musik an. Berauschen lassen!"

Die Töne und Klänge zerren mich mit sich
Das klingt für meinen Geschmack nicht gut. Ich würde das "sich" streichen oder eine andere Konstruktion suchen.

- Boom-boom ... boom-boom ... Spüre nur ... Boooom-boooom ... gedankenlos ... boooom ... boooom ... booom ... ge-dan ... -ken ... -los... booooom-boooom ..
Diese Stelle gefällt mir vom Musikalischen her sehr gut.

Ich richte mich auf, gehe zum Kühlschrank und öffne ihn. Suche nach einer Sache, die ich vergessen habe, schließe ihn wieder und atme tief ein. Ich werde es noch einmal probieren müssen.
Was würde passieren, würdest du den Kühlschrank streichen?

Aber alles nicht heute, heute ist genug passiert.
Dieser Satz erinnert mich irgendwie an das Ende des Texas Kettensägen Massakers. In deinem Fall passsiert, zeitlich gesehen, nicht viel, wenn auch sehr Ungewöhnliches. Vielleicht ein wenig too much.

Ich habe deine Geschichte mit Begeisterung gelesen.

LG Steky
 
Traumklang

Kopfhörer auf. Musik an. Berauschen lassen.
Die Töne und Klänge zerren mich mit: Innerhalb weniger Sekunden verlangsamt sich mein Atem, mein Herz schlägt ruhiger gegen den Brustkorb und meine Muskeln finden berauschende Entspannung. Machtlos bin ich gegen den Impuls meiner Augen, sich völlig zu schließen, ich schaffe es gerade noch, den nach vorne fallenden Kopf aufzuhalten, bevor er meinen ganzen Körper mit sich reißt und auf den Tisch vor mir fällt. Drücke ihn zurück in eine halbwegs aufrechte Position, eine meditative Starre, die ich sicher beibehalten kann. Erst scheine ich nichts zu denken, spüre nur meinen Atem und das mit jeder Sekunde langsamer schlagende Herz - Boom-boom ... boom-boom ... Spüre nur ... Boooom-boooom ... gedankenlos ... boooom ... boooom ... booom ... ge-dan ... -ken ... -los... booooom-boooom ... Das in meine geschlossenen Augen dringende Licht verändert und windet sich, bis ein durcheinander wirbelnder Strom aus Rot, Gelb und Grün in meinem Kopf entsteht. Ich kann nicht mehr erkennen, was passiert, lasse die puzzlehaften Ströme der Farben einfach wirken, lasse mich von ihnen berieseln und schaue zu, wie sich allmählich ein Bild abzeichnet.
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, meine zotteligen, langen Haare flattern mir um die Wangen. Kira steht vor mir, ihre schlanken Hüften schwingen sich nach links und nach rechts, immer wieder und wieder. Sie hat die Hände vor der Brust aufeinandergelegt, die Augen geschlossen und konzentriert sich nur auf ihren Körper. Sie bewegt ihn elegant , lässt ihn schwingen, als wäre sie eine Welle, die sich im Gleichschritt aufbäumt und wieder senkt, steigt und wieder fällt.
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, ich schaue mich um, entziehe mich Kiras fesselndem Bann und bemerke die zahlreichen Stammesgenossen, die einen großen Kreis um uns gebildet haben. Die Tiefstimmigen unter ihnen brummen den Anfang des alten Liedes, so wie es der Brauch will. Langgezogene, dunkle Töne, die über die Erde schallen. Dann ist es Zeit für die Trommeln, mehrere Männer treten vor und schlagen mit ihren Händen rhythmisch auf die vor ihnen aufgestellten Instrumente:
Da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... Als nächstes die Rasseln, die dunkelhäutigen Frauen ziehen die metallenen Klangstücke hervor und schütteln sie im Takt, tschztschztschz ... tschztschztschz ... Ich drehe mich wieder zu Kira, deren Augen weiterhin geschlossen sind und lasse mich von ihren schlangenhaften Bewegungen berauschen, folge ihren Hüftschwüngen im Takt der immer schneller werdenden Klangeskapade um uns herum. Mein Körper schmiegt sich fast wie von alleine in den Rhythmus ihres geschmeidigen Bauchtanzes ein, als habe ich nie etwas anderes gelernt. Ganz automatisch spiegle ich jede ihrer Bewegungen, aber behalte dabei neugierig die Augen offen, schaue ihr tief durch die geschlossenen Lider und warte geduldig auf die verborgenen Lichter, die sich dahinter verbergen.
“Ahrommm... da-tra-dara-dara-dar-tra-darada... tschztschz-ahromm-dara-datra-tschz-ahromm-”
Die Melodien verschwimmen, verschnellern sich, reißen mich mit sich und werfen mich aus Kiras geduldigen, ständig gleichbleibenden Bewegungen. Ich kann ihr nicht mehr richtig folgen, die auftreibenden Töne bringen meinen Körper ins Wanken, erhitzen mein Gemüt und lassen mein Herz drohend gegen die Brust hämmern. Donnernde Blitze durchzucken meine Adern, ich kämpfe dagegen an, versuche, das Tempo zu verlangsamen und wieder in Kiras Fluss des Schwingens zu geraten, doch meine Muskeln verkrampfen sich und ich halte abrupt an. Plötzlich öffnen sich ihre Augen und brennendes Feuer ist darin zu sehen. Das ist kein Licht, das ich erbeten habe, es sind sengende Flammen, die sich in mich bohren, meine Haut zerfressen. Ich will schreien, will die quälenden Schmerzen vertreiben, aber selbst meine Stimme wird von ihrer gnadenlosen Hitze verschlungen.
Schlagartig öffne ich die Augen, ziehe blitzschnell die Kopfhörer ab und schmettere sie angsterfüllt gegen die Wand vor mir. Mein Herz rast, mein Atem hechelt und jede Ader meines Körpers zittert, wie ein nachklingendes Erdebeben. Ich schnappe nach Luft, beruhige die Anspannung in mir, so gut es geht und schaue auf die Überreste der zerstörten Kopfhörer. Diese Musik ist gefährlich. Diese Meditation ist gefährlich. Was ist gerade nur mit mir passiert?
Ich richte mich auf, gehe zum Kühlschrank und öffne ihn. Suche nach einer Sache, die ich vergessen habe, schließe ihn wieder und atme tief ein. Ich werde es noch einmal probieren müssen. Sonst werde ich nie erfahren, wie es weiter geht. Sonst werde ich nie erfahren, welchen Sinn das alles hat. Der Lehrmeister hat gesagt, aller Anfang ist schwer. Doch nicht heute. Vielleicht Morgen oder nächste Woche. Und Kopfhörer brauche ich auch neue. Aber alles nicht heute, muss meinen Kopf frei kriegen.
 
Traumklang

Kopfhörer auf. Musik an. Berauschen lassen.
Die Töne und Klänge zerren mich mit: Innerhalb weniger Sekunden verlangsamt sich mein Atem, mein Herz schlägt ruhiger gegen den Brustkorb und meine Muskeln finden berauschende Entspannung. Machtlos bin ich gegen den Impuls meiner Augen, sich völlig zu schließen, ich schaffe es gerade noch, den nach vorne fallenden Kopf aufzuhalten, bevor er meinen ganzen Körper mit sich reißt und auf den Tisch vor mir fällt. Drücke ihn zurück in eine halbwegs aufrechte Position, eine meditative Starre, die ich sicher beibehalten kann. Erst scheine ich nichts zu denken, spüre nur meinen Atem und das mit jeder Sekunde langsamer schlagende Herz - Boom-boom ... boom-boom ... Spüre nur ... Boooom-boooom ... gedankenlos ... boooom ... boooom ... booom ... ge-dan ... -ken ... -los... booooom-boooom ... Das in meine geschlossenen Augen dringende Licht verändert und windet sich, bis ein durcheinander wirbelnder Strom aus Rot, Gelb und Grün in meinem Kopf entsteht. Ich kann nicht mehr erkennen, was passiert, lasse die puzzlehaften Ströme der Farben einfach wirken, lasse mich von ihnen berieseln und schaue zu, wie sich allmählich ein Bild abzeichnet.
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, meine zotteligen, langen Haare flattern mir um die Wangen. Kira steht vor mir, ihre schlanken Hüften schwingen sich nach links und nach rechts, immer wieder und wieder. Sie hat die Hände vor der Brust aufeinandergelegt, die Augen geschlossen und konzentriert sich nur auf ihren Körper. Sie bewegt ihn elegant , lässt ihn schwingen, als wäre sie eine Welle, die sich im Gleichschritt aufbäumt und wieder senkt, steigt und wieder fällt.
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, ich schaue mich um, entziehe mich Kiras fesselndem Bann und bemerke die zahlreichen Stammesgenossen, die einen großen Kreis um uns gebildet haben. Die Tiefstimmigen unter ihnen brummen den Anfang des alten Liedes, so wie es der Brauch will. Langgezogene, dunkle Töne, die über die Erde schallen. Dann ist es Zeit für die Trommeln, mehrere Männer treten vor und schlagen mit ihren Händen rhythmisch auf die vor ihnen aufgestellten Instrumente:
Da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... Als nächstes die Rasseln, die dunkelhäutigen Frauen ziehen die metallenen Klangstücke hervor und schütteln sie im Takt, tschztschztschz ... tschztschztschz ... Ich drehe mich wieder zu Kira, deren Augen weiterhin geschlossen sind und lasse mich von ihren schlangenhaften Bewegungen berauschen, folge ihren Hüftschwüngen im Takt der immer schneller werdenden Klangeskapade um uns herum. Mein Körper schmiegt sich fast wie von alleine in den Rhythmus ihres geschmeidigen Bauchtanzes ein, als habe ich nie etwas anderes gelernt. Ganz automatisch spiegle ich jede ihrer Bewegungen, aber behalte dabei neugierig die Augen offen, schaue ihr tief durch die geschlossenen Lider und warte geduldig auf die verborgenen Lichter, die sich dahinter verbergen.
“Ahrommm... da-tra-dara-dara-dar-tra-darada... tschztschz-ahromm-dara-datra-tschz-ahromm-”
Die Melodien verschwimmen, verschnellern sich, reißen mich mit sich und werfen mich aus Kiras geduldigen, ständig gleichbleibenden Bewegungen. Ich kann ihr nicht mehr richtig folgen, die auftreibenden Töne bringen meinen Körper ins Wanken, erhitzen mein Gemüt und lassen mein Herz drohend gegen die Brust hämmern. Donnernde Blitze durchzucken meine Adern, ich kämpfe dagegen an, versuche, das Tempo zu verlangsamen und wieder in Kiras Fluss des Schwingens zu geraten, doch meine Muskeln verkrampfen sich und ich halte abrupt an. Plötzlich öffnen sich ihre Augen und brennendes Feuer ist darin zu sehen. Das ist kein Licht, das ich erbeten habe, es sind sengende Flammen, die sich in mich bohren, meine Haut zerfressen. Ich will schreien, will die quälenden Schmerzen vertreiben, aber selbst meine Stimme wird von ihrer gnadenlosen Hitze verschlungen.
Schlagartig öffne ich die Augen, ziehe blitzschnell die Kopfhörer ab und schmettere sie angsterfüllt gegen die Wand vor mir. Mein Herz rast, mein Atem hechelt und jede Ader meines Körpers zittert, wie ein nachklingendes Erdebeben. Ich schnappe nach Luft, beruhige die Anspannung in mir, so gut es geht und schaue auf die Überreste der zerstörten Kopfhörer. Diese Musik ist gefährlich. Diese Meditation ist gefährlich. Was ist gerade nur mit mir passiert?
Ich richte mich auf, laufe durch die Zimmer und spiele die Szene wieder in meinem Kopf ab. Suche nach einer Sache die sich absichtlich vor mir zu verstecken scheint. Hat keinen Zweck.Tief einatmend wird mir klar: Ich werde es noch einmal probieren müssen, sonst werde ich nie erfahren, wie es weiter geht. Sonst werde ich nie erfahren, welchen Sinn das alles hat. Der Lehrmeister hat gesagt, aller Anfang ist schwer. Doch nicht heute. Vielleicht Morgen oder nächste Woche. Und Kopfhörer brauche ich auch neue. Seufz.
 
Hallo Steky!

Haha, über die Sache mit dem Namen musste ich schmunzeln :)

Danke für deine Kritik und dass es dir gefallen hat!

Deine Anmerkung mit dem "sich" stimme ich dir zu, das Wort wollte ich vorher schon einmal streichen, muss es aber wohl vergessen haben. Den Anfang - "Berauschen lassen!" durch ein Ausrufezeichen zu verstärken ... hm, mir gefällt da ehrlich gesagt der normale Punkt irgendwie besser. Bin aber auch nicht so der Fan der Ausrufezeichen, das ist wohl Geschmackssache.

Dank deinen restlichen Punkte habe ich die Version vor allem am Ende noch einmal überarbeitet :)
 



 
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