adrianoeljero
Mitglied
Traumklang
Kopfhörer auf. Musik an. Berauschen lassen.
Die Töne und Klänge zerren mich mit sich: Innerhalb weniger Sekunden verlangsamt sich mein Atem, mein Herz schlägt ruhiger gegen den Brustkorb und meine Muskeln finden berauschende Entspannung. Machtlos bin ich gegen den Impuls meiner Augen, sich völlig zu schließen, ich schaffe es gerade noch, den nach vorne fallenden Kopf aufzuhalten, bevor er meinen ganzen Körper mit sich reißt und auf den Tisch vor mir fällt. Drücke ihn zurück in eine halbwegs aufrechte Position, eine meditative Starre, die ich sicher beibehalten kann. Erst scheine ich nichts zu denken, spüre nur meinen Atem und das schlagende Herz - Boom-boom ... boom-boom ... Spüre nur ... Boooom-boooom ... gedankenlos ... boooom ... boooom ... booom ... ge-dan ... -ken ... -los... booooom-boooom ...
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, meine zotteligen, langen Haare flattern mir um die Wangen. Kira steht vor mir, ihre schlanken Hüften schwingen sich nach links und nach rechts, wie eine sich windende Schlange. Sie hat die Hände vor der Brust aufeinandergelegt, die Augen geschlossen und konzentriert sich nur auf ihren Körper. Sie bewegt ihn elegant , lässt ihn schwingen, als wäre sie eine Welle, die sich im Gleichschritt aufbäumt und wieder senkt, steigt und wieder fällt.
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, ich schaue mich um, entziehe mich Kiras fesselndem Bann und bemerke die zahlreichen Stammesgenossen, die einen großen Kreis um uns gebildet haben. Die Tiefstimmigen unter ihnen brummen den Anfang des alten Liedes, so wie es der Brauch will. Langgezogene, dunkle Töne, die über die Erde schallen. Dann ist es Zeit für die Trommeln, mehrere Männer treten vor und schlagen mit ihren Händen rhythmisch auf die vor ihnen aufgestellten Instrumente:
Da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... Als nächstes die Rasseln, die dunkelhäutigen Frauen ziehen die metallenen Klangstücke hervor und schütteln sie im Takt, tschztschztschz ... tschztschztschz ... Ich drehe mich wieder zu Kira, deren Augen weiterhin geschlossen sind und lasse mich von ihren schlangenhaften Bewegungen berauschen, folge ihren Hüftschwüngen im Takt der immer schneller werdenden Klangeskapade um uns herum. Mein Körper schmiegt sich fast wie von alleine in den Rhythmus ihres geschmeidigen Bauchtanzes ein, als habe ich nie etwas anderes gelernt. Ganz automatisch spiegle ich jede ihrer Bewegungen, aber behalte dabei neugierig die Augen offen, schaue ihr tief in die geschlossenen Lider und warte geduldig auf die verborgenen Lichter, die sich dahinter verbergen.
“Ahrommm... da-tra-dara-dara-dar-tra-darada... tschztschz-ahromm-dara-datra-tschz-ahromm-”
Die Melodien verschwimmen, verschnellern sich, reißen mich mit sich und werfen mich aus Kiras geduldigen, ständig gleichbleibenden Bewegungen. Ich kann ihr nicht mehr richtig folgen, die auftreibenden Töne bringen meinen Körper ins Wanken, erhitzen mein Gemüt und lassen mein Herz drohend gegen die Brust hämmern. Donnernde Blitze durchzucken meine Adern, ich kämpfe dagegen an, versuche, das Tempo zu verlangsamen und wieder in Kiras Fluss des Schwingens zu geraten, doch meine Muskeln verkrampfen sich und ich halte abrupt an. Plötzlich öffnen sich ihre Augen und brennendes Feuer ist darin zu sehen. Das ist kein Licht, das ich erbeten habe, es sind sengende Flammen, die sich in mich bohren, meine Haut zerfressen. Ich will schreien, will die quälenden Schmerzen vertreiben, aber selbst meine Stimme wird von ihrer gnadenlosen Hitze verschlungen.
Schlagartig öffne ich die Augen, ziehe blitzschnell die Kopfhörer ab und schmettere sie angsterfüllt gegen die Wand vor mir. Mein Herz rast, mein Atem hechelt und jede Ader meines Körpers zittert, wie ein nachklingendes Erdebeben. Ich schnappe nach Luft, beruhige die Anspannung in mir, so gut es geht und schaue auf die Überreste der zerstörten Kopfhörer. Diese Musik ist gefährlich. Diese Meditation ist gefährlich. Was ist gerade nur mit mir passiert? Ist das eins meiner früheren Leben gewesen? Ist es mir deshalb so furchtbar real und vertraut vorgekommen? Bin ich der zottelige, langhaarige Mann gewesen, der dieser schlangenartigen Frau namens Kira gegenübergestanden hat? Der diesem fantasiehaften Tanz gefolgt ist? Doch irgendetwas hat die Verbindung unterbrochen, den Fluss dieses Traumes... sind es die Dämonen gewesen, die sich die ganze Zeit in meinem Innern versteckt haben? Sind sie wach geworden, bereit, herausgelassen zu werden? Ist das die Verkörperung meiner Wut und Ängste, die ich so lange versucht habe, im Zaum zu halten? Welche Bedeutung kann das Feuer sonst gehabt haben?
Ich richte mich auf, gehe zum Kühlschrank und öffne ihn. Suche nach einer Sache, die ich vergessen habe, schließe ihn wieder und atme tief ein. Ich werde es noch einmal probieren müssen. Sonst werde ich nie erfahren, wie es weiter geht. Sonst werde ich nie erfahren, welchen Sinn das alles hat. Der Lehrmeister hat gesagt, aller Anfang ist schwer. Doch nicht heute. Vielleicht Morgen oder nächste Woche. Und Kopfhörer brauche ich auch neue. Aber alles nicht heute, heute ist genug passiert.
Kopfhörer auf. Musik an. Berauschen lassen.
Die Töne und Klänge zerren mich mit sich: Innerhalb weniger Sekunden verlangsamt sich mein Atem, mein Herz schlägt ruhiger gegen den Brustkorb und meine Muskeln finden berauschende Entspannung. Machtlos bin ich gegen den Impuls meiner Augen, sich völlig zu schließen, ich schaffe es gerade noch, den nach vorne fallenden Kopf aufzuhalten, bevor er meinen ganzen Körper mit sich reißt und auf den Tisch vor mir fällt. Drücke ihn zurück in eine halbwegs aufrechte Position, eine meditative Starre, die ich sicher beibehalten kann. Erst scheine ich nichts zu denken, spüre nur meinen Atem und das schlagende Herz - Boom-boom ... boom-boom ... Spüre nur ... Boooom-boooom ... gedankenlos ... boooom ... boooom ... booom ... ge-dan ... -ken ... -los... booooom-boooom ...
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, meine zotteligen, langen Haare flattern mir um die Wangen. Kira steht vor mir, ihre schlanken Hüften schwingen sich nach links und nach rechts, wie eine sich windende Schlange. Sie hat die Hände vor der Brust aufeinandergelegt, die Augen geschlossen und konzentriert sich nur auf ihren Körper. Sie bewegt ihn elegant , lässt ihn schwingen, als wäre sie eine Welle, die sich im Gleichschritt aufbäumt und wieder senkt, steigt und wieder fällt.
“Ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ... ahrommmmmmm ...”, ich schaue mich um, entziehe mich Kiras fesselndem Bann und bemerke die zahlreichen Stammesgenossen, die einen großen Kreis um uns gebildet haben. Die Tiefstimmigen unter ihnen brummen den Anfang des alten Liedes, so wie es der Brauch will. Langgezogene, dunkle Töne, die über die Erde schallen. Dann ist es Zeit für die Trommeln, mehrere Männer treten vor und schlagen mit ihren Händen rhythmisch auf die vor ihnen aufgestellten Instrumente:
Da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... da-tra-dara ... Als nächstes die Rasseln, die dunkelhäutigen Frauen ziehen die metallenen Klangstücke hervor und schütteln sie im Takt, tschztschztschz ... tschztschztschz ... Ich drehe mich wieder zu Kira, deren Augen weiterhin geschlossen sind und lasse mich von ihren schlangenhaften Bewegungen berauschen, folge ihren Hüftschwüngen im Takt der immer schneller werdenden Klangeskapade um uns herum. Mein Körper schmiegt sich fast wie von alleine in den Rhythmus ihres geschmeidigen Bauchtanzes ein, als habe ich nie etwas anderes gelernt. Ganz automatisch spiegle ich jede ihrer Bewegungen, aber behalte dabei neugierig die Augen offen, schaue ihr tief in die geschlossenen Lider und warte geduldig auf die verborgenen Lichter, die sich dahinter verbergen.
“Ahrommm... da-tra-dara-dara-dar-tra-darada... tschztschz-ahromm-dara-datra-tschz-ahromm-”
Die Melodien verschwimmen, verschnellern sich, reißen mich mit sich und werfen mich aus Kiras geduldigen, ständig gleichbleibenden Bewegungen. Ich kann ihr nicht mehr richtig folgen, die auftreibenden Töne bringen meinen Körper ins Wanken, erhitzen mein Gemüt und lassen mein Herz drohend gegen die Brust hämmern. Donnernde Blitze durchzucken meine Adern, ich kämpfe dagegen an, versuche, das Tempo zu verlangsamen und wieder in Kiras Fluss des Schwingens zu geraten, doch meine Muskeln verkrampfen sich und ich halte abrupt an. Plötzlich öffnen sich ihre Augen und brennendes Feuer ist darin zu sehen. Das ist kein Licht, das ich erbeten habe, es sind sengende Flammen, die sich in mich bohren, meine Haut zerfressen. Ich will schreien, will die quälenden Schmerzen vertreiben, aber selbst meine Stimme wird von ihrer gnadenlosen Hitze verschlungen.
Schlagartig öffne ich die Augen, ziehe blitzschnell die Kopfhörer ab und schmettere sie angsterfüllt gegen die Wand vor mir. Mein Herz rast, mein Atem hechelt und jede Ader meines Körpers zittert, wie ein nachklingendes Erdebeben. Ich schnappe nach Luft, beruhige die Anspannung in mir, so gut es geht und schaue auf die Überreste der zerstörten Kopfhörer. Diese Musik ist gefährlich. Diese Meditation ist gefährlich. Was ist gerade nur mit mir passiert? Ist das eins meiner früheren Leben gewesen? Ist es mir deshalb so furchtbar real und vertraut vorgekommen? Bin ich der zottelige, langhaarige Mann gewesen, der dieser schlangenartigen Frau namens Kira gegenübergestanden hat? Der diesem fantasiehaften Tanz gefolgt ist? Doch irgendetwas hat die Verbindung unterbrochen, den Fluss dieses Traumes... sind es die Dämonen gewesen, die sich die ganze Zeit in meinem Innern versteckt haben? Sind sie wach geworden, bereit, herausgelassen zu werden? Ist das die Verkörperung meiner Wut und Ängste, die ich so lange versucht habe, im Zaum zu halten? Welche Bedeutung kann das Feuer sonst gehabt haben?
Ich richte mich auf, gehe zum Kühlschrank und öffne ihn. Suche nach einer Sache, die ich vergessen habe, schließe ihn wieder und atme tief ein. Ich werde es noch einmal probieren müssen. Sonst werde ich nie erfahren, wie es weiter geht. Sonst werde ich nie erfahren, welchen Sinn das alles hat. Der Lehrmeister hat gesagt, aller Anfang ist schwer. Doch nicht heute. Vielleicht Morgen oder nächste Woche. Und Kopfhörer brauche ich auch neue. Aber alles nicht heute, heute ist genug passiert.