Liebe Kadra,
ja, dieses "überlassen sein", egal wie man ist oder wird, steckt bestimmt auch mit drin.
Von meiner ganz persönlichen Seite erzählt es aber weniger von denen, die in das eigene Leben treten werden, es ist mehr zwischen dem Selbst und einer Person, die einem jetzt nahe steht. (Die ganzen Hergang der Geschichte hier darzulegen, wäre nicht richtig, weil es vielleicht auch in die Irre führen würde.)
Es ist ein "kann-kommen-was-will", wie ein Versprechen: der König wird den Bettler aus der Gosse holen, wer auch immer was sein wird. salopp formuliert
Aber es steckt auch drin, dass es so kommen will, dass diese Geschichte wohl geschrieben werden möchte, einfach weil es so sein muss. Sein Schicksal annehmen, eben "dem Leben überlassen".
Ich könnte noch seitenlang darüber philosophieren, was dieser lichte Moment der Klarheit, diese Vision, die ich da hatte, mit diesem Poem zu tun hat, aber ich schätze, was man darin sieht, hängt davon ab, was man womit verbindet, welche Zeichen man zu sehen glaubt oder einfach wer man ist. (Wie das Leben selbst... *ach* )
Zum Ausklang - ja, da wollte ich eigentlich ein unausgesprochenes "...lieben" als Echo in den Köpfen erzeugen, weil es eigentlich klar ist, was folgen müsste.
Ein "dann ist es" als Schluss wäre mir persönlich zu abrupt und zu offensichtlich. (huuui, Unterschwelliges in der zweiten Ebene...ich bin vielleicht feig
)
Dieses "dann" ist eben so leise, schien mir hier passender, als ich es schrieb. Das ganze ist ja...unvollendet, in fast jeder Hinsicht, materiell wie auf dem Papier, ich glaube, das "dann" ist für meine Zwecke die beste Lösung.
Ganz am Rande: Also ich muss mich für mein Durchhaltevermögen und mein Bemühen loben, so viel und noch (relativ) traditionell geschafft zu haben - solche "hymnischen Texte" finde ich relativ selten bei mir. Ich darf zugeben, hierbei stark von meinem Meister Hafis beeinflusst worden zu sein - es hat sich eins ins andere gefügt. Das zu Schreiben war wirklich - ein nahezu mystisches Erlebnis.
Eine andere Frage ist natürlich, wie gut ich das rüberbringe...
Liebe Grüße
Khalidah
PS:
Ich hab hier noch eine Variation, die nicht mehr ganz die selbe Botschaft hat:
es mag geschehen
dass
ich in deine gasse krieche
& deiner schwelle staub erscheine
in deiner schlösser gosse sieche
& meinen alleinswein weine
es mag geschehen
dass
ich nicht einen kampf bestreite
& dennoch jeden niederschriebe
in wahrheit spiele nicht begleite
& wieder dich zuletzt verschwiege
es mag geschehen
dass
einst leichtes leid sich
selbst nicht lindert
in aller augen welt
(wie ein schweres lied)
sprich segen
zu mir sünder
der blick und becher hebt
& doch niemand sieht
ausgenommen
frei gegeben
lass es sein
dann ist es leben
& vergangen
nie geblieben
lass uns sein
dann ist es