Unterschiedliche Welten

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joezoe

Mitglied
Langsam ging sie auf das Mädchen zu, welches zusammengekauert am Boden hockte. Sie ließ sich vor ihr nieder und bedachte sie mit einem liebevollen Blick. „Weißt du“, begann sie zu sprechen „die Menschen leben in unterschiedlichen Welten. Wir alle sind auf einer Erde, aber wir leben nicht in der gleichen Welt. Du siehst die Menschen um dich herum, aber du siehst sie nicht so, wie sie sich sehen. Man kann sich nicht aussuchen, in welcher Welt man lebt. Man wird einfach hineingeboren und sie festigt sich immer weiter mit den Erfahrungen, die man macht. Alles was man in seiner Welt macht ist normal. Es mag auf die anderen nicht normal wirken, weil sie es nicht so sehen wie du, aber in den Umständen in denen du dich befindest ist deine Reaktion immer normal, immer auf irgendeine Art und Weise logisch. Es ist nichts, wofür man sich schuldig fühlen muss und man sollte es auch auf keinen Fall. Warum du wie empfindest und handelst ist nicht deine Entscheidung, deine Welt entscheidet dies für dich, deine Umstände. In manchen Welten leben mehr, in anderen weniger. Die Menschen, die in einer Welt leben, in der viele leben, denken häufig von sich, sie befänden sich in der einzig Wahren. Aber das ist nicht so. Sie fühlen sich dadurch bestätigt, dass andere so handeln und denken wie sie, aber das sollten sie nicht. Es gibt keine schlechten und guten Welten. So sind die Welten nicht. Das einzige, was schlecht ist, wenn man es so nennen kann, ist die Unwissenheit, dass nicht alle in der gleichen Welt leben. Denn diese Unwissenheit macht blind. Aber du bist nicht blind, also ist es in Ordnung. Es ist okay so wie es ist. Wir haben das Glück, dass wir in Welten leben, die sich sehr stark überschneiden, aber die gleichen sind es doch nicht. Vielleicht findest du eines Tages jemanden, der in deiner Welt lebt. Das wird ein erleichternder Tag. Guck dir meine Welt an. Sie ist so isoliert von den Anderen, aber das ist in Ordnung, denn ich mag meine Welt. Ich verstehe meine Welt und ich kenne meine Welt. Guck mich an.“ Sie unterbrach ihren Redeschwall und richtete ihren Blick fest auf das Mädchen. Dieses hatte aufgehört zu weinen und hob nun zögernd ihren Kopf. „Es ist in okay so wie es ist. Deine Welt ist eine schöne Welt, so wie jede andere auch. Du brauchst dich nicht unnormal zu fühlen. Das bist du nicht. Du bist normal. Jeder der in deiner Welt leben würde, würde sich so verhalten.“ Sie streckte ihre Hand aus und strich dem Mädchen über die Wange. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein warmes Lächeln ab. Und auch das Mädchen lächelte ebenfalls unsicher. „Ich muss es nur akzeptieren?“ Sie nickte und erhob sich wieder. Dann streckte sie dem Mädchen die Hand entgegen, bereit sie hochzuziehen. „Genau, du musst es einfach nur akzeptieren.“
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber(r) Joezoe,

das ist eine wunderbare, menschenfreundliche Ansprache - und so wahr und man wünschte, diese Worte könnten wirklich jemanden erreichen und trösten.
Aber genau das transportiert Deine Geschichte leider nicht. Man erfährt nichts von den Umständen beider Personen, warum sitzt da ein Kind weinend am Boden, wer ist diese Frau, in welcher Beziehung steht sie zu der vorangegangenen Situation, die das Kind in diese Lage brachte?
So, wie das jetzt da steht, wird die Mini-Handlung (Frau beugt sich freundlich über weinendes Kind und spricht zu ihm) von der Mächtigkeit der Botschaft erschlagen.

Auch ist es nicht glaubwürdig, dass in solch einer konkreten Situation ein derartiger Redestrom verarbeitet werden kann. Und je nach Auslöser für die Tränen ist so ein 'Du bist ok, ich bin ok' eher ein intellektueller Hilfeversuch, der aber scheitern muss.

Erzähl doch eine Geschichte, in der Deine Ansprache in gekürzter Form der Höhepunkt ist, der auch zündet.

Liebe Grüße
Petra
 



 
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