Verträumtes Winterland

Verträumtes Winterland

Es ist der 1.März 2oo5, der meteorologische Frühlingsanfang.
Bei unserer Ankunft in Mecklenburg – Vorpommern erwartete uns ein wahres Winterparadies: So weit das Auge reichte, überall lag eine hohe Schneedecke.
Besonders zauberhaft war es am Ziel unserer Fahrt, der kleinen Ortschaft Leisten,die dicht am Naturschutzgebiet nördlich des Plauer See’s liegt.Bäume und Sträucher, die Dächer der hübschen kleinen Häuschen in der Kastanienallee,
die angrenzenden Felder und der dahinter liegende Wald:
Alles glitzerte wie in Silber getaucht im strahlenden Sonnenschein.
Solch’ herrlichen Winter kenne ich fast 4 Jahrzehnte nicht!

Angekommen an unserem schönen Backsteinhaus, das inzwischen 100 Jahre alt ist und mal unser Zuhause sein wird,nahm ich meinen Kater Karl und stapfte mit ihm durch den Garten.Mein Mann musste indes das Gepäck allein ins Haus tragen.

Der Schneeschieber am Gartenhäuschen war nicht zu übersehen; so setzte ich Karl dort ab und begann den Schnee beiseite zu räumen.Karl stand da mit gesträubtem Fell und eingezogenem Schwanz;er bot ein Bild des Jammers.Bald versuchte er der weißen Pracht zu entkommen, aber mit seinem 7 – Kilo Gewicht versank er darin; nur die Ohren und sein Rückenfell waren zu sehen.Ich unterbrach meine Arbeit und brachte ihn schnell ins warme Haus.

Nun war Eile geboten; Wind und Wolken sahen bedrohlich aus.
Zügig grub ich schmale Gänge zu wichtigen Stellen im Garten, z.B.zum Heizmaterial, Kompost, aber auch zu Karls Lieblingsplätzen.Inzwischen schneite es und das auch an den folgenden Tagen; so wurde der Schneeschieber mein täglicher Gefährte.
Bei diesem Wetter nervte uns der Kater sehr. Ständig wollte er ins Freie, doch bereits auf der 1.Treppenstufe kehrte er wieder um.
So trug ich ihn täglich mehrmals bis ans Gartenende und ließ ihn von dort die ca. 30 m zurück zum Haus laufen. Er lief schnell und nur auf meinem vorbereiteten Weg.
Allmählich wurde Karl mutiger; mehr und mehr überwog seine Neugier und der Drang zu kleinen Raubzügen.
Im Schnee bestand aber für die Meisen, Grünfinken und eine große Gimpelfamilie keine Gefahr.

In den Nächten sanken die Temperaturen bis auf – 10° C;
doch die wohlige Wärme im Haus durch Heizung und Kamin konnte unsere gute Laune nicht trüben. Nur die gemütlichen Abende waren etwas kürzer, denn die frische Winterluft sorgte für vorzeitige Bettschwere.

Eines nachts weckte uns das anhaltend laute Gebell der Hunde unseres Nachbarn.
Die Tiere wurden immer wütender, so dass wir aufstanden, um nachzusehen.
Vom Fenster aus trauten wir unseren Augen kaum:
Mein Atem stockte, als ich im Schein der Straßenlaternen, - reglos -, auf dem Feld dicht vor unserem Haus ein Rudel Hirsche erblickte.

„ Es sind 12 “, flüsterte mir mein Mann zu.
Die großen Tiere beeindruckten uns sehr; sie hoben sich auf dem Schnee besonders gut ab.Wir konnten uns am Anblick dieser stattlichen Tiere nicht genug satt sehen;doch der kalte Westwind pfiff uns so um die Ohren, dass wir nach kurzer Zeit die Fenster leise wieder schlossen.Bald kehrte draußen Ruhe ein.

Inzwischen stehen auf dem Feld 3 Hochsitze für die Jäger; worüber ich sehr traurig bin.Im vergangenen Jahr noch konnten wir beim Frühstück durch das Fenster oft Rehe beobachten, die ich nun seit Wochen sehr vermisse.Dafür sind oft die Schüsse der Jäger zu hören und die der zahlreichen Touristen,die für das Abschießen der Waldtiere viel Geld bezahlen.In den Speisekarten der Gaststätten im Nordenwerden viele Wildgerichte angeboten!
Ein kurzes Verschnaufen für das heimische Wild stellt sich bald ein:
Mit dem Frühling bricht für die Tiere die Schonzeit an!
Doch ich befürchte, nicht lange mehr wird die Natur in Mecklenburg – Vorpommern
so unberührt schön bleiben!

Ingrid Hendriok / 3 - 2005
 



 
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