Verzeihung

Wäre ich jetzt bei dir,
würde ich dir dein Haar aus deinen Augen streichen.
Würde dir die Träne unter deinem rechten Auge wegwischen,
die du wegen mir vergossen hast.
Würde dir tief in die Augen sehen und dabei bemerken,
dass deine Pupillen dunkler geworden sind.
Würde in dein kleines Ohr pusten, um die Stimmen zu verjagen,die bei dir Unwohlsein verursacht haben.
Würde deinen wunderschönen Mund küssen,
um die Wunden deiner Lippen zu heilen,
die trostlose Worte verursacht haben.
Würde deinen Hals küssen, der zuvor hat das
schlucken müssen, was eigentlich nach draußen wollte.
Würde deine Brust streicheln, unter der ein Herz so schwer schlagen musste.
Würde meine Zunge über deinen Bauch gleiten lassen,
um Entschuldigung zu sagen für ein Gefühl.
Ein Gefühl, das man dann hat, wenn Augen nicht mehr sehen,
Münder nicht mehr sprechen, Ohren nicht mehr hören und Herzen nicht mehr so schlagen dürfen, wie sie das gerne täten.

Wäre ich jetzt bei dir,
würde ich dich umarmen, meinen Körper fest an deinen pressen,so dass sich meine Augen mit deinen Augen, meine Ohren mit deinen Ohren, mein Mund mit deinem Mund, mein Herz mit deinem Herz und mein Bauch mit deinem Bauch unterhalten könnten.

Und ich wäre mir sicher, andere Körperteile würden sich kräftig an dieser Diskussion beteiligen.
 

Feder

Mitglied
Wärst du bei mir gewesen, hättest du keine Tränen gesehen.
Sie lagen hinter den Schatten, die Augen stets dunkler machen.
Du hättest aber zugleich bemerkt, dass wir uns zwischen den Schatten getroffen hätten, ich wäre abgetaucht zu dir.
Hätte wie du fühlen wollen.
Hätte Dinge mit deinen Augen sehen wollen.
Hätte Worte mit deinen Ohren hören wollen.
Hätte dein Herz befragt.
Hätte dich verstehen wollen.
Hätte erfahren wollen, was ich nicht verstand.

Wenn ich zurück gekommen wäre, um dann in deine Augen zu sehen, hättest du bemerkt, dass meine heller geworden wären. Vielleicht zu hell für deine Begriffe, aber du hättest gewusst, warum.

Weil sie erfahren hätten, dass es ihnen immer möglich sein wird, in den Schatten abzutauchen und sie dann stets die Bestätigung erhalten werden, dass sie in der Lage sind, tiefer zu sehen, als dies normalerweise der Fall sein darf.
Dass sie in der Gemeinschaft leben mit Ohren, die hören, was ihr Bauchgefühl sagt, weil dort das zweite Gehirn liegt, von dem aus alle Sinne gesteuert werden, die ein Mensch empfinden kann, aber oft nicht zu begreifen bereit ist, weil sie nicht greifbar sind, stets nur zu fühlen.

Spontan hätte sich mein Bauchgefühl mit deinem unterhalten und sie hätten festgestellt, dass es nichts gibt, worüber man traurig sein muss, außer, man verschließt sich dort, wo man sich eigentlich so viel zu sagen hat, vergisst, was man selbst bräuchte, stellt in Frage, worüber man sich sicher sein sollte.
Zum Schluss hätten sich beide darauf verständigt, künftig besser aufeinander zu hören.

Wir hätten dieser Unterhaltung gelauscht und wären ein zweites Mal ineinander abgetaucht ... wissend, was die gegenseitigen Bauchgefühle soeben AUCH gesagt hätten und man wäre zum Treffpunkt gegangen ... weit außerhalb der Lupe ...
 



 
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