HelenaSofie
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Vom Gänseblümchen und den Tulpen
„Es gibt Ärger“, dachte das kleine Gänseblümchen, als es zu den Tulpen im Blumenbeet schaute. Sie hatten wieder ihr Ichärgermichgesicht aufgesetzt. Das konnte man an ihren verkniffenen Tulpengesichtern erkennen. Es gab für sie so viele Dinge zum Ärgern, denn sie hatten ganz besondere Wünsche und Vorstellungen, die sie erfüllt haben wollten.
Das Wetter sollte nicht zu warm, nicht zu kalt und nicht zu nass sein. Achtzehn Grad fanden sie angenehm. War es wärmer, zeigten Ihre Tulpengesichter leichte Knitterfalten und ihre großen Blütenblätter hingen am Mittag schlapp herunter. Ab und zu ein leichter Regen war gut und nützlich. Total verkehrt war ein Platzregen. Nur mit Mühe gelang es ihnen dann, das angesammelte Wasser aus ihren Blütenkelchen zu befördern. Starker Wind war auch ein Ärgernis. Große Kraftanstrengung war nötig, um gegen den Wind anzukämpfen. Muskelkater war regelmäßig die Folge.
Und heute war es 22 Grad warm und strahlender Sonnenschein. Ein Grund zum Ärgern für die Tulpen.
Das kleine Gänseblümchen wusste, was folgte: Die Tulpen suchten sich ein Opfer, um ihren Ärger loszuwerden.
Aber es schien sich getäuscht zu haben. Die Tulpen schlugen ein gemeinsames Spiel vor. Jede Blume sollte sich vorstellen und sagen, was an ihr besonders schön und wichtig ist. Die Tulpen durften, wie sie meinten, zuerst anfangen, denn sie hatten sich schließlich das Spiel ausgedacht. Sie erzählten von ihren wunderschönen Blütenfarben, der eleganten Form, dem kerzengeraden Stängel und den starken Wurzeln. „Berühmte Künstler haben uns gemalt und es gibt sogar Tulpengedichte,“ zählten sie weiter auf. Und dann nannten sie etwas, auf das sie besonders stolz waren: „Für eine Tulpenzwiebel hat man sogar einmal soviel wie für ein Haus bezahlt.“
„Aber das ist doch schon so lange her,“ dachte das kleine Gänseblümchen. „Heute würde kein Mensch mehr so viel Geld dafür ausgeben.“ Es sagte das aber nicht, um die Tulpen nicht noch mehr zu verärgern.
„Jetzt bist du dran,“ gestatteten die Tulpen schließlich, nachdem sie ihre Einzigartigkeit überschwänglich herausgestellt hatten. „Aber du darfst nur etwas erzählen, was noch nicht genannt wurde. So sind nun mal die Spielregeln.“
Was sollte das kleine Gänseblümchen noch sagen, es war schon alles genannt. Ratlos blickte es zu den Tulpen. Diese reckten diese Hälse noch ein bisschen höher.
Auf einmal fiel ihm etwas ein. „Ich habe ganz viele Namen,“ meinte das kleine Gänseblümchen glücklich über den Einfall. „Man nennt mich Tausendschön, Maßliebchen, Himmelsblume, Marienblümchen und …“. Es wusste noch ein paar andere Namen, aber die Tulpen wollten nichts mehr hören.Ihre Gesichter wirkten noch faltiger und verkniffener als vorher. „Was bildet sich dieses kleine vorlaute Ding bloß ein?,“ tuschelten sie. „ Angst muss man ihm machen, denn Angst macht immer klein.“
„Die meisten nennen dich aber Gänseblümchen“, meinte deshalb die lila Tulpe. „Und weißt du auch warum? Weil du von den Gänsen gefressen wirst. Gänseblümchen sind ihre Lieblingsspeise. Es dauert auch nicht lange, dann hat dich eine Gans entdeckt,“ fügte sie genussvoll hinzu.
„Spiel beendet. Wir haben gewonnen“, bestimmte sie dann noch.
So schnell kann sich alles ändern. Eben noch gefiel sich das kleine Gänseblümchen mit seinem schneeweißen Blütenkranz und dem goldenen Punkt in der Mitte. Es fühlte sich mutig und stark. Kaum eine andere Blume wagte sich so früh noch während des Winters aus der Erde. Aber jetzt war alles anders. Es hatte einfach nur Angst. Von jetzt an hielt es jeden Tag nach Gänsen Ausschau. Nichts war mehr zu sehen von seinem freundlichen, strahlenden Gesichtchen. Bienen, Hummeln und Fliegen, die dem Gänseblümchen täglich einen Besuch abstatteten, wunderten sich zunächst nur. Dann machten sie sich Sorgen. Aber das kleine Gänseblümchen wollte nicht über den Grund seiner Veränderung sprechen. Es wurde von Tag zu Tag unglücklicher, nichts machte ihm mehr Spaß. Früher musste es immer herzhaft lachen, wenn die Ameisen über seine Blätter krabbelten. Jetzt bemerkte es die kleinen Tiere nicht einmal mehr. Mit jedem neuen Tag wurde es noch unglücklicher. Endlich erzählte es den Freunden von seiner Angst: „Ich werde bald von Gänsen gefressen. Gänseblümchen sind ihre Lieblingsspeise. Das hat die lila Tulpe gesagt.“
Hummeln, Fliegen und Bienen schüttelten die Köpfe. „Und das hat du geglaubt? Hör zu! Gänse fressen zwar Gras, aber sie suchen nicht extra nach Gänseblümchen. Außerdem gibt es hier keine Gänse. Wir würden sie mit vereinten Kräften auch sofort vertreiben.“ Die Bienen fügten noch hinzu „Wozu glaubst du wohl hat man Freunde?“
Es dauerte eine Weile, bis das kleine Gänseblümchen das Gesagte begriff. Vor Freude und Erleichterung wackelte es dann mit seinem kleinen Blütenkopf so heftig hin und her, dass ihm fast schwindelig wurde.
Geschichte für Kinder ab 4 Jahren
„Es gibt Ärger“, dachte das kleine Gänseblümchen, als es zu den Tulpen im Blumenbeet schaute. Sie hatten wieder ihr Ichärgermichgesicht aufgesetzt. Das konnte man an ihren verkniffenen Tulpengesichtern erkennen. Es gab für sie so viele Dinge zum Ärgern, denn sie hatten ganz besondere Wünsche und Vorstellungen, die sie erfüllt haben wollten.
Das Wetter sollte nicht zu warm, nicht zu kalt und nicht zu nass sein. Achtzehn Grad fanden sie angenehm. War es wärmer, zeigten Ihre Tulpengesichter leichte Knitterfalten und ihre großen Blütenblätter hingen am Mittag schlapp herunter. Ab und zu ein leichter Regen war gut und nützlich. Total verkehrt war ein Platzregen. Nur mit Mühe gelang es ihnen dann, das angesammelte Wasser aus ihren Blütenkelchen zu befördern. Starker Wind war auch ein Ärgernis. Große Kraftanstrengung war nötig, um gegen den Wind anzukämpfen. Muskelkater war regelmäßig die Folge.
Und heute war es 22 Grad warm und strahlender Sonnenschein. Ein Grund zum Ärgern für die Tulpen.
Das kleine Gänseblümchen wusste, was folgte: Die Tulpen suchten sich ein Opfer, um ihren Ärger loszuwerden.
Aber es schien sich getäuscht zu haben. Die Tulpen schlugen ein gemeinsames Spiel vor. Jede Blume sollte sich vorstellen und sagen, was an ihr besonders schön und wichtig ist. Die Tulpen durften, wie sie meinten, zuerst anfangen, denn sie hatten sich schließlich das Spiel ausgedacht. Sie erzählten von ihren wunderschönen Blütenfarben, der eleganten Form, dem kerzengeraden Stängel und den starken Wurzeln. „Berühmte Künstler haben uns gemalt und es gibt sogar Tulpengedichte,“ zählten sie weiter auf. Und dann nannten sie etwas, auf das sie besonders stolz waren: „Für eine Tulpenzwiebel hat man sogar einmal soviel wie für ein Haus bezahlt.“
„Aber das ist doch schon so lange her,“ dachte das kleine Gänseblümchen. „Heute würde kein Mensch mehr so viel Geld dafür ausgeben.“ Es sagte das aber nicht, um die Tulpen nicht noch mehr zu verärgern.
„Jetzt bist du dran,“ gestatteten die Tulpen schließlich, nachdem sie ihre Einzigartigkeit überschwänglich herausgestellt hatten. „Aber du darfst nur etwas erzählen, was noch nicht genannt wurde. So sind nun mal die Spielregeln.“
Was sollte das kleine Gänseblümchen noch sagen, es war schon alles genannt. Ratlos blickte es zu den Tulpen. Diese reckten diese Hälse noch ein bisschen höher.
Auf einmal fiel ihm etwas ein. „Ich habe ganz viele Namen,“ meinte das kleine Gänseblümchen glücklich über den Einfall. „Man nennt mich Tausendschön, Maßliebchen, Himmelsblume, Marienblümchen und …“. Es wusste noch ein paar andere Namen, aber die Tulpen wollten nichts mehr hören.Ihre Gesichter wirkten noch faltiger und verkniffener als vorher. „Was bildet sich dieses kleine vorlaute Ding bloß ein?,“ tuschelten sie. „ Angst muss man ihm machen, denn Angst macht immer klein.“
„Die meisten nennen dich aber Gänseblümchen“, meinte deshalb die lila Tulpe. „Und weißt du auch warum? Weil du von den Gänsen gefressen wirst. Gänseblümchen sind ihre Lieblingsspeise. Es dauert auch nicht lange, dann hat dich eine Gans entdeckt,“ fügte sie genussvoll hinzu.
„Spiel beendet. Wir haben gewonnen“, bestimmte sie dann noch.
So schnell kann sich alles ändern. Eben noch gefiel sich das kleine Gänseblümchen mit seinem schneeweißen Blütenkranz und dem goldenen Punkt in der Mitte. Es fühlte sich mutig und stark. Kaum eine andere Blume wagte sich so früh noch während des Winters aus der Erde. Aber jetzt war alles anders. Es hatte einfach nur Angst. Von jetzt an hielt es jeden Tag nach Gänsen Ausschau. Nichts war mehr zu sehen von seinem freundlichen, strahlenden Gesichtchen. Bienen, Hummeln und Fliegen, die dem Gänseblümchen täglich einen Besuch abstatteten, wunderten sich zunächst nur. Dann machten sie sich Sorgen. Aber das kleine Gänseblümchen wollte nicht über den Grund seiner Veränderung sprechen. Es wurde von Tag zu Tag unglücklicher, nichts machte ihm mehr Spaß. Früher musste es immer herzhaft lachen, wenn die Ameisen über seine Blätter krabbelten. Jetzt bemerkte es die kleinen Tiere nicht einmal mehr. Mit jedem neuen Tag wurde es noch unglücklicher. Endlich erzählte es den Freunden von seiner Angst: „Ich werde bald von Gänsen gefressen. Gänseblümchen sind ihre Lieblingsspeise. Das hat die lila Tulpe gesagt.“
Hummeln, Fliegen und Bienen schüttelten die Köpfe. „Und das hat du geglaubt? Hör zu! Gänse fressen zwar Gras, aber sie suchen nicht extra nach Gänseblümchen. Außerdem gibt es hier keine Gänse. Wir würden sie mit vereinten Kräften auch sofort vertreiben.“ Die Bienen fügten noch hinzu „Wozu glaubst du wohl hat man Freunde?“
Es dauerte eine Weile, bis das kleine Gänseblümchen das Gesagte begriff. Vor Freude und Erleichterung wackelte es dann mit seinem kleinen Blütenkopf so heftig hin und her, dass ihm fast schwindelig wurde.
Geschichte für Kinder ab 4 Jahren