Von Mensch zu Mensch

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Anonym

Gast
Von Mensch zu Mensch, Mensch über Mensch und
Mensch was soll das - Beziehungen


„Guten Tag schöne Frau!“
Die Tankstellenangestellte schaut den Kunden nicht an.
Ich aber!
Wie sieht ein Mensch aus, der in eine Tankstelle geht, sich eine Zeitschrift auswählt und die Angestellte mit einem: “Guten Tag schöne Frau begrüßt“?
Nun, er trägt ein weißes T-Shirt, eine ausgewaschene schwarze Hose, das Deckhaar auf seinem Kopf wird wohl bald die ewigen Flirtgründe aufsuchen und der geliebte Dreitagebart sieht eher nach Schmutzflecken, als nach George Michael aus. Eben ein ganz normaler Mann zwischen 28 und 30.
Aber was treibt diesen Normalo dazu, sich solch eine Begrüßung auszudenken?
Mir fielen bei dieser Frage ein paar mögliche Antworten ein.

1. Er ist noch nicht verzweifelt genug.
Zwar (ein unschönes Wort, auf meiner persönlichen Hitliste unschöner Wörter nimmt „zwar“ einen hervorragenden Platz unter den ersten zehn Worten ein) steht auf seiner Stirn in großen Buchstaben: „Icke hatte schon lange keene Frau mehr, wa“, aber diese Art von Verzweiflung reicht noch nicht aus. Noch fühlt sich der Mann so attraktiv und begehrenswert, dass er jede Frau in einem Geschäft und höchstwahrscheinlich auch jede Frau aus seinem Bekanntenkreis mit der schon erwähnten Grußformel gefügig machen will.

2. Er ist ein höchst intellektueller Zeitgenosse.
Da dieser Mann vielleicht ein verkanntes oder auch bekanntes Genie ist, erreicht sein Geist Sphären, die ihm ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Doch diese geistige Überlegenheit hat auch Nebenwirkungen, zum Beispiel Zwangshandlungen.
Eine besteht darin, nie im Leben zweimal dieselbe Begrüßung zu gebrauchen.
Oh, er hatte schon Begrüßungen vorgetragen, die heute jeder Minister beim Staatsempfang gern zu Verfügung hätte. Doch, da er sie nie ein zweites Mal benutzt, hatten seine Anreden von Beginn an keine Chance ins Protokoll großer Staatsempfänge zu gelangen.
Doch an dem Tag, an dem er in der Tankstelle stand, hatte er vermutlich Kopfschmerzen von einer Heuschnupfenattacke und deshalb fiel ihm nichts Besseres ein als: „Guten Tag schöne Frau“
Ich schätzte, dass war wohl Pech für sie, ihn und mich.

3. Eine Wohnung ohne Spiegel.

4. Die Frauen tragen die Verantwortung.
Also, ehrlich, der Mann, welcher die Verkäuferin auf eine so schöne und nette Art begrüßte, (oder nennt man Angestellte eine Tankstelle: Mineralölfachvertriebsassistenten?) verwendet seine Anrede nur, weil ihn die Frauen dazu indirekt zwingen. Immer, wenn er sagt: „Guten Tag schöne Frau“, kann er sich sicher sein, eine erotische Beziehung in spätestens 12 Stunden mit ihr eingehen zu können.
Was soll der Mann machen? Diese Begrüßung ist der Schlüssel zu den Herzen aller Frauen zwischen 23 und 48 Jahren. Die Damen vor 23 sind nicht einschätzbar und die nach 48 brauchen keinen Schlüssel, sondern eine Klinke.
Als er zum ersten Mal mit dieser Anrede ein Geschäft betrat (vermutlich eine Boutique, in der er der einzige Kunde war), vernaschte ihn die Angestellte hinter dem Ständer mit den Businessanzügen aus Schurwolle.
Seit diesem Tag, benutzt er diese Begrüßung einmal in der Woche, allerdings nur Dienstags, aber warum kann ich mir nicht zusammenreimen.

An dieser Stelle sollte ein Absatz über maßlose Selbstüberschätzung folgen, doch der Autor bemerkte rechtzeitig, dass die maßlose Selbstüberschätzung auf seiner Seite liegt, wenn er sich in der Einschätzung andrer Menschen nicht zurückhält.
Also, halt ich den Mund!
(ein weiteres Wort aus den Charts der unschönen Worte:
Obst)
 



 
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