Von Spielplatz-Hunden, Paten-Willkür und von Robin Hood

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Anonym

Gast
Nein, Hunde sind auf den Spielplätzen dieser Stadt nicht gestattet, so hat es der Rat der Stadt einmal zum Schutz der Kinder beschlossen. Wenn der Stadtrat von „Hunden“ spricht, meint er tatsächlich alle Hunde, nicht nur die großen, frei laufenden und bissigen, nein, auch die kleinen und die ganz, ganz kleinen Hunde, ebenso die angeleinten, ja sogar die zahnlosen und die 100 Prozent kinderlieben. Selbst Promi- oder Spielplatzpatenhunde dürfen nicht den Spielplatz betreten. Tut ein Hund es doch, begeht der Hundeführer eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld bis zu 500 Euro belegt werden kann.

„Wie ungerecht, wie hundefeindlich.“, magst du als Hundeherrchen oder - frauchen denken und für dich beschließen, dass das Hundeverbot für andere Hunde gilt, aber Bello und Fiffi damit nicht gemeint sein können. Und zu allem Glück kennst du auch eine von der Stadt bestellte Spielplatzpatin. Sie sagt, dass du und Fiffi bleiben dürfen, wie nett diese Frau doch ist - vielleicht nicht zu den Spielplatzkindern, aber zu dir. Also alles in Butter. Alles gut. Alles, so wie du es willst. Das vom Stadtrat zugesprochene Anrecht der Kinder auf einen hundefreien Spielplatz wurde zwar – nun sagen wir mal – nicht ganz so ernst genommen, nicht so verkniffen gesehen - oder einfach gesagt - zu deinen Gunsten missachtet, doch nur Paragraphenreiter protestieren hier. Das, was die Patin hat walten lassen, war nicht das Recht, sondern blanke Willkür, aber das darf man nicht so eng sehen, wirklich nicht, denkst du und der eine oder andere denkt es auch.

Einmal mehr ist hier das passiert, worunter alle Spielplätze in unterschiedlichem Maße leiden: Personen, die insbesondere mit ihren eigenen Interessen unterwegs sind, besetzen den Spielplatz. Die eigenen Interessen können ein Hund sein, ein Moped, ein Fläschchen Hochprozentiges oder auch zwei. Manch einer hat auch ein paar Pillchen oder Pülverchen zum Verkauf in seiner Manteltasche.
Es sei denn, dass unerwartet ein Robin Hood auftaucht, der die Besetzer vom Platz wirft und den Kindern das zurück gibt, was ihnen genommen wurde: ein hunde- und mopedfreier, gefahrloser Platz zum Spielen. Fragt man Robin Hood, woher er komme, sagt er meist: „Vom Jugendamt.“ „Vom Ordnungsamt.“ „Von der Polizei.“ Doch manchmal kommt er auch von irgendwo her und heißt so wie du oder du oder so wie ich.
 



 
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