Vulkanausbruch

Vulkanausbruch

Eruptionen gleich sondere ich Angestautes ab
Das mich schon lange von dem abhält
Was mir wichtig ist.

Meine Lavaströme wälzen sich unaufhaltsam fort
Vernichten alles, was sich meinen Idealen in den Weg stellt,
fragen nicht nach Sinn und Zweck.

Toleranz praktizierte ich lange und wähnte mich auf dem rechten Weg
Aber mehr und mehr verlor ich meine Reisegefährten
Die sich immer wieder um die Führung gestritten hatten.

„Verständnisvoll“ hätte ein zweiter Vorname von mir sein können
aber viele nannten mich statt dessen „blauäugig“
die Farbe blau war jedoch nie meine Lieblingsfarbe.

Ich war über lange Zeit ein sehr gefragter Zuhörer
War karitativ zu buchen als Gesprächspartner für Alleinunterhalter
Aber dann gingen mir die Gesprächsthemen aus.

Man suchte meinen Rat bei vielfältigen Problemen
Den gab ich gern und hörte, manchmal: danke!
Doch die getroffenen Entscheidungen konnte ich nicht nachvollziehen.

Manchmal war ich auch ein Vorbild, sozusagen ein Ideal
In Not gefragt zeigte ich wohin man gehen muß
Aber die meisten machten sich nicht auf den Weg.

Ich blickte allen offen ins Gesicht
Machte die Fenster zu meinem Inneren auf:
Viel zu viele gingen blicklos an mir vorbei.

Jetzt lasse ich diesen ganzen Ballast, wie ein Vulkan speiend, aus mir heraus,
mache mich, von meiner Mitmenschlichkeit geläutert,
frei für lange im geheimen gehegte Wünsche.

Ich werde diese Wünsche ausleben, koste was es wolle,
für Gemeinsamkeiten werde ich nicht mehr zu haben sein,
die Krater meines Vulkans verschließe ich.

Das wird die brodelnde Hitze in mir verstärken
Mein Magma werde ich für mich behalten
So lange es geht.

Irgendwann wird die gewaltige Kraft, die sich in mir ansammelt
Wieder einen Weg nach außen finden
Und ich werde nach Zeiten der Ruhe erneut ausbrechen.
 



 
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