Wandverse
Man peilt sie an, man staunt und liest,
was meine Wände ziert;
der Hals wird lang, die Neugier sprießt,
die Seele jubiliert.
Hier macht sich freie Dichtkunst breit -
die Flächen werden knapp;
ich fürchte Platznot mit der Zeit,
denn Schreiben hält auf Trab.
Des Hauses Räume füllen sich -
die Zahl der Bringer wächst;
Autoren überhäufen mich
mit einer Flut von Text.
Geboten wird das beste nur -
gut Wand als Schlachtruf gilt;
Besucher gibt's rund um die Uhr -
man ist auf Neues wild.
Ein Anbau, längst schon angedacht -
doch wer leiht mir den Kitt?
Mit Onkel Ernst bin ich verkracht -
die Erbschaft bin ich quitt.
Da fällt mir glatt die Lösung ein -
die Anbausonne strahlt.
Wie konnte bloß so dumm ich sein:
Wer Wand beansprucht, zahlt.