Warmer Regen ...

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cyberdiver

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"Hallo Helga! Schön das du anrufst. Ich habe dich schon vermisst. Wie ist dein alltägliches Wohlbefinden?"

Das Spiel begann von neuem. Er hatte die Nummer ihres Mobiles auf dem Display seines Handys gesehen und wusste, dass nur sie es sein konnte, die anrief. Daher auch die spontan vertraute Anrede. Dennoch, sie kannten sich nicht persönlich. Nur das Handy war die Brücke zwischen ihnen.

Die Notwendigkeit eines großen Projektes eines ebenso großen Konzerns hatte sie zusammengeführt.
Weit voneinander entfernt waren sie, 600 Kilometer, weit genug um der Versuchung zu verfallen ehrlicher zu sein als üblich und dennoch die zweifelhafte Sicherheit zu haben, sich nie wirklich begegnen zu müssen.

"Hi Günther ! Die Lästige ist wieder da! Bist' eh gut drauf?"

"Na ja - das was du mir jetzt sagen wirst, fällt sicher unter 'Laufendes' - was gibt's denn?"

Günther legte wieder einmal die lässige und überlegene Platte auf, so verspielte er nichts und setzte auch nichts ein.

"Wie hast' denn das in deinem E-Mail gemeint - 'Liebe K&K!' - soll ich mich da jetzt angesprochen fühlen?"

Günther dachte sich "Oje, hätte ich bloß nicht die Emailgruppe als Adressat hergenommen und die Helga extra angeschrieben, alle anderen kennen sich ja aus - aber die Helga - was die jetzt bloß wieder denkt?". Aber das hat er sich eben nur gedacht. Gesagt hat er ganz was anderes:
"Ja, natürlich hab ich nur dich gemeint - wie könnt es denn anders sein?".
Aber das hätte er zu fast jeder anderen auch gesagt.

".. und warum schickst du das dann an 18 andere mit dem selben Inhalt?"

"Helga - du hast mich wieder einmal erwischt - Männer, weißt eh!"

"Aha, ich hab mir's gleich gedacht - bist' auch ein solcher"

"Na ja, was denn - soll ich mich jetzt deswegen operieren lassen?"

"Ist schon ok, ich hab sowieso nichts anderes erwartet - Verräter!! Aber jetzt 'Ernst': Du möchtest von mir wissen, wie viele Tage ich dir - na, ned dir sondern dem Projekt - zusätzlich zur Verfügung stehen kann. Ist das wichtig?"

"Sieht du, das gefällt mir. Mit dir kann ich wenigstens so über die Dinge reden wie sie wirklich sind - nebensächlich und unwichtig! Aber wenigstens wissen wir beide wie die Wirklichkeit ist - hart und herzlich! Zu deinem 'Ernst': Ja die wollen ein neues Konzept von mir und du weißt ja - nur gemeinsam - und da denk ich echt an dich - sind wir stark! Wie viel kannst' denn einbringen?"

"Woah - das werden harte Verhandlungen werden! Kennst ja meinen Preis!" hat die Helga darauf gesagt.

Jetzt muss dazu gesagt werden, die Helga war nicht eine ständige Mitarbeiterin bei dem Konzern. Es hat halt bei dem Projekt hinten und vorne nicht gereicht mit den Ressourcen im Bereich des Kundentrainings und so hat die Projektleitung beschlossen auch 'Externe' aufzunehmen und die Helga war eine solche.
Und der Günther war der Koordinator im Trainingsbereich.
Bei den wirklichen Chefs hat er nicht viel zu sagen gehabt, mehr Mittel zum Zweck, aber man hat ihn 'koordinieren' lassen, weil da war er nicht so schlecht, hat ganz gut mit den Leuten umgehen können und ein echtes Arbeitstier ist er auch gewesen. Außerdem hat er nicht viel gemotzt und der Billigste war er für das Unternehmen in diesem Bereich auch noch. Das harte Verhandeln um die eigene Position war wohl nicht ganz das Seine. Aber das ist eine andere Sache.

Das hat die Helga aber alles nicht gewusst. Man(n) - das war ihr ehemaliger Chef - hat ihr nur gesagt: 'Rufen sie den Herrn Berger an, der macht das alles und sagt ihnen wie es weitergeht'.
Und die Helga hat den Herrn Berger angerufen, um 07 Uhr 16 schon, weil das ja einen guten Eindruck machen muß, wenn man schon so zeitig in der Früh anruft und damit signalisiert: Ich bin frisch und leistungsfähig - ich bin diejenige die sie suchen und jederzeit da!

Sie hat aber nicht wissen können, dass der Günther wieder einmal fast die ganze Nacht durchgearbeitet hat und gerade erst auf der Bettkante gesessen ist, als sie ihn angerufen hat. Das sieht man schließlich über das Handy nicht.
Und der Günther hat zu diesem Zeitpunkt eine Stimme gehabt, so wie man halt klingt wenn man die Nacht auf 'Tournee' war, oder auch so, wie wenn man ebensolche durchgearbeitet hat, tief - genau genommen urtief - und chefmäßig: "Berger - guten Morgen!" kurz, tief und zielstrebig.

"Hallo Herr Berger - Helga Paulsen spricht! Ebenfalls einen guten Morgen. Herr Berger ich soll sie anrufen."

Die Stimme von Günther, und nicht nur die, ist gleich ein ganzes Stück anders geworden, schließlich hat er ja gewusst, dass er Verstärkung in seinem Team braucht, eine die er mehr als dringend suchte. Er hat aber nicht gewusst, wer das sein wird.
Die Chefs machen das schon hat es kryptisch beim letzen Meeting geheißen. Jetzt war es offenbar so weit. Und es war eine weibliche Stimme, noch dazu eine Stimme, die ganz passabel klang. Man(n) konnte sich etwas vorstellen.

"Ja hallo Fr. Paulsen! Sie wissen ja gar nicht wie sehr ich schon auf ihren Anruf gewartet hab! Wie geht's ihnen denn?"

Der Günther hat so eine fraternisierende Art gehabt. Irgendwie haben ihn die Leute ganz gern gemocht und auch respektiert. Mit seinem etwas fortgeschrittenem Alter und dem leicht grauen Schimmer in seinen Haaren hat er schon ein wenig beeindrucken können. Nicht zu jung um als "Springinsfeld" zu gelten, aber auch nicht zu alt um von vorne herein zum alten Eisen zu zählen.
Und das mit dem starren Blick hat er in einem Buch gelesen, hat sich das irgendwie gemerkt und antrainiert und auch immer wieder eingesetzt, nur, das hat ihm jetzt beim Telefonieren auch nicht genützt.
Die urtiefe Stimme hat aber auf die Helga schon Eindruck gemacht, obwohl sie eine sehr selbstbewusste Frau war und sich dadurch nicht so schnell aus ihrem Konzept bringen hat lassen.
Und was der Günther nicht wußte war der Umstand, dass auch Sie den Job dringend brauchte. Der Monatserste kam wieder einmal rascher als erwartet und die 'Notwendigkeiten des Lebens' forderten das ihre.

Sie hat deshalb etwas verhalten aber mit einem gewissen Unterton gesagt: "Aha - das freut mich aber, wenn sie schon mit mir gerechnet haben!"

Der Günther hat daraufhin, was ihm zu diesem Zeitpunkt sicher nicht leicht fiel, seine ganzen Lebensgeister gesammelt. Weil er hat ja gewusst, jemand anderen bekommt er nicht so schnell und das hätte sonst ganz schön kritisch für seinen Job werden können. Und so hat er deshalb fast in sein Handy hineingehaucht:

"Frau Paulsen, sie sind wie warmer Regen - verzeihen sie den Ausdruck - aber es geht im Moment drunter und drüber und sie kann nur der Himmel schicken...",

..dann hat er nichts mehr gesagt, der Herr Günther Berger. Einen halben Gedanken lang lag eine Stille zwischen den Beiden, die kann man nicht beschrieben.

Die Helga war im selben Moment ganz schön irritiert, sie hat ja mit so Manchem gerechnet aber mit so was. Irgendwie hat sie sich dann aber doch wieder gekriegt und verhalten gemeint:

"Na ja - jetzt bin ich eben da".

Fortsetzung folgt (bei Bedarf ....)
 
D

Daktari

Gast
zu umgangssprachlich

Die Geschichte ist für meinen Bedarf zu umgangssprachlich gehalten. Es fehlt auch ein richtiges Ziel - meiner Meinung nach. Was ist die Aussage des Textes?
Man könnte die Situationskomik besser hervor heben, beispielsweise das Telefonat um 07.16 Uhr. Und wenn die Zusammenarbeit das Ziel ist, könnte man die Spannung etwas anheben.

Sollte in jedem Fall noch mal überarbeitet werden, hat aber eine ausbaufähige Basis. Ist aber keine schlechte Idee für eine Basis Story.
 



 
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