Warten

pilgrim969

Mitglied
Warten

Warten, und noch nicht einmal wissen, worauf.
Warten, und die Gewissheit meines Morgens
Warten, will ich nicht mein ganzes Leben,
warten, auf was-weiß-ich-denn-schon.

Warten, auf Morgen und all der Dinge
die dieser so mit sich bringen könnt.
Wagte schon je einer zu behaupten
darauf warten hätte sich je gelohnt?

Warten auf ein kleines bisschen Glück -
Doch dieses zeigt eine Nase dir.
Eine Nase hinter der Cyrano
sich noch verstecken könnt.

Warten,
dass die Zeit
einen Dienst
mir erwiese.
Warten, dass sie
in sich inne hielt,
und mir nicht weiter
aus den Fingern rinnt.


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aus Kleinigkeiten (2.2000 - 8.2000)
 

Stefan Nick

Mitglied
Hallo pilgrim, zu deinem "Warte" sind mir ein paar Gedanken gekommen...
Warten ist so ähnlich wie Suchen, nur eben passiver.
Es gibt Leute die sagen zB. anstatt "Ich gehe Pilze suchen.", "Ich gehe Pilze finden." Damit ist ein Erfolg schon vorprogrammiert.
Aber warten ist zu passiv...
Vielleicht kann man Pilz sein und sich finden lassen.
Darauf darf man aber nicht warten, glaube ich.
 

Feder

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Hallo Stefan,
niedlicher Vergleich :). Ich denke aber, Pilgrim denkt eher daran, sich vom Leben positiv überraschen zu lassen. Meistens findet man dann das, was man sucht, wenn man gar nicht danach sucht!

Lb. Gruß,
Feder
 

pilgrim969

Mitglied
Ich BIN ein sehr passiver Mensch, und warum sollte ich das in meinen Gedichten nicht auch zum Ausdruck bringen.
Ich weiß, dass es nicht immer richtig sein kann zu warten, darauf dass ein anderer auf einen zugeht, darauf dass ein anderer den ersten Schritt macht

Allerdings habe ich gerade in letzter Zeit etliche positive Überraschungen erlebt auf die ich nur warten konnte und nicht darauf zu gehen.
Und sogar dieses Warten war nicht aktiv sonder passiv - weil mir gar nicht so sehr bewusst.

Obiger Text ist allerdings in einer Zeit entstanden, in der ich mich gerade selbst am Boden zerstört habe.
Und bevor ich daran weiter arbeite, habe ich mir gedacht warte ich lieber ab.
Ja, auf positive Überraschungen, auf einen Morgen, der mir bringen kann was ich gar nicht suche
Denn vielleicht weiß ich gar nicht was ich noch alles er-warte, was ich alles suche ...

Wie hat einmal jemand treffenderweise über mich gesagt:
... you know what you don't want -
but you don't know what you want ...
 

Feder

Mitglied
Da gebe ich dir Recht. Sehnsucht schwingt mit ... gefunden zu werden ...
Legitim als Umkehrschluss?

Lb. Gruß,
Feder
 

pilgrim969

Mitglied
Hoffen gefunden zu werden - Suchen um zu finden
Das schließt sich gegenseitig sicher nicht aus - aber genausowenig schließt das eine das andere mit ein.
Vielmehr sind das zwei vollkommen unabhängige Dinge.
Es läßt sich vielleicht nur erklären, ob ein Mensch in seinem Leben eher aktiv oder passiv ist.
Doch auch wenn man einmal hyperaktiv ist, heisst das noch lange nicht, dass man das stets ist - mal findet man Zeit das Leben von sich selbst an einen heran zu lassen ...
 

Feder

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Sicher kennst du aber auch die Zeiten, wo sich das Leben ungefragt präsent macht, eingreift, egal in welcher Phase man sich selbst befindet. Es kann voller Überraschungen sein. In sich selbst und damit auch uns Seiten an uns selbst aufzeigen, um die wir wußten, aber, dass man sie irgendwann einmal erlebt oder lebt, für unmöglich hielt ...
 

pilgrim969

Mitglied
Wenn uns das Leben überrascht liegt es in erster Linie an unserem Selbstvertrauen,
mit dieser neuen Situation umzugehen, diese auch tatsächlich zu er-leben
oder diese abzuwenden und zu ignorieren, sie einfach als Chance ungenützt lassen.
Manchmal hat man eben Angst jene Seiten in sich aufzuschlagen
in denen man selbst noch nicht gelesen hat.
Und nur Neugier alleine wird nicht ausreichen, diese auch tatsächlich zu lesen,
es braucht eben auch etwas Mut aus sich raus - oder vielmehr: in sich rein - zu gehen ...
 

Feder

Mitglied
Mut zum Leben ist ein Ja zu sich selbst

Wenn der Mut da ist, wiedergeboren - sage ich jetzt einmal – nach einer Zeit, wo man sich selbst ignoriert hat, seine Bedürfnisse, seine Wünsche – nicht mehr in Frage zu stellen, sondern danach zu leben, ist das der erste Schritt. Angst birgt auch Lebensumstände, die gravierenderer Hemmschuh sein können. Der „Ausbruch“ aus gewohnten Mustern, vielleicht das Loslassen von Menschen, die neben uns darin verstrickt sind, macht es nicht einfacher, ändert aber nichts daran, dass man sich „befreien“ muss, wenn man nicht mit dem Leben zufrieden ist, wie es ist – sprich: wenn Bedeutsames fehlt, das Glücklichsein.
Passiv oder aktiv sein kann auch bedeuten, sich wider alle Vernunft „bequem“ zu verhalten. Aktiv zu sein, ist meist der unbequeme Part, der Konsequenzen birgt, meist auch in der Zwischensumme und damit „zunächst“ mehr unangenehme Seiten hat, die es zu überwinden gilt. Die Endsumme aber kann nur ein Plus bedeuten, solange sie im Ergebnis das Ziel hat, welches wir erreichen wollten: die erste Stufe zum Glück oder den ersten Schritt auf dem Weg der Umsetzung unserer wirklichen Wünsche an das Leben.
 



 
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