Hervorragend, lieber Ralf,
mit perfekter musikalischer Rhythmik.
Ich weiß, die Leser, die merken, daß es "glatt" läuft, jammern schnell übers Geleier, aber es fließt gut, und zwar so, daß die "war"-Schritte immer den unbetonten Ansatz halten, die anderen aber eine Prädikat-Betonung hervor-zeigen.
war stein war sand
war heisst
die zeit
ist schon
gewesen
Hier war es wichtig, die Kommata wegzunehmen: ich verstehe es so: "war" heißt: "die zeit ist schon gewesen"; und darin enthalten ist auch das kürzere "war" heißt "die zeit"; und desweiteren das englische Wort für "Krieg".
Die Prädikatsnomina davor - unbetonte Kopula "war", dann betont "stein", "sand" - sind schon Konkreta (nicht bloße Metaphern) der Vergangenheit; es ist an dieser Stelle reizvoll, daß das dritte "war" dieser Strophe nur scheinbar ein Trikolon ansetzt, in Wirklichkeit aber die Satzkonstruktion umbricht, weil dieses dritte "war" nun definiendum einer Worterklärung wird, nicht mehr bloße Kopula; das Prädikat ist ja jetzt "heisst", wie vorhin dargelegt.
Ich bin sonst der "Zeit"-Verse, die mehr Plattitüden als Überraschungen bieten, ein wenig müde, aber hier, vor allem durch die knappe Sprache und die Iamben mit den unbetonten "war"-Schritten und den kräftigeren Prädikatsschritten, durchbrochen von Perspektive-Wechseln (wie am Beispiel vorhin gezeigt), gibt es eine kluge Perlenkette, eine bunte, aus Kieseln und Glassplittern. Kein bloßer Schmuck.
Wollte nur sagen, daß das genauere Hinschauen lohnt. Ein Lied, das den Leser hineinzieht in die Schrittfolgen, Blickwechsel. Schon durch den faszinierenden Anfang mit dem "war um"-Wortspiel.
Ich wollte nur ein mittleres Beispiel herausgreifen, es gibt natürlich jede Menge mehr, keine Frage.
Wunderbar!
grusz, hansz