Was treibt die Uhr?

3,80 Stern(e) 8 Bewertungen

Mara Krovecs

Mitglied
Was treibt die Uhr?


Über der Uhr
wohnt die Zeit
aus Wolken
prasselt sie
in Zeiger
läuft - stolpert
verwandelt sich wild
haucht Wunder
dass Tage stille stehen

und doch gehen

über der Uhr
wohnt ein Ticken
rauscht in Ziffern
Stunden kauern sich
in Ohren
Münder
schaukeln Jahre

vorbei

verblätterte Seiten
falten Kapitel
knurren den Winteräpfeln
dem Ende
über der Uhr
wohnt ein Akkord
verdunstet im Klang

still
 
Liebe Mara,
deine lyrische Betrachtung über die Zeit gefällt mir sehr. Insgesamt habe ich aber den Eindruck, manche Bilder wiederholen sich. Einige wenige Kürzungen würden dem Gedicht vielleicht gut tun?!
Liebe Grüße
Karl
 

Mara Krovecs

Mitglied
Lieber Karl,

Du hast Recht, das Gedicht ist noch nicht so stimmig wie ich anfangs dachte, ;) vielen Dank für Deine Beschäftigung damit!

Ich habe ein wenig gekürzt, weiß aber noch nicht sicher, ob das die entgültige Fassung werden kann.... was meinst Du?



Was treibt die Uhr?


Über der Uhr
wohnt Zeit
aus Wolken
prasselt sie
in Zeiger
läuft - stolpert
verwandelt sich wild
auch in Wunder
dass Tage stille stehen

und doch gehen

Stunden kauern sich
in Ohren - Münder
schaukeln Jahre

vorbei

verblätterte Seiten
falten Kapitel
knurren den Winteräpfeln
dem Ende
über der Uhr
wohnt ein Akkord
verdunstet im Klang

still




Herzliche Grüße aus dem Norden


Mara
 

Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Mara,

Dein Gedicht finde ich wunderschön. Ohne wenn
und aber!

Was mich nur oft sehr nachdenklich macht ist,
das Gedichte leider oft nur Gedichte sind.
Nicht bei allen Autor/innen, aber bei vielen.

Wie sooft im Leben wird den schwierigen Dingen
im Wort mutig entgegen getreten, in der Reali-
tät verliert sich dieser Mut nur zu schnell.

Der Eintritt in die Stille, in ein "vorbei" ist
ein mutiger Schritt. Der uns Menschen allen letzt-
endlich nie erspart bleibt. In die kleine Stille
als auch in die große Stille.

Was treibt die Uhr? Die Uhr muß nicht getrieben
werden. Sie ist. Wie die Liebe.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut für Deine ganz
eigene Stille, denn in der Stille liegt viel Kraft...

Alles Liebe
Sonnenkreis
 

Mara Krovecs

Mitglied
Lieber Sonnenkreis,


ich kann in diesem Gedicht nicht so ganz erkennen, was die Protagonistin ( die Zeit) sagt und dann nicht erfüllt *lächel*
aber ich weiß natürlich dennoch was Du sagen willst.
Das hier zu beantworten, würde jedoch den Rahmen sprengen.

Ich finde nicht, dass die Zeit wie die Liebe ist.......
die Zeit hat verschiedene Rhythmen, ist schnell - langsam,( wie wir wollen) kann nachgerechnet und eingeteilt werden,
läßt etwas beginnen und beendet auch, soll sogar parallel laufen...

Die Liebe( im Sinne von Fromm) ist nicht berechenbar,will sich nicht einteilen lassen, war manchmal schon immer da und endet manchmal nie...
läßt sich von niemanden sagen ob sie falsch oder richtig ist, ist immer anders.

Was treibt die Uhr?
Was macht sie nur......warum beendet sie, warum teilt sie ein,
wer treibt sie? eine meiner Uhren wird getrieben von meiner Arbeitszeit.....eine andere meiner Uhren wird getrieben von biologischen Rhythmen ( graue Haare u.s.w *gg*)eine andere Einteilung sind die Jahreszeiten, wer schüttet soviel Zeit so differenziert in verschiedene Einteilbehälter?
Ist ein spannendes unerschöpfliches Thema.


Merci für Deine Gedanken dazu lieber Sonnenkreis und herbstliche GRüße

Mara
 

Mara Krovecs

Mitglied
Lieber Karl,

auch für Deine Rückmeldung herzlichen Dank. Ich werd's noch ein wenig beäugen, dann wahrscheinlich aber in der kürzeren Version posten.

Gruß zurück

Mara
 

Jongleur

Mitglied
Hallo Mara,

ja, unerschöpfliches und individuelles Thema! Immer wieder spannend, die Zeit, ihr Verbleib, ihre Hetze, ihr Stillstand - unser Empfinden und die Worte darüber!

Sagt mir zu, Deine Wahrnehmung. Sagen mir zu, Deine Worte.

Einzig hier habe ich mit der Grammatik meine Probleme:

knurren den Winteräpfeln
dem Ende


knurren ...
Der Hund knurrt.
Er knurrt (wen?) die Katze *an* ...

Ich knurre ..., vielleicht ist es eine regionale Verwendung?
;)

Jongleur
 

Inu

Mitglied
Mara

Im Gesamteindruck berührt mich das Gedicht, ich muss aber sagen, dass ich manche Zeile gedanklich nicht so ganz nachvollziehen kann. Jedoch als Einheit ist es ( vom Gespür, nicht vom Verstand her ) für mich stimmig.


Über der Uhr
wohnt die Zeit
aus Wolken
prasselt sie
in Zeiger
läuft - stolpert
verwandelt sich wild
haucht Wunder
dass Tage stille stehen

und doch gehen
Das ist schön.


LG
Inu
 

Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Mara,

meinen Gedankengang möchte ich kurz nocheinmal
näher erläutern; ich habe den vielleicht nicht ausführ-
lich genug beschrieben:

Sicher läuft Zeit objektiv in einer Linie, also linear.
Und dennoch hat sie Wellen, die sehr unterschied-
lich sind. Und verschiedene Melodien sowohl hören
als auch klingen lassen kann. Oder besser gesagt:
Wir Menschen sind es, welche die Zeit in ihren
unterschiedlichen Rhythmen spüren können:

Zum Beispiel auf einem Bahnhof fünf Minuten auf
einen Zug warten kann wie eine Ewigkeit sein. An-
dere Momente sind auch trotz viel Zeit nicht mehr
als ein Augenblick. Ich denke die brauche ich kaum
an einem Beispiel beschreiben.

Aber auch auf einer ganz anderen Ebene bekommt
die Zeit eine andere, als eine lineare Form. Albert
Einstein hat das nachgewiesen;)).

Ich schicke Dir aus meiner ganz neuen wunderbaren
Zeit ein paar zeiten.lose Grüße und wünsche Dir

Alles Liebe
Sonnenkreis
 



 
Oben Unten