Was wäre, wenn... 2

Julian

Mitglied
2
Sonntag, 15.07.13, 18:59 Istanbul- Tobias König, 17 Jahre
Von draußen drang orientalische Musik in unser Zimmer. Die Straßen vor unserem Hostel füllten sich langsam, jetzt, wo die Lufttemperatur langsam sank und es erträglich wurde, Zeit außerhalb von klimatisierten Räumen zu verbringen. Vor zwei Tagen war unser Flugzeug in Istanbul gelandet. Wir alle planten, diese Studienfahrt unseres Gymnasiums zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. In unserem Achterzimmer schliefen neben mir noch sechs andere Jungen aus meiner Stufe. Mit einigen davon verstand ich mich gut, andere hielt ich für Idioten- was wohl teilweise auch auf Gegenseitigkeit beruhte. In dem Gewissen, dass man noch weitere sechs Tagen mit den anderen ein Zimmer teilen musste, versuchte man aber, sich so gut es geht anzupassen und mit allen zurechtzukommen. Keiner wollte sich die Reise von Streits verderben lassen.
Wir waren gerade von einem Ausflug zu der Hagia Sofia und der Blauen Moschee zurückgekommen und waren alle etwas erschöpft von dem Fußmarsch, der hinter uns lag. In knapp einer Stunde würden wir uns wieder mit der ganzen Gruppe treffen, um dann gemeinsam in ein Restaurant zum Essen zu gehen. Weil ich mich unwohl in meinen etwas verschwitzten Kleidern fühlte, ging ich unter die Dusche. Vergeblich wartete ich auf warmes Wasser, bis ich einsehen musste, dass dieses im Moment scheinbar nicht verfügbar war. Na super. Kalt duschen. Wenige Minuten später trat ich aus der Dusche, zog mich wieder an und machte mich auf den Weg in unser Zimmer. Als ich den Flur durchquerte, kamen mir fünf Personen entgegen. Es waren die Französinnen aus dem Zimmer, das unserem gegenüber lag. Ich senkte den Kopf und ging schweigend an ihnen vorüber. Ich glaubte, ihre Blicke auf mir zu spüren, als ich die Tür zu unserem eigenen Zimmer öffnete. Bis auf Tom lagen alle auf ihren Betten und hörten Musik. Er stand vor dem Spiegel und war gerade dabei, sich die Haare neu hin zu frisieren. Als ich hereinkam, fiel sein Blick auf die Mädchen, die gerade ihr Zimmer aufschlossen. Sofort rief er: „Schaut mal da Jungs! Unsere Nachbarinnen.“ Jeremy, Basti und Tobi sprangen auf und rannten zur Tür.
„Salut!“ „Comment ca-va?“ „Voulez-vous couchez avec nous?“
Ich schämte mich für meine Mitbewohner. Die Französinnen schüttelten allesamt den angewidert den Kopf und schlugen die Tür hinter sich zu. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.
„Kommt, lasst uns mal bei denen klopfen“, schlug Tom vor. Die anderen drei stimmten grölend. Sie stürmten auf den Flug und ließen ihre Fäuste wild auf die Tür einprasseln, während sie versuchten, auf Französisch die Leute im Zimmer dazu zu überreden, zu öffnen. Ich selbst war im Zimmer geblieben, konnte aber nicht umhin, die Szene zu beobachten. Ich erwog es, den anderen zuzurufen, dass sie aufhören sollten, ließ es aber bleiben. Wie gesagt, wie jeder andere wollte auch ich einen Konflikt vermeiden. Wider Erwartens ging die Tür plötzlich tatsächlich auf. Ein schwarzhaariges Mädchen trat vor meine Zimmerkameraden und warf ihnen einige schnell gesprochene französische Sätze entgegen. Ihrem Gesichtsausdruck und Ton nach zu schließen lud sie die Jungen dabei keineswegs in ihr Zimmer ein. Während sich Tom, Basti, Jeremy und Tobi noch einigermaßen verdutzt ansahen, schlug sie ihnen die Tür wieder vor der Nase zu. Diesmal fiel es mir schwer, ein Lachen zu verkneifen. Die anderen waren allerdings keineswegs zum Lachen aufgelegt angesichts dieser Demütigung, die sie erfahren hatten.
Zurück im Zimmer berieten sie sich. „Gehen wir doch auf den Balkon“, schlug Tobi vor.
„Was soll das denn bringen?“, entgegnete Jeremy genervt.
„Ich rauch da doch immer, und ich glaube, dass man von da direkt an der ihre Scheibe klopfen kann.“
„Sicher?“, fragte Basti nach.
„Ja, relativ sicher, das müsste das Zimmer sein.“
„Also dann, los“, rief Tom, schlug seine Hände zusammen und bedeutete den anderen, ihm zu folgen. Gemeinsam stürmten sie wieder aus dem Zimmer. Ich entschied mich, die Geschehnisse von unserer Türschwelle aus zu verfolgen. Ich beobachtete die anderen, wie sie auf den Balkon rannten, wodurch sie aus meinem Blickfeld verschwanden und ich sie nur noch hören konnte. Kurz war alles still, dann fingen sie an, wie wild gegen die Scheibe zu hämmern und dabei auf Deutsch und Französisch unflätige Bemerkungen zu schreien. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und begab mich ebenfalls auf den Balkon. Das Licht im Zimmer der Französinnen war gelöscht worden, durch den dünnen Vorhang konnte man aber trotzdem schemenhaft erkennen, wie die Mädchen auf ihren Betten kauerten und versuchten, die Stimmen von draußen zu ignorieren. Plötzlich bekam ich ein schlechtes Gewissen, dass ich bisher noch nicht eingegriffen hatte, ging ans Fenster und zog Jeremy nach hinten.
„Jungs, das reicht jetzt mal.“
„Was willst du denn plötzlich?“, fragte mich Tom mit gefährlich leiser Stimme, „misch dich nicht ein.“
„Ich denke nur, dass ihr die jetzt genug genervt habt.“
„Und was geht dich das an?“ Tom machte einen Schritt auf mich zu. „Misch dich nicht in Sachen in, die dich nichts angehen, okay?“ Im Vorbeigehen rammte er mich mit seiner Schulter, dann ging er wieder ins Haus, gefolgt von den anderen. So viel zum Stressvermeiden…
Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Ich hatte das Gefühl, dass ich irgendetwas sagen musste. Ich versuchte, mir die französischen Wörter zurechtzulegen, mit denen ich meine Freunde entschuldigen konnte, aber immer, wenn ich mir einen Satz zurechtgelegt hatte, kamen mir einzelne Wörter komisch vor, jedes Mal veränderte ich ihn wieder. Mitten in diesen Überlegungen kam ich mir komisch vor, wie ich hier stand, außerdem stellte ich fest, dass das Licht im Zimmer immer noch ausgeschaltet war. Ich schlug mir innerlich an den Kopf und verließ den Balkon halb rennend. Ich ging in die Toilette und schloss mich darin ein. Verbissen versuchte ich, einen korrekten und passenden Satz zu konstruieren. Mit „Je veux seulement dire pardon pour mes copains“ war ich schließlich zufrieden. Ich atmete zweimal tief durch, öffnete die Tür wieder und ging zurück auf den Balkon. Als ich den ersten Fuß darauf setzte, ging sofort das Licht in dem Zimmer der Mädchen aus. Mein Mut schwand dahin. Trotzdem stellte ich mich vor das Fenster und atmete erneut tief ein und aus.
Mein Herz hämmerte gegen meine Brust. Ich wusste, dass ich es nicht tun würde. Ich rang innerlich mit mir. In einem Moment war ich kurz davor, den Satz zu sagen, ich bereitete bereits meine Flucht vor, nachdem ich ihn ausgesprochen haben würde. In letzter Sekunde stimmte ich mich aber selbst noch um. Ich fragte mich, was ich hier eigentlich tat, ich müsse zurück in mein Zimmer. Erneut verließ ich den Balkon fast fluchtartig.
Zurück in meinem eigenen Zimmer musste ich die abschätzigen Blicke meiner Kameraden ertragen, wenigstens sparten sie sich ihre Kommentare. Um 20 Uhr gingen wir nach unten in den Eingangsbereich, wo die anderen Teilnehmer der Studienfahrt bereits warteten. Im fast vierzig Mann starken Tross verließen wir das Hostel und suchten uns ein Restaurant, das etwas abseits der Hauptstraße lag. Ich erinnere mich noch, wie ich zwei Lahmacun bestellte, später noch einen traditionellen türkischen Nachtisch. Als wir spät in der Nacht nach Hause kamen, mussten selbst Tom und Basti die Nachtruhe der anderen Hostelbesucher anerkennen, sie wollten nicht Gefahr laufen, von den Begleitlehrern erwischt zu werden. Darum gingen sie, genauso wie wir anderen auch, schnell schlafen. Am nächsten Morgen war das Zimmer der Französinnen leer. Als Jeremy sich beiläufig bei den Hostelbesitzern nach ihnen erkundigte, erfuhren wir, dass sie das Hostel gewechselt hätten.
Den ganzen Tag war ich nicht ganz bei der Sache, konnte die Schönheit des Galataturms gar nicht richtig wahrnehmen, war in Gesprächen kurz angebunden und lief meistens für mich alleine. Ich kam nicht umhin mich zu fragen, was gewesen wäre, wenn…
Ich höre mehrere leise Stimmen auf Französisch miteinander reden. Das Licht haben die Mädchen in dem Moment ausgemacht, in dem ich den Balkon betreten habe. Ich verstehe nicht, was sie sagen.
Mein Herz hämmert. Ich schließe die Augen und versuche mich ausschließlich auf meinen Satz zu konzentrieren. Ich versuche mir vorzustellen, wie es klingen würde, wenn ich ihn aussprechen würde.
Ich kann es nicht. Und wieso sollte ich mich überhaupt entschuldigen, ich habe doch nichts Falsches getan. Was mache ich hier eigentlich?
„Je veux seulement dire pardon pour mes copains“.
Es ist schneller vorbei, als ich dachte. Im ersten Moment bin ich erleichtert. Dann kriecht die Angst in mir hoch. Was soll ich jetzt tun? Mein erster Gedanke: Rennen. Aus irgendeinem Grund bewege ich mich aber nicht von der Stelle. Es fühlt sich an, als ob ich die Kontrolle über meinen Körper verloren habe. Ich höre die Stimmen wieder, diesmal etwas lauter, aber trotzdem noch unverständlich. Dann Schritte. Jemand zieht vorsichtig den Vorhang zur Seite.
„Et toi, tu es qui?“, fragt mich das Mädchen. Sie hat lange schwarze Haare, eine runde Nase und große Augen, deren Farbe ich wegen der Dunkelheit zwar nicht zuordnen kann, die ich aber auf dunkelbraun tippe.
„Moi… je m’appelle Tobias.“ Alle Dialoge finden auf Französisch oder Englisch statt.
„Aha. Und warum sagst du Entschuldigung?“
„Ich weiß nicht… Ich fand das blöd, was meine Freunde gemacht haben.“
Ihre Gesichtszüge deuten ein Lächeln an: „Ja, das stimmt. Warte mal kurz.“ Mit diesen Worten zieht sie den Vorhang wieder zu. Ich höre sie mit den anderen wieder tuscheln, einmal glaube ich, meinen Namen zu hören, was aber auch Einbildung gewesen sein könnte. Das Licht im Zimmer geht an, wenige Sekunden später wird der Vorhang erneut aufgezogen.
„Willst du kurz reinkommen?“
Sofort schießt mir Blut in den Kopf, diesmal ist es mein Mund, der mir nicht gehorcht, vergebens versuche ich, ein „Oui“ herauszubringen, schließlich nicke ich nur mit dem Kopf.
Das Zimmer der Französinnen gleicht von der Konzeption her unserem wie ein Haar dem anderen, trotzdem ist der Gesamteindruck komplett anders. Auf dem Boden liegen keine alten Kleider, es riecht nicht nach einer Horde Jungs und die Betten sind in einem guten Zustand.
Die Mädchen sitzen immer noch auf ihren Betten, allerdings entspannter und gelassener, als es vorhin der Fall gewesen war.
„Diese Freunde da von dir, sind die immer so?“, fragt mich eine von ihnen.
„Naja, nicht immer, aber es kommt schon vor.“
„Crétins…“
Ich schmunzle. Die nächsten Minuten vergehen wie im Flug. Auch wenn die Sprache ein gewisses Hindernis darstellt, gelingt es uns, über diverse Themen zu sprechen. Manchmal, wenn ich ein Wort falsch ausspreche, kichern die Mädchen ein wenig. Am Anfang werde ich rot, später aber falle ich ins Lachen mit ein. Ich erfahre, dass sie aus Toulouse kommen, dort auf ein Gymnasium gehen und, genauso wie wir, auf Klassenfahrt sind. Eine Weile sprechen wir über Istanbul, eine Stadt, von der wir, wie sich schnell herausstellt, alle in gleichem Maße begeistert sind. Ein Gefühl für die Zeit habe ich längst verloren, eher zufällig fällt mein Blick einmal auf meine Uhr. Meine Kinnlade klappt herunter. 19:56
„Ich muss schnell gehen. Wir treffen uns in vier Minuten unten.“
„Oh, schade. Hey, was machst du morgen?“, fragt mich das schwarzhaarige Mädchen, dessen Name übrigens Elisa ist.
„Ich glaube, morgen fahren wir auf die asiatische Seite von Istanbul.“
Ist das Enttäuschung, die da über ihr Gesicht blitzt?
Elisa beugt sich zu ihrer Freundin und flüstert ihr etwas ins Ohr, die beiden sehen sich kurz an, dann nickt die Freundin.
„Wenn du Lust hast, kannst du morgen auch zu uns kommen, wir haben morgen einen freien Tag und werden einfach ein bisschen die Stadt erkunden.“
In meinem Kopf rattert es, fieberhaft suche ich nach einer Lösung. Natürlich habe ich Lust. Einerseits würde ich zwar gerne an dem Ausflug meiner Studienfahrt teilnehmen, schließlich habe ich in meinem Leben noch nie asiatischen Boden betreten, andererseits aber stelle ich es mir sogar noch deutlich besser vor, mit den französischen Mädchen durch Istanbul zu streifen. Sie sind so natürlich, freundlich und tolerieren meine Schüchternheit, als wäre sie selbstverständlich. Ich muss einen Weg finden, wie ich morgen nicht an unserem Programm teilnehmen kann.
„Ich stelle mich einfach krank, wenn die anderen losgehen. Das müsste gegen neun Uhr sein, glaube ich.“
„Okay, klopf dann einfach an unsere Tür, wenn du bereit bist“, stimmt Elisa zu und schenkt mir ein breites Lächeln, „ich geb dir mal meine Nummer, für alle Fälle.“
Wenig später stürze ich die Treppe hinunter in den Eingangsbereich, wo der Großteil der Gruppe schon wartet. Jeremy fragt: „Wo bist du denn die ganze Zeit gewesen?“
„Auf dem Klo…“, antworte ich und füge nach kurzer Überlegung hinzu, „mir geht es irgendwie nicht so gut, muss was mit der Verdauung sein.“
Als wir spät am Abend nach Hause kommen, habe ich tatsächlich ein flaues Gefühl im Magen, das ich aber weniger auf den Kebab als vielmehr auf die Aufregung vor dem nächsten Tag schiebe.
„Ah, du hast es geschafft. Super“, begrüßt mich Emélie, „wir sind auch gleich fertig, warte kurz hier, ok?“ Ich nicke, woraufhin sie mich anlächelt und die Tür wieder schließt. Kurz darauf kommen die fünf aus dem Zimmer. „Also los“, ruft Elisa. Der folgende Tag ist sicherlich einer der schönsten, den ich je erlebt habe. Zuerst spazieren wir ein wenig durch unser Viertel, dann machen wir einen Abstecher zur Blauen Moschee, die übrigens auch beim zweiten Besichtigen immer noch sehr beeindruckend ist. Gegen Mittag, als es sehr heiß wird, suchen wir uns ein kleines Restaurant, essen und trinken ein wenig und ziehen dann weiter. Während die Mädchen in einem Laden Kleider anprobieren, warte ich draußen im Schatten, als plötzlich Elisa herauskommt und mich bittet, das Kleid, das sie gerade anprobiert hat, zu bewerten. Ich genieße es, dass die Mädchen mich zwar einerseits, wann immer es möglich ist, in ihr Gespräch mit einbinden, aber es für sie auch kein Problem zu sein scheint, wenn ich mich ab und zu ein wenig ausklinke und schweigend neben ihnen hergehe. Dadurch habe ich das Gefühl, dass ich nicht unter Druck stehe, immer etwas zum Gespräch beisteuern zu müssen. Gegen fünf Uhr kommen wir zurück am Hotel an.
„Was macht ihr jetzt noch?“, frage ich.
„Wir haben nachher wieder ein Programm mit unserer Klasse, leider. Aber wir sehen uns morgen wieder, okay?“, fragt Elisa.
„Natürlich!“, antworte ich. Ich kann es kaum erwarten…

15 Jahre später
„Wann sind wir da, Papa?“, maulte Franziska auf dem Rücksitz.
„Bald, mein Schatz. Schau, da vorne ist Montauban. Vielleicht noch 40 Minuten.“, antworte ich.
„Glaubst du, dass Tante Elisa mir noch etwas nachträglich zu meinem Geburtstag schenkt?“, hakt Franziska nach.
„Ganz bestimmt, sie ist doch deine Patentante. Letztes Jahr hast du doch auch etwas bekommen. Ich bin mir sicher, dass sie etwas für dich hat.“
Damit scheint sie zufriedengestellt zu sein und versinkt wieder in ihrem Buch. Wie jedes Jahr am Tag vor Neujahr sind wir auch heute sehr früh am Morgen losgefahren, um zum Fondue in Toulouse bei Elisa und ihrer Familie zu sein und dann gemeinsam Silvester zu feiern. Morgen werden wir dann gegen Abend wieder nach Hause fahren. Meine Frau hat in den ersten Jahren dagegen protestiert, Silvester nicht zu Hause zu feiern, mittlerweile aber hat auch sie sich mit Elisa und ihrem Mann angefreundet, weswegen es hier zu keinen Komplikationen mehr kommt. Und auch wenn Franziska und Fabian sich jedes Jahr aufs Neue über die lange Autofahrt beschweren, weiß ich genau, dass es auch ihnen gefällt, mit Frédéric und Mathieu zu spielen und dann am Abend gemeinsam Kinderfeuerwerk abzubrennen.
Endlich erreichen wir Toulouse. Ich stelle den Wagen ab und wir machen uns auf den Weg zu Elisas Haus. Als wir es endlich erreichen, wird die Tür geöffnet, bevor wir überhaupt klingeln konnten.
„Endlich seid ihr da“, ruft Elisa und fällt erst mir, dann meiner Frau um den Hals und drückt uns auf jede Wange zwei Küsschen. Während sie unseren Kindern den Kopf tätschelt, kommen auch Nathan, Frédéric und Mathieu durch die Tür und begrüßen uns. In diesem Moment, in dem ich sehe, wie sich meine beste Freundin mit meiner Frau über deren Kleid unterhält, wie Nathan lachend zusieht, wie unsere Kinder sich gegenseitig jagen und der sanfte Geruch des Fondues aus dem Haus auf die Straße zieht, schießt mir die Frage in den Kopf, was passiert wäre, wenn ich damals nicht den Mut gehabt hätte, auf die Mädchen in dem Hostel in Istanbul zuzugehen. Beinah fröstelt mir bei dem Gedanken. Das Lachen der Kinder ruft mich in die Realität zurück und gibt mir die Gewissheit:
Alles ist gut.
 



 
Oben Unten