Weil es nie ein Ganzes gab

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Anonym

Gast
Rauhnachtgedanken.

Der Raum atmet Schlaf.

Die Pupille schluckt Nacht wie einen Strom dunklen Verlangens.

Vor dem Spiegel fließt das Gesicht meiner Eltern
zu etwas Fremden zusammen, das mich anstarrt,
wie die Natter vorm Biss.

Ich stoße mein Gesicht ab wie eine Krankheit
und trete nur mit den Füßen bekleidet
in den gewölbten Nachtraum hinaus.

Alle Menschen in meinem Kopf sind wie Embryonen gerollt
um den Leib ihres Kindes, das oft sehr klein ist
und bedeutungslos.

Meine Sprache ist immer kurz vor der Ankunft.

Manchmal wird einem Wort so wenig Raum geliehen, das es nie aus der Zeit fällt. Andere brechen wie Glas auf der Zunge und du schluckst dein eigenes Blut.

Immer steht einer in meinem Schatten, dessen Bewegung ich zeige - ich bin eine Hülle die gefüllt wird von Gesten, die mir widerraten.

Meine Gedanken sind grobe Balken,
denen ein Auge aufgesteckt ist.

Viel Splitter Angst laufen zusammen und fügen die Wirklichkeit zu gewohnter Struktur, die brüchig ist und rauhe Ränder hat.

Knote dein Haar in die Wipfel und dein Körper gestaltet den Raum wie die Angst ein langes Gespräch.

Dann aber falle ich und ich spüre den Frost wie eine Haut die sich spannt gegen die Gewohnheit des Herzschlags.

Wie ein Ball hüpfe ich die Stufen der Nacht hinab. Sie sind Grau und voller Kanten. Am Ende die Sonne, die hell ist und warm.

Weil es nie ein Ganzes gab...
 

Tula

Mitglied
Hallo anonym

Sprachlich außerordentlich interessant, ohne Zweifel. Inhaltlich erlese ich mir eine Verlorenheit, eine innere gewissermaßen.

Nicht negativ, aber doch eine kritische Überlegung ist die Anzahl der Bilder, die das Gedicht in der Tat etwas bruchstückhaft erscheinen lässt, ein klein wenig zu viel vielleicht, das Bild der Gedankenbalken mit dem Auge drauf liegt an der Grenze sprachlicher Effekthascherei. Ist wohl auch Ansichtssache.

Sehr gern gelesen

LG
Tula
 

Anonym

Gast
Danke Tula

Du hast mit deiner Kritik recht, gerade mit der von dir angesprochenen Zeile, - einfach den berühmten Bibelvers umdrehen und das auf diese Art und Weise ist zu viel Pseudo-Poesie und zu wenig Inhalt. Ich werde daran arbeiten.

L.G
 



 
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