Wer dichtet (gelöscht)

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MarenS

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Maren grinst bis zu den Ohren und findet das Sonett richtig gelungen. Ich habe durchaus eine Schwäche für diese Form und diese Sprache. Eine meiner positiven Schwächen, wie ich finde.

Grüße von Maren
 

Walther

Mitglied
Hi Maren,

das Gedicht gehört in die Rubrik: Ziehe mal an Deinem Ohr, es könnte sein, es träf den Rechten, vielleicht kommt da der Mann hervor, den man sah von dorten spechten.

Und wenn sich dann das Publikum angesprochen fühlt, wird es billigend in Kauf genommen. :D

Gruß W.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

ein sehr schönes Sonett!

Ja, das Leben ist unser höchstes Gut und sinnvill verwendet tut der eine dieses damit und der andere jenes. Jeder hat Fähgkeiten und Begabungen mitgebracht und der eine nutzt sie und der andere nutzt sie weniger. Bei Künstlern, gleichviel mit welcher Materie sie ihr Kunstwerk erstellen, ist es meistens so, dass sie in ungeheurem Maße angetrieben werden, das, was sich in ihrem Inneren gestaltet äußerlich sichtbar werden zu lassen. Da hilft kein Sträuben und sie essen nicht und sie schlafen kaum, weil das Werk zur Vollendung drängt. Aus ihnen spricht das sprudelnde, überquellende Leben und will Gestalt annehmen.

Wir betreiben unsere Angelegenheit hier zwar nur hobbymäßig, aber der Grundzug dieses Anbetrieben-Angestoßensens wird auch bei uns in verringertem Maße vorhanden sein. Anderenfalls würden wir uns gar nicht getrauen unsere "Werke" dem weltweitweb anzuvertrauen.Und eine gewisse Portion persönliche Eitelkeit braucht jeder Künstler ebenfalls, besomders der Schauspieler, weil er sich ja sogar "höchstselbst" als ein Teilchen in ein Kunstwerk einfügen muss.

Nun sind die Menschen verschieden, beim einen überwiegt prozentual etwas der Schöpfungswille und beim anderen überwiegt prozentual vielleicht in bestimmten Lebensphasen die Eitelkeit.

Es gefällt mir, wie Du augenzwinkernd in der letzten Strophe diese menschliche Schäche formuliert hast.

Besoners mag ich Deine dritte Strophe weil sie in aller Kürze das formuliert, was Kunst ausmacht.

Ach, und jetzt muss ich mal meine Eitelkeit hervorkramen:
korrespondiert Dein Wort vom Spiegel doch so schön mit meiner Signatur. ;)

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
Hi Vera-Lena,

der, der Wer dichtet dichtet, ist eh der größte unter den Prahlhänsen. :) Und ich steh dazu und rufe mich immer wieder zur Ordnung. Darum geht es hier. Auch.

Am Ende aber ist es der Respekt des meist egomanen Künstlers vor dem Werkstoff, den er formt: Es ist das wahre Leben, und das ist nicht artifiziell und selbstbezogen, es wird gelebt, es spielt sich in den Kunstschaffenden wie -genießenden ab. Der Leser verdient soviel Respekt wie der Künstler (mindestens), das Leben und die Schöpfung sind es, um die es geht, und der Künstler ist ein Dienender, ein Sprachrohr, das gestern, heute und morgen quasi als Meßwertgeber in einem System kommunizierender Röhren reflektiert.

Ja, und das versuchte ich in meine Worte zu fassen. Andere habe ich leider nicht.

Danke für Deine Hinweise und Überlegungen.

Lieber Gruß W.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wer dichtet


Wer soll dem Dichter einen Auftrag geben,
auf dass er für ihn dichtet, wird ein Preis verhandelt.
Es ist Elastik-Werkstoff, den er kunstvoll wandelt;
Die Tube ist ihm nur dazu gegeben.

Mit welcher Masse hat er angebandelt?
Die Fugen klaffen weit, die Kanten sind nicht eben;
Der Spachtel trocknet schwer, die Silikone kleben,
wenn man fahrig schmiert wird's schlimm verschandelt.

Der Dichter ist ein Wundertäter, schafft
ein Bild, das fugenlos und leuchtend strahlt:
Er krönt des Archtikten Werk, Gestaltungskraft.

Doch wenn der Hausbesitzer daraufhin auch prahlt,
falls hie und da noch eine kleine Lücke klafft,
dann wird der arme Dichter spät und schlecht bezahlt.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

ah, jetzt verstehe ich. An den Aspekt des Lesers hatte ich gar nicht gedacht. Aber das ist natürlich so, der Leser lebt das Gedicht ja dann auch auf seine Weise mit, und so sind beide ins Leben verflochten und eingewebt manchmal sehr punktuell auf einen Lebensaspekt ausgerichtet, den das Gedicht beschreibt dafür dann aber durch das Innehalten und Betrachten umso tiefer.

Danke für Deine Erläuterungen!
Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

den "Empfänger" der Botschaft Kunst vergessen wir im Eifer des Gefechts öfter, glaube ich. :)

Lieber Gruß W.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

was mich betriftt, ist"vergessen" ein noch viel zu schwaches Wort. Ich kann das einfach nicht, einen Text erstellen und währenddessen daran denken, wer ihn wohl lesen wird. Ich sehe mich von vorn herein ohne Leser, sonst könnte ich nicht schreiben.

Anschließend ist die Überraschung immer groß. Klar gibt es Ausnahmen. Ich habe zur Konfirmation eines Kindes aus der Nachbarschaft einen Text geschrieben und vertont, aber da, habe ich eigentlich auch nicht an das Kind gedacht, sondern an den Akt der Konfirmation.
"Es werde Dein Leben ein Segen der Wellt", so fing das Lied damals an.

Einzig bei Liebesgedichten denke ich an die betreffende Person, aber nicht in dem Sinne, dass sie das lesen wird, denn ich gebe meine Liebesgedichte niemals dem Addressaten.

Ich fürchte, ich kann das einfach nicht, an den Leser denken, während ich schreibe. Vielleicht ist das eine Schwäche von mir.??

Liebe Grüße!
Vera-Lena
 
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