Wider Leere

4,00 Stern(e) 1 Stimme
Wider Leere

Wieder stehe ich am Rand und blicke hinab in das Loch vor meinen Füßen. Wenn ich es ansehe, wird es größer und tiefer und wächst aus sich heraus. Ich starre hinein und es ist mir als umfängt es mich, um mich ist Leere. Ich kralle meine Finger hinein, schlage ihr die Krallen in den aufgedunsenen Leib und schreie.
Sie ist still, wächst wirbelnd über mir empor und spreizt ihre hässlichen Spinnenbeine, die ihr dichtes Netz aus Schwärze weben. Ohne jede Materie umarmt sie mich und drückt mir die Luft ab.
Ich falle, falle obwohl ich sicher stehe, falle haltlos in finstere Abgründe. Ich kämpfe mit Feuern und Dämonen um ein Stück schwarzes Seil und es ist kalt, als ich daran emporsteige. Doch über mir schwebt sie, die Leere, das Nichts, das riesige aufgeblähte Untier, die Bestie die alles verschlingt, und spinnt mit ihren langen Beinen sinnlos die Fäden in denen ich hängen bleibe, die ich nicht durchreißen kann. Doch sie zerbrechen wie Glas in winzige Scherben und ich...

Ich stehe am Rand und drehe mich langsam um, wende mich ab von dem Loch, in das ich einen Blick geworfen haben. Scheinbar fröhlich verlasse ich den Ort, doch weiß ich genau, ich werde wieder hier stehen, vielleicht werde ich wieder und wieder entkommen, und doch fürchte ich das einst die Leere mich auffrisst und ich von dem Loch nicht mehr weichen kann.
Ich blicke noch einmal zu ihm zurück und erkenne, wie sein Schatten mich langsam einholt.
 
I

IKT

Gast
Ziemlich beängstigend diese Vorstellung! So etwas (o.ä.)hat wohl jeder schon einmal geträumt liebe Ann-Katrin.
Du hast durch die Wiederholungen (die Leere, ins leere) die Angst wunderbar dargestellt und verdichtet. Dann der Umschwung des einfach umdrehens und gehens! Klasse aber vor allem, der Blick zurück! Ich interpretiere das so (für mich): Du kannst vor deinen Ängsten nicht weglaufen.
Gut gemacht.
LG IKT
 



 
Oben Unten