Wir machen Gummibärchen

MiraMartha

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Wir machen Gummibärchen

Heute musste Mama lange arbeiten. Papa hatte die Zwillinge Meira und Laura vom Kindergarten abgeholt und gesagt: „Heute bin ich den ganzen Nachmittag und den ganzen Abend für euch da. Wir können also tolle Dinge zusammen machen!“ Meira und Laura jubelten. Das war eine tolle Überraschung. Doch als sie mit dem Auto nach Hause fuhren, fing es fürchterlich an zu Regnen und zu Stürmen.

„Hm“, machte Papa. „Mama hat gesagt, dass ihr euch nicht erkälten sollt. Also machen wir heute lieber etwas Schönes drinnen.“ Die Zwillinge waren enttäuscht, hatten sie sich doch schon für den Zoo entschieden. Auch Fahrradfahren würden sie nicht können.
„Fernsehen?“, fragte Meira nachdenklich.
„Nein“, kam es von Papa. „Wir müssen uns was Besseres einfallen lassen.“
„Verstecken spielen?“, fragte Laura.
„Schon besser“, sagte Papa. Er überlegte selbst fieberhaft, was er eigentlich den ganzen Nachmittag und den ganzen Abend Besonderes mit seinen Mädchen machen sollte. Mama hatte ihm am Tag zuvor etwas vorschlagen wollen, doch er hatte nur abgewunken und gemeint, dass der Papa-Mädchen-Tag gar nichts mit Mamas zu tun haben solle. Mama hatte gelacht und ihm viel Spaß gewünscht.

„Ich hab\'s!“, rief plötzlich Meira laut und riss Papa aus seinen Gedanken. „Wir backen einen Kuchen!“
„Ja!“, rief Laura. „Und für Mama bewahren wir ein Stückchen auf, damit sie morgen auch was davon hat.“
„Gute Idee“, nickte Papa anerkennend und erleichtert.
Zu Hause angekommen, durchsuchten sie die Schränke nach einem Backbuch und den entsprechenden Zutaten. Papa seufzte schwer: „Wir haben kein Mehl. Und ich finde keinen einzigen Kuchen in dem Buch, der ohne Mehl auskommt. Was ist denn das für ein blödes Backbuch!“ Meira und Laura sahen ihn mit großen Augen an und Papa überlegte noch einmal ganz doll.
Dann plötzlich riss er ein paar Schubladen und Schränkchen auf. Schließlich schnippte er triumphierend mit den Fingern. „Jetzt weiß ich, was wir machen!“ Die Mädchen sahen ihn aufgeregt an.
„Wir machen Gummibärchen!“ Die Mädchen jubelten. Das hatte Mama noch nie mit ihnen gemacht. Sie hatten gar nicht gewusst, dass man die selber machen kann. Und sie liebten Gummibärchen doch so sehr. Begeistert hüpften sie auf und ab.
„Und wie macht man die?“
„Nun“, sagte Papa augenzwinkernd. „Wir brauchen einen Topf.“ Er holte einen Topf aus dem Schrank und stellte ihn auf die Herdplatte.
„Gummibärchen müssen nämlich einmal ganz doll aufkochen. Erst, wenn sie dann später abgekühlt sind, verformen sie sich in ihre Gummibärchenform.“ Die Zwillinge sahen ihren Papa zweifelnd an.
„Die machen sich selbst in die Gummibärchenform?“, fragte Meira ungläubig.
„Müssen wir die nicht zurechtkneten?“, kam es von Laura.
„Nein!“, sagte Papa bestimmt. „Das ist ja das Besondere. Gummibärchen ziehen sich, wenn sie abkühlen in ihre eigentliche Form zusammen. Wenn ihr mal ein Gummibärchen in Wasser legt, wird euch auffallen, wie es aufquillt. Aber wenn es sich zusammenzieht, kommt es in seine wunderbare Bärchenform immer wieder zurück.“
„A-ha“, sagten die beiden langsam. Papa wird schon wissen, was er macht. Sie waren gespannt. Er gab ihnen jeder einen Rührlöffel und stellte sie auf einen Stuhl, so dass sie an den Topf kamen.
„Das Rühren ist das Wichtigste“, sagte er feierlich. Er goss Wasser in den Topf und stellte den Herd an. Dann maß er Zucker ab und gab ihn zum Wasser. Meira und Laura rührten ordentlich. Als der Zucker sich aufgelöst hatte und das Wasser zu blubbern anfing, schüttete Papa ein rosa Pulver hinein. Sofort wurde das Wasser knallrot. Meira und Laura staunten.
„Was war das für ein Pulver?“ Papa grinste. „Das ist das berühmte Gummibärchenpulver.“
Das Gebräu wurde immer dicker und Papa schaltete den Herd aus. Dann nahm er zwei große Topflappen und goss die Masse in eine bunte Schüssel. Die stellte er in den Kühlschrank.

„So“, verkündete er. „Jetzt muss das bis morgen früh im Kühlschrank bleiben. Ganz langsam wird sich die Masse zusammenziehen und zum Frühstück haben wir herrlich frische Gummibärchen.“ Enttäuscht, dass sie so lange warten mussten, zogen die beiden Mädchen ab.
„Aber ihr könntet euch schon mal verstecken, denn ich komme gleich zum Suchen!“ Glucksend rannten Meira und Laura durch das Haus und versteckten sich. Sie spielten noch den ganzen Nachmittag und Abend. Sie hatten eine wunderbare Zeit mit Papa, der ab und an Pferd und Hund und Dino sein musste.

Kurz vor dem zu Bett gehen, kam Meira noch einmal an der Küche vorbei. Neugierig, ob die Gummibärchen schon erkennbar wären, öffnete sie den Kühlschrank. Die rote Masse war sehr fest geworden. Sie strich mit ihrem kleinen Finger drüber und leckte ihn ab. Es schmeckte süß, durchaus nach Gummibärchen. Aber sie fand, dass es verdächtig nach Wackelpudding aussah und schmeckte. Sie tastete vorsichtig die Oberfläche ab, sorgsam bedacht, keine Spuren zu hinterlassen. Na, dachte sie, wenn Papa da mal nicht das Pulver verwechselt hat.
„Maiiiiiiiraaaa! Bettzeit!“ brüllten Papa und Laura. Meira sprintete zu ihnen.

Am nächsten Morgen war Mama wieder zu Hause und alles verlief wie immer. Die Mädchen wuschen sich, putzten ihre Zähne, kämmten die Haare und zogen sich an. Mama deckte den Frühstückstisch. Als sie zu dritt am Tisch saßen, fragte Mama: „Könnt ihr mir vielleicht sagen, wieso im Kühlschrank eine Schüssel mit roten Gummibärchen steht?“ Ehe sie sich versah, waren Meira und Laura schon aufgesprungen und zum Kühlschrank gelaufen. Und wahrhaftig: Dort stand die bunte Schüssel von gestern. Sie war voll mit roten Gummibärchen. Bevor Mama protestieren konnte, schnappten die beiden sich je ein Bärchen und probierten. Es waren die besten Gummibärchen, die sie je in ihrem Leben gegessen hatten.

„Die haben wir gestern selber gemacht“, erzählten sie stolz ihrer Mama und hielten ihr die Schüssel hin. Mama probierte verwundert, fand die Bärchen aber auch sehr gelungen. „Ja, wie habt ihr die denn gemacht?“, fragte sie neugierig. Und so erzählten die beiden Mädchen ihrer Mama von dem rosa Gummibärchenpulver.
„Und Papa hat es aus diesem Schränkchen da geholt?“, wollte Mama wissen. Beide nickten freudig.
„Wo ist eigentlich Papa?“, fragte Laura verwundert.
„Ja, er muss auch probieren!“
Mama lachte. „Der liegt auf dem Sofa und hat Bauchweh. Ich denke, er hatte etwas zu viel Gummibärchenpulver heute Nacht.“ Sie kicherte, doch Meira und Laura verkrümelten sich schnell mit ihren selbstgemachten Gummibärchen.
 



 
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